Hallo Karl, Ulrich und Mitleser,
Ich glaube jeder OM weiß, welche Eigenschaften sein Ohmmeter hat. Da muß ich nicht noch alle Randbedingungen vorher auflisten. Ein Ohmmeter mißt - das sagt der Name schon - ohmsche Widerstände. Das tut es in einer stationären Messung. Etwas anderes kann es gar nicht. Zur Bedeutung des Adjektivs stationär bitte hier nachlesen.
Da ihr auf Genauigkeiten so viel Wert legt, möchte ich zum Ursprung des Disputs gerne zurück kommen: In diesem Beitrag von dir Karl hattest du zwei Dinge behauptet:
- Die Antenne besitzt aber tatsächlich eine reale Raumkapazität und Totkapazität...
- Der Wellenwiderstand einer Speiseleitung ist Reell UND deshalb natürlich mit dem Ohmmeter meßbar...
Die Begriffe "real" und "reel" betrachte ich als zueinander synonym . Ich nam 1. zum Anlass, um dir Karl zu entgegnen, dass dies nur "eine anschauliche Darstellung [ist], die das Verständnis über den Umweg eines Ersatzbides elektrotechnisch durch diskrete Bauelemente nachbildet."
Punkt 2. ist in zweierlei Hinsicht falsch. Die Großschreibung des Wortes UND kommt von dir, Karl. Der Zusammenhang wird dadurch für jeden als besonders wichtig markiert. Das Wort "natürlich" bekräftigt dies noch. Ich halte fest:
[list=0]
[*]Der Wellenwiderstand einer Leitung ist im allgemeinen komplex und nur in dem üblicherweise von Amateuren benutzen Bereich annähernd reell.
[*]Ich habe den Eindruck, dass dir Karl der Unterschied zwischen einem "ohmschen"- und einem "reellen" Widerstand nicht ganz klar ist. Weil wir hier ja "Ebsen zählen", muß ich allgemein feststellen, dass jeder Widerstand komplex ist. Ein klassisches Ohmmeter misst den Realteil eines ohmschen Widerstandes. Dieser Widerstand setzt die aufgenomme Leistung in Wärme um. Das machen aber nicht alle reelen Widerstände (besser sollte man schreiben: Realteile von komplexen Widerständen)! Reelle Widerstände im oben genannten Sinn können, müssen aber nicht ohmsch sein. Umgekehrt sind ohmsche Widerstände je nach mechanischem Aufbau zumindest bis zu einer oberen Grenzfrequenz als reell zu betrachten.
Um den Unterschied zu veranschaulichen und in Erinnerung zu bringen, gab ich schon in meiner ersten Erwiderung das Beispiel des (in üblichen Bereichen) reelen Wellenwiderstandes einer Leitung und etwas später des Verlustwiderstandes eines Schwingkreises. Das gilt auch für den Realanteil des Strahlungswiderstands einer Antenne. Diese Realanteile, oder kurz gesprochen, diese reelen Widerstände, sind mit einem Ohmmeter direkt nicht messbar. Sie haben die Eigenschaft, dass man zu ihrer Messung einen Wechselstrom bzw. eine nicht-stationäre Messung (periodisch oder durch Impulse) benötigt. Strom und Spannung sind bei einem reellen Widerstand in Phase. Nur deshalb wirken sie als reeller Widerstand! Die Grenze zwischen DC und AC hatte ich dir auch definiert. Sinngemäß gilt das auch für Impulse.
Im Fall des Wellen- und des Strahlungswiderstandes wandeln diese reellen Widerstände keine Energie in Wärme um, wie es jeder ohmsche Widerstand (überwiegend muß ich zur Genauigkeit sagen) tut, sondern in Feldenergie. Der Verlustwiderstand eines Schwingkreises wandelt den durch ihn fliessenden Wechselstrom dennoch in Wärme um. Daher heißt er ja auch "Verlustwiderstand". Allenfalls in einem LC-Serienschwingkreis kann man den Serien-Verlustwiderstand mit einem Ohmmeter näherungsweise abschätzen, vernachlässigt dabei Streu- und Stromverteilungsverluste, sowie die geringeren kapazitiven Verluste.
[*]Da man weder verustlose Leitungen noch welche von 300000km Länge kaufen kann, wird der normale Amateur mit seinem Ohmmeter nichts außer vielleicht den Querverlustwiderstand (G-Ohm Bereich), hervorgerufen durch das Dielektrikum, messen können. Alle im Thread nun folgenden Betrachtungen beziehen sich immer auf die implizit einem Ohmmeter innewohnende Eigenschaft, für stationäre Messungen konstruiert worden zu sein. So etwas muss man nicht noch extra erwähnen, da es eine inhärente Eigenschaft ist. Selbst wenn man an einer Leitung unbekannter Länge mit einem Ohmmeter kurzzeitig einen Wert messen würde, so dürfte man nur daraus schlußfolgern, dass man kurzzeitig einen ohmschen Widerstand gemessen hat. Die Tatsache, dass diese Anzeige aber nicht stationär ist, zeigt ganz deutlich, dass der gemessene Widerstand kein ohmscher Widerstand sein kann! Reell ist er in weiten Frequenzbereichen trotzdem, doch auch das kann man mit einem Ohmmeter nicht feststellen.
Dass man ein Ohmmeter auch für andere Dinge unter völlig anderen Randbedingungen verwenden kann, ist eine ganz andere Sache. Ich benutze es manchchmal auch als Papierbeschwerer für Schaltpläne (Verzeihung: Stromlaufpläne). Auch für Impulsmessungen niedriger Frequenz kann man es vielleicht irgendwie einsetzen. Es würde dann im Idealfall den Mittelwert anzeigen. Doch darum ging es in meiner ersten Entgegnung (siehe oben) gar nicht! Hier einen Spezialfall langsam zu entwickeln, der für den normalen OM kaum Praxisrelevanz hat, ist völlig daneben und hilft dem eigentlichen Thema nicht weiter. Wenn du Karl dein Ohmmeter zur Messung des Wellenwiderstands einer Leitung als eine übliche Messmethode einsetzt, so ist das deine Angelegenheit. Schreibe doch einen Artikel darüber! 99,99% aller anderen Mitleser messen mit ihrem Ohmmeter zwischen Innenleiter und Abschirumg bei einem am Ende offenen Koaxkabel jedoch nichts. Und das ist auch richtig so. Nur darum ging es!
[/list=1]
Zum eigentichen Thema (es ging um die Modellvorstellung C1, C2 und Rs0) hast du Karl nichts weiter gesagt. In diesem Thread sollte es auch eigentlich um die Antenne von HB9ABX gehen.
Wenn das "Antennen-Schach" sein sollte, so muss ich festhalten, dass es elektrotechnische Grundlagen sind. Darüber kann man keine zwei Meinungen haben. Man kann es allerdings nicht ganz richtig verstanden haben oder sich falsche Vorstellungen zurecht gelegt haben. Nur das ist der Grund, warum ich hier schreibe. Es geht mir darum falsche oder mißverständliche Darstellungen aufzuklären, wenn ich was dazu beisteuern kann. Ich brauche die Diskussion nicht für mein Ego und muss am Ende auch keine praxisfernen Sonderfälle zitieren, um doch noch Recht zu behalten. Der Verlauf dieser Diskussion hier wird mich auch kaum von weiteren fern halten. Keine Bange
Ich glaube die Inhalte und Standpunkte sind nun breit und ausdauernd genug dargestellt. Jeder Mitleser kann und sollte sich durch Lesen des ganzen Threads selbst ein Bild davon machen. Ich möchte dieses Teilthema damit gerne abschliessen, denn das QRP-Forum ist meiner Meinung nach kein wissenschafliches Forum, sondern ein Forum für den Selbstbau und die gegenseitige praktische Hilfe unter (Funk-)Amateuren. Unter Wissenschaftlern geht es zwar machmal auch hart zu, sie halten sich aber meist an diesen Grundsatz:
QuoteOriginal von Carl Friedrich Gauss, Mathematiker, 1777 – 1855
Den mathematisch Ungebildeten erkennt man an seiner maßlosen Genauigkeit im Zahlenrechnen.
Im übertragenen Sinne (Maßlose Genauigkeit) scheint mir das hier auch zuzutreffen. Wissenschaftlich hammerharte Aussagen wollte ich hier nicht schreiben, denn das braucht hier niemand. Erbsen zählen wollte ich daher auch nicht, ihr zwingt mich aber dazu. Wenn ihr meinen Beitrag nun wieder ganz oder teilweise als Polemik bezeichnen wollt und weiterhin nicht auf meine einigermaßen klar und hoffentlich unmißverständlichen, praxisbezogenen Antworten eingeht, so entgegne ich euch, dass dies nichts als Dialektik wäre. Dafür ist mir die Zeit dann doch zu schade, denn es kommt inhaltlich nichts Neues mehr dazu.