Eine Frage der Chemie

  • Das ist bestimmt jedem schon mal passiert, ausgelaufene Batterien oder Akkus oder Elkos...

    Die Gelegenheiten sind vielfältig. Batterien wurden in einem Messgerät, das selten benutzt wird, einfach mal vergessen. Akkus werden alt und wurden "überladen" oder große Elkos ergießen sich auf Platinen, weil die einfach irgendwann "zuviel Druck im Zylinder" haben.

    Das Bild zeigt beispielhaft ein noch recht harmloses Symptom: Auf der Unterseite eines Handfunkgerätes sind die Kontakte zum Akkusatz grün oder blau angelaufen und "schmierig".

    Mir stellt sich die Frage, was sollte ich tun, wenn ich das entdecke? Was kann ich tun, um chemisch angefressene Kontakte oder Leiterstreifen auf Platinen vor weiteren Schäden zu schützen? Könnte man das durch ein chemisches Neutralisieren des aggressiven Elektrolyts bewirken, z.B. etwas zum Aufpinseln?

    Nicht jede Platine, nicht jeden Batteriehalter kann oder will man von dem betroffenen Gerät trennen zerlegen und waschen. Noch haben die betroffene Kontakte oder Platine vielleich ausreichend Substanz. Ich würde dem weiteren Zerfall aber gern Einhalt gebieten. Nur wie?

    Wer kennt sich mit den üblichen Chemie-Cocktails so gut aus, dass ein paar praktikable Tipps zusammen kommen?

    73 Andy

  • Das Thema ausgelaufenes Elektrolyt bei Elkos (nicht akkus) wurde hier schon mal in der Vergangenheit angeschnitten. Vielleicht hilft das schon mal zum Start weiter.

    DK1RM
    August 6, 2011 at 9:43 AM

    Neben der mechanischen Reinigung wird von manchen Akkuherstellern die Verwendung von Wattestäbchen mit einer schwachen Säure, in diesem Falle Essigsäure, und Zusatz von Spiritus zum Lösen von ausgelaufenen Elektrolyt Rückständen empfohlen.

    73, Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Halllo Günter,

    schwache Säure und Spiritus, OK das macht Sinn. Hinterher etwas säurefreies Kontaktfett für den Schutz der angegriffenen Oberfläche ist wahrscheinlich auch sinnvoll.

    Ich habe auch in dem anderen Thema grlesen, aus dem Du zitiert hast.

    73 Andy

  • Das stammt noch aus einer Zeit als sich die Reparatur von Fernbedienungen noch gelohnt hat und hat sich bewährt:

    Entfernen der Verschmutzung mit großzügig Isopropanol und weichen Bürstchen und Reinigungsstäbchen. Mit Kontakt WL nachspülen. Das wirklich alle Verschmutzungen entfernt werfen ist dabei sehr wichtig.

    Sollten die Kontakte bereits stark korrodiert sein, kann die Korrosion mit einem Glaspinsel entfernt werden, anschließend wieder mit Kontakt WL spülen.

    Bei allen arbeiten muss der persönliche Schutz beachtet werden, also so arbeiten das nix an die Hände, Kleidung oder in die Augen gelangen kann!

    Kein Kontaktfett verwenden, wegen möglicher Übergangswiderstände. Falls wirklich erforderlich, besser die Oberfläche mit Leitsilber oder Vergoldungsstift wieder veredeln.

  • Die Batteriehersteller schreiben, die austretenden Salze seien überwiegend basisch (Ammonium- bzw. Kaliumkarbonat), daher reicht Spiritus oder Isopropanol nicht aus, sondern ein wässrig saures Medium als Lösemittel wirkt effektiver, um die Rückstände zu reinigen. Die ausgetretenen Stoffe seien übrigens nicht giftig. Man sollte halt nicht dran lecken, es verschlucken oder in die Augen reiben.

    Ausgelaufene Batterien: Gefahrenpotenzial und sicherer Umgang
    Beinahe jeder hat schon einmal erlebt, dass eine Gerätebatterie ausgelaufen ist. Durch einen umsichtigen Umgang können Sie mögliche Gesundheitsgefahren…
    www.umweltbundesamt.de


    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Hallo Andy,

    Mir stellt sich die Frage, was sollte ich tun, wenn ich das entdecke? Was kann ich tun, um chemisch angefressene Kontakte oder Leiterstreifen auf Platinen vor weiteren Schäden zu schützen? Könnte man das durch ein chemisches Neutralisieren des aggressiven Elektrolyts bewirken, z.B. etwas zum Aufpinseln?

    Nicht jede Platine, nicht jeden Batteriehalter kann oder will man von dem betroffenen Gerät trennen zerlegen und waschen. Noch haben die betroffene Kontakte oder Platine vielleich ausreichend Substanz. Ich würde dem weiteren Zerfall aber gern Einhalt gebieten. Nur wie?

    nach dem Entfernen des Akkus wird Dir nichts anderes übrig bleiben, als das Gerät möglichst weit zu zerlegen. Dabei musst Du nicht die Kontakte vom Gehäuse oder einer Leiterplatte trennen. Es reicht, wenn die Innenseite des Geräts gut zugänglich ist. Dann stellst Du das Gerät in eine mit Spiritus gefüllte Schale und pinselst die betroffenen Stellen unter Zuhilfenahme eines möglichst feinen Pinsels (Schulpinsel/Malpinsel) mit Spiritus ein. Spiritus (sprich Alkohol) löst sehr viele Substanzen und wird auch mit den Elektrolytrückständen fertig. Das Klebrige sollte dann auch weg sein.

    Dieser Vorgang sollte mehrmals wiederholt werden, denn erst nach dem Trocknen wird Stunden oder machmal Tage später erst sichtbar, wo sich noch Elektrolytreste verborgen haben.

    Erst wenn das Gerät wirklich sauber ist, kannst Du die ramponierten Flächen mit einem Kontaktspray Deiner Wahl beträufeln.

    73/72 de Ingo, DK3RED - Don't forget: the fun is the power!

    Edited once, last by DK3RED (September 7, 2024 at 8:40 PM).

  • Ich habe vor kurzem nach einem Netzartikel erstmals 25%ige Essig-Essenz verwendet, per Wattestäbchen. Gibt es überall <1 Euro. Das ging hervorragend und besser als frühere Versuche mit normalem Essig, Zitronensäure, u.ä.. Zum "Nachwaschen" verwende ich z.Zt. sauberes Ethanol aus der Apotheke, wo als Klassiker beim Kauf immer die Frage nach "Eierlikör ??" kommt. :) . (Ist eigentlich mehr als medizinisches Desinfektionsmittel gedacht, außer zum ..... :) ). Isoprophylalkohol ist normalerweise das Entfettungsmittel (IT-QRL) und zum "Abwaschen" (nicht medizinisch anwenden), aber das hatte die Apotheke gerade nicht.

    73 Peter

  • Es war schon immer etwas teuerer, einen besonderen Geschmack zu haben. Der Unterschied zwischen reinem, trinkbaren Ethanol (vulgo Alkohol) und Spiritus ist die Versteuerung. Reiner, trinkbarer Apothekenalkohol ist mit 13,03 € je Liter versteuert. Spritus wird mit einem übelriechenden Zusatz untrinkbar gemacht (vergällt) und ist daher steuerfrei und spottbillig. Von der Reinigungswirkung gibt es keinen Unterschied, geschmacklich schon - Spiritus ist für Eierlikör nicht geeignet. Isopropanol (vulgo Isopropylalkohol) ist wegen der besseren Lösewirkung vorzuziehen und riecht auch besser. Isopropanol ist der Hauptbestandteil gängiger Händedesinfektionsmittel. Eine Mischung aus verdünnter Essigsäure (Essigessenz) und Isopropylalkohol hat mir bis jetzt immer gut geholfen, diese salzigen Rückstände zu lösen.

    73, Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Die Batteriehersteller schreiben, die austretenden Salze seien überwiegend basisch (Ammonium- bzw. Kaliumkarbonat), daher reicht Spiritus oder Isopropanol nicht aus, sondern ein wässrig saures Medium als Lösemittel wirkt effektiver, um die Rückstände zu reinigen.

    Guenter, so isses. Ich nehme dazum immer ein wenig weissen Essig aus der Kueche und Q-Tips. Damit reinige ich solange, bis alles runter ist. Dann wasche ich mit Trinkwasser nach. Gefiltertes, ohne Chlor. Einige Geraete haben seit der Reinigung mehr als 20 Jahre hinter sich und sie funktionieren immer noch.

    Bemerkung am Rande: Duracell Batterien haben sich in dieser Hinsicht als extrem schlecht erwiesen. Die sind mir oft Jahre vor dem Ablaufdatum in unbenutztem Zustand ausgelaufen. Aufpassen muss man auch bei in deren Fabriken hergestellten andere Marken, bei uns z.B. Kirkland. Ich kaufe diese Marken grundsaetzlich nicht mehr. Wo es nicht mehr zu retten war, habe mir in jedem dieser Faelle von Duracell den Neupreis der betroffenen Geraete erstatten lassen. Einmal boten sie mir sogar an, die fachmaennische Reparatur des darunter versauten Einbauschrankbretts zu uebernehmen, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich das schon selbst erledigt.

    73, Joerg

  • Bin erst jetzt vom QRL zurück. Daher meine späte Rückmeldung.

    Ich möchte mich für die Beiträge bedanken. Habe mir eine Mischung aus 1/3 Essigessenz und 2/3 Isopropanol zubereitet. Diese werde ich mal versuchsweise anwenden, dann nachspülen, trockenpusten und die Kontakte so schön sauber machen. Ich hoffe, die Zersetzung der Kontakte auf diese Weise stoppen zu können.

    73 Andy

    Edited once, last by DH5AK (September 8, 2024 at 10:22 PM).

  • Eigentlich beides getrennt und pure. Erst Essigessenz unverdünnt zum entfernen der Salze, danach Isopropanol zur Reingung von restlichem "Schmutz", i.d.R. von den fettigen Fingern ... :) .

    Du kannst Feuer und Wasser ja auch nicht mischen.... *duck* (ebenfalls hitzegeschädigt aus Urlaub zurück).

    73 Peter

  • Von dem ehemaligen Surplushändler Singer in Aachen wurde Vaseline als Kontaktfett nach der mechanischen Reinigung empfohlen. Es schützt die Kontaktoberfläche, gleitet auf Druck beiseite, sodass elektrischer Kontakt hergestellt wird, und bedeckt die Oberfläche wieder, sobald der Kontaktdruck weggenommen wird. - Selbst probiert habe ich das aber nicht.

    Jürgen DL2JMB

  • Fett jeder Art auf elektrische Kontakte ist sehr heikel. Ich fette ausschließlich bei der Autobatterie die Anschlüsse mit speziellem Batteriefett, i.d.R. nach der Montage. Selbst wenn das Fett oder Öl harzfrei ist, ist es immer ein Staubfänger. Durch Dampfradio-Reparaturen bin ich ziemlich eisern bei elektrischen Kontakten fettfrei. Ansonsten schmiere und öle ich bewegliche Teile recht gerne (nach vorheriger Säuberung, außer in alten Radios und Feinmechanik wie Potis, Drehkos, Skalenantriebe, ...), elektrischen Kontakte nie und nirgends.

    Bei schwach belasteten Schalt-Kontakten riskiert man eine Isolationsschicht, bei starker Belastung dann Abbrand (Verkohlung des Fetts). In den Hand-Funkgeräten werden ab und an die Akku/Batterie-Kontakte gereinigt, aber nie gefettet. Gleicher Grund wie vor.

    73 Peter

    Edited once, last by DB6ZH (September 10, 2024 at 7:32 PM).

  • In der Zeit, als noch Hub-Drehwähler die Telefontechnik beherrschte, gab es Siemens Wählerfett, dort war feines leitendes Material eingearbeitet. Dunkle Masse mittlerer Konsistenz. Sehr feines Zeug und nur minimal auftragen. Hauchdünn, Papierstreifen. Hält ewig, habe noch was aus den 80igern im Glastöpfchen. Benutzte ich ab und an bei Relais. Korrektur nach Rückblende der Vergangenheit: Ich benutze es dezent und bei ganz bestimmten Arten von Schiebeschaltern. Sonst habe ich andere Methoden jenseits von Kontaktsprays.

    73, Michael, DF2OK.
    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG GM ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~ QRZ.COM ~
    "Dat Sichtbore hebbt wi verloorn, aver dat Erinnern blifft jümmers in uns Harten." Das ist plattdeutsche Sprache.

    Edited once, last by DF2OK (September 12, 2024 at 12:02 PM).

  • Hallo Michael,

    der Hinweis

    In der Zeit, als noch Hub-Drehwähler die Telefontechnik beherrschte, gab es Siemens Wählerfett, dort war feines leitendes Material eingearbeitet.

    ist kontraproduktiv! Nicht umsonst hieß es Wählerfett und nicht Relaisfett. Es diente einzig dazu, die Reibung zwischen den mechanisch aufeinander gleitenden Teilen eines Hebdrehwählers zu minimieren. Lasse Dir das von einem Fernmeldemechaniker gesagt sein, der die Hebdrehwähler in Schuss halten musste. Irgendjemand kam bei der Post einmal auf die Idee, statt des Wählerfetts Silikonöl zu verwenden. Das Zeug verteilte sich zwar gut auf den aufeinander gleitenden Metallflächen und haftet dort gut,, kroch aber auch auf die Kontakte. Eine einmal mit Silikonöl "verseuchte" Vermittlungsstelle blieb auch nach Jahren des Putzens immer noch das Problemkind. Man dürfte noch nicht einmal das Werkzeug von einer "verseuchten" Vermittlungsstelle zur einer anderen/gesunden mitnehmen.

    Daher: Finger weg von Fett an Kontakten, wenn man deren Einsatzzweck nicht sehr genau kennt und beachtet! Einzige Ausnahme für Fett an stark strombelasteten Kontakten ist speziell dafür hergestelltes Kontaktfett. Das zum Beispiel an Batteriekontakten verwendete Polfett ist jedoch kein Kontaktfett, da es wie jedes andere Fett nicht leitet. Polfett hat nur die Aufgabe, die Bildung einer Oxidschicht durch den dort vorhandenen chemischen Angriff zu verhindern. Der Kontakt wird durch das Anpressen des Polanschlusses beim Festschrauben erreicht.

    Echtes Kontaktfett ist zwar vom Prinzip her auch nur Fett, enthält jedoch kleinste Mengen Kupferpulver, durch das es leitend wird. Kontaktfett hat in erster Linie nicht die Aufgabe, den Übergangswiderstand zu verringern, sondern den Verschleiß durch Elektrokorrosion zu mildern und dadurch die Zeit bis zum Auswechseln des Kontakts zu verlängern. Elektrokorrosion tritt vorwiegend an Kontakten auf, durch die richtig viel Strom fließt. Ich würde Kontaktfett daher nie an solchen Kontakten einsetzen, an denen lediglich der durch eine kleine NF- oder HF-Spannung verursachte Strom fließt.

    73/72 de Ingo, DK3RED - Don't forget: the fun is the power!

  • Bei der Verwendung von Lösungsmitteln sollte man generell Vorsicht walten lassen. Viele sind davon schwer leberschädigend und es reicht Einatmen oder Hautkontakt, um eine entsprechende Körperschädigung zu verursachen. z. B Isopropanol ( das Merkblatt/ Gefahrenstoffhinweis wurde geändert!)

    (Trichlorethylen usw. also besonders die Gruppe der chlorierten Kohlenwasserstoffe)

    Roland, OM4VK

  • Also bitte die Kirche im Dorf lassen. Lösemittel auf der Basis von chlorierten Kohlenwasserstoffen sollte man nicht mit Isopropanol in den gleichen Topf werfen. Niemand hat hier das giftige und krebserregende Trichloräthylen empfohlen, es ist in der EU auch nicht frei erhältlich. Isopropanol oder Brennspiritus gelten hals harmlos, es steht in der Drogerie oder im Baumarkt im Regal. Und auch in den Sprühdosen von Kontaktchemie oder im Bremsenreiniger findet man hauptsächlich Mischungen von Waschbenzinen und Isopropanol

    Wenn Isopropanol so körperschädigend sein soll, wieso ist es dann nach Empfehlung der WHO der Hauptbestandteil der gängigen Händedesinfektionsmittel, wie sie in Drückspendern überall anzutreffen sind? Trinken oder in die Augen reiben sollte man Reinigungsmittel grundsätzlich nicht. Die Gefahrstoffhinweise für Äthylalkohol/Ethanol (landläufig Trinkalkohol oder Spriritus) sind nahezu gleichlautend, Isopropanol ist demnach nicht sonderlich gefährlicher als Brennspiritus.

    Offizielle Gefahrenhinweise Iospropylalkohol/Isopropanol:
    H225 Flüssigkeit und Dampf leicht entzündbar.
    H319 Verursacht schwere Augenreizung.
    H336 Kann Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen.

    Sicherheitsdatenblatt Isopropanol:

    https://www.gsd-deutschland.de/downloads/IsopropanolSDB.pdf


    Sicherheitsdatenblatt Brennspiritus (Alkohol)

    https://www.chemos.de/import/data/msds/DE_de/64-17-5-A0288495-DE-de.pdf


    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    Edited 18 times, last by DL4ZAO (September 12, 2024 at 9:17 AM).

  • Sicherheitsdatenblätter sind mit den Berufsgenossenschaften abgestimmt

    es geht dabei auch um die Anerkennung von Berufskrankheiten

    und dabei gibt es eine große Grauzone.....

    Roland, OM4VK