Wie ausgelaufenes Elektrolyt entfernen?

  • Moin zusammen.
    Vor ein paar Tagen hat sich mein HP-Logikanalysator (natürlich mitten in einer Messung) "verabschiedet". Die Suche nach der Fehlerursache ergab: Schaltnetzteil schaltet sich etwa im Sekundentakt ein und aus, und verbreitet dabei einen (ziemlich penetranten) Geruch nach "verbrannter Leiterplatte"... Die optische Untersuchung ergab zunächst keinerlei Auffälligkeiten: Keiner der (schon in die Jahre gekommenen) Elkos zeigt Anzeichen von "Überdruck", kein verschmortes Bauteil, aber bei jedem (kurzen) Einschalten für eine Messung mehr Gestank. Beim Aufnehmen der Schaltung (Schaltplan nicht zu bekommen) fielen mir dann die Lötstellen dreier Widerstände auf, von denen eine (oben) korrodiert ist, und sich zwischen den anderen beiden ein schwarzer Kleks einer unbekannten Substanz befand (gebildet hatte?). Da sich diese Lötstellen direkt neben einer Batterie von Elkos befand, habe ich einen Elko ausgelötet, was meinen Verdacht bestätigte: Elektrolytverlust durch die Gummidichtung der Anschlusspins, obwohl der obere Deckel keinerlei Verformung zeigt. Der Elko hat übrigens noch mehr als 80% seiner Nennkapazität. Aber das ausgelaufene Elektrolyt hat anscheinend eine (recht gut leitfähige) Brücke zwischen den Widerständen erzeugt, was vermutlich die Regelung des Netzteils durcheinanderbringt. Ausserdem scheint diese Suppe dort zu verkohlen, was den strengen Geruch verursacht. Noch ist mir unbekannt, ob das nun der Fehler ist. Ich möchte vor dem nächsten Einschalten erstmal diese Elektrolyt-Pampe möglichst rückstandslos entfernen. Momentan versuche ich es mit Isopropanol und Wattestäbchen. Aber reicht das? Hat jemand Erfahrung mit diesem ekligen Zeugs?


    73 de Roland / DK1RM

  • Hallo Roland,


    Die auslaufende Pampe aus Elkos ist meist basisch und zerfrisst Dir mit der Zeit die Leiterbahenen, wenn Du sie nicht neutralisierst.
    Daher ist nach der Entfernung des Gröbsten eine Neutralisierung mit einer leichten Säure (z.B. Essigsäure) angebracht.


    73, eric1

  • Moin Eric1,

    Daher ist nach der Entfernung des Gröbsten eine Neutralisierung mit einer leichten Säure (z.B. Essigsäure) angebracht.


    und danke für den wichtigen Hinweis. Glücklicherweise habe ich vor Kurzem (beim Aufräumen/Entmisten) noch ein Päckchen "Neutralit"-Indikatoren wiedergefunden. Damit kann ich dann sicherstellen, daß mir nachher nicht die Säure statt des Elektrolyten die Bauteile zerfrisst;)


    73 de Roland / DK1RM

  • Moin zusammen,
    nachdem ich die vermutete Fehlerstelle sorgsam "behandelt" hatte, muste ich feststellen, daß diese Stelle wohl nicht die eigentliche Fehlerursache darstellt. Also blieb mir nichts Anderes übrig, als das ESR der "Hauptverdächtigen" (Elkos, gut 30 Stück in dem Netzteil) mal zu prüfen. Dazu habe ich mir erstmal ein ESR-Messgerät (erweiterte Schaltung nach VE2AZX) gebaut. Prinzipiell kann ich damit ja Elkos messen, ohne sie ausbauen zu müssen. Nur leider sind in dem vorliegenden Gerät meist mehrere Elkos parallel geschaltet -> also doch ausbauen... Angefangen habe ich bei dem "5.2V-Teil", in dem 8x1000µF/35V (da haben sich die Entwickler noch richtig etwas dabei gedacht) verbaut sind. Fast alle Elkos in dieser Batterie sind auf der Unterseite "etwas saftig", haben aber ein ESR in der Gegend von < 100mOhm. Nach dem Ausbau ist mir jedoch eine Stelle aufgefallen, an der sich noch so ein seltsamer, grauschwarzer "Kleks" befindet (siehe angehängtes Foto). Und die Leiterplatte in dem umgebenden Bereich sieht mir so aus, als hätte sie sich erwärmt (Verfärbung), was durchaus meiner Geruchswahrnehmung entsprechen würde. Daher meine Frage: Daß das Elektrolyt Leiterbahnen anfrisst, ist mir (nun, Dank Eric1) bekannt, nur zerfrisst das Zeugs ggf. auch den Lötstoplack, und kann zu somit "leitenden Verbindungen" führen? Ich habe bisher noch keine Widerstandsmessung zwischen dem Pin des Elkos und der Leiterbahn (kommt vermutlich aus der "-12V-Ecke", Schaltplan ist leider nicht verfügbar) vorgenommen, um nichts zu beschädigen/verändern, was Jemandem einen Hinweis geben könnte.


    73 de Roland / DK1RM

  • Roland,


    meist ist das kein zerfressen, sondern schon Überschlag bzw. Leitweg des Stromes mit hohen Ampere


    Hier musst du richtig ran !
    Schau Dir den Stempel auf den Elkos an von wann die sind ?
    Wenn das Gerät wertvoll ist, würde ich alle durch neue ersetzen (also Vollsanierung)
    Du vermeidest so dass einer nach dem anderen so "ausläuft" und Dir das Leben versauert!


    73, eric1

  • Moin Eric1,

    meist ist das kein zerfressen, sondern schon Überschlag bzw. Leitweg des Stromes mit hohen Ampere

    da hast du vermutlich Recht, denn nach der ersten Reinigung sieht die Leiterplatte so aus, wie im angehängten Bild. Nicht nur, daß der Lötstoplack an der betroffenen Stelle "weg" ist, anscheinend hat auch die Leiterplatte "etwas abbekommen": Die betroffene Region bleibt auch nach mehreren "Auflösungsversuchen" rauh, und sieht verkohlt aus. Da werde ich wohl den betroffenen Teil des Basismaterials "abtragen" (wegfräsen?) müssen... Solche Auswirkungen kenne ich bisher nur von "billigen" (Netz-) Steckerleisten, in die mal Wasser gelaufen ist.


    Hier musst du richtig ran !

    Das habe ich schon befürchtet ;)


    Schau Dir den Stempel auf den Elkos an von wann die sind ?

    Unterhalb der Angabe "105°C" (also schon "etwas besseres Material") steht "9027". Das Layout der Leiterplatte stammt (laut Aufschrift) von 1987. Also ist anzunehmen, daß die Elkos gut 20Jahre "auf dem Buckel haben". Ich habe heute nochmal die Kapazitäten nachgemessen: Alle zwischen 830 und 850µF, also durchaus noch im "Toleranzbereich". Keine "Ausreisser" -> Die Dinger scheinen wirklich aus einer Produktionscharge zu stammen.


    Wenn das Gerät wertvoll ist, würde ich alle durch neue ersetzen (also Vollsanierung)
    Du vermeidest so dass einer nach dem anderen so "ausläuft" und Dir das Leben versauert!

    Das Gerät ist schon recht "einzigartig" -> 80Kanäle, 100MS, ohne "PC-Pflicht". Von daher scheue ich auch nicht den notwendigen Kosten- und Arbeitsaufwand. Nur danach sollte das Teil auch noch einige Jahre funktionieren! Ich befürchte, daß das mit dem heutzutage erhältlichen "Bauteilschrott mit eingebauter Haltbarkeitsbegrenzung (persönliche Meinung)" kaum zu realisieren ist. Oder kennst du eine Quelle, wo man noch ordentliches Material (wie das im diesem Gerät verbaute) bekommt?


    73 de Roland / DK1RM

  • Hallo Roland,

    Zitat


    Das Gerät ist schon recht "einzigartig" -> 80Kanäle, 100MS, ohne "PC-Pflicht". Von daher scheue ich auch nicht den notwendigen Kosten- und Arbeitsaufwand. Nur danach sollte das Teil auch noch einige Jahre funktionieren! Ich befürchte, daß das mit dem heutzutage erhältlichen "Bauteilschrott mit eingebauter Haltbarkeitsbegrenzung (persönliche Meinung)" kaum zu realisieren ist. Oder kennst du eine Quelle, wo man noch ordentliches Material (wie das im diesem Gerät verbaute) bekommt?


    Also "gute Cs" gibt es bei RS-online, Mouser, usw. du musst nur nach hoher Temp und low ESR schauen z.T. findest Du dann die Hersteller auch bei Reichelt und Conrad , aber halt nicht immer !!
    Hier ist akribische Datenblattnachschau notwendig !
    Viel mehr als 20Jahre machen aber die modernen Cs aber auch nicht !!!


    Wir haben so schon HP und Anritsu SAs repariert, weil da will man auch nicht alle 4 Wochen ran !!


    73, eric1

  • Hallo Roland,


    auf dem letzten Bild sieht es so aus als ob an zwei Seiten der Elkobatterie Kühlkörper in unmittelbarer Nähe stehen. Wenn das so ist, sehe ich das als Konstruktionsfehler. Läuft das Gerät nur Stundenweise ist das ärgerlich aber nicht schlim. Läuft das Gerät durch hast Du keine Chance auf 20 Jahre * Elkosatz. Das kann auch der Grund sein warum 105° Typen verbaut sind. Die halten bei Nenntemp. 5000h aber nur die dicken für kleinere Kapazitäten gelten 1000h. Ich habe in letzter Zeit viel SateliterRx-NT und Monitor-NT repariert, alles Teile mit langen Laufzeiten. Schaltbilder gab es nie, geben wir nicht raus unisono. Es waren immer die Elko in der Nähe von Kühlkörpern. Rundumschlag, alle raus, messen, 10-30% Kapazität alle auswechseln - zusammenbauen läuft wieder.


    73 de uwe df7bl

    Uwe df7bl


    Wenn Du meinst etwas geht nicht, dann störe nicht die, die es gerade machen.

  • Moin Eric1,
    und Danke für die Infos.

    Viel mehr als 20Jahre machen aber die modernen Cs aber auch nicht !!!

    Das würde mir schon reichen;) Bei ähnlichen Aktionen an den Netzteilen einiger Geräte (meist Unterhaltungselektronik) hielten die ausgewechselten Elkos jedoch oft nur 2Jahre! Und genau das möchte ich vermeiden. Es mag natürlich auch sein, daß in diesen Geräten oftmals die Bauteile "auf der letzten Rille" betrieben wurden, was hier ja wohl nicht der Fall ist.


    73 de Roland / DK1RM

  • Moin Uwe,

    auf dem letzten Bild sieht es so aus als ob an zwei Seiten der Elkobatterie Kühlkörper in unmittelbarer Nähe stehen. Wenn das so ist, sehe ich das als Konstruktionsfehler.

    es sind sogar drei Kühlkörper (links im Bild ist noch ein klein wenig des Dritten zu sehen). Ich denke mal, hier hat Frima Boschert etwa das Maximale herausgeholt, was bei dem geringen Platzangebot möglich war: Eines der beiden Kupferbänder, die aus dem Trafo (links vom Bild) herauskommen, ist auf dem linken Kühlkörper verlötet, das Andere bildet die "Masse" unter der Leiterplatte. Die Gleichrichterdioden sind "freischwebend" zwischen den Kühlkörpern angebracht. Und ich vermute mal, der Kabelbinder um die Elkobatterie soll verhindern, daß die Elkos direkt am Kühlkörper anliegen können.


    Läuft das Gerät nur Stundenweise ist das ärgerlich aber nicht schlim. Läuft das Gerät durch hast Du keine Chance auf 20 Jahre * Elkosatz.

    Es läuft meist "tageweise", denn meistens bin ich damit auf der Suche nach "sporadisch auftretenden" Fehlern. Also noch ein weiterer Punkt, um hier zu versuchen "wirklich gute" Ersatzteile zu bekommen. Aber ich sehe schon: Hier ist eine komplette "Elkokur" notwendig...


    73 de Roland / DK1RM

  • Moin zusammen,
    bei meinem Recherchen zu "guten/haltbaren Elkos" bin ich auf ein Dokument gestossen, welches u.a. den Zusammenhang von Temperatur und Haltbarkeit beschreibt. Vielleicht ist es ja auch für Andere nützlich...


    73 de Roland / DK1RM

  • Hallo Roland,


    heute hat sich bei einem Kollegen auf dem Wochenmarkt in einem Waagenschaltnetzteil ein 180µF 400V Elko veraschiedet. Er mochte es nicht in einer Instalation mit Nullunterbrechung betrieben zu werden. ;( Eigentlich hätte er nicht explodieren brauchen nur weil statt 335V jetzt gut 500V anlagen. Elkos sind nun mal wie die andere Sorte menschliche Wesen, ist es ein kleinwenig zuviel explodieren sie, tzzz...


    Langes Vorspiel, die Sauerrei ließ sich mit reichlich Waschbenzin und Pinsel gut säubern, es hatte auch keine Zeit zum ätzen. Neuer Elko, läuft wieder.


    73 de uwe df7bl

    Uwe df7bl


    Wenn Du meinst etwas geht nicht, dann störe nicht die, die es gerade machen.