Eine Dummyload-Antenne im Test!

  • Hallo zusammen,

    bei so einigen Gesprächen über Antennen, deren SWR, Funktion und Wirkung hört man ja gerade von den Neulingen oder denen, die sich weniger für Technik interessieren die widersinnigsten Aussagen. So ist es manchen enorm wichtig, eine gute Stehwelle zu haben. Oder es werden die wildesten Konstrukte irgendwie an den Transceiver angeschlossen und auf allen Bändern von 160m bis 6m betrieben und sie funktionieren "hervorragend"!

    Ich sage dann oft bei diesen Gesprächen: Ja, nimm einen Dumyload, mach 10m Draht dran und es wird auch gehen! Ziel soll dabei sein, diese Leute Schritt für Schritt an die Tatsachen heranzuführen und aufzuklären. Doch wissen wir überhaupt, wie gut so eine Dummyloadantenne funktioniert? Ich wusste es bis heute Nachmittag nicht...

    Zum Aufbau:

    Zu Hause kann ich solche Tests nicht machen, also packte ich meine QRP-Station ein und ging raus auf das freie Feld. Xiegu X6100, eine 20m lange Endfed-Antenne, selber gebaut und diese besagte Dummyloadantenne, die ich aus einem selbsgebauten, nicht gekapselten Dummy und 12m Draht erstellte.

    Erste Eindrücke:

    Getestet wurde auf 40m und 20m. Auf beiden Bändern suchte ich erst mal starker Stationen und verglich den Empfang. Stationen, die auf der Endfed mit S9+5 empfangen wurden, kamen auf der Dummyloadantenne immerhin noch mit S5 an. Unter Berücksichtigung, dass die Chinesen auch 3dB pro S-Stufe machen, waren das 17dB weniger. Sendeseitig wurde es dann spannend. 5 Watt Leistung an der kaum 2m hoch aufgehängten Endfed. Ich hörte eine OE-Station rufen und meldete mich rein. OE8ANK kam zurück und gab mir als Raport 4 und 2. Er konnte mich an seinem 2-Element-Beam für 40m so aufnehmen. Ich schaltete um auf die Dummyloadantenne und er konnte mich so gerade noch hören. Ein QSO wäre jetzt mit der Antenne nicht zustande gekommen, aber er konnte mich hören!

    Ein weiterer Vergleich auf 20m brachte kein wirklich verwertbares Ergebnis, weil die Bedingungen zur überbrückten Entfernung nicht passten und deswegen das Signal auf der Endfed schon brauchbar war, aber aufgrund des Störpegels bei den beiden Empfängern kein Aufnehmen möglich machte. Das Signal der Endfed lag bereits bei S3, der Störpegel knapp drunter, so war ich nicht zu hören.

    Fazit:

    Eine Dummyloadantenne funktioniert! Sie hat den gnadenlosen Vorteil, dass sie auf allen Bändern perfekte 50 Ohm hat und keinen Antennentuner braucht. Aber sie haat in starken Grenzen funktioniert. Wenn ich bedenke, dass es Antennen zu kaufen gibt, bei denen mit einem 9:1 Unun gearbeitet wird und der Hersteller für 80m -30dB gegenüber einem Dipol angibt, sind meine -17dB schon fast ein Pile Up Breaker! :D

    Für alle, die noch nicht alles ausprobiert haben, vielleicht eine Sache für einen warmen Sommertag im Grünen! Und ja, ich weiß, das Ergebnis alleine sagt nicht wirklich was über die Tauglichkeit der Antenne aus, nur, dass der Dummy nicht ganz das macht, was er soll... ;) :saint:

    Gruß

    Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Eigentlich ja ein alter Hut, was du da gemacht hast, aber: Du bist der bislang erste, der hier darüber berichtet und beweist, dass die Dummyload-Antenne funtioniert, wenn auch nicht gerade berauschend. Interessant wäre es jetzt noch zu sehen, wie sich die Antenne in Sachen leistung und SWR-Verlauf bei anderen Drahtlängen verhält.

    Damit hast du auch den alten Spruch bewiesen "Eine schlechte Antenne ist immer noch besser als gar keine!"

    Danke, Stefan!

    72! de Uli


    Bedenke! Amateure bauten die Arche, Profis die Titanic...

  • Stefan ,

    versuche das doch einmal mit einer T2FD Antenne. Die ist auch breitbandig mit SWR ca. 1:2 und n bißchen. Da ist auch ein Widerstand enthalten.

    72 & 73

    de Jürgen, DF3OL

  • Was ist eine Dummyloadantenne?

    Ein Dummyload mit Draht?

    Wenn ja, dann ist das eine Endgespeiste Drahtantenne, deren Einspeisung mit 50Ohm Parallel geschaltet wurde, und somit (ganz wenig) weniger als 50 Ohm hat. Da Endgespeiste aber eher höherohmig sind, sind das 50Ohme Parallel zu 2-3kOhm, so etwa 49Ohm kommen raus.

    Und die Menge an dB pro S Stufe ist eigentlich bei allen gleich. Bei UHF/HVF wird es wohl anders gehandhabt.

    Ich hab vergessen wie viel dB eine s-Stufe sind, aber beim Suchen finde ich etwas von 6dB pro Stufe, hab aber weniger in Erinnerung.

    Was stimmt denn nun?

    73, Jens

    Telegrafie - die einzige Digitalbetriebsart die Analog besser ist.

  • Humor an.

    Oder es werden die wildesten Konstrukte

    Mensch Stefan, hättste die Beschreibung Deiner neuen Antenne bloß nicht verraten. Sonst könnteste so richtig Kohle aus dem Teil scheffeln. So ähnlich wie das ein Schweizer Funkfreund in diesem Thread gemacht hat.

    Humor aus. ;)

    Ich finde Stefans Beitrag klasse, danke dafür. :thumbup:

    73, Michael, DF2OK.
    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG GM ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~ QRZ.COM ~
    "Lege keinen Wert auf diejenigen, die dich nicht zu schätzen wissen."

    2 Mal editiert, zuletzt von DF2OK (28. Mai 2024 um 19:12)

  • Mensch Stefan, hättste die Beschreibung Deiner neuen Antenne bloß nicht verraten. Sonst könnteste so richtig Kohle aus dem Teil scheffeln. So ähnlich wie das ein Schweizer Funkfreund in diesem Thread gemacht hat.

    Ohje...diese olle Kamelle :D. Gehört aber nicht in diesen Thread, das ginge zu weit OT.

    Trotzdem danke für's hoch holen, Michael.

    72! de Uli


    Bedenke! Amateure bauten die Arche, Profis die Titanic...

  • Uli,

    Gehört aber nicht in diesen Thread, das ginge zu weit OT.

    daher nur als Link. Viele Neue im Forum wissen gar nicht, welch' Schätze hier liegen. ;)

    Aber im Ernst, es wurde vor Jahren mal eine Wunderantenne für KW angeboten, die einen eingegossenen 50Ohm R mit einem Drahtstab nach außen hatte. Bezeichnung entfallen.

    Dummyload-QSO. Funkfreund im OV hatte ein 10 Watt Dummy von Monacor (?) am 2m Gerät aufgesteckt. Haben über 5km Distanz ein schönes QSO gefahren. ;)

    73, Michael, DF2OK.
    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG GM ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~ QRZ.COM ~
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  • Holla, eine rege Resonanz auf meinen Test!

    Das mit der Drahtlänge werde ich tatsächlich mal noch austesten. Ich vermute mal, dass immer das Band, das zur Drahtlänge passt, die besten Ergebnisse liefern wird. Vielleicht sind dann Drahtlängen wie 13,5m oder 27m die beste Lösung. Mal sehen, wann ich dazukomme, das Wetter macht ja gerade Kapriolen.

    Die T2FD Antenne kenne ich, ein befreundeter OM hat diese mal aufgebaut und durchgetestet. Sein Fazit damals: Die angegebene Mindestlänge für die tiefste Frequenz wird zu kurz angegeben. Ansonsten eine tolle Antenne, mit der es sich lohnt zu experimentieren. Aber diesen Faltdipol immer im Winkel von 45 bis 60 Grad aufhängen ist nicht ganz so einfach.

    Und Michael, hei, jetzt hast du mich erst so richtig in Fahrt gebracht! Ich muss mir noch einen vielversprechenden Namen ausdenken, irgendwo die -17dB ins Spiel bringen und der Absatz wird sprudeln! Aber ob ich mich dann noch auf dem Funk melden darf??? :)

    Viele Dinge sind recht einfach nachzubauen und zu überprüfen. Einfach nur nachplappern bringt einen selber nicht wirklich weiter, außer dass man Gefahr läuft, einen Trugschluß weiter zu verbreiten. Jetzt weiß ich, dass ich die Dummyloadantenne in manchen Situationen durchaus weiter empfehlen kann. "Zwinker"

    Gruß Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Und die Menge an dB pro S Stufe ist eigentlich bei allen gleich. Bei UHF/HVF wird es wohl anders gehandhabt.


    Ich hab vergessen wie viel dB eine s-Stufe sind, aber beim Suchen finde ich etwas von 6dB pro Stufe, hab aber weniger in Erinnerung.

    Die S-Stufen sind von der IARU Region 1 (Europa/Afrika) als "recommendation" festgelegt, kamen aber danach weltweit in Gebrauch. Dabei wurde der Referenz-Wert für S9 auf KW mit -73dBm und auf UKW mit -93 dBm als Pegelwert am Antenneneingang definiert. Zwischen den S-Stufen ist eine Pegeldifferenz von 6dB festgelegt, was einem Spannungsunterschied von 1:2 und einem Leistungsunterschied von 1:4 entspricht. Eine S-Stufe höher ist also doppelte Spannung, eine S-Stufe tiefer, halbe Spannung. Pegel über S 9 werden als S9 + n dB angegeben.

    Viele japanische S-Schätzometer zeigen mit etwas Glück zumindest den Referenzwert S9 noch einigermaßen richtig an, sind aber von Hause aus unlinear oder halten sich nicht an die 6-dB/S-Stufe Festlegung und tendieren zu einer Anzeige von ca. 3 dB/S-Stufe. Das gaukelt dem User höhere Empfindlichkeit vor und macht sich optisch besser. Die Folge ist, dass beim gleichen Antennen-Pegel von Gerät zu Gerät unterschiedlichen S-Werte angezeigt werden. S-Meter Angaben sind deswegen mittlerweile wertlose Hausnummern. Besser ist es bei guten SDR, deren digital gewandelte Signale können beliebig in dBm oder dBµV oder dBFS skaliert werden und die Abstufungen sind recht genau. Das gilt zumindest für die relativen Werte, viele SDR können auch im Absolutwert aufs dB genau kalibriert werden und erreichen dadurch nahezu Messempfänger Qualität ( z. B. Perseus, ANAN, RSP1A und andere).

    VU2NSB hat die S-Meter Anzeigen einiger popuärer KW-TRX untersucht und verglichen:

    Radio Transceiver S-Meter - Pitfalls to avoid | VU2NSB.com - Amazing Amateur Radio
    An S-meter of an HF radio transceiver is a very important instrument. However, unfortunately, its calibration accuracy appears to be rather poor on most HF rigs
    vu2nsb.com

    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    6 Mal editiert, zuletzt von DL4ZAO (29. Mai 2024 um 07:55)

  • Hallo Günter,

    bezüglich Vergleich: Ich habe mit einem kalibrierten Signalgenerator die Anzeige meines FTDX-101 geprüft und die stimmt exakt mit 3dB-Schritten überein.

    Klar, es wäre schön, wenn alle auf 6dB abgestimmt wären. Aber bei 95% meiner QSO bekomme ich eh 59, im Contest wurde ich schon gerügt, dass ich 58 gegeben habe. Warum sagt man den Rapport eh noch, wenn er sowieso nur als 59 automatisch in den Logprogrammen vorgegeben ist? Also darauf gebe ich schon lange keinen cent mehr, wenn nach drei mal Rückfragen nach meinem Rufzeichen 59 genannt wird. Wer exakte Meßwerte braucht, muss auch Meßgeräte verwenden und keine Funkgeräte. ;)

    Gruß Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • So lange sich manche Hersteller nicht an die international vereinbarten Konventionen halten und jeder seine eigene Suppe kocht, sind Angaben von S-Stufen verschiedener TRX unteinander ohne Aussagekraft und als Vergleichsmaß für Antennenversuche wertlos,. Für mich sind daher Pegelangaben in dBm oder dBµV ernstzunehmende Vergleichsmaßstäbe von Empfangsspannungen bzw. Leistungen, aber nicht S-Stufen. Wer Antennenvergleiche machen möchte und nicht schon einen kalibrierten Empfänger hat, dem empfehle ich als Einstieg einen originalen RSP1A mit SDR-Uno. Das kleine Kistchen bietet nach meinem Dafürhalten derzeit die preiswerteste Möglichkeit auf KW hinreichend verlässliche Pegelwerte. anzuzeigen.

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    7 Mal editiert, zuletzt von DL4ZAO (29. Mai 2024 um 09:26)

  • Hallo,

    in dem S-Meter-Vergleich von VU2NSB fehlt mindestens ein wichtiges Gerät. Funkamateure dürften von 6 dB abweichende Festlegungen pro S-Stufe nicht akzeptieren zumal es dafür keinerlei technische Gründe gibt. Offenbar sind die Entwickler in diversen Firmen keine Funkamateure was allerdings eher unwahrscheinlich ist.
    Antennen mit 50 R sollten in breiterem Maße angewendet werden, das reduziert zumindest das QRM.

    73

    Andreas

    dl5cn

  • VU2SNBs Liste sieht doch deprimierend aus. Selbst bei teueren japanischen Flagschiffen kann eine S-Stufe irgendeinen Wert zwischen 1 dB und 8 dB sein. Unterhalb von S4 versagen alle, der untersuchten Geräte kläglich. Solche S-Meter sind vollkommen wertlos. Darauf kann man keinen Antennenvergleich stützen.


    Dass es auch anders geht, zeigt die S-Meter Kurve des Elecraft K3, der die Anzeige zwischen S-Stufen und dBµV umschalten kann. Mit eingeschaltetem Preamp (grüne Kurve) sind die Abstufungen über einen großen Pegelbereich recht

    gleichmäßig und die S-Werte entsprechen dem Standard.

    Rob Sherwood schreibt dazu in seinem Papier: “S-Meter Accuracy”:

    While no Japanese rig has a properly tracking S meter, the following do:

    - Flex 6000 series

    - Apache ANAN

    - Most K3 and K3S, though occasionally an individual radio cannot be calibrated properly. This includes the option to have the reading correct regardless of preamp or attenuator setting.

    - Orion II once Ten-Tec updated software to allow S meter calibration. Orion II does not correct for preamp or attenuator selection.

    - Eagle is good, except the S meter is microscopic and I think it quits at S9+30 dB. The Eagle reads correctly regardless of preamp or attenuator selection.

    - Hilberling S meter is quite good.

    - ADAT ADT-200A is very good but ergonomics in general are absurd.

    - Elad DUO S meter is outstanding

    - Perseus S meter is outstanding.

    With virtually all current products today having a virtual S meter, there is no

    technical reason the S meter cannot be programmed to read properly from

    S1 to S9+60 over.

    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    3 Mal editiert, zuletzt von DL4ZAO (29. Mai 2024 um 10:25)

  • Ich habe mal bei Yaesu nachgefragt, wieso das S-Meter 3dB-Schritte macht und warum man das nicht umstellen kann. Antwort: Wir sagen Ihnen, wie wir es machen, aber nicht, warum!

    Ahja... 8)

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Bei meinem TS-890, auch eines dieser teuren japanischen Geräte, ist das S-Meter ist ok, nachdem man den "S-Meter Mode 2" einstellt. https://groups.io/g/TS-890/message/2310

    Auslieferungszustand ist "asiatisch", also 3dB / S-Stufe.

    Der ist zugegebenermassen versteckt im Handbuch, aber da. Wenn man Mode 2 einstellt, hat man die ziemlich korrekte, aber deprimierende S-Meter Anzeige eines TRX in Innenstadtlage ;)

    Mode 1 ist also was für Ästheten..

    Gruß

    Gerd.