Die Telegrafie strahlt in AFU-Kreisen bekanntlich noch immer großen Reiz aus.
Befasst man sich näher mit der Frage, was genau den einzelnen OP an CW fasziniert und begeistert, dann wird sehr schnell klar, es sind ganz unterschiedliche Motive, die selten miteinander harmonieren.
Diese verschiedenen Motive und Fassetten der Telegrafie liegen oft sehr weit auseinander und lassen ein vereintes Bild der Telegrafie-Gemeinschaft gar nicht erkennen. Berührungspunkte untereinander sind eher selten anzutreffen.
Bevor ich hier auf die verschiedenen Interessengruppen eingehe, sei noch auf einen entscheidenden, untereinander trennenden Umstand hingewiesen, nämlich die oft weit auseinander liegende Tempofähigkeit der Telegrafisten.
Diese ist es oft, die entscheidet, wo man landet oder zwischenlandet.
Meist ist es zu Beginn das Standard-QSO, obwohl man dessen Informationsinhalt inzwischen bei QRZ.COM und WetterOnline vorab entnehmen könnte. Viele begnügen sich über Jahre damit und sind glücklich und zufrieden. Andere wiederum „wollen“ gern auch schneller und sicherer werden, aber es fehlt ihnen oft am nötigen Ehrgeiz oder der erforderlichen Zeit, die eine Temposteigerung notwendig macht. Beruf, Familie und andere Hobbys und Interessen stehen dem Wunsch sehr oft im Weg.
Um trotzdem in der oberen Liga mitspielen zu können, bedient man sich zunehmend des PCs, der fast alles für den OP übernimmt und man landet unweigerlich im vermehrt beliebten Contest. Freunde dieser Nische müssen keine Telegrafie mehr beherrschen, sondern nur den PC bedienen können. Denn dieser beherrscht QRQ, aber immer seltener der OP. Eine Verständigung mit dieser Klientel ist bedauernswerter Weise zunehmend nicht mehr möglich.
Während der Contest-Betrieb in den letzten Jahren permanent an Attraktivität zugenommen hat, verkümmert die Klartext-Telegrafie, die ursprüngliche Nachrichtenübermittlung unaufhaltsam.
Die Klartext-Telegrafie dagegen lebt von mehr Inhalt als nur vom Call und zwei Zahlen, aber man sollte sich im QSO auch etwas zu sagen haben. Die Auswahl an Themen mit denen man sich austauschen und dabei die Telegrafie trainieren kann ist unerschöpflich, aber erfordert etwas Themen-Kreativität des OP.
Während die Telegrafie zu Anfang über Draht und später per Funk übermittelt wurde, verbindet man sie heute immer noch zwangsläufig und damit fälschlicherweise mit der Funkübertragung.
Die Übertragung via Internet lehnt ein Großteil der Kurzwellen-Telegrafisten ab, obwohl sie eine ganze Reihe von Vorteilen bietet, wenn es um die sichere, störungsfreie und zu jeder Zeit mögliche Ausübung der TELEGRAFIE geht. Die Hochfrequenz, also Funk ist dazu nicht erforderlich und man sollte beide Übertragungsarten nicht in einen Topf werfen wie oft geschehen, sondern sie getrennt betrachten, sonst redet man aneinander vorbei.
Beide Übertragungsarten (HF + Internet) haben ihre Liebhaber und das soll auch so bleiben!
Wem der Erhalt und die Pflege der Klartext-Fähigkeit ein Anliegen ist, ohne sich durch HF-Bedingungen einschränken zu lassen, der erfährt auf ICW die optimalsten Voraussetzungen. Nie waren die OP vorher so sehr klartextaktiv wie heute auf ICW.
Dieter DL2LE
(Jeder hat das Recht anders zu denken und zu handeln als ich)