Was ist der Mehrwert?

  • Hallo
    Nach langer Abstinenz habe ich mich seit kurzem wieder dem Amateurfunk zugewandt. Da ich eh ein Outdoormensch bin und die Wohnsituation nicht so AFU freundlich ist, hat mich schnell der SOTA Virus befallen.


    Jetzt habe ich an einem GFK Masten die unterschiedlichsten Antennen mit den verschiedensten Materialien versucht.


    2 x 0,14 für Feeder und Antenne
    Störrische Feldleitung für Feeder und Antenne
    240 Ohm Feederleitung (Neuhold) mit 0,14 Antenne
    Ich habe ZS6BWK, Twisted Hille, DK3RED, verschieden aus der Bogner Excel Tabelle abgeleiteter Feeder / Antennenkombinationen ..... aber auch wilde Varianten aus vorhandenem Material gebaut, bei denen keine Längenvorgaben eingehalten wurden.


    Ich habe sie mit Balun (für unklare Impedanzen / Mantelwellensperre) oder direkt Banane auf BNC angeschlossen. Die SWR waren ohne Tuner immer jenseits von gut und böse. Allenfalls sporadisch ergab sich ohne Tuner mal ein brauchbarer Wert. Die Tuner (IC 703 oder KX2) konnten immer alles anpassen, wobei es mit Balun teilweise besser ging. (Beim IC 703 gab es ohne Mantelwellensperre besonders auf 40m auch Problem mit CW. Es wurden plötzlich selbständig Zeichen gesendet.)


    Welchen Mehrwert bringen mir jetzt konkret abgelängte, mit berechneter Feederleitung gespeiste Antennen, wenn ich doch alles anpassen kann. Oder habe ich einfach Glück gehabt?
    Sollte ich nicht einfach nehmen was praktisch ist (leicht und geringes Packmaß) und mir über Feederleitung.... keinen Kopf mehr machen und eine Inverted V für Europa und eine GP für DX ans GFK kleben? Die Abstrahlung wird wohl eh von den Gegebenheiten vor Ort abhängen!


    Der Test von HB9SOTA bestärkt mich auch in diesem Glauben.


    Mein Plan jetzt: Praktische DA (nach mechanischen Gesichtspunkten gewählt) am GFK hoch und dann direkt als Draht (die Längen von Feeder und Antenne sind eigentlich egal) , am Mastfuß Mantelwellensperre RG 174, ...noch ein paar Meter RG174 falls nötig und dann TRX.
    Oder liege ich hier total falsch?
    Viele Grüße - Armin

  • Guten Morgen Armin,


    obwohl ich zu Hause immer beste Antennenmöglichkeiten hatte, war mir Outdoor Betrieb immer die liebste Variante. Das hängt sicher auch davon ab, wie ich meinen Amateurfunk betreibe. Ich war noch nie auf besonders hohen Länderstand aus oder auf vordere Plätze im Contest, mich hat immer das QSO interessiert, die Unterhaltung mit Menschen irgendwo in der Welt wobei bei mir die Welt nicht erst jenseits von 1000km anfängt. Solche QSO in Verbindung mit einem Naturelebnis, Funkbetrieb vom Fahrrad oder aus dem Paddelboot - das war immer mein Ding und das hat natürlich zu viel Überlegungen und Antennenexperimenten geführt.


    Mein Fazit:
    Die beste Antenne ist nicht die mit dem besten Simulationsergebnis sondern die, die ich in der zur Verfügung stehenden Zeit am gegeben Ort aufbauen kann.
    Ich muss nicht diskutieren, um wie viel dB meine portabel Antennen schlechter ist als ein 3 Element Beam weil klar ist, dass ich den 3 Element auf dem Fahrrad nicht transportieren kann.



    Die Diskussion wie viel schlechter eine HFP1 gegenüber einem Drahtdipol ist erübrigt sich, wenn an meinem Rastplatz keine Bäume sind und ich auch keine Möglichkeit sehe, einen 10m Glasfibermast aufzustellen.


    Wenn die Zeit, die mir zur Verfügung steht gerade ausreicht um einen Dipol auf- und wieder abzubauen, dann lass ich das sein und funke mit irgendwas, was in 5 Minuten betriebsbereit ist.


    Seitdem in diesem Punkt Klarheit herrscht, habe ich immer 2 Antennen dabei: Eine HFP1 (früher MP1) und einen Dipol.
    Trifft einer der oben genannten Gründe zu, wird schnell die HFP1 am Fahrrad festgeklemmt (ergibt ein prima Gegengewicht) und zwei/drei QSO gefahren. Ein netter OM in Hamburg, eine nette YL in Slovenien, Pettr aus OK .... das ist immer drin, das macht Spaß und das reicht mir.
    Bleibe ich länger, ist die Gelegenheit vorhanden, dann spann ich einen Dipol. Bei mir ist das inzwischen immer ein nichtresonanter Dipol, symmetrisch gespeist (früher erst Hühnerleiter, dann 300Ohm Fernsehkabel, heute verdrillte Leitung). Nichtresonant weil ich durch die jedesmal andere kapazitive Belastung einer resonanten Antenne egal welcher Konstruktion jedes mal erst mit dem Analysator ran müsste, um die Antenne auf ihre Sollresonanz zu trimmen. Bei nichtresonanten Antennen mit ATU und 1:4 Balun (meine Elecraft K2/KX2/KX3 internen ATU können anders als die meisten internen ATU extreme Fehlanpassung ausgleichen, bei anderen Gerätenmit dem kleinen Elecraft T1) oder mit einem ZM4 fällte das Problem der umgebungsbedingten Resonanzverschiebung unter den Tisch.
    Als Länge benutze ich eine Länge, die am Ort des Geschehens umgebungsbedingt passt. Die genialen Aufwickelvorrichtungen von Uli, DL2LTO (siehe http://www.DL2LTO.de, klick Homebrew/Antennenequipment/p dann Antennenbau für /p ermöglichen mir 2x6,50, 2x11,50 wahlweise zu nutzen (der Rest bleibt einfach aufgewickelt.)
    Zur Frage des Baluns an dieser Stelle: Lange habe ich geglaubt, bei einem aus Betterien betriebenen TXVR brauche ich keinen Balun. Bei einem Schwarzwalttreffen hatte ein OM ein Messgerät für die Ströme auf der Feeder mit. Das war Beweis genug, seither benutze ich den Balun :)


    Zu deiner letzten Frage: Wenn du DX machen willst, dann benutze die Vertikale Lösung am GFK Mast, optimal wäre ein C-Pole (wenn du Zeit und Platz hast). Willst du gemütlich DL und Europa QSO fahren, vergiss die Vertical, benutze einen nichtresonanten Dipol gestreckt oder Inverted Vee. Du hast noch die Frage der Länge der Speiseleitung aufgeworfen. Nach meiner Erfahrungen machen symmetrische Speiseleitungen immer Ärger, wenn sie zu kurz sind. Meine Faustregel: Mach die Speiseleitung so lang wie die Antenne zu kurz ist, also Antennenlänge plus Speiseleitungslänge geht gegen Lambda/Halbe. Das RG174 würde ich weglassen. Symmetrische Leitung bis direkt an den Balun oder das ZM4, fertig. Bei mir lag die symmetrische Leitung schon meterlang im Schnee - und ich habe es nicht bemerkt :thumbup:


    [Blockierte Grafik: http://www.dl2lto.de/gif/HB_K_1.gif]

    73/2 de Peter, DL2FI
    Proud member of Second Class Operators Club SOC and Flying Pig Zapper #OOO (Certificated Kit Destroyer)