Hallo Lukas,
es ist wie beim Schwimmenlernen. Da wirst Du doch auch nicht gleich von einer hohen Klippe in den tosenden Ozean gesprungen sein, oder?
Daher berichte ich Dir einmal von meinem ersten Funkversuch.
Zur Verfügung hatte ich einen Transceiver, an dem ich im Haus schon einmal längere Zeit "gedreht" hatte, um mich mit ihm vertraut zu machen. Dann habe ich mir (damals noch) Blei-Akku, Transceiver, Morsetaste und eine nicht zu kurze Angelrute samt Draht und Antennenkoppler geschnappt, und bin auf eine Lichtung im nahen Wald gewandert. Im Prinzip war es so wie bei Dir jetzt. Die Antenne war nicht optimal, aber sie ließ sich anpassen.
Nach dem Aufbau der Station suchte ich mir irgendwo auf dem 20-m-Band eine starke Station, die selbst CQ rief und deren Gebetempo ich gut mitgehen konnte. Da deren CQ-Rufe eine ganze Weile unbeantwortet blieben, hatte ich gute Chancen, durchzukommen. Nach einem dieser Rufe rief ich - und wurde erhört/gehört. Den QSO-Ablauf hatte ich mir vorher auf ein Blatt geschrieben. Das Blatt habe ich immer noch, doch ich brauche es heute nicht mehr als Spickzettel.
Nachdem alle wichtigen Informationen ausgetauscht waren, beendete ich das QSO. Und obwohl es nicht heiß war und ein leichter Wind wehte, waren meine Hände geschwitzt.
Abschließend noch ein paar gesammelte Erfahrungen, die mir das Leben einfacher machten.
- Pile-ups oder zumindest das Durcheinander um interessant erscheinende Stationen waren zumindest am Andfang Gift für meine eigene Moral. Stationen, die selbst (eventuell schon mehrfach) CQ rufen, sind lohnendere Partner.
- Meinen Namen gebe ich in der Regel gleich nach dem Rapport. Das "nötigt" den anderen, nach seinem Rapport nicht gleich wieder CQ zu rufen und so kommt man ins Gespräch. Wenn es ein Contest-QSO ist oder man selbst nicht auf zu lange Gespräche steht, bleibt es beim Rapport - und Tschüß.
- Die Sendeleistung verschweige ich meist so lange wie möglich. Wenn, dann kommt zuerst "TRX HB ANT VERTICAL" oder so. QRP nach dem Rufzeichen gebe ich nie, denn dann werden die Ausbreitungsbedingungen beim Funkpartner oft plötzlich dermaßen schlecht, dass er das QSO beenden muss.
- CQ-Rufe mit einer leisen Station, egal ob 5 W oder mehr, sind zumindest abseits der QRP-Aktivitätszentren mühselig. Da muss man sich schon als interessanter QSO-Partner darstellen. Auch wenn kein Berg in Sicht ist, gibt es bestimmt das eine oder andere DLFF-Gebiet in der Nähe. Auf deren Aktivitätszentren habe ich nach einigen Minuten stets Anrufe erhalten.
- Bei Anrufen und CQ rufen bitte nicht gleich nach dem ersten vergeblichen Versuch die Flinte ins Korn werfen. Auch wenn ich z.B. aus einem DLFF-Gebiet aktiv bin, dauert es manchmal bis zu 10 Minuten, ehe jemand über die genutzte Frequenz dreht. Und das selbst dann, wenn ich vorher angekündigt habe, dass ich von dann bis dann auch dem und dem Band aktiv sein werde.
So, nun Rechner aus und Station an. Viel Spaß beim Funken!
73/72 de Ingo, DK3RED - Don't forget: the fun is the power!