Hallo,
man findet im Internet und in Büchern die Diodenformel:
QuoteI = I0 exp(q U / (n k T))
Dabei ist k die Boltzmann-Konstante 1.381E-23 J / K, q die Ladung eines einzelnen Elektrons 1.602E-19 As, n ein diodenspezifischer "Emissionskoeffizient" (im Bereich 1 .. 2), und T die absolute Temperatur.
Und da liegt der Knackpunkt. Wenn es wärmer wird, dann wird T größer, also sinkt (q U / (n k T)), also müsste auch der Diodenstrom sinken.
Wie wir alle wissen, steigt der Diodenstrom aber bei steigender Temperatur (bei konstanter Spannung).
Wie reime ich mir das zusammen?
Vy 73, Andreas
(Nachtrag 2010-11-21 11:00 UTC: Formel korrigiert auf Einwurf von Heiko (Danke!) - ich hatte q und k vertauscht. Spielt aber für die eigentliche Frage keine Rolle: T ist und bleibt im Nenner, so dass mit steigendem T der Strom sinkt.)
Hintergrund:
Wir haben neulich im OV-Heim mal eine stinknormale Si-Diode, die BE-Diode eines ebenso stinknormalen Kleintransistors und eine LED durchgemessen. Alle drei waren in Reihe geschaltet. Ausgehend von 12 µA haben wir den Strom immer wieder verdoppelt. Dabei die Spannungen, die an jeder der drei Dioden abfiel, protokolliert.
Unsere Messwerte waren (I in A, dann U LED, U Diode und U Transistor-EB-Diode, jeweils in Volt):
0.012e-3 2.31 0.599 0.579
0.024e-3 2.35 0.62 0.601
0.05e-3 2.39 0.64 0.622
0.1e-3 2.43 0.659 0.646
0.11e-3 2.44 0.662 0.650
0.2e-3 2.47 0.678 0.672
0.4e-3 2.52 0.696 0.699
0.8e-3 2.56 0.715 0.726
1.6e-3 2.61 0.733 0.754
3.2e-3 2.68 0.751 0.782
6.4e-3 2.77 0.769 0.813
12.81e-3 2.90 0.787 0.848
Das passt recht gut zu den Formeln
Normale Diode:
I = 2.132E-12 mA * (exp(U / 26.793 mV) - 1)
BE-Diode Transistor:
I = 5.0088E-9 mA * (exp(U / 38.677 mV) - 1)
LED (nur die ersten 9 Messpunkte passen gut, danach steigt der Strom "zu langsam"):
I = 4.8954E-19 mA * (exp(U / 61.077 mV) - 1)
Mit dem Trick, die y-Achse logarithmisch einzuteilen, kommen ziemlich sauber Graden dabei raus (bei der LED nur, wenn der Strom nicht zu groß ist). Hier die Graphiken dazu: