Hallo Uwe,
ich denke das ist wieder der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Die klassische "Rothammel-Zepp" arbeitet mit abgestimmter Hühnerleiter. Die ist im Antennenspeisepunkt einseitig offen. Das andere Ende ist mit einem Lambda/2-Draht verbunden. Was man daraus erkennt ist doch folgendes: Der Antennenspeisepunkt ist hier hochohmig. In Näherung fliesst kein Strom im Antennenspeisepunkt (praktisch natürlich Unsinn). Daher ist auf beiden Seiten der Hühnerleiter auch die gleiche Strom-/Spannungsbelegung und daher strahlt die Speiseleitung auch theoretisch nicht.
In der Praxis kann das aber nicht sein. Die Hühnerleiter der endgespeisten Zepp strahlt theroretisch geringfügig, weil sie einseitig keinen Strom zu fliessen hat, am anderen Hühnerleiterdraht aber ein - wenn auch geringer - Strom in die Antenne fliessen muss. Andernfalls würde die Antenne ja keine Energie abstrahlen. Mit einem Koaxkabel wäre das nicht anders.
Allerdings wird dieser Effekt deutlich abnehmen, wenn man den Speisepunkt in Richtung Mitte verschiebt, weil ja jetzt - gegenüber dem Extremfall der Original-Zepp - immerhin auch im anderen Speiseleiter ein Strom zu fliessen beginnt. Bei Speisung in der Mitte der Antenne herrscht Symmetrie und beide Ströme im Speisekabel müssen zwangsläufig gleich gross sein.
Ohne es praktisch ausprobiert zu haben meine ich, dass man ohne Mantelwellensperre am unsymmetrischen Speisepunkt der Antenne immer eine strahlende Speiseleitung hat. Der Effekt dürfte aber in der Praxis relativ gering sein, wenn man eine abgestimmte Speiseleitung verwendet.
Heute verwendet man Abstimmgeräte und passt die Länge der Speiseleitung nicht unbedingt an die Arbeitsfrequenz an. Das führt zu ganz anderen Strom-/Spannungsbelägen auf der Leitung, was durchaus zu mehr parasitäter Strahlung der Speiseleitung führen kann. Jedenfalls habe ich schon oft "eine gewischt" bekommen, wenn ich keine Mantelwellensperre an einer unsymmertsichen Antenne verwendet hatte.
Bei der FD4 - als Beispiel einer unsymmetrischen Antenne - wird der Balun die leichte Unsymmetrie etwas angleichen. Das dürfte eigentlich gar nicht sein. Doch auch hier handelt es sich um eine Kompromiss-Lösung. Wie oben bei der Original-Zepp strahlt hier das Koaxkabel in der Praxis sicher ganz geringfüging auch etwas ab. Das macht sich aber kaum bemerkbar. Aber auch an einer FD4 habe ich schon mal "HF gespürt", als ich nur den Stecker angefasst habe.
73 d Tom - DC7GB