Bauteile Recycling

  • Hallo zusammen!


    Ich bin Bastelanfänger und wollte ab und zu mal eine Schaltung nachbauen...
    Wie ist das eigentlich mit Platinen zum Ausschlachten: welche Bauteile kann man bedenkenlos weiterverwenden und welche sollte man lieber neu kaufen?
    Ein Freund, der Profielektroniker ist hat mir prinzipiell abgeraten, aber man liest ja immer, dass Recycling durchaus Sinn macht.
    Ich hoffe, die Frage ist nicht schon dutzend mal gestellt worden- ich habe nichts im Forum gesehen.


    Vielen Dank für Antworten!

    Das Leben ist komplex: es hat reelle und imaginäre Komponenten...

  • Hallo,
    also bei einem neuen Bastelprojekt bestell ich mir alle Bauteile bei einem Händler.Ist schlimm genug bei der Fehlersuche,bei einem neuen Teil,wenn es an einem defekten Bauteil liegt.Alte Platinen hab ich aber trotzdem Kartonweise , diese schlachte ich aus wenn ich mal Teile z.B. Widerstände,Kondensatoren,Dioden... für die ein oder andere Modifikation brauch,da man sonst meist nie auf den Mindestbestellwert der Händler kommt.Noch gerne aus alten Geräten verwende ich Kühlkörper,Antennenbuchsen,Potis u.s.w. Aber bloss nicht alles aufbewahren,hi,sonst siehts bald aus wie bei mir auf´m Speicher.....

  • Hallo,
    selbstverständlich lassen sich prinzipiell alle Bauteile von alten Platinen gewinnen und sind verwendbar. Es gibt nur ein Kriterium: Du darfst sie beim auslöten nicht töten! Der Herstellungsprozeß kommerzieller Platinen ist automatisiert. Der Lötvorgang erfolgt bei ziemlich hohen Temperaturen, ist aber zeitlich sehr kurz. Das halten alle BE mehrfach aus. Anders auf dem Basteltisch, ohne spezielle Hilfsmittel bekommst du vielbeinige BE kaum heil aus der Platine. Widerstände, Kondensatoren, Spulen etc. lassen sich immer verwenden und sind ja auch leicht vor dem Wiedereinbau prüfbar. Wiedergewonnene ICs würde ich auf Fassungen setzen, von der Wiedergewinnung von SMD und Flat-Pack würde ich abraten (geht meistens auch nicht, sind angeklebt, hi).
    Vorsicht und Umsicht beim Auslötvorgang können einen gute BE-Vorrat schaffen.
    Viel Erfolg
    72/73
    Con

    72/73
    Con


    DM5AA - DOK V11 - JO64SC
    DL-QRP-AG#297 - G-QRP#7939 - AGCW#1957
    MosquitaTurm - Norcal + Sierra - RG ONE - viele Baustellen

    Lizenz seit 1964: DM3RMA - DM5AA - DT5AA - DM2CUA - Y23UA - DL3KUA - und seit 1998 wieder DM5AA

  • Hallo alle 3 an diesem Thema.


    Ich bin ja nun schon eine Reihe von Jahren dabei und habe in Sachen Receicling die verschiedensten Erfahrungen gemacht.
    Die Summe daraus : es gibt kein Entweder/Oder.


    Wer gut bei Kasse ist und Geduld hat, kann heute fast ganz auf eigenen Vorrat verzichten, muß dann aber selbst bei guten Bausätzen mit Verzögerungen durch nötige Nachlieferung von einzelnen Bauteilen
    rechnen. Das kann im Extrem Wochen und Monate dauern, meist aber nur 3-4 Tage.


    Für Bauanleitungen, für die Bausätze angeboten werden, lohnt der
    Kauf der Bauteile auf eigene Rechnung bei div. Händlern finanziell nicht.


    Was das mit Recycling zu tun hat : Die Bauteile, die auf diesem Wege
    gewonnen werden, haben auf jeden Fall schon mal funktioniert. <Ob
    sie es noch tun, zeigt eine Messung mit einem guten Vielfachmeßgerät,
    das sowieso angeschafft werden muß, weil auch bei neuen Bauteilen
    die Bezeichnungen bisweilen falsch, unvollständig oder nicht vorhanden sind, ungenügend wegen der oft hohen Toleranzwerte sind sie sowieso. Wenn ich aber ohnehin prüfen muß, dann spielt es keine Rolle ob neu oder ausgebaut. Ungeprüft sollte man überhaupt kein Bauteil einsetzen.
    Alte gut erhaltene Potis sind sogar besser als neue, Drehkos, gute Lufttrimmer u.a. gibt es praktisch nur als Ausbau oder Sonderposten.


    Vorausetzung ist ein brauchbares Ordnungssystem, eine zügige Löt-technik und vorsichtiges Arbeiten und nur nicht zu viel, sondern dafür
    aus guten Geräten. Monitor-Platinen z.B. sind recht dankbare Objekte.
    73 Waldemar.

  • Vielen Dank für die Hinweise!
    Ich werde es einfach mal probieren. Der Hinweis mit dem "Vorher-Messen" ist glaube ich wirklich wichtig.
    Es ist halt auch so: wenn ich so eine schöne Platine sehe mit so vielen schönen Bauteilen, bringe ich es fast nicht übers Herz, die einfach wegzuschmeißen, HI. Zum Leidwesen meiner xyl...


    Schönen Sonntag und beste 72/73 Peter DL1PJ

    Das Leben ist komplex: es hat reelle und imaginäre Komponenten...

  • Zitat

    Original von DL1PJ
    ....
    Es ist halt auch so: wenn ich so eine schöne Platine sehe mit so vielen schönen Bauteilen, bringe ich es fast nicht übers Herz, die einfach wegzuschmeißen, HI. Zum Leidwesen meiner xyl...


    Schönen Sonntag und beste 72/73 Peter DL1PJ


    Das gibt sich 8)

    73/2 de Peter, DL2FI
    Proud member of Second Class Operators Club SOC and Flying Pig Zapper #OOO (Certificated Kit Destroyer)

  • Hallo zusammen,


    vor einigen Tagen habe ich eine ganze Umzugskiste randvoll mit alten Leiterplatten vorschriftsmäßig entsorgt. Selbstverständlich hatte ich die Platinen vorher ausgeschlachtet. Besonders ergiebig sind Platinen aus Monitoren und Fernsehern. Beim Auslöten versuche ich nach ökonomischen Gesichtspunkten vorzugehen. Rechnet man allerdings genau, ist der Stundenlohn miserabel.


    Folgende Teile schlachte ich aus =) : Elkos (geht leicht, sind relativ teuer), Übertrager, Quarze, Trimmer, eventuell Filter, Kondensatoren, Widerstände ab 1 Watt Verlustleistung, Leistungs-Transistoren, Leistungs-Dioden, Brückengleichrichter, Festspannungsregler, Opto-Koppler, Kühlkörper, Drehpotis, Drehkos, Ferrit-Stäbe, Ringkerne, Spulen, Hochlastwiderstände, Relais, Sicherungen und die vielen bunten Kabel.

    Das löte ich nicht aus :( :
    SMD-Teile (Cs und Rs gehen meist kaputt), 1/4-Watt-Widerstände (lohnt nicht, werden oft beschädigt). ICs (hoher zeitlicher Aufwand, brauche die Typen aus Monitoren und TV-Geräten meistens nicht), Kleinleistungstransistoren (lohnt nicht), Dioden kleiner Leistung (lohnt nicht).


    Entlöttechnik :rolleyes: : 30-Watt-Lötkolben mit breiter Spitze. Damit kann man mehrere Pins gleichzeitig erhitzen. Elkos und andere Kondensatoren ziehe ich dann mit den bloßen Fingern heraus. Ist es den Fingern zu heiß, ergeht es den Bauteilen meist ebenso. Seltener nehme ich einen dünnen Schraubenzieher, um Bauteile herauszuhebeln. Für Trafos, Filter und andere Leckerbissen kommen Saugpumpe und Entlötlitze zum Einsatz. Auf dem Arbeitsplatz läuft ein kleiner Lüfter, der die Lötdämpfe wegbläst. Ich hatte das Entlöten auch mal mit einer Heißluftpistole probiert. Das ist aber eine unangenehm stinkende Angelegenheit, die garantiert nicht gesund ist.


    Bauteile-Prüfung ?( : Selbstverständlich sind die Teile vor dem Einbau zu prüfen. Bis jetzt ist es fast nie vorgekommen, dass ich ein defekts Teil erwischt hatte. Selbst die Elkos hatte fast alle noch ihre volle Kapazität.


    Vorteil der ganzen Aktion :D : Bauteile in Hülle und Fülle, die zum Teil schwer zu bekommen sind. Spontanes Experimentieren ist möglich. Wer z.B. mit Röhren experimentiert, findet in Monitoren und Fernsehern Widerstände entsprechender Verlustleistung und Kondensatoren entsprechender Spannungsfestigkeit. Würde man den ganzen Vorrat kaufen wollen, käme doch eine ordentliche Summe zusammen.


    vy 73 Volker DH7UAF

    vy 73 de Volker SM5ZBS

    Einmal editiert, zuletzt von SM5ZBS ()

  • beste erfahrungen hab ich bisher nach folgender Methode gemacht:


    Gebraucht wird eine Blechschüssel und eine Heißluftpistole.
    Leiterplatte mit der Pistole erhitzen ( vorsichtig) dann leiterplatte mit der bestückungsseite auf den rand der schüssel schlagen....
    Klapper-klapper und die schüssel iss voll mit elektronik-kruscht, das geht bei plcc genausogut wie bei smd-ic und passive
    genauso smd-elko.
    was nicht lohnt: smd-Kondensatoren weil die hersteller zu faul sind die zu beschriften.


    Ich hab aus der Firma jede menge defekte leiterplatten mitgenommen, telweise welche, die ich selber "in den schrott" schreiben musste , also wusste was kaputt ist. Reparatur ist teurer als neukauf für die firma ( ökologischer wahnsinn ), nach der brutalen entlötaktion war nur das teil kaputt, das zum ausfall der platte geführt hat und 2 IC-Fassungen, die irgendwie die form verloren haben ;)


    bei rein bestückten SMD-Platinen ist es besser von der gegenseite zu "heizen", das schont die bauelemente und der kleber wird schneller weich, was das "abschleudern" vereinfacht.


    achja
    nochwas
    man macht das besser auf dem Balkon... es stink erbärmlich und ist sicher auch nicht gesund.....



    Gela

  • Sehr ergiebig sind auch immer Mess und Prüfgeräte, meist sind da ganz feine Dinge drin. SMD-entlöten, die Arbeit habe ich mir noch nie gemacht, ich glaube auch dass das nicht wirklich lohnt...
    Andere Frage: Ich sammle seit längerer Zeit schon die Ringkerne von Schaltnetzteilen, PC-Mainboards etc. zusammen. Meist sind diese Kerne farblich gekennzeichnet, aber ich denke doch mal, dass das nicht gerade Amidon-Ware ist? Sind die auch für HF verwendbar, und gibts da ev Vergleichslisten? Vielleicht weiss das ja wer hier.


    Alsdann, viel Erfolg beim Recyceln,
    Vy 73 de Wolfgang, OE5EWL

    73, OE5EWL Wolfgang
    QRV (JN78dg)
    144.675, OE5XOL

  • Hallo Peter,
    das hängt immer davon ab. Nehmen wir mal ein FM Relais bzw. Digipeater . Wir haben dort ein Storno mit robusten alten Teilen verwendet. Die laufen ohne Probleme über Jahrzehnte. Modular wurde nur an den Stellen neue Bauteile eingebaut an denen es neue Entwicklungen und bessere Qualität zu erwarten war mit neuen Bauteilen. Stand der Technik bei Bauteilen ist gut aber nur wenn sie solide sind und auch bei Temperaturschwankungen ohne Störungen arbeiten. Die Bauteile die du brauchst weil sie über Jahre oder Jahrzehnte nicht mehr zu bekommen sind sollte man sich auf Lager legen. Die Bauteile die man überall bekommt nicht. Ein bisschen Vorrat ist nicht schlecht. Ich bin erst ein Jahrzehnt dabei und immer das gute mitnehmen und das schlechte zurücklassen. Eine passive Kühlung über ein Storno Gehäuse ist besser als ein Lüfter denn der braucht Strom und geht irgendwann kaputt. Recycling macht nicht immer Sinn. Denn die Datasheeds von Bauelelemte verbessern sich auch und der Stand der Technik ist auch ein Kriterium was man bei den Bauelelmenten nicht aus den Auge verlieren sollte. Gute Bauelemente kann man auch günstig auf Flohmärkten kaufen. Gerade die europäischen Nachbarn bieten dort immer gute Qualität und Stand der Technik aber auch exotische Dinge. Ein solider Händer in der Region ist wichtig und sinnvoll so das wenn du dir dort was kaufst du immer wieder bei Fragen hingehen kannst möglichst mit Werkstatt und Zeit für Beratung. Solide Messgeräte sind immer wichtig. Aber sie sollten auch mehrere Jahr und Jahrzehnte funktionieren. Nun ja auf jeden Fall die beste Gesundheit und Familie vom Niederrhein. Wir leben in Europa.
    73marc
    df3jet

  • Zitat

    Original von OE5EWL
    Andere Frage: Ich sammle seit längerer Zeit schon die Ringkerne von Schaltnetzteilen, PC-Mainboards etc. zusammen. Meist sind diese Kerne farblich gekennzeichnet, aber ich denke doch mal, dass das nicht gerade Amidon-Ware ist? Sind die auch für HF verwendbar, und gibts da ev Vergleichslisten? Vielleicht weiss das ja wer hier.


    Alsdann, viel Erfolg beim Recyceln,
    Vy 73 de Wolfgang, OE5EWL



    Hallo Wolfgang,


    oft sind die Ausgangsdrosseln (die mit mehreren Wicklungen) auf einen Kern mit gelb-weisser Farbkennzeichnung gewickelt. Dieses Material ist ein Eisenpulverkern mit den Daten des Micrometal Typ-26-Materials. Dieses Material ist ideal für Speicherdrosseln bis 50kHz und EMV-Entstördrosseln ab ca. 1MHz, Datenblätter bei http://www.micrometals.com . Gern wird auch das Typ-52-Material (grün-blau) verwendet, es hat geringere Verluste als das 26-er Materials bei ansonsten gleichen Daten. Hier http://www.micrometals.com/pcparts/torcore4.html gibts die Farbcodes der Eisenpulverkerne.




    Ich hoffe, das hilft Dir weiter.




    Viele Grüße,


    Rainer DG1SMD

    Rainer DG1SMD aus Adelberg JN48TS DOK Z46/P01

  • Noch aus der Generation, die nichts wegwerfen konnte (ich es aber inzwischen gelernt habe), tue ich mich schwer, Platinen einfach zu entsorgen. Meine Vorredner haben das meiste schon dazu gesagt, und ich schliesse mich allen Überlegungen und Methoden an. Als es noch keine Heissluftpuster gab, Mamas Fön nicht ausreichte, griff man eben zur Pioniermethode des Gasbrenners zum "Sammelauslöten".
    Die erzielbaren Resultate waren/sind nicht schlecht, ABER: das QRP-Multimeter hat mir zu nicht geringem Erstaunen bewiesen, wieviel Müll sich in meinen Schubladen, Mäuseklos, Schachteln etc. befindet. Insbesondere Kondensatoren sollten eingehend untersucht werden. Heute ist mir klar, wieso manche meiner früheren Diy-Platinen nicht richtig funktionierten.
    Nun, danke für alle geschilderten Tips.

    vy73 de Fred DL6XAZ - E12 - EPC 1419 - FHC 763
    FT-8x7 & KX1 #0808 etc.
    Flying Pig #62 / DL-QRP 2543 / ARS-DL /SOWP

  • Zitat

    Original von OE5EWL
    Sehr ergiebig sind auch immer Mess und Prüfgeräte, meist sind da ganz feine Dinge drin. SMD-entlöten, die Arbeit habe ich mir noch nie gemacht, ich glaube auch dass das nicht wirklich lohnt...
    Andere Frage: Ich sammle seit längerer Zeit schon die Ringkerne von Schaltnetzteilen, PC-Mainboards etc. zusammen. Meist sind diese Kerne farblich gekennzeichnet, aber ich denke doch mal, dass das nicht gerade Amidon-Ware ist? Sind die auch für HF verwendbar, und gibts da ev Vergleichslisten? Vielleicht weiss das ja wer hier.


    Alsdann, viel Erfolg beim Recyceln,
    Vy 73 de Wolfgang, OE5EWL


    Von: DJ1ZB


    Lbr Lothar,


    gerne erkläre ich, wie ich den AL-Wert von unbekannten Kernen ermittle:


    Ein mir seit langem bekannter QRP-OM, DK5RY, schickt mir aus seiner Sammlung unter anderem einen in Plastik gekapselten schwarzen Ringkern, wie ich ihn bisher nie gesehen habe.


    Maße: Außendurchmesser 23 mm; Innendurchmesser 12 mm; Höhe 6 mm.


    Ich wickle 10 Windungen um den Kern, in diesem Falle Kupferlackdraht, weil er gerade in passender Länge herumlag, der Draht für diesen Test ist also beliebig, die Windungszahl im Grunde auch, es sollten aber nicht zu wenig sein und sie sollten genügend gleichmäßig über den Kernumfang verteilt sein.


    Das LC Meter IIB von AADE zeigt eine Induktivität von 12,6 Millihenry (mH) an.


    Die Einheit des AL-Wertes (gilt nicht für die Eisenpulverkerne von Amidon) ist:
    Nanohenry pro Windungsquadrat.


    Die Induktivität einer Ringkernspule berechnet man damit nach der Formel:


    L (in Nanohenry) = Quadrat der Windungszahl mal AL-Wert.


    Um den AL-Wert zu errechnen, muß ich diese Formel umstellen: Nach einer grundlegenden Algebra-Regel teile ich beide Seiten dieser Formelgleichung (weil es hier praktisch ist und weil man mit Gleichungen alles machen kann, sofern es gleichartig auf beiden Seiten geschieht) durch das Quadrat der Windungszahl und kürze. Dann wird die Formel für den AL-Wert:


    AL = L (in Nanohenry) / Quadrat der Windungszahl,


    in diesem Falle: [12,6 mH sind 12 600 Mikrohenry oder 12 600 000 nH!}]


    Also gilt bei 10 Testwindungen:


    AL = 12 600 000 /100 = 126 000 (einhundertsechsundzwanzigtausend).


    Ich gebe zu, daß ich einen so hohen AL-Wert bisher nie in einer Liste gesehen habe. Aber ich habe vor einiger Zeit in einer Zeitschrift gelesen, daß sich auch die Ferrittechnik mit der "Nanotechnik" befaßt und darin Möglichkeiten für neue Werkstoffe sieht; daher nehme ich dieses Ergebnis erst einmal so hin.


    Anderes Beispiel:


    Aus einem defekten Schaltnetzteil für die Vesorgung von 10-V-Halogenlampen baue ich einen Kern aus und zähle 47 Windungen. Die Induktivitätsmessung ergibt einen Wert von 29,16 mH.


    47-Quadrat = 2209


    AL = 29 160 000 / 2209 = 13200 Nanohenry pro Windungsquadrat


    Diese hohen AL-Werte gehören also zur Welt der tiefen Frequenzen, für das Lichtnetz und für einige 10 kHz etwa, z. B. für Schaltnetzteile und auch für Übertrager für Längstwellenempfang, z. B. Grimeton/SAQ.


    DK5RY schickte mir noch zwei weitere Kerne, einen kleinen gelben mit den Maßen Außendurchmesser 27 mm, Innendurchmesser 14,3 mm und Höhe 11,5 mm, etwa die Maße eines Amidon T106, und einen größeren gelben Kern mit den Maßen Außendurchmesser 33 mm, Innendurchmesser 19,7 mm und Höhe 11,8 mm, etwa die Maße eines Amidon T130.


    Für den kleinen Kern ergab sich ein AL-Wert von 94 nH/w-Quadrat und für den größeren ein AL-Wert von 81 nH/w-Quadrat.


    Diese AL-Werte sind noch geringer als die von Ferrit-Ringkernen aus dem Material 61. Ich habe sie zunächst für Ferritkerne mit geringem AL-Wert gehalten und darauf je eine trifilare Wicklung für einen Antennenbalun gewickelt (3x8 Windungen auf den T106-26 und 3x9 Windungen auf den T130-26).


    DK5RY hat damit auf dem OV-Fieldday seines OVs einen Dipol über Hühnerleiter mit einem asymmetrischen Anpaßgerät (Pi-Filter) betrieben und im OQRP-Contest unter DL0NZ 80 QSOs gefahren und noch 12 unter seinem eigenen Call. Es hätten noch mehr sein können, aber andere Fielddaybesucher haben den Aufbau fotografiert und eine Menge Fragen gestellt. Die gewählte Anwendung der unbekannten Kerne war also richtig.


    In Wirklichkeit dürfte aber auf diese beiden Kerne die Mitteilung von DG1SMD zutreffen, daß es sich um Eisenpulverkerne T106 und T130 aus dem Material 26 von Micrometals handelt, die schon lange von Amidon vertrieben werden. Ob die Kerne wirklich gelb-weiß waren, kann ich aus der Erinnerung nicht mehr sagen. In der Amidonliste von 1995 ist der T106-26 mit AL-Wert 900 und der T130-26 mit 785 gelistet! Teilt man diese Amidon-spezifischen AL-Werte (definiert für Mikrohenry bei 100 Windungen) durch 10, kommt man in etwa auf die von mir gemessenen AL-Werte in nH/w-Quadrat.


    Nebenbei:
    Die AL-Werte für die Amidon-Ferritkerne (definiert für Millihenry bei 1000 Windungen) stimmen zahlenmäßig mit der Einheit des Al-Wertes in nH/w-Quadrat überein.


    AL-Werte in nH/w-Quadrat in der Größenordnung 100 . . . 1000 sind typisch für Nickel-Zink-Ferrite, wie sie für Antennen- und Leistungsübertrager im Kurzwellenbereich und für Kerne von SWR-Metern verwendet werden. AL-Werte in nH/W-Quadrat von einigen Tausend deuten auf Mangan-Zink-Ferrite hin, deren Anwendungsbereich im Langwellenbereich liegt.


    Nach dem Ermitteln der Maße und des AL-Wertes kann man also versuchen, ob man diesen Kern nach Größe und AL-Wert in ener Liste von Ringkernen wiederfinden und auch ermitteln kann, aus welchem Material er ist, um ihn richtig einzuordnen.


    Ich hoffe, daß diese erste Anleitung praxisnah und verständlich war. Sonst ruhig wieder fragen!


    Viel Erfolg beim Ausmessen eigener Kerne.


    73 Ha-Jo, DJ1ZB

    DL0AQB - Transfer Listserver <> Forum