Entstören einer Stehlampe mit Sensorschalter

  • Hallo zusammen,

    mein leidgeplagtes Kind macht mir Sorgen! Ein Mitbewohner einen Stock unter mir mag das 40m-Band nicht!


    Es handelt sich dabei um zwei Wohnzimmer-Stehlampen mit Sensorschalter. Sobald ich auf 40m mit 100 Watt sende, schalte ich die Lampen ein, jedoch nicht mehr aus. Das ist dann leider blöd, wenn die Bewohner dort außer Haus sind und nach zwei Tagen zurück kommen und in eine hell erleuchtete Wohnung zurückkommen. Und bevor ich jetzt mit denen losziehe um neue Lampen zu kaufen, würde mich von euch interessieren, wie man überhaupt so eine Lampe mit Sensorschalter in den Griff bekommen könnte. Dazu ein paar Fragen:


    Kommt so eine Störung über das Kabel in die Lampe oder eher direkt in die Elektronik?

    Kann man solche Sensorlampen überhaupt HF-fest machen?

    Wie sind eure Erfahrungen mit Klappferrite, bringen die da was oder eher nicht?


    Ich brauche ein paar Anhaltspunkte, mit denen ich beginnen kann, ohne so völlig ins Leere zu gehen.


    Danke und Gruß

    Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Kommt so eine Störung über das Kabel in die Lampe oder eher direkt in die Elektronik?

    Kann man solche Sensorlampen überhaupt HF-fest machen?

    Wie sind eure Erfahrungen mit Klappferrite, bringen die da was oder eher nicht?

    - In aller Regel gelangt die Störung leitungsgebunden in die Elektronik der Leuchte. Die Verdrahtung des Hausnetzes wirkt dabei als Antenne für die Einstrahlung, die dann über das Netz zur Leuchte gelangt.

    - Man kann nahezu jede Elektronik HF-fest machen. Es fragt sich, ob der Aufwand gerechtfertigt ist. Im Grunde ist der Leuchtenhersteller dafür verantwortlich die passiven EMV Grenzwerte einzuhalten und hat dies durch seine CE-Konformitätserklärung zugesichert. Von eigenen Eingriffen in die Leuchte würde ich schon aus Haftungsgründen absehen.

    - Klappferrite haben nur eine geringe Sperrdämpfung, im günstigen Falle reicht die aus. Mehrere Windungen auf einen geeigneten Ringkern oder kommerziell erhältlich Netzfilter bringen mehr.


    73 Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Willkommen in der Welt der EMV! Bereits vor über 30 Jahren habe ich mit 100W auf 40m die Aussteuerungsanzeigen eines Kassettenrecorders auf Vollausschlag gebracht obwohl dieser ausgeschaltet war.

    Die HF wird über die Antenne abgestrahlt und von den Netzleitungen "empfangen". Eine unlineare Kennlinie richted diese HF gleich und plötzlich ist eine Spannung da wo eigentlich keine sein sollte.

    Die Störfestigkeit vom Haushaltsgeräten wird (wenn überhaupt) mit 3 V/m geprüft, die werden möglicherweise im Bereich der Lampe überschritten.

    Erster Versuch: Ferrite auf die Netzleitung der Leuchte.


    Viel Spaß!

    Wolfgang


    Edit:Günter war schneller!

  • Willkommen in der Welt der EMV! Bereits vor über 30 Jahren habe ich mit 100W auf 40m die Aussteuerungsanzeigen eines Kassettenrecorders auf Vollausschlag gebracht

    ja, ja, damals hieß EMV noch TVI und die EU-EMV-Richtlinie und das CE-Zeichen war noch nicht erfunden.


    73

    Günter

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    Einmal editiert, zuletzt von DL4ZAO ()

  • Diese Sensorlampen sind ein großer Mist, meistens Chinaschrott. Aber erklär das mal dem Nachbarn....... Wir haben auch eine im Haushalt, da ist das Problem andersrum: Im ausgeschalteten (!) Zustand verhagelt mir das Teil den Empfang. Wenn die Lampe leuchtet sind die Störungen komischerweise (fast) weg. Für ein zusätzliches Netzfilter ist kein Platz in dem Ding, das Elektronikmodul ist vergossen, da kommt man auch nicht ran.. Pragmatische Lösung: Die Netzleitung bekam einen richtigen Schalter, ist jetzt im Normalfall vom Netz getrennt und es herrscht Ruhe.


    Für deinen Nachbarn sehe ich folgende Lösungen: a) es kann im Sockel ein Netzfilter, eine Drossel o.ä. verbaut werden b) der oben beschriebene Schalter, verlangt aber das Verständnis und Mitspielen der Nachbarn c) du gehst tatsächlich mit ihnen neue Lampen kaufen. Vielleicht können die alten beim Verkäufer noch reklamiert werden.


    Sind die Sensorlampen dimmbar, oder geht es nur um ein/aus? Dann könnte Lösung b) tragbar sein. Sonst...... X/


    Viel Erfolg!

    Marcus

  • In den dimmbaren Leuchten findet man oft einen chinesischen TT6062A bzw. TT8486A Schaltkreis und einen Triac. Die kosten nur wenige Cent.
    Von Siemens gab es auch mal ein entsprechendes IC, SLB0586A


    73

    Günter

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    3 Mal editiert, zuletzt von DL4ZAO ()

  • Hallo zusammen,

    danke für eure Antworten. Leider kann man die Lampe auch noch dimmen, das wird das Problem sein.


    Okay, dann gehe ich mal mit mehreren Ferritringen, Klappferrite und sonstige Dinge ans Werk. Nochmal zum Verkäufer zurückgehen wird wahrscheinlich nicht passen, weil die eventuell schon zu lange im Wohnzimmer stehen. Aber ich werde das auf alle Fälle nochmal nachfragen.


    Hoffentlich finde ich eine günstige Lösung. Die heutigen Lampenpreise sind ganz schön sportlich. =O


    Gruß Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Hallo Stefan,

    ich habe so einen Fall mit einer in Stufen dimmbaren Aldi-Lampe mal untersucht. Alle Maßnahmen zur Entstörung waren ohne Erfolg. Diese kapazitiven Sensoren sind nach meiner Erfahrung nicht zu entstören.
    Bei mir war ein Modul TTP223 verbaut. Du findest Informationen im Internet. DIe Frequenzverstimmung eines Oszillators wird ausgewertet.
    Da es sich um die Tischlampe meiner xyl handelte konnte ich die Sensorschaltung durch einen Tastschalter ersetzen.

    vy 73, Mario

  • Moin Mario,

    ich habe so einen Fall mit einer in Stufen dimmbaren Aldi-Lampe mal untersucht. Alle Maßnahmen zur Entstörung waren ohne Erfolg. Diese kapazitiven Sensoren sind nach meiner Erfahrung nicht zu entstören.

    Das ist auch meine Erfahrung, wenn dahinter eine reine Schwellwerterkennung sitzt. Bei billigen Lampen kann man eine Entstoerung vergessen. Die einzig erfolgbringende Entstoerung ist der Transport zum Recycling-Center :)


    Stefan, ich wuerde versuchen, Deine Nachbarn zum Kauf von Lampen ohne diesen Sensor-Firlefanz zu bewegen. Die koennen zwar nach Kauf anderer Sensorlampen ein Rueckgaberecht bei Nicht-Einhaltung der EMV beanspruchen, aber das wird wegen der Fahrerei nervig.


    73, Joerg

  • Ohje, das klingt nicht prickelnd. Jetzt habe ich mal eine Hoffnung, der Nachbar tendiert nicht zu Billigware. Ein Versuch vor Kaufempfehlung werde ich jetzt dennoch mal machen.


    Drückt mir die Daumen! Ich werde berichten, wird aber ein paar Tage dauern.

    Gruß

    Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Immerhin ist der Nachbar kooperativ. In einem ersten Schritt bietet es sich an, die CE-Konformitätserklärung, die ja jedem Produkt beiliegt einzusehen oder im Web runterzuladen, und sich mit dem darin genannten Hersteller in Verbindung setzen und nach Möglichkeiten der Entstörung oder Nachbesserung fragen.


    73 Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    2 Mal editiert, zuletzt von DL4ZAO ()

  • Diese kapazitivern Touchsensoren ruhig zu bekommen ist nicht so einfach.
    Ich würde auch die Kombination die Günter vorgeschlagen hat empfehlen.
    Ein Netzfilter, was in die Steckdose eingesteckt wird als erste Maßnahme.
    Wenn es nicht reicht, den Ringkern in die Zuleitung. Sieht halt nicht so schön
    aus, wenn Sie zu sehen ist. Viel Hoffnung kann ich dir leider nicht machen.

    Vy 73, Roger

  • Hallo die Runde,

    eine " Entstörung " wird nicht funktionieren. Ich hatte vor einigen Jahren für jemandem mal solche Lampe zerlegt. Vom potentialfreien Gehäuse , dass wie eine Antenne funktioniert, geht es über einen Koppelkondensator

    mit wenigen pf an den Eingang des IC. Gegenpotential ist die gleichgerichtete Netzspannung. Ein Tiefpassfilter mit nur einigen hundert khz zwischen diesem Kondensator und dem IC-Eingang könnte einen Erfolg möglicher

    weise herbei führen. Durch das Anfassen wird " Brummspannung " dem IC zugeführt und im IC ausgewertet. Also einfach die HF wegblocken. Was ich genau und wie geblockt habe weiß ich nicht mehr, aber der OM konnte wieder

    mit Leistung funken und dem Nachbarn hat es nicht mehr gestört.


    73 de

    Manfred , dl3arw

  • Ich habe das gleiche Problem mit meinen Nachbarn im gegenüberliegenden Haus (bereits seit etwa 2 Jahren). Ich wollte neue Lampen kaufen - dies lehnen sie kategorisch ab :(

    Ich hatte dann mal verschiedene Versionen bei Amazon bestellt und ein wenig rumprobiert ... keine Chance, die Teile bekommt man nicht "entstört". Bei der BNetzA ist das Problem

    bekannt. Mal sehen wie das hier weitergeht ...

  • Hallo die Runde,

    schade , dass ich von damals keine Aufzeichnungen gefunden habe, aber diese Lampen , jedenfalls die die ich " behandelt " hatte, funktionierten nach dem alten Prinzip wie beim Röhrenradio , antippen des Gittes und hinten kommt dann Brummspannung raus. Wenn man in diese Tastleitung / Anfassen des Gehäuses mit einem Tiefpassfilter bestückt dann sollte dass schon funktionieren. Ein Tiefpassfilter für 50 Ohm geht da natürlich nicht, bitte im

    hochohmigen Bereich arbeiten , 600 Ohm sind da bestimmt noch zu niedrig. So 2 bis 3 KOhm sollte man da schon annehmen. Durch das Anfassen / Berühren kommt das Netzbrummen rüber und das sind 50Hz oder auch die Oberwellen davon , wie 300 Hz oder 500 Hz . Mann muss die HF von der Schaltung fern halten, diese verursacht doch nur Fehlfunktionen. Nicht das Netz oder die Zuleitung bringen die Lampe zu dieser Fehlfunktion, sondern

    der Sensor , das Gehäuse , der Lampenfuss den man da anfassen muss um die Schaltfunktion auszulösen.

    Man könnte auch einen Leitungsschalter noch dazwischen setzen damit keine ungewollte " Erleuchtung " eintritt . Bei der eigenen Leuchte könnte man viel experimentieren , aber wenns um die Nachbarschaft geht, da ist Fingerspitzengefühl gefragt. Hoffe nur , dass Ganze nimmt kein böses Ende.


    73 de

    Manfred , dl3arw

  • Hallo Manfred,

    da hast du recht, hier muss man sensibel vorgehen. Zum Glück stehen die Beiden der Sache doch recht offen gegenüber. Einen Schalter einbauen, damit das Licht nicht aus Versehen einzuschalten, löst aber nicht alle Probleme, denn wenn die Lampen in Betrieb sind, beeinflusse ich sie ja auch noch.


    An der Elektronik etwas machen schließe ich mal aus. Da steckt alles tief in der Fassung verbaut drin, da wüsste ich jetzt nicht, ob ich da alles aufmachen darf bzw. eventuell etwas "Gewalt" anwenden darf. Es ist nicht ganz trivial.


    Jetzt probiere ich mal meine Filter und Drosseln aus, die ich gerade vorbereite und dann sehen wir weiter.


    Gruß Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Hallo Stefan,

    wenn du da nicht dran kommst, ist das gar nicht schön. Stefan, versuche mal eine Zusatzkapazität von dem Metall zum Berühren gegen die Netzzuleitung. Also mit dem Metall oder was es so ist eine Leitung direkt verbinden und

    dann um die Netzzuleitung so viel wie möglich wickeln. Das stellt eine Kurzschlusskapazität dar. Einen Versuch wäre es wehrt.


    73 de

    Manfred , dl3arw

  • Hallo zusammen,

    ein kleines Update zur Entstörung:

    Ich habe also folgendes vorbereitet: Eine Steckdose mit Netzfilter, eine Steckdose mit Ringkern und mit flexiblem draht bewickelt als Drossel, mehrere Klappferrite und ein Stück Draht, mit dem ich den Vorschlag von Manfred ausprobieren wollte.


    Am Samstag war es dann soweit. Der Reihe nach alles ausprobiert und auch in allen möglichen Varianten probiert. Leider mit keinem überzeugenden Ergebnis. Ich habe den Eindruck, dass die Lampe etwas unempfindlicher geworden ist, aber weg ist das Phänomen nicht.


    Jetzt habe ich noch eine Idee: Die komplette Elektronik befindet sich in der Lampenfassung. Vielleicht bringt es was, wenn ich die ganze Fassung mit Alufolie einwickle. Praktisch den "Aluhut für die Fassung" ausprobiere.


    Warum hat da auch mal einer so eine dämliche Sensorschaltung erfunden. Poti mit Dimmerelektronik hätte doch völlig ausgereicht... X/

    Gruß Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Hallo,

    im FA 12/23, S. 930 schreibt Alexander, DL4NO, über erfolgreiche Entstörung durch eine zusätzliche Mantelwellensperre am Empfängereingang. Er hat damit einen 2kW Wechselrichter ruhiggestellt.

    Schönen Abend, Bernd.