Zitat: "man muss sich bei der Fragestellung ersteinmal im klaren sein, dass unter dem Sammelbegriff CW ganz verschiedene, nicht kompatible Telegrafie verstanden wird".
Hallo zusammen,
der Satz hat mich noch einmal zum Nachdenken gebracht. Mir (persönlich) fällt ein CW-QSO mit einem Tempo von 12 wpm viel schwerer als ein QSO mit 25 wpm.
Daher ist das mit dem "Tempo drosseln", was ich natürlich für QSO-Partner auch mache, so eine Sache und nicht für jedermann.
Die erste Aussage klingt vielleicht auf den ersten Blick paradox, aber es scheint daran zu liegen, dass es unterschiedliche Arten der eigenen Decodierung zu geben scheint.
Wenn die Geschwindigkeit unter ca. 18 wpm geht, habe ich Probleme, das Klangmuster direkt zu erkennen. Die Folge ist, dass ich dann dazu tendiere, Punkte und Striche zu zählen,
da ich das Muster der Zeichen nicht immer automatisiert erkennen. Dann wird die erkannte Kombination in einer im Kopf angelegten "Look-Up-Tabelle" nachgesehen, in einen Buchstaben
übersetzt usw.
Das heißt, dass langsame Telegrafie nicht nur mehr Zeit aufgrund der geringeren Geschwindigkeit benötigt, sondern eigentlich einem anderen Decodierprozess unterliegt.
Vielleicht ist das auch ein Grund für so manche Geschwindigkeitsbarriere - die Extra-Schritte mit Zählen und Übersetzen belasten den Prozess im Gehirn deutlich mehr.
Ich habe mal ursprünglich Telegrafie auf Klasse A und etwas später Klasse B gelernt (erst 6, dann 12 wpm), wobei ich tatsächlich auch mit Schlüsselwörtern etc. gearbeitet habe.
Später habe ich Telegrafie mit höherer Geschwindigkeit unabhängig davon "neu" gelernt.
Somit falle ich bei langsamen Tempi in das "alte" Verhaltensmuster zurück, was dann sehr umständlich ist. Wenn ich nur schnelle Telegraphie gelernt hätte, könnte ich ggf. langsame Zeichen kaum oder gar nicht lesen ...
Meine Empfehlung für alle, die sich in dem langsamen Bereich unter 15 wpm "quälen" und dann an ihre Grenzen kommen: Schaut mal nach, ob ihr auch doppelt decodiert.
Damit belastet Ihr Euch mehr und der Sprung zu höheren Geschwindigkeiten ist dann ungeheuer schwierig.
Es wäre dann besser, mit entsprechenden Trainingsmethoden/Software die Telegrafie noch einmal neu zu erlernen, mit einer Buchstabengeschwindigkeit von 20-25 wpm starten.
Zumindest hat mir das geholfen, da einen guten Sprung voranzukommen.
Wenn man dann die Buchstaben als "Muster" erkennt und diese "hardcodiert" im Gehirn sind, ergeben sich bei genügend Betrieb oder Übung (auch Hörbücher/Übungsfiles) spätere Geschwindigkeitssteigerungen mehr oder weniger automatisch. Später wird dann man dann auch automatisch Wörter statt Buchstaben erkennen, dann ist man noch einen Schritt weiter.
Allen viel Spaß - den kann man nämlich bei jedem Tempo haben - und vy 73, Ralph, DL1HR