Gear acquisition syndrome im Amateurfunk

  • Ich wundere und frage mich oft, worin der hohe Mehrwert z.B. eines K4 gegenüber K3 steckt, oder beispielsweise IC 7610 gegenüber IC 7300. Man gönnt sich ja sonst nichts?


    Oft frage ich mich auch, wozu man sich immer Neues anschafft, wo die Dauer der Nutzung doch bei den meisten eher gering ist. Sonst würde man mehr auf den Bändern hören.

    Hi Dieter,


    ich habe Deine Frage mal in einen neuen Thread "verschoben", weil sie spannend ist, aber auch, um den ursprünglichen Thread nicht zu entführen. Es gibt besonders bei den Musikern und den Fotofreaks das sogenannte G.A.S. (Gear acquisition syndrome), bei dem Leute sich immer wieder neue Ausrüstung zulegen, obwohl der "Mehrwert" gering ist und diese Objektive, Gitarren etc. nach kurzer Zeit nicht mehr benutzt werden. Lange Zeit wurde dieses Phänomen belächelt, aber in den letzten Jahren wurde auch in wissenschaftlichen Arbeiten darüber geforscht und diese Erkrankung (für mich ist G.A.S. in ihren ausgeprägten Formen eine Erkrankung, weil die Betroffenen teilweise auch viele Schulden machen, Familien daran zerbrechen etc.) gerät in den Fokus der Psychotherapeuten.

    Sven Barnov, ein Heidelberger Psychologe, hat in seinem Buch "Psychologie der Fotografie" ein sehr interessantes Kapitel über G.A.S. geschrieben:


    https://www.wimo.com/media/catalog/product/cache/b1e2a3f5f7162ca2b3d6c6e5d602f542/H/A/HARI_Balun1k_Bild_2_a82b.jpg


    Wenn man den Fragebogen nimmt und statt Fotogeräte Funkgeräte einsetzt, wird es deutlich, was ich meine:



    Ich hatte (habe?) selber mit G.A.S. zu kämpfen im Fotobereich und weiß deshalb, wovon ich spreche...


    73!
    Peter DL3NAA

    DL3NAA
    Name: Peter
    QTH: Kehl (JN38VN)
    DOK B14, HSC 1023, VHSC 186
    QRP von 80 Meter bis 10 Meter CW


    Life is too short for QRP!

    Satis longa vita - Das Leben ist lange genug! (Seneca)

  • "G.A.S. (Gear acquisition syndrome)"
    Höchst interessant! Da schau ich doch mal in den Spiegel ...
    Andere schaffen sich immer mehr edle Schuhe oder edle Oberhemden an. Das gibt ein kurzes Glücksgefühl. Auch Boote gehören dazu. Bekannter Spruch: "Die zwei glücklichen Tage im Leben eines Bootsbesitzers? 1) wenn er es neu gekauft hat 2) wenn er es endlich wieder verkauft hat."
    Selber bauen verlängert das Gefühl des Glücks offensichtlich.
    Aber alles ist kein Ersatz für einen wirklichen Sinn im Leben.
    "Glücklicher macht Geben als Empfangen." Tu 'mal 'was für andere ...

    73 de Eike KY4PZ / ZP5CGE

    Wat de een sien Uhl is de anner sien Nachtigal
    Auf Englisch: Live and let live
    Und wenn's garnicht anders geht: "Einfach gaanich injuriern!" sagt der Hamburger

  • Moin Peter,


    das gibt es bei Gitarren? Das man sich da durchaus mehrere Modelle anschafft, weiß ich von Kollegen, die Musik machen. Da gibt es ja schon Unterschiede, Nylonsaiten, Stahlseiten, Anzahl der Saiten, klassische Gitarre, Westerngitarre, Stratocaster, Telecaster, Gibson usw.

    Die klingen alle unterschiedlich. Eine Strat höre sogar ich raus,David Gilmour, Mark Knopfler, die Telecaster sieht man oft bei Joe Bonnamassa, Bruce Springsteen und die "kreischende" Gitarre bei Mike Oldfield ist meist eine Gibson SG. Aber das man sich die anschafft, nur um sie zu haben, ist mir so nicht bekannt gewesen.


    Aber, um aufs Thema zu kommen, bei den HiFi Leuten ist das auch sehr ausgeprägt, da kenne ich das auch, Lautsprecher, das besonders klingende Kabel usw.


    Bei Funkgeräten, mein einziges Neugerät für KW ist der TS-570DG, den hatte ich 1999 gekauft, weil mir das Relais im alten FT902DM doch zu laut war. Ich denke immer noch über einen TS-590SG nach, weil der genau das hat, was der TS-570 auch hat, nur eben moderner, besserer Empfänger usw. Aber ob sich das für mich wirklich lohnt, bezweifle ich. Deswegen habe ich bisher immer nur mit geliebäugelt, aber das nie umgesetzt. Ich gehöre eher zur Fraktion, die Jahre darüber nachdenkt, ob sich das lohnt und wenn ich dann zuschlagen will, gibt es das nicht mehr :D


    73, Tom

  • Gibt's das nicht überall? Manche kaufen ständig neue Computer, Handies, Unterhaltungselektronik usw.

    Als ich vor nicht allzu langer Zeit mit dem Amateurfunk anfing dachte ich, da ist das nicht so. Mit einem 20-30 Jahre alten Funkgerät kann ich heute noch genauso Betrieb machen wie zu den Zeiten als es neu war. Aber offenbar hab ich mich geirrt, auch hier muss es jedes Jahr was neues sein.


    Zu der grundlegenden Fragestellung empfehle ich übrigens das Büchlein "Haben oder Sein" von Erich Fromm.

    73 de Haiko DF9HC

  • Mit einem 20-30 Jahre alten Funkgerät kann ich heute noch genauso Betrieb machen wie zu den Zeiten als es neu war. Aber offenbar hab ich mich geirrt, auch hier muss es jedes Jahr was neues sein.

    Ich gehoere zum Gegenteil, zu den Leuten, die die Industrie gar nicht mag. G.A.S. hat fuer mich was positives, weil ich auf diese Art immer an Gebrauchtgeraete zu fairem Preis gekommen bin. Manchmal sogar echte Schnaeppchen, wie vor Jahren mal einen (fuer uns) riesigen Fernseher fuer ganze $50. Der Vorbesitzer musste unbedingt einen noch groesseren haben. Mit eingebauter Internet-Funktion, die er nie benutzte.


    Meine einzige Neuanschaffung seit der ersten Lizenz 1976 war ein IC-7100 vor knapp zwei Jahren, weil der gute alte JST-100 ploetzlich und erstmal irreparabel abfackelte (Endtransistoren kaputt und nicht beschaffbar). Der hat aber keine $900 gekostet und dafuer haette ich nichts vergleichbares gebraucht bekommen. Ok, bis kurz danach im Swap Net auf 40m mein ehemaliger Traum-TRX angeboten wurde und fuer unter $600. Ein Drake TR7 mit allen nachruestbaren Filtern. Da haette auch bei mir fast ein G.A.S. Effekt eingesetzt ...


    73, Joerg

  • Ich denke, sehr viele leiden unter diesem Syndrom und wissen es nicht mal. Ich habe meinen TS-850SAT verkauft, als er dann eine Generalinspektion brauchte und ich auch um die Problematik von Ersatzteilbeschaffung wusste. Und dann gab es nach rund 25 Jahren einen neuen TRX. Und ja, die neuen Funktionen, die es heute gibt, sind teilweise schon sehr nützlich, dienlich und machen Spaß. Und der Anblick der neuen "Maschine" macht auch neuen Spaß.


    Klar, es gab auch schon mal andere, nicht ganz so zwingend notwendige Käufe, aber wir sind doch eh alle ein bißchen Bluna...


    Gruß Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Und dann gab es nach rund 25 Jahren einen neuen TRX. Und ja, die neuen Funktionen, die es heute gibt, sind teilweise schon sehr nützlich, dienlich und machen Spaß.

    Moin Stefan, genau das ist ein Punkt, der eine "G.A.S. Diagnose" ausser Kraft setzen kann. Mit meinem alten TRX aus den 80ern haette ich keine Noise Reduction gehabt. Auch der Noise Blanker war nicht ganz so adaptiv. Dann das DSP-Filter des neuen TRX, was ich bei CW bis auf 50Hz Bandbreite zuziehen kann. All dies hat mir viele QSO vor dem Absaufen gerettet und viele andere wesentlich entspannter gemacht, weil ich nicht in den Lautsprecher kriechen musste.


    Mit anderen Worten, soviel Spass wie heute hat mir CW in den 70ern und 80ern nie gemacht, obwohl ich damals in Sachen Tempo fitter war als heute und auch schneller lernte. Frueher waere das gar nicht denkbar gewesen, aber mein Shure Mikrofon steht fast zwei Jahre nach der neuen Lizenz immer noch im Schrank.


    Was mit Bluna gemeint ist, weiss ich nicht, in meiner Kindheit war das eine Limonade. Vielleicht neudeutsch fuer "etwas wunderlich"? Eine Internetsuche fand nichts dazu.


    73, Joerg

  • Was mit Bluna gemeint ist, weiss ich nicht, in meiner Kindheit war das eine Limonade. Vielleicht neudeutsch fuer "etwas wunderlich"? Eine Internetsuche fand nichts dazu.

    Hallo Jörg,

    das hängt schon mit der Limonade zusammen :) War vor 20 Jahren mal ein Werbespot: "Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?"


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    73!
    Peter DL3NAA

    DL3NAA
    Name: Peter
    QTH: Kehl (JN38VN)
    DOK B14, HSC 1023, VHSC 186
    QRP von 80 Meter bis 10 Meter CW


    Life is too short for QRP!

    Satis longa vita - Das Leben ist lange genug! (Seneca)

  • Bei mir hat G.A.S zum Glück nachgelassen.

    Wobei, wenn ich den FT-857 bekommen könnte, dann könnte ich wieder schwach werden.

    Hab mich für den 891 entschieden, weil der günstiger war. Ganz großer Fehler, denn kurze Zeit später gabs den 857 nicht mehr.

    73, Jens


    Und immer schön locker bleiben.

  • Hallo,

    ...doch GAS gibt es wirklich. Eigentlich "erfunden" durch die E-Gitarristen, wobei die E-Bassisten da dezent mitgezogen haben.

    Nicht nur Gitarren sondern auch deren Zubehör: Saiten, Gurte, Pickguard, Tonabnehmer usw. Natürlich auch Verstärker und "Tretminen".

    Die psychologische Bedeutung mag darin liegen, daß man so versucht, seine musikalischen Unzulänglichkeiten auf andere Gitarren ( und Anderes ) zu projezieren, in der falschen Hoffnung, mit DER Klampfe jetzt endlich so wie mein Idol " ... " zu klingen. Und auch spielen zu können. Und wenn man nicht ausreichend, oder falsch geübt hat, glaubt man, dieses könne man durch Austausch der Tonabnehmer ( pickups ) kompensieren. " man hat ja schließlich auch was gemacht, gelötet und so - muß ja besser werden"

    Ich habe das auch jahrelang mitgemacht. Ist halt so. In Ermangelung einer Band usw. hat sich das dann aber wieder beruhigt: meine letzte Telecaster habe ich 6 Jahre lang besessen - ein geradezu unglaublich lange Zeit für mich! Jetzt hängt an der Wand eine Stratocaster :)

    vy 73 de Wolfgang

  • Ich habe jahrzehnte lang immer nur ein KW Gerät gehabt und verstehe nach Peter's Beitrag über G.A.S. "erst jetzt" so langsam, wie es bei anderen OP zu den Geräte-Ansammlungen kommt, vor allem wenn sie auf dem Tisch neben- und übereinander gestapelt werden.


    Die Mehrzahl der Nutzer möchte wohl die gesamte Investition an Geräten "vor sich sehen" und empfindet dabei Stolz und Genugtuung, OK.


    Mich dagegen erfreuen eher die nützlichen und effizienten Futures meiner Geräte während der QSO's.


    Ich brauche am Arbeitsplatz nur das platzsparende Bedienteil und den Keyer. Damit sind eventuelle Relaisgeräusche und Lüftergeräusche kein Thema für mich, sondern unterm Tisch verbannt.


    Ich habe inzwischen zwar auch 3 Geräte, aber alle an unterschiedlichen Arbeitsplätzen verteilt, was für mich mehr Sinn ergibt.


    Abschließend noch ein Gedanke zur Amortisation der angeschafften Geräte oder ihrer Nutzungsintensität. Natürlich geht es im AFU nicht um Wirtschaftlichkeitsüberlegungen, doch erscheint mir dieser Punkt bei manchen OP in einem krassen Missverhältnis.


    Es wäre kein Platz mehr auf den Bändern, wenn sie so genutzt würden wie in den ersten Tagen ihrer Anschaffung.


    Zeigt all das nicht wie gut es uns doch geht?


    Gruß zum Sonntag


    Dieter DL2LE

  • Moin,


    bei uns Bastlern kann man das doch eigentlich noch verstehen. Mir geht es immer so, wenn etwas fertig ist und funktioniert, das es dann schnell langweilig wird und der Lötkolben wieder angeworfen wird. Bin da ja nicht so sehr der „Funker“, mehr der Bastler.


    So muss auch immer gutes Werkzeug her, meine Liste ist noch lang. Auch Werkzeuge, die ich eher selten benötige. Akt. steht ganz oben auf der Liste eine Bohr- und Fräsmaschine. Mich nervt das immer, das die alte Standbohrmaschine eckige Löcher macht und Ausschnitte für ein LC-Display rund werden. :D


    Nun gehts wieder in die Werkstatt, letzter Farbauftrag für die restaurierten Gartenmöbel, vorher mit dem Excenterschleifer noch mal anschleifen. Muss man schon haben, per Hand schleifen ist doch doof 😏 Und vorher noch ein paar Leisten mit der Kapp- und Gehrungdsäge schneiden.


    So sammlet sich hier mehr Werkzeug an, als Funkgeräte. Ich glaube, wenn man in sich geht, entdeckt jeder etwas, ob Werkzeug, Funkgeräte, Morsetasten oder Gitarren.


    73, Tom

  • Habe einen 7300, 1 qxc, 1 qxc+, 1 bcr. Bei den qrpgeräten geht es mir ein wenig wie dl7bj.

    Ansonsten empfangen alle auch die Signale, die der 7300 hier in der Stadt bringt, unter vergleichbaren Bedingungen. Natürlich ist Bedienkomfort und Parameterauswahl beim 7300 deutlich besser. Und bei den "höherwertigen"? Da geht es wohl oft um mehrere Empfänger, Buchsen, leuchtende Displays, Drehregler statt Schachtelmenüs usw.

    Für die dx-pedition bringen sie vielleicht etwas, für den Normal-om in Mitteleuropa wohl meist "nice to have". Zugegeben, es krabbelt manchmal in den Fingern, was es da so gibt. Man muß halt Prioritäten setzen, Geld kann man nur einmal ausgeben.

    Meine persönliche Meinung.

    Reiner

  • Hab mich für den 891 entschieden, weil der günstiger war. Ganz großer Fehler, denn kurze Zeit später gabs den 857 nicht mehr.

    Ging mir ganz genau so. Dann hat das GAS zugeschlagen und ich hab mir einen FT-817 zugelegt, nutze fast nur noch den.

    73 de Haiko DF9HC

  • GAS gibt es in allen Hobbys denke ich. Seit ich mit dem Schnitzen angefangen habe will ich auch gerne immer mehr Werkzeug haben. Ich sehe einige Hobbykollegen in Facebookgruppen die können nicht genug von Äxten und Beilen bekommen.

  • Ich habe gerade bei der Kaffeepause mit meiner Frau über dieses Thema gesprochen. Da kam von ihr gleich: „Schuhe und T-Shirts“ :D

    Das bediient nun ein Vorurteil, aber sie meinte, geh doch einfach mal oben schauen! ;)


    73, Tom

  • Bei mir geht es eher in Richtung Werkzeug, wo ich Finger und Füße still halten muß. Meine Funkgeräte sind "Steinzeit" und bei den neuen kann ich nicht so viel "rumschrauben". Mit dem PC ist es etwas besser beworden, schraube ich zwar auch, aber da kann ich schnell mal wieder eine kleine Routine für irgendwas schreiben. Der Werkzeugfimmel kommt bei der XYL besser an, weil fast alles repariert wird. Nur bei der neuen Löttechnik habe ich gestreikt, d.h. es wird nur altmodisch zwischen 30 und 80W gelötet, mit Blei ........


    73 Peter


    PS bei (Volks-)Musikern ist mir das noch nicht aufgefallen. Spiele Zither und die "Saitendiskussion" kenne ich. Aber .... da hat man i.d.R. nicht mehrere Instrumente und auf einem Instrument wird nicht gemischt. Meine erste Zither hat noch Stahlseiten, ist sehr alt, bemalt, und da paßt das auch. Die habe ich nicht hergegeben und das Folgemodell hat "weichere" Saiten. Da bin ich von GAS etwas weit weg.

  • Mich nervt das immer, das die alte Standbohrmaschine eckige Löcher macht und Ausschnitte für ein LC-Display rund werden.

    Moin Tom,


    ein guter Satz Schlüsselfeilen samt Laubsägetischchen, Licht und eine geschickte ruhige Hand helfen hier ungemein.

    Ich habe jahrzehnte lang immer nur ein KW Gerät gehabt und verstehe nach Peter's Beitrag über G.A.S. "erst jetzt" so langsam, wie es bei anderen OP zu den Geräte-Ansammlungen kommt, vor allem wenn sie auf dem Tisch neben- und übereinander gestapelt werden.

    Da bin ich ganz bei Dieter. Mein Geräte-Lebenslauf. Nachdem ich meine beiden Audion-RX selbst gebaut hatte (siehe QRZ-COM) wollte ich gleich nach der bestandenen Prüfung einen fertigen TRX haben. Ich wollte endlich legal alleine Betrieb machen. Mein immer noch existierender und funktionierender TS-520 von Trio (1977 nach der Liz.-Prüfung bei Richter in Hannover samt Mikrofon MC50 und Tiefpassfilter) gekauft, ist immer noch klasse. Später bekam er ein 500Hz-Filter, als ich intensiver mit CW zu tun bekam. Der TS-520 hat etwas sehr sehr seltenes: Eine echte ! Handregelung. Also keine, die die automatische überlagert bzw. nur "zu" dreht. Nein, sie ist komplett abschaltbar. Das hat das eine oder andere QSO gerettet, weil andere Signale, die durch das Filter durchdrangen, die Regelung NICHT tangiert haben. Sicher, das lautere Signal klingt verzerrt. Aber dafür höre ich das leise Signal ohne das die HF-Regelung es wegdrückt. Und für den Rest in der NF sorgt ein analoges externes Filter von DATONG, FL2. Eine echte ! HF-Handregelung ist sowas von unersetztlich...


    Der TS520 hat nur die klassischen Bänder von 80 bis 10m drin. Kein 160m und keine WARC-Bänder. Die kamen später dazu. So gesellte sich ein gebrauchter TenTec Scout 555 mitlerweile mit allen Moduln und somit Bändern dazu. Klasse! Erstmals geräuschloses QSK und ein variables Filter in der ZF. Nach einem Abgleich so richtig g..l. Gebraucht erstanden. Damals reduziert auf 5W gings gut ab. Die Mods mit dem Umschalter für ein Abschwächer im HF-Eingang ist bei sehr starkene Signalen vorteilhaft. Hatte der TS-520 neben rauschärmeren Transistoren auch bekommen.


    Als die QRP-Bewegung in DL Fahrt aufnahm, kam mir der Sierra unter die Finger. Bis auf ein Band auch alle Moduln beisammen. DL-QRP-PA Version I dahinter. Mit Einstellung. Prima RX! Immer noch Top! Ebenfalls QSK ohne Relais und stufenlos einstellbares HF-Filter. Wenn ich alles aufgeben müsste - der Sierra bleibt als einziger bei mir. Natürlich mit Tasten. :)


    Weil damals die QRPer noch mit Eigenbauten unterwegs waren, sind der DK1HE001 sowie ein Norcal 20, den ich von irgendwem gesponsert bekam (gab da so eine Aktion, damals) und zuletzt der MA12/40 hier vorhanden.


    Vor ein paar Jahren bekam ich einen FT-757GXII geschenkt. Hobbyaufgabe eines Funkfreundes. Die Ansage war, dass er als ET-Lager dienen kann. Nach dem Einschalten stellte ich fest, dass alle Fonie-Betriebsarten senderseitig nicht funktionieren. Irgendwann hat er wohl etwas zuviel Spannung am Mikrofoneingang bekommen. Der Reste funktioniert ufb. Unterlagen habe ich, aber keine Lust, das zu reparieren. Mache eh nur CW und für Fonie hätte ich den Scout 555 sowie den TS-520. Einen Neuabgleich mal damals mal beim TS-520 könnte er auch vertragen. Aber es geht so. Hier fehlt mir oft die echte Handregelung. Da ist dann der TS-520 oft besser...


    Für 2m gab es erst als SWL einen 2G70. Den habe ich noch nach Bestehen der Liz. behalten dürfen. Für den PKW kam ein TR200 mit nachgeschalteter 10W-PA und später ein 2300, der noch hier ist und funktioniert, ins Auto. Und dann auch als FM-OV-Telefon ins Shack. Einschubhalterungen sei Dank. Achja, ich hatte eine Selbstbau-PA nach amerikanischem Handbuch. Mit der 3-400Z in Gitterbasisschaltung. Tolles Teil. Habe vor Eintritt bei Y-Tours gut verkauft. Ich war jung und brauchte das Geld. :-)=


    Eigenbau-PA für 2m mit QQE 06/40 steht noch hier. Die ist aber zahm, also mit den Leistungen für Dauerstrich der Röhre aufgebaut. Kann also nur 60W HF. Dann steht hier noch eine 70cm-PA mit der 2C39 herum. Damals machte ich noch analog ATV auf 70cm. So richtiger (DC6MR?) Selbstbau mit fertiger nackter Platine. Ein richtiger ATV-Sender mit Restseitenbandfilter und Ton. Mono. Wir hatten damals eine ATV-OV-Runde auf 70cm. Nun, auch das ist Geschichte. Die PA ging dann gut für das aufgekommene Packet Radio. Dazu gabs dann ein FM-Handfunkgerät. Mit 6 Quarzkanälen. Hachja... Hier bei uns ist 70cm tot. Hat mich - bis auf ATV und PR sowie ein Hausrelais auch nie interessiert. Wenn man zum Funken Drehbänke und aberteure Messtechnik braucht, ist das für mich uninteressant. Gilt für die damalige Zeit... Heute gibts preiswerte Messtehnik, aber nicht mal 2m reizt mich. War und bleibe immer ein KW-Mensch.


    Achja, einmal reizte es mich dann doch, mal was mit Digital zu kaufen. Weil Rolf, DF2OU so davon schwärmte: Einen gebrauchten und vorher von Peter, DL2FI modifizierten HB1A. In der Tat, ein schönes /p-Gerät. Hat mir in Urlauben und GMA schon viele Verbindungen ermöglicht. Einziger Nachteil ist ein leichtes Störgeräusch durch die Digitaltechnik im KH. Aber für /p immer gut. Gleiches gilt für den ELBC-mini, 40m. Feine Kiste. Der SMiTe, ein SMD-Pixie war (ausserhalb meines Berufes) der erste Bausatz mit SMT. Damit gings ja bekanntlich auf 80m übern Teich. Alles auf meiner HP nachzulesen...


    Als ich bei Y-Tours etwas mehr Geld bekam, wurde ein IC-211e angeschafft. Vorher gabs Betrieb mit Transverter. Und das ist der Stand der Dinge. Hier und dort ein paar Eingebaute. Mal nur RXe, mal nur TXe, auch gerne mit Röhren. ALLE Geräte wurden von mir modifiziert. Sauber. Jedenfalls gibts immer Verbesserungen.


    Ist der Lebenslauf von 1975 bis jetzt schon G.A.S.-verdächtig? Ich denke nicht. In einem Zeitraum von 47 Jahren hat so mancher andere OP viel mehr "umgesetzt". All der neue Krams, der jetzt auf dem Markt ist, juckt mich nicht ansatzweise. Ich habe also genug Spielzeug im Wohnzimmer und in der Portabelkiste sowie Werkzeug in der Wohnung und im Keller - das reicht für Funkspass. Digimodes sind nicht meins. In der Lebenszeit, die ich brauche, um den ganzen Kram noch mit einem PC oder so zu verbinden - da mache ich lieber etwas nützlicheres. Und: mit mehr als einem Funkgerät zur selben Zeit kann nicht mal ein SO2R-Contester funken. ;)


    Sicherlich juckt es hier und da mal ein wenig. Aber dann frage ich nach dem Mehrwert, dem Sinn dahinter. Und dann fällt mir Aristoteles wieder ein: „Was es alles gibt, das ich nicht brauche!“


    Gilt auch für andere Lebensbereiche.

    73 Michael, DF2OK.

    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~

    "Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist."

  • Moin Michael,

    ein guter Satz Schlüsselfeilen samt Laubsägetischchen, Licht und eine geschickte ruhige Hand helfen hier ungemein.

    ich könnte ja jetzt Loriot zitieren ;) Eine richtige Laubsäge ist natürlich vorhanden, aber bei der Metallbearbeitung kommt man bei einer gewissen Stärke des Materials an die Grenzen und eine kleine Fräse mit XY-Tisch ist da doch angenehmer. Auch für andere Dinge Richtung Modellbau.


    73, Tom

  • Moin Tom,

    und eine kleine Fräse mit XY-Tisch ist da doch angenehmer.

    tja, so sind allein die Möglichkeiten schon unterschiedlich verteilt. Die Anschaffungskosten dieses Gerätes (inkl. Steuern ) liegt ausserhalb meiner Möglichkeiten. Kommt also nicht in Frage... Abgesehen davon reicht mein Werkzeugequippment, was ich über viele Jahrzehnte angeschafft habe, für meine Zwecke vollkommen aus. Da ist nix überflüssiges dabei.

    73 Michael, DF2OK.

    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~

    "Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist."

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