CW-Filter in welcher ZF?

  • Hallo miteinander,


    die folgende Fragen betreffen nicht direkt ein QRP-Gerät (obwohl man es doch bis 5 W runter regeln kann und damit auch QRP machen ;) sind aber vom technischen Standpunkt aus doch auch für den einen oder anderen interessant.


    Ich habe mir ein IC-737 zugelegt, das den einzigen Makel hat, dass noch kein CW-Filter eingebaut ist. Trotzdem erstaunlich, wie ruhig und sauber der RX auch mit dem 2,1 kHz breiten Filter abends an einer FD-4 auf 40m spielt. Nun aber zu meinen drei Fragen, betreffend CW-Filter:


    1.) Der RX ist ein 3-fach Super mit ZFen von 69 MHz, 9 MHz und 455 kHz. CW-Filter lassen sich in der 2. <<< ODER / UND >>> 3. ZF-Stufe einbauen. ICOM empfiehlt, dass beim Einbau nur eines Filters, dasjenige bei 455 kHz eingebaut werden sollte. Kann hierzu jemand eine plausible Erklärung abgeben? Aus meinem (bescheidenen) Verständnis heraus hätte ich jetzt behauptet, dass ein Filter umso wirkungsvoller ist, je weiter vorn es im Empfängerzug eingebaut ist und hätte deshalb zuerst das Filter bei 9 MHz eingebaut.


    2.) Das CW-Filter bei 455 kHz ist ca. 2,5 bis 3-mal so teuer, wie das bei 9 MHz. Womit hängt das zusammen?


    3.) Immer wieder ist die Rede von den Inrad-Filtern. Sympathisch an einem Inrad-Filter ist mir die verfügbare Bandbreite von 400 Hz. 250 Hz wäre mir - als einziges Filter für alle Betriebssituationen - zu schmal, die 400 Hz hingegen sind doch um DEN Tick schmäler, den man sich bei einem 500 Hz Filter manchmal wünscht. Was ist das besondere an den Inrad-Filtern, das sich auf den ersten Blick ja gleich mal preislich präsentiert?


    Schon mal Danke für Eure Mühe
    und herzliche 73 in die ganze Runde


    Uwe, DL8UF

  • Hi,


    Je höher die Frequenz umso weniger steil die Filterflanken bei gleicher Polzahl; daher die Empfehlung, das 455 kHz Filter einzusetzen. Die Quarzscheiben bei 455 kHz sind größer, daher sind tieferfrequente Quarzfilter teurer. Mechanische 455 kHz Filter sind noch teurer.


    So ganz grob...


    73, Uli, DK4SX

    DL0AQB - Transfer Listserver <> Forum

  • Hallo Uwe,


    ich hatte mal ein IC751A mit demselben Frequenzschema. Ich habe ein 250Hz- und ein 500Hz-Filter eingesetzt. So hatte ich drei Bandbreiten: 2,1KHz, 500Hz und 250Hz. Die beiden letzteren Bandbreiten ermöglichten wirklich komfortablen CW-Betrieb in allen Situationen.


    Leider kann ich mich nicht mehr genau daran erinnern, welches Filter auf welcher ZF-Ebene arbeitete. Ich habe das aber so bestückt, dass ich in Mode CW 500Hz hatte und dann noch über einen Taster "CW-Narrow", also 250Hz einschalten konnte.


    Es verhält sich auf jeden Fall so, wie Uli es beschreibt. Wenn Du also nur ein Filter bestückst, so nutze die 455KHz-Ebene; bei zweien, empfehle ich Dir meine Vorhgehensweise, dann "stimmt" die Beschriftung...

  • Bei allen konzepten die ich (!) kenne sind die schmalen Filter in der letzten ZF.
    auch bei solchen Spitzengeräten wie EKD 300 oder 1000 und den Rot_und_grün-Referenzgeräten.
    In meinem Teltow sind die schmalen mechanischen Bandfilter auch auf der letzen ZF von 200Khz. ich vermute aber , das es daran liegt, das die steilen mechanischen Filter nur bis 455kHz gefertigt wurden. das Ergebnis jedenfalls hat weder Sigrids Kenwood noch mein Yaesu erreicht, drum haben wir die wieder verkauft und einen Teltow angeschafft, auch wenn da noch viel arbeit beim restaurieren auf mich zukommt :)


    Gela


  • Von: DJ1ZB


    Lbr Uwe und andere,


    dazu ist einiges zu sagen:


    Bei einem alleinigen CW-Filter bei 9 MHz bleibt der ganze weitere ZF-Weg "SSB-breit", und es kann sich je nach dem Maß der Verstärkung unnötig viel Rauschen ansammeln. Dem Gehör nach wirkt das CW-Filter dann nicht so, wie man sich eine richtige CW-Filterung vorstellt. Im Extremfall könnte sich das Rauschen sogar auf die Schwundregelung mit auswirken (Beispiel weiter unten). Eine schmale NF-Nachselektion hebt diesen unschönen Effekt aber wieder auf (solange die Regelung unbeeinträchtigt bleibt). Das wurde mal vor Jahren bei der AGCW noch in Büdingen so diskutiert. Dazu kommt noch, daß die Flankensteilheit von CW-Filtern auf 9 MHz nicht so gut ist wie auf 455 kHz.


    Bei einem alleinigen CW-Filter bei 455 kHz, wie es in deinem Fall der Hersteller empfiehlt, wird der "CW-schmale" ZF-Zug nicht so lang und ist auch schmal genug, um das Problem der Rauschanhäufung nicht aufkommen zu lassen. Dafür muß sich die "SSB-breite" 9-MHz-ZF u. U. mit mehreren unerwünschten Signalen herumplagen. Solange von dieser ZF keine Regelspannung abgeleitet wird (was meistens auch nicht der Fall ist), bleibt die Stärke des gewünschten Nutzsignals erhalten, aber man kann evtl Übersteuerungserscheinungen in der 9-MHz-ZF beobachten oder ahnen. Wird die 9-MHz-ZF aber geregelt, so können starke Sender in dieser ZF schwache CW-Signale bis zur Unhörbarkeit herunterregeln. Ältere Empfänger mit DSP in der letzten ZF und NF sind in dieser Hinsicht u.U. kritisch, da der DSP-Teil nicht übersteuert werden darf (sonst entstehen ja Phantomsignale, die in der Analogtechnik gänzlich unbekannt sind) und eine Regelung davor notwendig ist. Da werden schwache Signale um so eher unhörbar, je breiter die ZF vor dem DSP-Teil ist.


    Wegen der genannten Rauschanhäufung im ZF-Weg wird in der Analogtechnik häufig auch vor dem Produktdetektor noch eine ZF-Selektion vorgenommen; die kann man für CW oder auch für SSB optimieren oder bei hohen Anforderungen auch umschaltbar machen. Diese Rauschanhäufung war früher, als die ZF mit Einzelverstärkern und dazwischen eingefügten Bandfiltern arbeiteten, also bei Anwendung einer verteilten Filterung über den ZF-Weg hinweg, nicht so ein Problem. Folgt aber auf das ZF-Filter auf 9 MHz und/oder auch 455 kHz ein integrierter Schaltkreis oder gar mehrere hintereinander, so ist dessen/deren Verstärkung höher als früher eine diskrete ZF-Stufe aufwies, und eine Nachselektion am Ende des ZF-Weges wird daher zweckmäßig oder gar notwendig. Diese Probleme traten um 1970 deutlich auf, als Funkamateure mit der damals neuen SL600-Serie von Plessey Empfänger bauten. Eine Nachselektion vor dem Produktdetektor war in den Plessey-Applikationsvorschlägen nicht vorgesehen, es wurden nach einem nicht verstärkenden SL610 oder einem Ringmodulator als Mischer hinter dem 9-MHz-ZF-Filter bis zu drei ZF-Verstärker-ICs SL612 hintereinander benutzt, und deren Schwundregelung wurde schon durch hohes ZF-Rauschen eingeleitet! Der RX war so nicht brauchbar!


    Den "mir zugelaufenen" alten TS-830s habe ich daher trotz des höheren Preises für das 455-kHz-CW-Filter doch mit beiden ZF-Filtern ausgerüstet, und zwar für 500 Hz. Für meinen selbst gebauten Einfachsuper mit TCA440 und ZF 455 kHz hatte ich mal das Glück, am Ende einer Ham Radio ein 250-Hz-Quarzfilter für 455 kHz für 40 DM zu ergattern. Bei sauberen Signalen und ohne Gewitterstörungen finde ich das 250-Hz-Filter prima, aber bei QAZ wird das schmale Filter eher "zugekracht"; die Gewitterknackse stoßen die schmale Filterbandbreite zu Eigenresonanzen an.


    Daher habe ich für den TS-830s die Bandbreite von 500 Hz gewählt. Für kritischere Fälle hat dieser eine ZF-Bandpass-Tuning mit ZF-Shift, mit denen man bei Bedarf auch schmälere Bandbreiten einstellen kann. Mit diesem alten Gerät arbeite ich daheim vor allem als Empfänger immer noch gerne (Sein einziger Nachteil ist, daß die Skala bei CW-Empfang die Empfangsfrequenz 800 Hz tiefer anzeigt und erst bei Senden auf die richtige Frequenz umstellt. Um die 800 Hz genau genug zu finden und die Skala entsprechend im Kopf zu "korrigieren", habe ich in den Kopfhörerausgang daher noch ein vorhandenes 800-Hz-Spulenfilter mit "88-mH-Toroiden" aus der alten Fernsprechtechnik eingeschleift, das bei SSB überbrückt wird). Skalentechnisch hätten es die Empfängerbauer leichter, wenn als Frequenz einer Aussendung allgemein die Mitte der belegten Bandbreite benutzt werden würde, wie es die ITU eigentlich auch definiert.


    OK?


    73 Ha-Jo, DJ1ZB

    DL0AQB - Transfer Listserver <> Forum

  • Leider hat keiner hier Uwes Frage nach den Inrad-Filtern beantwortet. Die Antwort würde mich auch interessieren, nur in Bezug auf einen TS-570. Hat jemand mit dem 250 Hz oder 400 Hz Filter Erfahrungen sammeln können?


    Vy 73 es agbp, Jörg