Amateurfunk aus Sicht eines CCC Mitgliedes... <seufz>

  • Moin,


    durch einen kurzen Artikel im Funktelegramm 2/2021 auf diesen Film aufmerksam geworden, möchte ich den Euch nicht vorenthalten. Ein gewisser "phantom" (Mister äh bzw. ähm) erzählt was über unser Hobby. :thumbdown: Hört sich so an, als hätte er eine Amateurfunkgenehmigung.


    Knapp 42 Minuten. Kann man grade so ertragen. Der junge Mann hätte vielleicht mit den Funkamateuren des CCC Kontakt aufnehmen sollen. Gibt sogar einen OV im DARC. Wobei - wenn ich mir die Website so ansehe, sind die vielleicht auch nicht mehr auf dem neuesten Stand. :whistling:

    73 Michael, DF2OK.

    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~

    "Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist."

    3 Mal editiert, zuletzt von DF2OK ()

  • Moin Michael,


    das Video ging schon im Netz rum, jeden weiteren Kommentar verkneife ich mir, stimme Deinen Anmerkungen aber zu, man sollte aber beim Schauen die Abspielgeschwindigkeit erhöhen.


    Wenn man bei der Chaoswelle unter Aktuelles schaut, dann sieht man, dass die schon auf dem akt. Stand und aktiv sind.


    73, Tom

  • Man sollte das durchaus aufmerksam schauen, dann versteht man auch warum die Nachwuchsgewinnung schwierig ist. Die Punkte unter "Nicht alles ist cool" nicht einfach abtun.

    73 de Haiko DF9HC

  • Man sollte das durchaus aufmerksam schauen, dann versteht man auch warum die Nachwuchsgewinnung schwierig ist. Die Punkte unter "Nicht alles ist cool" nicht einfach abtun.

    +1

    Man könnte es als Chance sehen gewisse Punkte zu reflektieren.

    73 de Max

  • Moin,


    Haiko und Max, Ihr seid relativ neu dabei und daher seht Ihr das aus der Sicht. Das ist in Ordnung. Dazu mehr am Ende. So wie der Mann das darstellt, sitzen wir noch mit Röhren-Teilen und Bakelithörer unter in einer unbeheizten Dachkammer und reden Schreckliches. :/ Gut, wenn man einige Runden auf 80m hört und nix anderes, dann stimme sogar ich dem zu.


    Wenn ich mein Hintergrundwissen und Erfahrungsschatz sehe, dann ist der Mann in dem Film sowas von uninformiert und rückständig. Um nur mal einen Aspekt seiner Kritik zu nehmen, moderne Technik und Entwicklung. Zum einen kennt er (wie leider viele) die Geschichte des Amateurfunks nicht. Gibt ein klasse Buch darüber.


    Wenn ich allein in diesem Forum miterlebe, was hier an Hervorragendem geleistet wird, dann spottet der Film diesbezüglich schon jeder Beschreibung. Vieles an Technologie der heutigen Zeit wäre ohne das Zutun der Funkamateure überhaupt nicht vorhanden. Da wurde und wird Großartiges geleistet.


    Ich mache ja nun auch nicht alles mit, aber ich weiss zumindest davon. Lese sehr viel. Die Kommentare im Film sprechen ja für sich und im FT steht, dass er zwar eine E-Mailadresse hat, aber leider auf Mails nicht reagiert. Na, wird sicher nicht alles angenehm sein, was er da lesen muss.


    Sodele, jetzt komme ich zu dem, was ich oben angesprochen habe. Versuche ich mich mal in eine andere Situation zu versetzen. In einen Neuling. Der Mann hat eine Lizenz, ist frisch dabei. Meinen Erfahrungsschatz von > 45 Jahre AFU kann er aus rein biologischen Gründen schon nicht haben. ;) Wenn er, wie mehr als 50% der Lizenzinhaber nicht im DARC ist und somit vermutlich keine OV-Arbeit kennt, dann begleitet den jungen Mann auf seinem Weg in diesem wirklich modernen und vielseitigen Hobby und zeigt ihm das? Sollte er in einem OV sein, aber dieser ein Schnarchverein ist, dann hilft ihm das auch nicht weiter. Also macht er vermutlich stichpunktartig alleine seine Erfahrungen. Was dabei rauskommt, erleben wir.


    Die Informationspolitik des DARC mit allem Drum und Dran steht ebenfalls unter keinem guten Stern. Ich will nicht auf den DARC einschlagen, aber hier gibts sehr sehr viel Nachholbedarf. War mal anders, ein weites Thema.


    Nun ein Aber: Wenn ich Amateurfunk als Suchbegriff im WWW eingebe, dann erschlägt es einen vor Infos, die weitaus mehr als das widerspiegeln, was der junge Mann da von sich gibt. Und hier setzt meine Kritik an:

    Mangelhafte Recherche für so ein Vortragsthema.


    Das Schöne daran ist, dass in unserer schnelllebigen Zeit solche Werke bald wieder in der Versenkung verschwinden.

    73 Michael, DF2OK.

    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~

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  • Moin zusammen


    ich muss mich dir da voll und ganz anschliessen, Michael

    mit meine 12 Jahren beim Afu bin ich sicher noch kein alter Hase, aber ich habe es genau so gemacht, wie du es beschreibst. Es gab die Prüfung, die Zulassungsurkunde und dann stand ich da, ohne jemanden oder irgendetwas, ausser eben der Motivation, die mich zur Prüfung veranlasst hat: die technisch-wissenschaftliche Betätigung auf der Basis von Hochfrequenz.

    Und so kam es dann halt, dass ich heute zwar auf den Frequenzen wenig zugange bin, aber schon zig Afuselbstbauprojekte umgesetzt hab, meistens auf Anregung eines bestimmten Themas in einem der Afuforen oder aufgrund einer Afu-Site im Web. Also stehen da jetzt neben den kommerziellen Geräten HF-Millivoltmeter, diverse DDS-Generatoren, zig analoge und digitale Netzteile und elektronische Lasten, zwei GPSDO, drei Frequenzzähler, ein NF-Millivoltmeter, ein 5-Band Transceiver, SWR-Meter und anderer Krempel, nebst etilchen selbstgebauten Sende- und aktiven Empfangsantennen.


    Das ist für mich Afu!


    dieses ganze Rumgejammer, wie unmodisch der Afu ist, versteh ich überhaupt nicht; der Afu ist doch das, was man selbst daraus macht. Niemand muss sich den Runden auf 80m anschliessen, niemand muss mehr CW machen, wenn er/sie nicht will, niemand muss mehr die Bude mit Röhrengeräten heizen.


    auch dieser junge Mann ist genau einer dieser, sorry für den Ausdruck 'Jammersäcke', die sich hinstellen und darauf warten, dass sie jemand zu ihrem Glück trägt, anstatt selbst was dafür zu machen.

    vy 73 de Pascal in JN37ml

  • Hallo alle,


    also ich finde man muss nicht alles wörtlich nehmen in dem Video aber natürlich steckt da sehr viel Wahrheit drin. Das ist aber alles ein sehr weites Feld...

    deshalb vielleicht 2 Aspekte wo bei dem Phantom m.E. ein Missverständnis vorliegt.

    Punkt 1 ist : im Amateurfunk ist sicher ein gewisses Interesse für Technik nötig, aber nicht jeder muss zwingend Technik selbst bauen, modifizieren und bis ins letzte Detail verstehen. Deshalb kann man nicht erwarten, dass jeder Funkamateur ein 'Hacker' ist.


    Punkt 2 ist : Man muss schon zugeben, dass sich SDR-Technik im Vergleich zu anderen Bereichen im Afu sehr spät etabliert hat. Funkgeräte (gerade auch kommerzielle von den großen Herstellern) sind eben keine Linux-Rechner mit angeflanschtem HF-Frontend. Das liegt in der Natur der Sache. Deshalb vermisst das Phantom auch die "Funkgeräte mit SSH Zugang" ;)

    Ich weiß nicht, ob das daher kommt, weil die 'Hacker' eher aus der Digitaltechnik und aus der Software-Ecke kommen, aber das Ändern von Software, mal hier und da eine Lib austauschen, paar Hardware-Hacks machen und aus einem Boafeng wird beispielsweise ein QO-100 Transceiver - so einfach ist es eben nicht.

    Und ja - für viele ist echte HF-Technik eine Art Magie. Hand aufs Herz : welcher Funkamateur ist in der Lage, z.B. ein Bandfilter für 2,4 GHz in Microstrip-Technik zu entwerfen und abzugleichen ?

    Bei vielen Dingen gehört eben auch Erfahrung dazu, da reicht es nicht, ein Stück Software zu kopieren und ein paar Befehle und eine Config zu ändern.


    73

    Markus

  • Erfahrung gehört aber in der IT auch mit zum Handwerkszeug; in der Netzwerktechnik, wo ich beruflich herkomme, stochert man ohne praktische Erfahrung auch im Trüben rum und verplempert mit technisch an sich banalen Problemen leicht mehrere Stunden. Nach 20 Jahren wird man ein Routingproblem schon alleine von der Symptomatik her erkennen ohne überhaupt ein sh ip route auszuführen.


    das sollte eigentlich allen klar sein; ohne sich einzuarbeiten, kommt man in der HF-Technik ebenso wenig weit wie in jeder anderen Domäne; aber dazu muss halt auch die Bereitschaft da sein, inklusive den Missgriffen, die man machen muss.

    Von nichts kommt eben immer nichts. Generell herrscht da oft auf beiden Seiten eine falsche Auffassung.


    - Bei den jungen Neueinsteigern findet man oft die Vorstellung des Afus als eine Art IT+, und dann kommt die Enttäuschung, dass es eben oft auch 'nur' um Transistorschaltungen geht. Dazu muss ich auch sagen, dass das duale Bildungssystem (zumindest in HB) bezüglich IT eine totale Katastrophe ist; ein Informatiker nach 4 Ausbildungsjahren hat dabei nicht einmal die Grundlagen von Logik- und Transistorschaltungen drauf; praktisch können sie jeden Scheiss, den sie in der Ausbildungsstätte anwenden musste, aber ein theoretisches Fundament fehlt vollkommen.


    - auf der anderen Seite, gerade bei den Afu-Vereinen hat sich mittlerweilen ein Dogma durchzusetzen begonnen, welches man kurz mit 'Attraktivitätssteigerung' beschreiben könnten. Also machen wir mal den Afu ganz cool und hip, damit die Jungen zu uns kommen, da brauchen wir also keine doofen Transistorschaltungen, geschweige denn Röhren mehr, sondern machen gleich alles in TCP/IP.


    Beides sind intellektuelle Kurzschlüsse, die nichts mit der Realität zu tun haben.

    vy 73 de Pascal in JN37ml

  • Hallo,


    also ich kann HB9EVI voll und ganz zustimmen. Entgegen seiner Erfahrung habe ich schon während der Ausbildung einen Mentor gefunden, der mich sofort ins kalte Wasser geworfen hat, aber sogleich mit Rat und Tat zur Seite stand.


    Technisch vorbelastet, entstanden (vor mehr als 40 Jahren) anspruchsvolle Ger#te. Die Messung war damals ein Hauptproblem, aber wir wussten uns meistens zu helfen. So entstand im OV ein kleiner "harter" Kern an Amateuren, die anspruchsvolle Technik betrieben. Es wurde auch nichts ausgelassen an Betriebstechnik CW, RTTY, unzählige Diplome; DIG, erste uP-Projekte mit KIM-1 und "Karo-Papier-Assembler", RTTY ohne Rattermaschine, SSTV mit Radarröhre und und und..


    Heute mit SDR, NWT, NVA, nanoNVA hat sich die Spielwiese noch enorm vergrößert, aber das Alter setzt da seine Grenzen. Mit Auflichtmikroskop und Zitterfingern ist nicht gut zu basteln. Artikel müssen eingescant werden um am großen Bildschirm zu lesen, so beschränkt man sich eher aufs Zuhören. Wie lautet der Spruch so schön? "Alles hat seine Zeit!"


    In diesem Sinne 73,

    Egon

  • Hallo liebe Funkfreunde


    Wir hatten vor einigen Jahren in unserem OV einen Zuwachs an 5 neuen OMs im Alter zwischen damals 16 und 21 Jahren. Sie waren "von der Technik" sehr begeistert, haben alle ihre Lizenzprüfung gemacht und wurden tatktäftig unterstützt. Zwei unserer damaligen Senioren haben sie beim Auflösen ihrer Station auch mit Gerätschaften und Bastelmaterial gesponsert. Sie waren alle beim fieldday dabei und bekamen durch OV-Mitglieder Einblick in die unterschiedlichsten Betriebsarten und -techniken. Von Contest, Satelittenfunk, SSTV, digitale Betriebsarten, Meteorscatter bis zu OV-Klön-QSOs. Die Gruppe hat sich immer wieder mal auf unserer Haus-QRG getroffen - meist jeneseit bis weit jenseits nach Mitternacht, wie halt in diesem Alter üblich. 3 von Ihnen sind inzwischen in einen technischen Beruf eingestiegen bis hin zum Studium der Elektrotechnik.


    Fast alle tauchen inzwischen zwei bis dreimal im Jahr bei OV-Veranstaltungen auf - komischerweise einige auch bei der Weihnachtsfeier. Alle finden die Afu-Technik weiterhin recht interessant aber keiner macht aktiven Amateurfunkbetrieb. Der Funke "zum Funken" scheint in dieser Generation kaum überzuspringen - warum auch immer.

    vy 72/73 de Martin, DH4NWG


    hpe cuagn !!


    DARC DOK B12 | DL-QRP-AG #490 | FISTS #18187 | SKCC #12673 | GQRP #17504

  • ich denk auch, dass wir, was die Verfügbarkeit von Technologie anbelangt, noch nie so gut bedient waren wie heute.

    Sie ist nicht nur verfügbar, ist auch weitestgehend bezahlbar. Es gibt Mikrowellenchips für 122GHz, die den Bau eines einfachen Transceivers ermöglichen, und das zum Taschengeldpreis.


    Was will man denn noch mehr? Man muss sich halt einfach die Mühe machen, sich damit auseinanderzusetzen, sich einzuarbeiten.


    gerade von Jungen würde ich etwas Kreativität erwarten, anstatt sich auf die Wehwehchen-Runden auf 80m einzuschiessen. Aber es ist wohl ein generelles Mentalitätsproblem, dass die Smartphonegeneration gerne alles auf dem Silbertablett serviert erhält; man mag sich mit nichts mehr abmühen, alles soll mit möglichst geringem Aufwand das Maximum an persönlichem Profit und 'Fun' abwerfen.

    vy 73 de Pascal in JN37ml

  • Der Funke "zum Funken" scheint in dieser Generation kaum überzuspringen - warum auch immer.

    Ich denke das ist klar, das Argument "weltweite Kommunikation" zieht heute nicht mehr, kriegt man alles mit Smartphone & Co. einfacher hin. Elektronisch kommuniziert wird heute doch schon eh bis zum Abwinken, m.E. eher zu viel als zu wenig.

    73 de Haiko DF9HC

  • naja, das ist wieder der übliche Reduktionismus des Afus aufs Rumquacken auf der QRG. Damit hätte mich auch niemand überzeugt, die Prüfung zu machen.

    Der Afu ist doch wesentlich mehr als das; das sehen wir doch hier im Forum nur zu gut.

    vy 73 de Pascal in JN37ml

  • das Argument "weltweite Kommunikation" zieht heute nicht mehr

    Was sicher reizvoll ist, keine Frage. Mit einem Funkgerät komme ich rund um die Welt, mit einem Smartphone nur bis zur nächsten Zelle. :) Aber Kommunikation in Reinform war ja per se auch nie die Grundlage des Amateurfunks, sondern die Experimante etc.. Heute darf man sich im Grunde über fast alles austauschen. Das war nicht immer so. Die erlaubten Inhalte waren viele Jahrzehnte vorgeschrieben.

    73 Michael, DF2OK.

    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~

    "Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist."

  • Der Afu ist doch wesentlich mehr als das; das sehen wir doch hier im Forum nur zu gut.

    Dem wiederspreche ich ja auch nicht, ich bezog mich ja explizit mit meinem Zitat auf

    "Der Funke "zum Funken" scheint in dieser Generation kaum überzuspringen" - also auf den Funkbetrieb an sich. Das muss natürlich auch kein "Rumquacken" sein aber i.d.R. irgend eine Form der Kommunikation (wenn man mal Conteste o.ä. außer acht lässt).

    73 de Haiko DF9HC

  • auch wenn man die Conteste "nicht außer acht lässt".....auch diese sind eine Form der Minimalkommunikation. Die Gegenstation muss mindestens mein Rufzeichen richtig aufnehmen und bestätigen und das Gleiche für sowas wie eine Nummer.


    Minimalkommunikation ist in der Funktechnik gar nicht so selten. Von Anfang an war das bei Meteorscatter so. Bei Skeds weiß und wusste man sogar vorher, was man empfangen will oder muss. Rufzeichen, Rapport in nochmals reduzierter Form und okay. EME genauso eingeschränkt. Und meine Freunde im Nachbar-OV, die sich mit Längstwellenfunk beschäftigen, empfangen nächtelang ein Signal mit wenigen bit Inhalt. Ich persönlich finde das ALLES "faszinierend", um die Ausdrucksweise von Mr. Spock zu nutzen. Bei mir führt die Beschäftigung mit solcher Technik zu einem "will ich auch"-Bedürfnis. Bei der inzwischen übernächsten Generation scheint dieses Bedürfnis nicht zu entstehen. OHNE dass ich denen deshalb irgend etwas vorwerfen will oder kann. Ich stelle nur ganz sachlich fest, die sind halt anders gestrickt als ich.


    Die "anders gestrickten" gibt es ja auch zu Hauf in meiner Generation. Aber es gibt halt noch etliche, die ähnlich wie ich gestrickt sind. Und dieser Anteil ist in der Übernächsten Generation um midestens zwie Dimensionen reduziert - wenn überhaupt noch nennenswert vorhanden.

    vy 72/73 de Martin, DH4NWG


    hpe cuagn !!


    DARC DOK B12 | DL-QRP-AG #490 | FISTS #18187 | SKCC #12673 | GQRP #17504

  • Moin,

    auch wenn man die Conteste "nicht außer acht lässt".....auch diese sind eine Form der Minimalkommunikation. Die Gegenstation muss mindestens mein Rufzeichen richtig aufnehmen und bestätigen und das Gleiche für sowas wie eine Nummer.


    Minimalkommunikation ist in der Funktechnik gar nicht so selten.


    Bei Facebook in der DARC Gruppe gibt es dazu immer wieder Diskussionen. Viele die dort schreiben, finden die Prüfung zu schwer, sie wollen doch nur FT8 und Contests machen, aber auf allen Bändern. Nur sind das sehr wenige, die sich dafür interessieren und diejenigen, die sich für die Technik interessieren, das sind noch weniger. Erstere Gruppe verstehe ich nicht, ich kann dem absolut nichts abgewinnen, ein paar Zahlen oder Bytes in Form der Minimalkommunikation durch die Gegend zuschicken. Ausprobiert und abgehakt.


    Kommunikation geht heute günstiger, schneller und einfacher, ich schicke ein paar MByte einfach mal eben um die Welt. VK0EK auf Heart Island war über Internet besser zu erreichen, als über Kurzwelle, die Neumayer Station hat eine "Festverbindung" ins Internet.


    Amateurfunk hat seine Daseinsberechtigung über die Technik, das man auch mit Hochfrequenz basteln darf. Kommunikation als Zugpferd für Amateurfunk kann man IMHO ziemlich vergessen, das lockt niemanden.


    Dieses "will ich auch" Gefühl ist doch bei uns vermutlich schon beim Radio hören entstanden, Mittelwelle, Kurzwelle, was piept da denn so? Das heutige Radio ist aber Spotify und das heutige Fernsehen Netflix. Da piept nix, da rauscht nix, macht man einfach nur an, egal ob auf dem Smartphone, Tablet, PC oder dem 72" TV - das ist einfach normal und ohne Anstrengung vorhanden, es ist einfach nur da.


    Mir genügt aber der Stream von Radio Caroline, die freuen sich sogar noch, wenn man ihnen eine Mail schickt, dass man auf 648 kHz den 1kW Sender in Norddeutschland gut gehört hat und man bekommt sogar eine QSL dafür. Und das Schönste: Keine Nachrichten, fast keine Werbung.


    73, Tom

  • Alle finden die Afu-Technik weiterhin recht interessant aber keiner macht aktiven Amateurfunkbetrieb. Der Funke "zum Funken" scheint in dieser Generation kaum überzuspringen - warum auch immer.

    ich kann das zu einem Teil nachvollziehen. Auf den AFU aufmerksam geworden bin ich durch eine Mischung aus Lesen und Zufall. Da gab es also "Amateurfunk", mit dem man weiter um die Welt kam als mit CB-Funk, und mit der Lizenz durfte man sogar selber bauen. Toll, Futter für's Hirn, das wollte ich auch: Technik und CW. Irgendwann mit 16 gab es den Kontakt zu Michael DL7ZR, OVV D08, der mich dienstags zum OV-Abend mitgenommen hat. Das war mein Einstieg und 1986 zwei Tage vor meinem 18. Geburtstag habe ich meine B-Lizenz gemacht.


    Und nun? "Beam", "Tower" und "750W" hatte ich nicht zuhause. Mangels Antenne blieb nur Zuhören, gelegentlich habe ich im OV ein wenig CW-Betrieb gemacht. Mein FT-290R konnte zwar CW aber auf 2m und mit der kurzen Teleskop-Antenne war ich mit meinem CQ-Rufen auf CW allein. Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch, aber Sprechfunk hat mich nie herausgefordert. Die Luft war raus, die Herausforderung nicht mehr da. Dann kam das Studium, Coding, Debugging, neue Herausforderungen, ... time goes by.


    Die technische Seite ist bei mir in Arbeitswelt und Sozialwelt immer präsenter Bestandteil gewesen und CW war, obwohl nicht im Funkbetrieb genutzt, immer im Hinterkopf vorhanden. Tatsächlich waren diese Beiden die treibenden Kräfte, um für mich den AFU wieder zu entdecken. Nun sind "QRP", "MagLoop" und "Selbstbau" für mich die Schlagworte. Und "CW-Gehörlesen".


    Ich stelle also mal die blasphemische Theorie in den Raum, dass die Herausforderung und der Anreiz des Amateurfunks nicht der Funkbetrieb, sondern die technische Seite ist, Feuerwerk zwischen den Ohren. Dabei entwickeln sich die Ziele und Visionen. Zu Marconis Zeiten war das "Informationsübermittlung durch die Luft über große Distanzen". In den 80ern waren es vielleicht RTTY, SSTV, EME und AMSAT. Und heute sind es vielleicht SDRs im weitesten Sinn?


    Und CW zu können, weil ich es kann ... ist nun einfach mal "leider g31l".


    Um den Bogen zu kriegen: Ich gehe stark davon aus, dass für Technik-affine Menschen die Herausforderungen von und die Auseinandersetzung mit sowohl der sich weiterentwickelnden, technischen Seite als auch CW weiterhin genauso reizvoll sind wie früher. Die Schwierigkeit für AFU heute ist, in die schier unendlichen Weite an konkurrierenden Angeboten zu bestehen. Beispiel Maker-Szene, das ist kreativer Bau von und mit Elektronik, Mechanik und IT und ein riesiger Konkurrenz-Pool zum AFU.


    Als zeitgemäßes Angebot und Anreiz sehe ich da SDRs: Dank FFT kann man mit ein paar Wicklungen und ein paar Zeilen Code (ich vereinfache hier schändlich, aber bewusst :thumbup:) einen erstaunlich kleinen und vergleichsweise leistungsfähigen TRX bauen. Oder einen VNA. Oder einen Spektrum-Analyzer. Oder ... Je nach Ziel-Modell variiert dabei der Anteil von Löten/Elektronik, Spulen Wickeln/HF-Technik, Coding und Gehäuse.


    Für die Variante AFU-"TRX" bleibt als Schwelle die AFU-Prüfung, aber das sehe ich als Anreiz sein. Ansonsten kann es auch erstmal ein RX werden, oder ein VNA, oder ...


    Also: Nach dem W3C ist vor dem W3C, es wird Zeit, mal einen SDR vorzustellen und was Funkamateure damit machen können.


    my 2 cents es vy73

    Thilo - dl7ame

  • Hallo Tom, die erste Gruppe verstehe ich zwar auch nicht aber so ist heute der Trend. Ohne Lernaufwand alles zu bekommen.

    Gab da ja seit langem schon die unsäglichen Klasse K (ELL) Diskussionen incl. Petitionen etc.. Genutzt hat es den Leuten aber

    auch nix.


    Andererseits sehe ich aber auch viele, z.T. viel jüngere Menschen, die mittels RTL-Stick oder RSP1A und irgendwelchen aktiven

    Loops oder Whip´s auf der Kurzwelle hören. Das grundlegende Interesse scheint also nicht verloren. Viele davon lassen sich

    aber von der ersten "Truppe" anstacheln und vertreten dann die Meinung das man heutzutage eben alles einfacher machen

    muss weil sonst der AFu ausstirbt.


    Ich persönlich merke vom Aussterben nicht viel. Klar ist es ruhiger in den klassischen Modes seit FT8 aber das ganze ist ja auch

    immer dem 11-jährigen Zyklus geschuldet. Ich bin guter Hoffnung das auch CW und Co. wieder ihren Vorteil bekommen.

    73´s Jürgen , ALT-512 SDR 10 Wtts, mittlerweile 50m endgespeist an der Luft + TS-790E für VHF/UHF mit Indoor X-30 und

    4-Ele LPDA. Moxon für 6m/4m ebenfalls Indoor .... Xiegu G90 mit Eremit 18 AH LiFePO4 und 12m Spidermast für outdoor.

    Member Log4OM Alpha- & Betatest Team

  • Ich persönlich merke vom Aussterben nicht viel.......

    Da leben wir in unterschiedlichen Erfahrungswelten. In den 80er Jahren und später nochmal zum Jahrtausendwechsel war ich in unserem OV QSL-Manager. Ganz unabhängig davon, dass heute natürlich LOtW, DLC, eqsl, clublog und die deutlich zurückgegangene Vereinsbindung zu einem starken Rückgang des Papier-QSL-Anteils geführt hat - in den 80er Jahren gab es in unserem OV 3 OM mit Quad-Antennen, so um die 6 mit KW-Beams, einer ein "rießen Log-Periodic-Geschoß" und etliche mit horizontal polarisierten 2m-Yagis auf dem Dach. 2m Yagis kenne ich in unserem OV aktuell 3, zwei davon vertikal polarisiert, davon eine > 25 Jahre alt und eher ein Überbleibsel mit defekten Rotor. Ich bin mal die aktuelle Mitgliederliste durchgegangen - KW-Beam haben 3 OM, von einer Quad-Antenne weiß ich in unserem OV nichts mehr. CW KÖNNEN außer mir aktiv noch 2 andere OM machen. Die anderen noch lebenden CW-Könner haben inzwischen aufgrund ihres Alters ihre Antennenanlagen abgebaut oder sogar "abgebaut bekommen" und ihr Equipment abgegeben - einer hat sogar sein Rufzeichen zurückgegeben.


    Von daher ist es nach meiner Beobachtung nicht in der Hauptsache der 11-Jahres-Zyklus. Die Zahl der OV-Mitglieder/Innen, die aktiv Funkbetrieb machen können und auch machen ist drastisch zurückgegangen - zumindest auf jeden Fall in unserem OV. Und das was ich von anderen OVs mitbekomme ist in vielen Fällen eher noch deutlicher.


    Was die letzten 2 Jahre auffällt: die frühere "junge Generation" ist aktuell dabei in Rente zu gehen und werden wohl in Richtung zum nächsten Maximum nochmal für ein kurzes und kleines Aufflackern der Aktivität sorgen. Selbst ein Studienfreund, der seit fast 30 Jahren keine Antenne und kein Funkgerät hatte ist bisher nur durch Covid-19 vom "Wiederaufbau" abgehalten worden - so sagt er. Obwohl sich, wie beschrieben, eine interessierte und gar nicht so kleine "jugendliche Gruppe" gefunden hat zeigen diese keinerlei Anzeichen in Funkativität einzusteigen. Von daher kann ich deine Einschätzung nicht teilen. Die Anzahl der in unserem OV tatsächlich "aktiven Funkstunden" ist bei einem Bruchteil von dem wo sie vor 30 bis 40 Jahren waren und da wird auch das nächste Zyklen-Maximum nichts grundlegendes ändern.

    vy 72/73 de Martin, DH4NWG


    hpe cuagn !!


    DARC DOK B12 | DL-QRP-AG #490 | FISTS #18187 | SKCC #12673 | GQRP #17504