Erfahrungen und Vorschläge bei Lötstationen

  • Ein Selbstbauprojekt zum Bruchteil der Kosten aber eine vollwertige Lötstation


    Bei aller Hochachtung vor diesem ambitionierten Selbstbauprojekt, ich glaube eher nicht, dass es die primäre Intention von DL4JAL war, eine vollwertige Lötstation "zu einem Bruchteil des Preises" im Vergleich zu einem handelsüblichen Produkt zu entwickeln.


    Wenn Otto-Normal-Verbraucher ohne großes Federlesen ein zuverlässiges Werkzeug zum Arbeiten sucht, wird er schneller mit einem industriellen Produkt von Firmen mit langjähriger Erfahrung und Know-How und Service wie Weller, Ersa , JBC etc. zum Ziel kommen. Zumal der Lötkolben mit dem Heizelement und den Spitzen ein maßgeblich qualitätsbestimmendes Bauteil ist - nicht nur die Station.


    Und nicht vergessen: man braucht erst mal einen guten Lötkolben um so einen Lötkolben selber zu bauen. :)


    73
    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Moin,


    Selbstbau in allen Ehren, aber bei dem Projekt gehört noch etwas mehr dazu, als nur ein paar Teile von Reichelt. Der PIC Programmer muss auch angeschafft werden, Lötspitzen müssen gekauft werden und das Ersatzteil für die Weller RT1 liegt auch schon bei 40€. Dazu kommt, dass es eine 40 Watt SMD Lötstation ist. Und einen Lötkolben zum Bau benötigt man auch, wie schon angemerkt wurde ;)


    Zu den Kosten einer JBC Station im Vergleich zu Weller und Ersa auch ein paar Anmerkungen. Die Preise bei Weidinger sind alles Netto-Preise, es kommt die Märchensteuer noch drauf. Die JBC BT-2BWA kostet 297,44€. Die beiden Spitzen, die dabei sind, genügen für den Anfang sicher.


    Eine einfache Weller WS 81 in der gleichen Leistungsklasse liegt auch bei 259,95. Die Preise sind nicht so groß unterschiedlich, wenn man das mal vergleicht. Nur hat halt eine JBC einige wesentliche Vorteile. Alleine schon die Technik mit der Heizung in der Spitze und der extrem leichte und filigrane Lötkolben sind es wert. Dazu der einfache Wechsel der Spitzen, ohne verbrannte Finger, ohne zusätzliches Werkzeug.


    Dazu kommen evtl. noch ein paar andere Spitzen. Ich verwende z.B. für SMD IC Hohlkehlenspitzen. Dabei hefte ich das Bauteil mit 2 kleinen Lötpunkten an, dann ordentlich Flussmittel mit einem Flussmittelstift, ein wenig Lötzinn in die Hohlkehle der Spitze und einmal über die Pins gezogen - fertig.


    So eine Station hält locker > 10 Jahre inkl. der Verfügbarkeit von Spitzen und Ersatzteilen - damit relativiert sich der Preis. Sicher ist das eine nette Summe, aber es lohnt sich wirklich. Wenn man nicht zwingend etwas Neues benötigt und durchaus Zeit hat, etwas zu sparen, ist es immer besser zu warten. Irgendwann wird man an den Punkt kommen und sich dann doch eine bessere Station anschaffen und die üblichen Stationen der Leistungsklasse, egal ob von JBC, Weller oder Ersa, beginnen erst bei runden 250€. Eine Ausnahme mag die iCon Pico von Ersa sein, aber auch bei ehajo steht auf der Website - die Einsteiger-Station.


    Warum also nicht warten, sparen und dann gleich richtig kaufen? Das sind zwar einmal 300€, aber eben nicht einmal 150€ und in ein paar Jahren noch mal 300€ für was Richtiges. Ich habe das bei diversen Dingen durch und mache das nicht mehr. Ob es die billige Gartenwasserpumpe vom Baumarkt war, die nach 2 Jahren nur noch Schrott war (jetzt werkelt da seit Jahren eine Gardena, für die es jedes Teil als Ersatzteil direkt bei Gardena bestellbar gibt) oder eben Werkzeug.Sicher tut es der Schraubendrehersatz von Feinkost Albrecht auch, aber wenn ich schaue, wie alt meine Schraubendreher von Bernstein und Belzer sind und wie die nach ewigen Jahren Einsatz noch aussehen, dann weiß ich, dass ich das Geld richtig angelegt habe.


    73, Tom

  • Warum also nicht warten, sparen und dann gleich richtig kaufen?


    Das ist sicher richtig. Aber wenn der Bedarf sofort da ist und das Budget begrenzt, ist die von dir und von Uwe vorgeschlagene ERSA i-con Pico für 129 Euro ein preiswertes und empfehlenswertes Lötgerät.


    73
    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Moin Günter,

    Das ist sicher richtig. Aber wenn der Bedarf sofort da ist und das Budget begrenzt, ist die von dir und von Uwe vorgeschlagene ERSA i-con Pico für 129 Euro ein preiswertes und empfehlenswertes Lötgerät.

    Ja klar! Hatte ja schon geschrieben, dass ich die Pico nehmen würde, wenn ich nicht warten kann.


    73, Tom

  • Moin Günter,

    Ja klar! Hatte ja schon geschrieben, dass ich die Pico nehmen würde, wenn ich nicht warten kann.


    73, Tom

    Ich habe auch die Ersa Pico Lötstation. Der Lötkolben ist ganz leicht und die Spitze nicht zu lang. Die Nachheizzeit ist mit den 80W sehr schnell. Auch nach dem Einschalten geht das wie ein Turbo, 2 Sekunden Eigentest und dann sind nach weiteren 7 Sekunden bereits 360°C erreicht und 400°C dauert eine Sekunde länger.
    Ich hatte mir die Lötstation für "bleifrei" zugelegt, da die meisten Platinen so verzinnt sind und meisten Bauteile eben nicht mehr für bleihaltiges Lot geeignet sind.


    73
    Gerhard


    Nachtrag mit Hinweisen:


    http://nepp.nasa.gov/whisker/r…s/2011-kostic-Pb-free.pdf
    http://www.jogis-roehrenbude.de/forum/forum/forum_entry.php?

    Vy 72/73 de Gerhard



  • Ja, die gab es dort eine zeitlang beide, LF-1600 und LS-80-D waren parallel im Angebot, per email wurde mir die Identität bestätigt.


    Nachdem bei meiner Weller der Temperatursensor defekt war und sich die Lieferung des schon bestellten Ersatzteils immer wieder verzögert hatte, habe ich mir als Not- und Übergangslösung auch die LF-1600 als Sonderangebot bestellt. Nachdem ich damit sehr zufrieden war (allerdings erst nach Anschaffung der 3,2 mm meißelförmigen Lötspitze), habe ich die Bestellung des Ersatzteils storniert und die Weller nicht repariert -das Ersatzteil allein hätte gleichviel gekostet wie die gesamte China-Lötstation!


    Als einziges vermisse ich die automatische Umschaltung auf stand by.


    73 Wolfgang

  • Hallo Freunde,


    ein paar Daten zur Xytronic LF-1600 von Raumtemp. bis um die Spitze gewickeltes Lötzinn 40/60 schmilzt 20 Sek. Die Anzeige zeigt nach insgesammt 30 Sek. 400°C. Leistungsaufnahme bei Start 100W schnell zurückgehend auf 80W vor erreichen der Endtemp. 45W die eingestellte Endtemperatur wird nicht überschritten (Einschwingvorgang).


    Wenn ich bastele läuft die Station stundenlang, ich schalte wenn nur Kleinkram anliegt und keine Masseflächen gelötet werden sollen auf 360° das schont auch die (günstigen) Spitzen, hochregeln ist ein Sache von Sekunden. Trotzdem ist die Belastung in der Bastelbude nicht vergleichbar mit 2 Schichenbetrieb am Band. Da braucht man vielleicht ein Topgerät. Mir reicht Taiwan Industriestandard. Es währe interessant zu erfahren was bei Niko in der Werkstadt so vor sich hinköchelt, bzw. K1-K3 und andere zusammenlötet.


    73 de uwe df7bl

    Uwe df7bl


    Wenn Du meinst etwas geht nicht, dann störe nicht die, die es gerade machen.

  • Forum für qrp und Selbstbau ?


    Ich weiss nicht so recht ob ich traurig, deprimiert oder belustigt sein soll.
    Die vom DL4JAL entwickelte Lötstation, vor allem die Software für die Temperaturmessung,
    einige vorwählbare Temperaturen und die Ablagetemperatur hatte sehr wohl das Ziel,
    mit kommerziellen Produkten hinsichtlich der Brauchbarkeit, sogar bezüglich einer
    Verbesserung zu konkurrieren. Was auch ausgezeichnet gelungen ist.
    Durch die PWM-Regelung ist eine äußerst geringe Aufheiz- und Nachheizzeit erreichbar.
    Es ist mir vollkommen unverständlich, warum hier eine derartig ablehnende Stimmung
    erzeugt wird. Das Projekt ist, wie alle anderen auch, gut dokumentiert und völlig
    nachbausicher. Wenn es allerdings am Programmieren eines PICs scheitert, dann ist
    das Fragezeichen hinter der Überschrift wohl mehr als berechtigt.
    Wer mir einen Prozessor schickt, bekommt den programmiert.
    Und der Autor des Projektes wird das sehr wahrscheinlich auf eine angemessene Anfrage hin ebenso tun.
    Zugegeben ist der Weller RT1 mit knapp 40 Euro kein Schnäppchen.
    Der Lötkolben mit seiner Kombination aus Heiz- und Meßelement ist aber der Garant für
    den Erfolg des Projektes. An die 3,5mm Klinkenbuchse lassen sich übrigens auch andere,
    mechanisch größere Spitzen der Firma Weller anstecken.
    Also....hamlike wäre, die Frage zu stellen, wie man sich beim Aufbau der Station gegenseitig
    unterstützen kann?


    73
    Andreas
    DL5CN

    dl5cn

  • Ich weiss nicht so recht ob ich traurig, deprimiert oder belustigt sein soll.


    Es gibt keinen Grund in Traurigkeit oder Depression zu versinken, wenn Manche es vorziehen, einfach eine gute Lötstation zu kaufen und damit loszulöten.


    73
    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Naja Günter,


    eure Reaktion auf Andreas' Vorschlag kann man auch verstehen als: "Wozu basteln wenn man auch schnell kaufen kann."


    Zumindest bei mir kommt das so an.


    73


    Karsten - DL3HRT

    Es gibt keinen Grund in Traurigkeit oder Depression zu versinken, wenn Manche es vorziehen, einfach eine gute Lötstation zu kaufen und damit loszulöten.


    73
    Günter

  • eure Reaktion auf Andreas' Vorschlag kann man auch verstehen als: "Wozu basteln wenn man auch schnell kaufen kann."


    Stimmt, und das trifft für mich bei Lötkolben und anderer Werkstattausrüstung auch zu.


    Man kann auch ein Digitalmultimeter selber basteln. Die Meisten kaufen fertig - ähnlich beim Lötkolben.
    Jeder wie er will - Ohne Traurigkeit, Belustigung oder Depression


    73
    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Moin,


    wer dazu Lust hat, soll sich doch eine Lötstation bauen. Ich bastel mir lieber andere Dinge, für die ich mehr Interesse habe. Die Begründung mit dem Geld sparen trifft auf die meisten Basteleien heutzutage nicht mehr zu, auch bei Bausätzen nicht. Für das Geld für den K2 oder Solf bekommt man auch industriell gefertigte Funkgeräte. Es sind andere Dinge die über einen Selbstbau entscheiden aber in der Regel ist das keine Geldfrage.


    Ich verstehe nicht, warum man da gleich so angefasst sein muss? Genauso verstehe ich es nicht, dass über die JBC Stationen so argumentiert wird, das wäre zu teuer und muss man überhaupt als Bastler gar nicht haben und sowieso langt da das billige China-Gerät. Das so ganz ohne jemals mit solch einer Station etwas Praxis zu haben. Man wird noch "blöde" hingestellt, nur weil man sich für 300€ eine Lötstation anschafft, soviel besser könnten die doch gar nicht sein. Letztendlich sind das alles Entscheidungen, die man für seine Ansprüche stellt, die meist aus persönlichen Erfahrungen resultieren. Meine Erfahrung dabei ist, dass bisher jeder, der eine JBC Station in den Fingern hatte, nichts anderes mehr will. Sieht man hier im Thread und auch bei den Nachbarn mit den Mikrocontrollern sowie in de.sci.electronics. Kann man diese Entscheidung von anderen für das eine oder andere Produkt nicht einfach akzeptieren?


    Aber egal, die Frage lautete nach Vorschlägen für Lötstationen. Das wurde beantwortet und technisch begründet. Ich denke es gibt genügend Informationen und Links in diesem Thread, so dass die Frage sicher gut beantwortet wurde.


    73, Tom

  • 100% Zustimmung zu diesem Text.
    Die Leidtragenden dieser "Basteln muss billig sein" Mentalität sind nämlich dann so Menschen wie ich, die einen nicht funktionierenden Bausatz zugeschickt bekommen und dann erst mal 30 Masseanschlüsse nachlöten müssen, die nur geklebt und nicht gelötet wurden, bevor sich dann die wirklichen Fehler zeigen.



    Billige Lötkolben sind nur eine Verlagerung der Kosten auf andere, denn die Kosten für mehrere Stunden Arbeit an einer verlöteten Mosquita will natürlich niemand bezahlen.

    73/2 de Peter, DL2FI
    Proud member of Second Class Operators Club SOC and Flying Pig Zapper #OOO (Certificated Kit Destroyer)

  • Hallo Peter,


    auch wenn die Diskussion schon älter ist, als ich hier im Forum bin: Masseanschlüsse ohne "Thermische Vias" sind für jeden Lötkolben und Benutzer dessen eine hohe Herausforderung.


    Da kann ich dann den Diskussionen hier zustimmen: genau in dem Fall ist ein gut nachheizender Lötkolben mit hoher Leistung und guter Wärmeübertragung eine enorme Hilfe beim Löten. Ich selbst habe einen günstigen Voltcraft LS50 und habe damit auch alle Bauelemente eingelötet bekommen. Bei Masseanschlüssen, die keine thermische Trennung haben, ist dass dann aber schon eine Herausforderung, d.h. Temperatur hochregeln, lange die Lötstelle vorwärmen und erst dann richtig Lötzinn zugeben, wenn es auch tatsächlich von selbst auf dem Pad und um den Draht läuft. Hier würde ein besserer Lötkolben helfen.


    Ansonsten habe ich mal einen alten Weller mit defekter Regelung geerbt: Die recht breite Spitze glüht, wenn man dauerhaft einschaltet. Das ist dann genau der richtige Kolben um Schirmbleche auf Platinen zu löten. Man muss nur die Regelung selbst vornehmen, wenn die Wärme nicht beim Löten abgegeben wird.


    Aber speziell an die Peters, die Layouts verantworten: eine thermische Isolation von Masseanschlüssen hat wesentlich weniger Induktivität als jeder Draht an bedrahteten Bauelementen, aber erleichtert das Löten wesentlich. Dann gibt es natürlich auch weniger Lötfehler mit Masseanschlüssen, die ggf. nachzuarbeiten sind.


    Aber das nur als Anmerkung betrachten, die Diskussion darüber ist, meines Wissens, schon sehr alt und eine neue wird vermutlich auch keinen "Mehrwert" bringen.


    73 de Karsten, DD1KT

  • Schon seit langem setzen wir Thermal Pads, wenn eben möglich. Da wir aber durchgängig mit grossen Masseflächen arbeiten, hilft das nur bedingt. Mit einem 30W Lötkolben ist man da hoffnungslos neben der Spur.



    Vielleicht mal als Denkhilfe:


    Beim BCR z.B, hat der Endstufentransistor keinen Kühlkörper, er ist einfach auf die Massefläche geschraubt. Das reiht völlig aus, ihn ausreichend zu kühlen. Der 10W NF Verstärker beim K3, Gehäusegrösse wie 1 1A Spannungsregler (TO220) ist platt auf die Massefläche gelötet, keinerlei zusätzliche Kühlung. SO gut leiten die Masseflächen die Wärme ab.


    Ich habe bei diversen Vorträgen das Publikum gefragt: Wer braucht eher 80W, wer kommt mit 30W aus: Der Röhrenbastler, oder der Leiterplattenbastler. Die meisten Antworten lagen daneben, weil dem Röhrenbastler die 80W zugeschrieben wurden. Dabei liegt die Antwort auf der Hand: Welche thermische Masse hat das Lötauge am Röhrensockel im Vergleich zu einer Leiterplatte?

    73/2 de Peter, DL2FI
    Proud member of Second Class Operators Club SOC and Flying Pig Zapper #OOO (Certificated Kit Destroyer)

  • Hallo allerseits,


    da mehrfach in diesem Thread das Thema "billig" angesprochen wurde ein paar Gedanken dazu von mir. Rein sachlich und technisch ist das bisher Geschriebene völlig in Ordnung.


    Wir sollten aber nicht vergessen, dass nicht jeder "auf der Wurstsuppe schwimmt". Ich habe es im eigenen OV erlebt wie Leute, die Geld vom Amt bekommen, sich nach und nach zurückziehen weil sie nicht mehr mitreden/mithalten können. Ein anderer Aspekt ist die Nachwuchsgewinnung. Ich möchte nicht wissen wie viele interessierte Jugendliche abgeschreckt wurden, nachdem ihnen aufgezählt wurde, was sie für erfolgreiches Basteln benötigen und was das kostet...


    Nur so zum Nachdenken...


    73


    Karsten - DL3HRT