Lokaloszillator beim SA612 schwingt nicht

  • Hallo,


    ich entwickle zur Zeit einen Emfänger bei 27MHz und wollte meine Dimensionierung für den LO der 1. Mischerstufe testen. In der Simulation funktioniert dies wunderbar, nur in der Realität will es nicht schwingen.
    Habe soweit alle Lötverbindungen getestet, IC ausgetauscht, es schwingt aber nix. Kann es sein dass ich den LO separat gar nicht testen kann oder ist die Dimensionierung noch zu ungünstig?


    Danke schonmal im Voraus!


    Gruß Benny

  • Lbr Benjamin,


    beim SA612 wird eine sogenannter "Dreipunkt-Oszillator" verwendet. Der erste Dreipunktoszillator war der "Rohren-Hartley" im Amateurfunk. Auf den SA612 und ähnliche ICs bezogen heißt das, der Oszillatorkreis hat drei Anschlüsse, 6, 7 und Masse 3. Der hf-mäßig heißeste Punkt ist 6, die Basis eines internen Transistors. Weniger heiß ist Punkt 7, der Emitter des gleichen Transistors. Üblicherweise schaltet man einen Kondensator von Pin 7 nach 6 und einen von 6 nac h Masse 3. Von 7 wird dann über einen weiteren, kleinen Kondensator eine Spule nach Masse geschaltet. Unabhängig von der gewünschten Oszillatorfrequenz haben die Kondensatoren von 7 nach 6 und von 6 nach 3 einen Blindwiderstand XC von 50 Ohm bis etwa 100 ... 200 Ohm, wobei im Grenzfall der Kondensator zwischen 6 und 7 der niederohmigere sein sollte, wenn nicht gleich dem von 7 nach Masse 3. Der dritte Kondensator kann ein reiner Gleichstrom-Trennkondensator sein (also hoch in der Kapazität) oder aber im Blindwiderstand deutlich höher als 50 ... 200 Ohm sein. Die Spule wird, wenn die Kapazitäten bekannt sind, wie üblich nach der Thomsonschen Schwingungsformel errechnet. Dieser Oszillatorkreis ist also immer asymmetrisch. Anstelle der Spule kann auch ein Quarz eingesetzt werden. Für Langwelle können die Kondensatoren zwischen 6 und 7 und 7 und 3 durchaus 15 ... 30nF (!) groß werden, damit die Schaltung richtig schwingt; bei Kurzwelle sind es entsprechend weniger.


    Versuche es mal auf diese Weise, es müßte klappen.


    OK?

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • Hallo Benny,


    im Datenblatt zum SA612 sind die Prinzipschaltungen für den LO beschrieben (Colpitts und Hartley).
    Ich habe mal den Colpitts mit angehängt. Tipps zur Dimensionierung hat Dir ja schon Ha-Jo gegeben.


    Viel Spass beim weiteren Experimentieren.


    Edit: Oops, zu schnell geantwortet. Ich sehe gerade, dass Du es ja schon entsprechend in Deiner Simulation umgesetzt hattest.

  • Ich muß gestehen, daß ich die Schaltung von Benjamin nicht lesen und daher auch nicht bewerten konnte, da vor allem die Zahlen für mich im Maßstab viel zu klein waren.

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • Hallo Ha-Jo,


    dem kann abgeholfen werden.
    Wenn ich es richtig lese, dann sind die Werte von Benny bezogen auf mein Schaltungsbild:
    C1 100pF
    C2 10nF
    C3 60pF
    C4 60pF
    L 1µH

    73 de Uwe, DL9MFN
    DOK: C06, JN58RI & JN59NO

  • Genauer genommen ist es ein Colpittoszillator, welchen ich auch schon in einer anderen Schaltung verwende und mich bei der Dimensionierung daran orientiert habe. Und da er auch in der Simulation ohne weitere angeschwungen ist, ging ich davon aus dass er funktionieren müsste.
    Mein Frage war ob es prinzipiell überhaupt möglich ist, nur den Lokaloszillator am SA612 "zu betreiben" oder ob es evtl ein Problem damit gibt dass weder der Ein- noch der Ausgang beschaltet ist.


    Gruß benny

  • Das könnte ich versuchen, jedoch würde dies nicht der Schaltung meines Empfängers entsprechen. Ich habe bei dieser eben das Problem gehabt dass der Lokaloszillator nicht mit den gewünschten 16,3MHz oszillierte, woraufhin ich versucht habe, zunächst einmal nur den LO zum laufen zu bekommen (im Anhang mal der 1. Teil meines Empfängers).
    Any other ideas?


    Gruß Benny

  • Lbr Benny,


    aus deiner Schaltung ersehe ich zwei Probleme:


    1: Der Ausgangsschwingkreis des Mischers hat seiner Dimensionierung nach eine Resonanz um 100 MHz. Ist das richtig? Du schreibst, es seien 10,7 MHz.


    2. Dieser Kreis muß mit einem Trennkondensator an den Ausgang angsschlossen werden, sonst liegt der Kollektor ja über die Spule auf Masse!


    Ferner wirst Du mit einem einzigen Kreis auf der ZF 10,7 MHz wohl nicht die genügende Selektivität für den Empfänger erhalten.


    OK?

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • Hallo dj1zb,


    1. sorry, mein fehler, war noch ne alte version . die aktuellen werte lauten 47nF / 4,7nH
    2. ok, das habe ich nicht beachtet, danke (es sollte doch genügen den trennkondensator einfach vor den schwingkreis zu schalten)
    zum letzen punkt: nach der verstärkerstufe folgt ein quarzfilter (nicht im schaubild gekennzeichnet), welcher die erforderliche Güte aufbringen sollte.


    Gruß Benny

  • Lbr Benny,


    ja, das Trenn-C sollte vor dem Pin 5 liegen.


    Mit 47nF und 4,7nH bist Du zwar dann nominal auf 10,7 MHz, aber der Blindwiderstand dieser Bauelemente auf der Nennfrequenz beträgt 0,3 Ohm! Daran wird der Ausgangsstrom des Mischers kaum eine nennenswerte Ausgangspannung erzeugen. Mit Blindwiderständen um den Faktor 1000 wärst Du besser bedient, also 4,7uH und 47pF.


    Das Quarzfilter sollte aber möglichst weit vorn im ZF-Weg liegen, also gleich hinter dem Mischer, sonst könnte ja der ZF-Vorverstärker von Signalen außerhalb der gewünschten ZF-Bandbreite noch übesteuert werden.


    OK?

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • kurze zwischenfrage:
    die einzelnen elemente haben zwar einen geringen blindwiderstand, aber die parallelschaltung hat doch bei der resonanzfrequenz eine theoretisch unendlich hohe impedanz. und ich habe bei der dimensionierung eine etwas höhere güte erzielen wollen, welche bei einem parallleschwingkreis proportional zu C/L ist. folglich habe ich darauf geachtet, C relativ groß und L relativ klein zu wählen. wo liegt hier mein denkfehler?
    genügt ein einfacher parallelschwingkreis nach der verstärkerstufe für eine ausreichende filterung oder macht es schon fast mehr sinn, mit 2 (keramik-)zffiltern zu arbeiten?


    gruß benny


    edit: die idee mit der vorselektion durch einen parallelschwingkreis hab ich übrigens aus'm blockschaltbild eines superhetempfängers

    Einmal editiert, zuletzt von Benjamin_K ()

  • Lbr Benjamin,


    bei extrem verlustarmen Bauelementen könntest Du vielleicht erwarten, daß trotz niedriger Blindwiderstände sich doch ein hoher Resonanzwiderstand ergibt. Aber in der Praxis kannst Du im 10-MHz-Bereich in etliche Schaltungen gucken, die Größenordnung Noanofrad wirst Du in Resonanzkreisen nicht finden, üblich sind Picofarade.


    Zur ZF-Selektion:


    Einen ZF-Vorverstärker mit einem einfachen Schwingkreis wirst Du in der Praxis höchstens finden, wenn die Dämpfung eínes Quarzfilters im nachfolgenden Verstärker zu einer Verschlechterung seiner Rauschzahl führen würde. Du hast aber schon vor dem Mischer einen HF-Vorverstärker, so daß diese Gefahr nicht besteht. Deshalb erscheint mir das Quarzfilter gleich hinter dem Mischerausgang von seiner Dämpfung her durchaus zumutbar.


    Da manche Quarzfilter alleine im Sperrbereich trotzdem gewisse Dämpfungsminuma haben können, findet man meistens, daß am Mischerausgang zunächst ein einfacher Schwingkreis liegt, an den dann das Quarzfilter angekoppelt wird. Um die richtige Durchlaßkurve zu realisieren, brauchen auch Quarzfilter am Eingang und Ausgang bestimmte Impedanzen, in der Regel durch Widerstände dargestellt, damit sie ihre richtige Durchlaßkurve erhalten. Dazu müßte das Datenblatt eines Filters Angaben machen.


    OK?

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • Jup, klingt alles soweit plausibel. Nur die Frage ob ich nach der Verstärkerstufe einen 2. Keramikfilter einsetzen sollte wurde noch nicht beantwortet.



    Gruß Benny

  • Lbr Benny,


    ob Du nach dem Mischer gleich ein ZF-Filter schaltest und hinter einem Zwischenverstärker noch ein weiteres ZF-Filter, ist rein eine Frage, welche Selektion das erste Filter schon hat und ob das für einen genügend trennscharfen Empfang ausreicht. Wenn das erste Filter intern ein Filter mit mehreren Quarzen ist, sollte es im allgemeinen ausreichen. Üblicherweise kommt ja nach dem ZF-Filter bei FM-Empfängern gleich ein IC als mehrstufiger Begrenzerverstärker plus einem FM-Demodulator. Mit einer der ältesten Beispiele dafür ist der
    TBA120.


    OK?

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • da ich es auch durch variation des rückkopplungsfaktors nicht geschafft habe, meinen LO zum oszillieren zu bekommen, habe ich mal an den 3punktoszillator von dj1zb dimensioniert. Hier schonmal der schaltplan, in der simulation funktioniert alles wunderbar, morgfen früh bau ich es auf und berichte.


    Gruß Benny

  • Lbr Benjamin,


    ok, ich bin gespannt. Falls es in der Praxis immer noch nicht schwingen sollte, habe ich noch eine Änderung parat. Sie betrifft dann C1,


    L1 und noch einen Kondenator direkt zur Spule.

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • So, Schaltung aufgebaut, es tut sich immer noch genau nix(werte wurden leicht geändert: C2=220p, L1=1,5u).... Solangsam treibt mich der Mischer echt zur Verzweiflung... Kann es evtl am Aufbau auf einer Lochrasterplatine liegen? Habe zwar darauf geachtet, den Schwingkreis so dicht wie möglich zu platzieren, aber vielleicht sind die parasitären Effekte doch zu groß...


    Gruß Benny

  • So, Schaltung aufgebaut, es tut sich immer noch genau nix(werte wurden leicht geändert: C2=220p, L1=1,5u).... Solangsam treibt mich der Mischer echt zur Verzweiflung...


    Du mußt C2 und C4 vertauschen sonst bleibt die Mitkopplung < 1 und der Oszillator schwingt nicht.

    vy 72/73, Reinhold.

  • Hallo Benny,


    wie mißt Du den? Mit einem Tastkopf und Oscar? Dann kann die Oszilation zusammenbrechen. Oder mit Suchspule und RX, das ist sicher. Mir hat erst gestern ein gebrochenes Kabel im Tastkopf einen kleinen Streich gespielt. Allerdings habe ich es gemerkt bevor ich die gemessen Treiberstufe sonst zerlegt hätte. Also solche Fehler (lebt der 612 überhaupt noch) auch mal überdenken.


    Hoffe es hilft.


    73 de uwe df7bl

    Uwe df7bl


    Wenn Du meinst etwas geht nicht, dann störe nicht die, die es gerade machen.