Eisenpulver Ringkerne - Alter Hut oder doch nicht?

  • Hallo Praktiker!


    Jetzt habe ich lange überlegt ob ich diesen Thread überhaupt aufmachen soll, so trivial ist das Thema. Ich versuchs mal... :whistling:


    Hintergrund 1:
    Amodon Ringkerne T50-2
    2 Induktivitäten mit 240nH und 313nH
    miniRingkern-Rechner (oder auch zu Fuss gerechnet: Al=49)
    Rein rechnerisch ergeben exakt 7 Wdg. die 240nH und 8 Wdg. die 313nH.


    Praktische Versuche:
    Ringkerne nach obigen Werten bewickelt mit 1mm Dm CuL (also schon etwas steifer Draht).
    Messung mit Selbstbau L/C-Meter (die Genauigkeit war damit bislang immer ausreichend).
    Durch Auseinanderziehen bzw. Verteilung über kompletten Umfang oder nur Teilbereich können ungefähr 20nH an Variation erzielt werden.
    Als Durchschnittswerte erziele ich etwa 272 (7 Wdg.) und 356 (8 Wdg.), also etwa 13% zu hohe Werte.


    Hintergrund 2:
    Ich bin gerade dabei das Mixer-Input-Filter für meinen HGCR2010 praktisch aufzubauen und möchte versuchen die theoretischen Werte möglichst genau zu treffen (als Cs habe ich mir Silver Mica Kaps geleistet). Dazu durchdenke ich die scheinbar (?) triviale Bewickelung von Ringkernen (T50-2) im 100-nH Bereich (wie oben dargelegt). Ich möchte ein "Gefühl" für diese Bauteile bekommen.


    Und nun meine Fragen an die Eisenpulver-Ringkern-Praktiker:
    1. Erscheint die oben beschriebene Abweichung um 13% als unnatürlich hoch?
    2. Welche Gegegenheiten (von Amidon Toleranzen bis Wickeltechnik) können Abweichungen vom theoretischen Wert verursachen?
    3. Wie würdet Ihr vorgehen um möglichst exakte Werte um den theoretischern Wert zu erhalten?
    4. Wer kennt gute Unterlagen mit Praxisbezug zum Thema (Link, Quellenangabe)?
    5. Hat jemand das Amidon Tech Data Book? Ist das praktisch brauchbar?


    Ich ersuche Euch um zweckdienliche Hinweise. Natürlich weiss ich, daß es zu diesem Thema eine Unzahl von Quellen gibt und vielleicht genügt es tatsächlich wenn Ihr mir eine kleine Auswahl von best practice Unterlagen mit Quellenangabe nennen könnt. Sehr freuen würde es mich wenn ein Praktiker seine "Erlebnisse" mit diesen Bauteilen schildern könnte.


    73 de

    73 de Chris, OE3HBW

    Einmal editiert, zuletzt von chirt ()

  • Hallo Chris,


    +13% Abweichung vom berechneten Wert schrecken mich nicht wirklich. Das hab ich auch schon öfter beobachtet. Wenn du exakte Induktivitäten (zB für einen Diplexer) brauchst hilft nur nachmessen. Bei einem Tiepaßfilter am Senderausgang ist das wahrscheinlich egal.


    Tricks um die Induktivität zu varieren kenn ich keine, außer das bereits von dir beschriebene Stauchen und Langziehen der Wicklungen. In amerikanischen Büchern (Doug DeMaw) stand mal was von unterschiedlichem Drahtdurchmesser, der unterschiedliche induktivitäten ergeben sollte. Das konnte ich aber nicht nachvollziehen. Ich nehm immer den dickst möglichen Draht, der noch eine einlagige Wicklumg mit ca 15° Abstand zwischen den Wicklungsenden ergibt.


    Irgendwo im Netz gab es mal Diagramme mit Güte Kurven über die Frequenz für verschiedene Kernmaterialien und Kerndimensionen enthalten. Die find ich aber gerade nicht. Poste ich, wenn ich mal Zeit habe zu suchen (falls nicht ohnehin jemand anderer schneller ist).


    73 Heinz, OE5EEP

  • ... beherrsche ich leider auch nicht 8)


    Hallo Chris,


    nachträglich auch von mir Gratulation zur bestandenen Amateurfunklizenz!


    So schön der miniRingkern Rechner auch gemacht ist - er kann nur als Orientierung dienen! Schau Dir bitte mal die Datenblätter von Ferritherstellern genauer an: Selbst EPCOS gibt teilweise Toleranzen von bis zu 30% an. Aber was wesentlich schlimmer ist das µ und auch die Güte der Ferrite ist relativ stark frequenzabhängig! Schau in den Datenblättern nach.


    Es hilft wirklich nur auch nach dem Wickeln zu messen. Wenn Du beispiesweise den VNWA von DG8SAQ oder den VNA nach N2PK hast, könntest Du diese Daten auch grafisch über die Frequenz gesweept betrachten. Es würde auch ein normales Dipper-Meter und ein bekannter Kondensator tun. Das LC-Meter vom FA misst leider auch nur bei maximal 700 kHz, viele L-Messgeräte messen mit Festfrequenzen, die Meisten mit 1 kHz, die Besseren auch mal mit 10 oder 100 kHz.


    Also bleibt nur der Abgleich in der Schaltung durch drücken oder spreizen, oder es wird ein Trimmer vorgesehen. :thumbup:


    Viel Spaß und Erfolg bei der Optimierung Deiner Schaltung


    73 de Dietmar, DL2BZE

  • Gütekurven für Amidon Ringkerne findet man hier:
    https://www.amidoncorp.com/pages/specifications unter 1-11 bis 1-18


    Diese Kurven hab ich schon mal wo schöner und für viel mehr Frequenzbereiche/Kerntypen gesehn. Falls wer den Link hat, bitte posten.


    War zwar nicht deine ursprüngliche Frage, vielleicht trotzdem für jemanden interessant.


    Chris: Congrats zur bestandenen Pürfung und zum Rufzeichen!


    73 Heinz

  • Hallo Praktiker!


    Erstmal vielen Dank für Eure Beiträge! Es war also doch richtig dieses scheinbar einfache Thema anzuschneiden.


    Uwe: Danke für deine sehr informativen Berichte. Deine 4C65 Messungen zeigen einmal mehr wie diese Materialien streuen können ( Al = 84 – 58 ) !


    Heinz: Danke auch für deine Informationen! Beim Drahtdurchmesser gehe ich übrigens genauso vor wie Du auch. Der Einfluss auf die Induktivität sollte m.A.n. gering sein, aber wenn ich dazukomme probiere ich noch unterschiedliche Drahtstärken aus. Danke für die Gratulation!


    Dietmar: Danke für den wichtigen Hinweis zur Frequenzabhängigkeit! Und ebenfalls Danke für die Gratulation.


    Aus meinen bisherigen Erfahrungen und bestärkt durch eure Beiträge leite ich folgende Schlussfolgerungen ab (die möglicherweise noch nicht korrekt sind – also nicht gleich alles glauben. Experten bitte melden):


    1 Die theoretisch berechneten Werte (dazu ist der miniRingkern Rechner sehr zu empfehlen) können nur als erster Richtwert angesehen werden.


    2. Die Eisenpulver-Ringkerne (verschiedenster Hersteller, in meinem Fall T50-2) unterliegen großen Fertigungstoleranzen die sich im Al Wert niederschlagen und schlimmstenfalls durchaus 20-30% erreichen können. Angeblich werden Kerne auch von verschiedenen Herstellern erzeugt und dann unter EINEM Namen vertrieben.


    3. Der praktische Wert der Induktivität kann im z.B. 100erte nH Bereich und Kernmaterial 2 (Al = 49) durchaus eine Abweichung vom theoretischen N Wert von +/- 1 Windung erfordern und zur Feineinstellung das Stauchen/Ziehen der Wicklung (soweit überhaupt möglich) benötigen.


    4. Die Güte der Ringkernspulen und die Permeabilität ist stark frequenzabhängig! (Und vermutlich auch temperaturabhängig…dazu muss ich noch die Datenblätter durchforsten.)


    5. Aus den angeführten Punkten ergibt sich die Tatsache dass konkrete Messungen für jeden Kern meist unerlässlich sein werden!


    Das sind keine Neuigkeiten, aber ich denke, dass es nicht oft genug betont werden kann, anlässlich der Vielzahl von Publikationen die ungefähr so lauten: „Man nehme den Ringkern xy und bewickle ihn mit 17 Windungen – jedes Durchfädeln ist eine Windung – um die gewünschte Induktivität von 1,0815 uH zu erhalten. Nach dem alle Spulen derart gewickelt sind wird das Filter zusammengebaut und das Filter funktioniert so wie mit RFsim99 berechnet….“ Das Ganze dann noch mit schönen Fotos belegt ;(


    Weitere Beiträge/Kritik usw. zum Thema sind gerne gesehen!
    Wer hat z.B. gute Unterlagen zur Frequenz/Temperaturabhängigkeit?


    73

    73 de Chris, OE3HBW

  • Hallo Chris,


    die wichtigsten Punkte hast Du schon rausgefunden. Selbst die Vertriebsfirma Amidon weist darauf hin, dass die Permeabilitäten der Ringkerne Mittelwerte sind und um bis zu 25% abweichen können. Beim Mini-Ringkernmrechner muss man darauf achten, dass der Wickelraum zur Berechnung der Induktivität zu 360° ausgenutzt wird. Meist macht man das nicht, damit man noch etwas Spielraum zum Abgleichen hat. Also kommt bei einer Bewicklung von z. B. nur 300° eine höhere Induktivität zustande (engere Bewicklung bei gleicher Windungszahl). In deinem Fall war die Induktivität sogar zu klein. Die Ursache dafür ist m. E. dass Du nicht das passende Kernmaterial verwendet hast. Bei Induktivitäten mit so wenig Windungen (z. B. <15) sind die Berechnungsformeln nur noch näherungsweise stimmig. Also wäre es u. U. besser, wenn Du T50-6 Kerne mit etwas geringerer Permeabilität einsetzen würdest. Höhere Windunszahlen lassen auch einen feinfühligeren Abgleich zu. Aber wie Du schon schreibst: Ohne Nachmessen geht es NIE!


    73, Uli, DK4SX

  • Hallo Ringkernpraktiker!


    @Uli: Ah das war ein guter Hinweis mit den 360° Wickelraum! Daran habe ich nicht gedacht und etwa 300° gewickelt wie du es schon geahnt hast. Die Sache mit dem T50-6 ist mir klar - ich hab einfach derzeit keine , sondern nur T50-2 :whistling:


    Einen Thread habe ich auch noch entdeckt zu Ringkernen oder besser gesagt zu deren Befestigung: http://www.qrpforum.de/index.php?page=Thread&threadID=4907


    Wer hat noch praktische Beiträge zu den Eisenpulver-Ringkernen?


    73 de

    73 de Chris, OE3HBW

  • Hallo


    Im Anhang/Bild sind zur Illustration noch 3 T50-2 Ringkerne mit 1mm CuL abgebildet. Daraus ist zu erkennen wie die Induktivität von der Windungszahl UND der Lage der Wicklung (Verteilung am Umfang) abhängt.


    Hier noch einige Links zum Thema, wobei ich NICHT all der angebotenen Information zustimmen kann (so würde ich z.B. niemals einen Eisenpulverkern in einen Schraubstock einspannen).


    http://www.oldradios.co.nz/dow…and%20Using%20Toroids.pdf
    http://www.wolfgang-wippermann.de/Ringkernwickeln.pdf
    http://www.wolfgang-wippermann.de/guete.htm
    http://www.qrpproject.de/ringkerne_wickeln.htm
    http://www.genesisradio.com.au/help/toroid_winding.html
    http://users.catchnet.com.au/~rjandusimports/tut_5a.html
    http://www.zerobeat.net/qrp/toroidwind.html
    http://www.qrpforum.de/index.php?page=Thread&threadID=5729
    http://www.kitsandparts.com/howtowindtoroidswithoutpain.php
    http://www.qsl.net/pa3hbb/toroids.htm



    73 de

  • Hallo Horst!


    Mir war klar, dass das Wissen über die Eisenpulver-Kerne schon da ist - aber leider nicht bei mir :D


    Danke für Deine Hinweise und den von allen Anderen! Ich bin nun sehr froh diesen trivial-Thread eröffnet zu haben. Die Ringkernthematik sehe ich nun mit anderen Augen :rolleyes: Das "Gefühl" für diese Bauteile ist nun wesentlich größer als vorher. Ohne Messen rühre ich sie nicht mehr an - Ehrenwort!


    -----------------


    Ehe es irgenwo im Thread verloren geht, stelle ich hier nochmals die Frage:
    Hat jemand das Amidon Tech Data Book und wenn ja taugt es für die Praxis etwas?


    73 de

    73 de Chris, OE3HBW

  • Hallo Chris & All,


    zwar habe ich das von Dir angesprochene Buch auch nicht, kann aber speziell zum Thema Ferrite folgendes Buch dringend empfehlen (ich bekomme keine Provision :O :(


    "Trilogie der induktiven Bauelemente"


    Herausgeber: Würth Elektronic eiSos GmbH & Co. KG


    Inzwischen 4. Auflage November 2008, Kosten etwa 49 Euro bei Amazon und hat 696 ! Seiten.


    Das 4 köpfige Autorenteam, durchweg Leute die wissen wovon sie sprechen und mit sehr viel Praxixbezug, hat kaum einen Aspekt der Induktiven ausgelassen. Eventuell etwas für den Weihnachtsbaum. HF wird zwar behandelt, allerdings etwas knapp, dafür so gut wie Alles über Entstörungen usw.



    73 de Dietmar, DL2BZE

  • Hallo liebe Kringelwickler,


    der weiter oben angegebene Einfluß des Drahtdurchmessers kann sich auch auf die gößere Variationsmöglichkeit bei der Bewicklung beziehen.
    Bei großen Drahtdurchmessern ist einfach nicht so viel mit stauchen.


    72 de Alois

    "Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos
    ausgegeben. Den Rest habe ich verprasst." - George Best

  • Hallo Christian,


    Toleranzen von +/-15% sind bei Ringkernen, wie du schon festgestellt hast, völlig normal. Genauere Werte bekommt man dann nur durch Verschieben der Windungen oder aber indem eine Windung auf- bzw. abgewickelt wird. Ein LC-Meter ist da sehr vorteilhaft, die Genauigkeit bei den Spulen ist, trotz der sehr kleinen Messfrequenz, für den eigentlichen HF-Einsatz absolut ausreichend. Meine Wicklungen verteile ich, wenn die Windungszahl es überhaupt zulässt, über den vollen Kernumfang.


    Ideal wären für dein TP-Filter Luftspulen die man zumindest rechtwinklig zueinander anordnen muß. Extra Abschirmung wäre noch besser. Nimmt man stattdessen Ringkerne sollten diese trotzdem, wenn möglich, rechtwinklig zueinander stehen. Als Material käme z.B. 6er, für den Diplexerteil 10er in Frage. Probieren kannst du es, sollte nicht anderes vorrätig sein, natürlich auch mit 2er Material, austauschen lassen sich die dann immer noch.


    Zur Befestigung der Ringkerne nutze ich normalen Nagellack. EinTropfen an der Kontakstelle zwischen Kern und Platine, kurz trocknen lassen und gut ist. Der Lack läßt sich problemlos wieder entfernen! Desweiteren lassen sich damit die Windungen selbst, nachdem die Spule ausgemessen wurde, auf den Kern fixieren. Ist allerdings auch nur bei der Verwendung von dünnem CuL-Draht hin und wieder notwendig.


    Direkt unter dem Kern (Platinenoberseite) sollte nach Möglichkeit keine Massefläche verlaufen, eine passende rechteckige Aussparung für den Kern wäre ideal. Massefläche verstimmt die Spule etwas und ist bei nichtabstimmbaren Filter zu meiden. Das Problem ist bei BP-Filter dominanter wie bei einfachen TP/HP-Filter. Ferner leidet darunter auch die Weitabselektion, wahrscheinlich koppeln die Spulen über eine durchgehende Masse zu stark untereinander.


    Bei krummen C-Werten schleife ich einfach ein Stück von der Spitze der keramischen Scheibenkondensatoren ab und messe nach. Funktioniert leider bei SMD gar nicht :P. Die nun offene Stelle "isoliere" ich wieder mit dem schon erwähnten Nagellack. Jeder beliebige C-Wert läßt sich so günstig realisieren.


    Bezüglich dem Verlauf der Güte über die Frequenz und bezogen auf unterschiedliche Kerngrößen und Windungszahlen sieh dir die äußerst detallierten Kataloge von Micrometals (Q-Curves) an. Die Diagramme sind allerdings mehr beim Bau von VFO's bzw. VCO's von besonderem Interesse, man kann damit den idealen Kern für die höchstmögliche Leerlaufgüte bei gegebenem Frequenzbereich bestimmen.

    vy 72/73, Reinhold.

  • Bingo, der Thread läuft. Danke Leute!


    Reinhold: Sehr gut, Danke, passt voll ins "Bild". Für den Diplexer habe ich gestern Abend einen T50-10 gewickelt, da ich mir dachte, dass hierfür ja nicht die HF, sondern die all die unerwünschten Frequenzen wie IF, Spiegel-F etc. massgeblich sind. Schön von Dir denselben Vorschlag zu hören (vielleicht auch aus anderen Gründen ;)


    Ausserdem habe ich inzwischen das Filter bezüglich Induktivitäten optimiert. Für die ZF Unterdrückung nach Vorne (45 MHz) habe ich einen Trim-C zum Abgleich nach wie vor auf der Platine.
    Spannend wird es demnächst wenn ich das Ding fertig aufgebaut dann als Gesamtheit durchmessen kann (derzeit benötige ich da noch Unterstützung - nächste Anschaffung ist ein NTW).


    73 de

    73 de Chris, OE3HBW

  • Hi,


    noch eine ganz kurze Bemerkung. Es werden hier ab und zu die Ferritmaterialien der Fa. Würth erwähnt. Hier sollte generell beachtet werden, dass die Fa. Würth ausschließlich Materialien zur HF-Dämpfung herstellt, also solche, die bewusst mit geringen Güten ausgestattet sind. Aus eigener Erfahrung mit solchen Kernen weiß ich, dass man damit zwar sehr gut Mantelwellensperren bauen, aber keinesfalls Spulen für Filter oder Breitbandtrafos herstellen sollte!


    73, Uli, DK4SX

  • Hi,


    noch eine ganz kurze Bemerkung. Es werden hier ab und zu die Ferritmaterialien der Fa. Würth erwähnt. Hier sollte generell beachtet werden, dass die Fa. Würth ausschließlich Materialien zur HF-Dämpfung herstellt, also solche, die bewusst mit geringen Güten ausgestattet sind. Aus eigener Erfahrung mit solchen Kernen weiß ich, dass man damit zwar sehr gut Mantelwellensperren bauen, aber keinesfalls Spulen für Filter oder Breitbandtrafos herstellen sollte!


    73, Uli, DK4SX

    Dem möchte ich insbesondere im letzten Punkt widersprechen.


    Würth stellt Ferritmaterialien her, die aber nicht ausschließlich zur HF-Dämpfung einsetzbar sind. Es ist zutreffend, dass Ferritkerne für Induktivitäten hoher Güte weniger geeignet sind (Schwingkreise, Filter). Gerade aber für Breitbandtrafos und Anpassungsübertrager (oft unkorrekterweise auch als Balun bezeichnet) sind ausgewählte Nickel/Zink Ferrite, seien sie von Würth, Amidon, Micrometals oder Ferroxcube, bestens geeignet. Im Kleinsignalbereich sind auch Nickel/Mangan Ferrite mit hohem AL-Wert ideale Kerne für Breitbandübertrager. Ich habe schon viele davon auf Ringkerne oder Schweinenasen mit dem Siemens N30 Material gewickelt.
    73
    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    5 Mal editiert, zuletzt von DL4ZAO ()

  • Zitat von chirt

    Sehr gut, Danke, passt voll ins "Bild". Für den Diplexer habe ich gestern Abend einen T50-10 gewickelt, da ich mir dachte, dass hierfür ja nicht die HF, sondern die all die unerwünschten Frequenzen wie IF, Spiegel-F etc.


    Ganz recht, so war das auch gedacht. Dazu zählt übrigens auch die "Trennspule" L4.


    Zitat

    Für die ZF Unterdrückung nach Vorne (45 MHz) habe ich einen Trim-C zum Abgleich nach wie vor auf der Platine.


    Ist ja auch im Schaltbild vorgesehen, ohne Trimmer wäre die ZF-Notchstelle sehr schwer zu treffen.

    vy 72/73, Reinhold.

  • Günter,


    man kann auch Nickel/Zink-Ferrite mit verlustbehafteten Eigenschaften herstellen. Ich wäre, wenn es um Breitbandtrafos, die ja - im Gegensatz zu z. B. Mantelwellensperren - mit dem Nutzsignal magnetisiert werden und daher weitgehend verlustfrei sein sollten, mit Materialien von Würth vorsichtig. Das Siemens-Material N30 ist im Vergleich zu den Ferriten, die ich von Würth ausgemessen habe, recht verlustarm. Daher verwende ich es ebenfalls schon seit mehr als 20 Jahren als Breitbandübertrager in unzähligen Anwendungen bis etwa 200 Mhz. Das geht hervorragend.


    73, Uli, DK4SX

  • @ Uli,


    darum schrieb ich auch von "ausgewählten Nickel-Zink Ferriten". Ganz klar, dass nicht wahllos jeder EMV Ferrit als Balun geeignet ist. Da Würth mit seinen Produkten primär das umsatzstarke Segment der EMV Anwendungen und Schaltnetzteile adressiert, sucht man auf deren Webseite vergeblich Angaben über die Eigenschaften seiner Ferrite im HF-Bereich. Dieser Markt ist für Würth offensichtlich nicht interessant genug. Amidon hingegen ist schon historisch gesehen länger im HF Sektor zu Hause und stellt mehr HF relevante Daten für seine Kerne bereit. Daraus lässt sich aber nicht zwingend folgern, dass Würth Ferrite ungeeigneter wären als Amidon oder Ferroxcube Ferrite, die Materialien haben oft sehr ähnliche Eigenschaften.


    Wolfgang Wippermann , DG0SA, empfiehlt[color=000000]: "Würth Elektronik vertreibt "FerritHülsen" mit dem Material "Breitbandabsorber NiZn", da ist ein Ringkern besonders interessant mit der Nummer 74270097 . Mit den Maßen 61mm x 35,5mm x 12,7mm eignet er sich sehr gut für Baluns, die auch einige Leistung vertragen. Die DARC Verlag GmbH vertreibt den Kern als "RK1", mein neuer Favorit! [/color]"


    Uwe, de0508 hat in diesem Thread einen DG0Sa Balun mit dem von DG0SA empfohlenen Würth Material 6W20 gebaut und Messkurven eingestellt. Im Übrigen wurde das Thema Eisenpulver vs. Ferrit für Baluns auch schon in einem weiter zurückliegenden Thread (Posts 62 und 66ff) diskutiert und zusammengefasst.


    73, Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    8 Mal editiert, zuletzt von DL4ZAO ()