IF Verstärker mit "Norton-Amplifier"

  • Hallo


    Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen beim Verstehen und Berechnen eines "Norton-Verstärkers"?
    Dazu vorab ein paar Infos:


    1. Ich möchte für meinen HGCR2010 RX einen 2-stufigen (ingesamt ca. 13 dB Verstärkung) sehr rauscharmen ersten ZF Verstärker bauen. Geplant ist eine Schaltung die in etwa so aussieht http://home.pages.at/chirt/Projects/HGCR2010/FirstIFamp.jpg


    2. Der Verstärker ist dem "Roofingfilter" http://home.pages.at/chirt/Pro…GCR2010/RoofingFilter.jpg nachgeschaltet. Die ZF ist 45 MHz.


    3. Infos zum Norton Verstärker bzw. zu dessen Abwandlungen gibt es viele, z.B.:


    David E. Norton:"High dynamic range transistor amplifiers using loss less feedback"
    Microwave Journal, 5/1975


    Ulrich Rohde:"Communications receivers for the year 2000", Ham Radio Magazine 12/1981


    Joe Reisert, W1JR: Ham Radio Magazine Columne “VHF/UHF World, 11/1984


    Ulrich Rohde:""Recent advances in shortwave receiver design", QST, 11/1992


    Jacob Makhinson, N6NWP:A High Dynamic Range MF/HF Receiver Front End", QST, 2/1993
    http://www.qsl.net/va3diw/norton_amplifier_rf_7-96.pdf


    Todd W. Gale, VE7BPO: "A Low Noise, High Dynamic Range Broadband RF Amp"
    http://www.qrp.pops.net/preamp.asp


    Eric T.Red:"HF-Funkempfänger", beam Verlag, z.B. Seiten 44 und 47


    Dallas Lankford,
    Common Base Transformer Feedback Norton Amplifiers
    http://www.kongsfjord.no/dl/Am…20Norton%20Amplifiers.pdf
    http://www.kongsfjord.no/dl/Am…Feedback%20Amplifiers.pdf
    http://www.kongsfjord.no/dl/Am…Feedback%20Amplifiers.pdf


    Bisher habe ich diese Art von Verstärker mit dem 2N5109 einfach nachgebaut. Für den angesprochenen ZF Verstärker würde ich aber nun gerne den BFG135A einsetzen und die Schaltung auch wirklich verstehen.


    Meine Fragen dazu:


    1. Wie kann ich theoretisch die notwendige Basisvorspannung berechnen (praktisch für den BFG135a)? Gerade zu diesem Punkt finde ich leider im Web und in der Literatur so gut wie nichts ?(


    2. Der Verstärker hat 3 Wicklungen, deren Verhältnis entscheidend ist. Ich habe 2 Varianten gefunden: mit 3 unterschiedlichen Windungszahlen (z.B. 1-5-3) und mit 2 gleichen und der Rückkopplungswicklung. Welche Variante ist für meinen Zweck zu bevorzugen und wieso?


    3. Welcher Transistor ist für meine Zweck zu empfehlen (auch wenn ich den BFG135a schon liegen habe)?


    Darüber hinaus interessiert mich natürlich jeder gute Hinweis auf Infoquellen und die allgemeine Diskussion über diese Art des ZF Verstärkers. Ich hoffe dieses Thema ist nicht schon so durchgekaut, daß es niemand mehr interessiert.


    73,
    Christian

    73 de Chris, OE3HBW

    Einmal editiert, zuletzt von chirt ()

  • Hallo


    Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen beim Verstehen und Berechnen eines "Norton-Verstärkers"?
    Darüber hinaus interessiert mich natürlich jeder gute Hinweis auf Infoquellen und die allgemeine Diskussion über diese Art des ZF Verstärkers. Ich hoffe dieses Thema ist nicht schon so durchgekaut, daß es niemand mehr interessiert.


    Hallo Christian,
    es gibt auch noch was bei Detlef Lechner: Kurzwellenempfänger. Militärverlag der DDR, 1985, S. 173-175
    Kann es Dir gerne einscannen und per e-Mail zusenden.
    73 de Heiko, DL2VER

  • Lbr chirt,


    im allgemeinen wird der Basisteiler für einen Transistor so berechnet, daß das Anheben der Basisvorspannung über Grund der Kollektorwechselspannung möglichst wenig Spannungshub wegnimmt, zu anderen soll die Vorspannung doch so hoch sein, daß sich im Zusammenspiel mit dem Emitterwiderstand eine genügende Gleichstromgegenkopplung ergibt.


    Normalerweise wähle ich als Basisspannung über Grund 2,7 Volt. Am Emitter liegen dann bei Siliziumtransistoren 2,0 Volt. Der Emitterwiderstand ist dann 2V geteilt durch den gewünschten Emitter- oder auch Kollektorstrom. Mit dem Kollektorstrom ist auch der in etwa auftretende Basisstrom des Transistors bekannt. Damit der Basisteiler ein Spannungsteiler bleibt, sollte der Querstrom durch den Basisteiler möglichst 10 mal so hoch sein wie der Basisstrom.


    Nur bei der Kollektorbasisschaltung wählt man üblicherweise den Basisteiler so, daß die Basis auf der halben (gesiebten bzw gut abgeblockten) Betriebsspannung liegt.


    Das wäre eigentlich alles an Regeln.


    OK?

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • Hallo


    Zuerst vielen Dank für Rückmeldungen!
    @Heiko: Bitte sehr; je mehr Infos um so besser (ich hoffe die Ausdrucke der letzten Jahre übersteigen nicht die statische Belastbarkeit meines Arbeitszimmerbodens :rolleyes:
    @Ha-Jo: O.K., prinzipiell nachvollziehbar. Danke! Wenn Du Zeit hast, vielleicht noch warum gerade 2,7V? Ich kann nun aber auch die vorhandenen Schaltpläne rückrechnen darauf abklopfen.


    Nun noch eine Ergänzung zur vielleicht oben kryptisch formulierten Frage 2:


    Der X-gekoppelte Verstärker hat die 3 Wicklungen
    i = Rückkopplung (Emitterwicklung)
    j = Kollektorwicklung
    k = Wicklung Stromversorgung


    Variante 1:
    Die Verhältnisse folgen der quadratischen Gleichung j = k^2-k-1
    i = 1
    Damit werden die verhältnisse 1:1:2, 1:5:3, 1:11:4 usw. mit G = k^2 (4, 9, 16 oder etwa 6, 9.5, 12dB)


    Variante 2:
    j = k


    Die Anhänger von Variante 1 sehen ein ziemliches Dogma in der quadratischen Gleichung. Mir würde die Begründung dafür helfen für welche Variante ich mich entscheide.


    Ein schönes Diagramm für die Zusammenhänge IP3, G, NF, Kollektorstrom und Windungszahl für i findet sich übrigens bei Eric T. Red:"Funkempfänger-Schaltungstechnik praxisorientiert", beam-Verlag, 2003. Dort ist Variante 2 im Einsatz.


    Leider bin jetzt aber auch daraufgekommen, daß mir gerade der 1984 Jahrgang vom Ham Radio Magazin fehlt und damit das oben erwähnte --> Joe Reisert, W1JR: Ham Radio Magazine Columne “VHF/UHF World, 11/1984 nicht verfügbar ist. Hat diesen Artikel jemand?


    Ich hoffe dieser X-gekoppelte (Norton-Verstärker) als erster Zwischenfrequenzverstärker (bisher habe ich ihn nur Antennenverstärker eingesetzt und nicht wirklich gut verstanden) ist auch für andere interessant und bitte um Diskussionsbeiträge.


    73,
    Christian

    73 de Chris, OE3HBW

  • Hallo Christian,
    am Emitterwiderstand sollten etwa - Faustregel für sichere Betriebsweise - 20% der Betriebsspannugn abfallen, daher etwa 2 V bei 10 V Betriebsspannung. Die Wicklungsverhältnisse mit unterschiedlichen Windungszahlen gelten für eine Anschlussimpedanz von Eingang = Ausgang = 50 Ohm. Bei gleichen Windungszahlen in der Kollektorwicklung ist die Wicklung bifilar einfacher herzustellen, die Schgnittstellenimpedanz jedoch nicht mehr 50 Ohm. Bei kaskadierten breitbandigen Verstärkern muss das aber auch nicht unbedingt sein. Berechnungsgrundlagen für die 50-Ohm-Variante findet man in der von Dir angegebenen Literatur.
    Achtung: Mit sehr rauscharmen GHz-Transistoren schwingt der Nortonverstärker fast immer!!! Vor allem bei höheren Verstärkungen. Manchmal hilft dagegen ein kleiner Kondensator von wenigen pF zwischen Basis und Emitter, der sich bei tieferen Frequenzen nicht bemerkbar macht. Bei R&S wird diese Schaltung häufig eingesetzt. Zur Vermeidung von Schwingen legen die Ingenieure eine sorgfältig dimensionierte Serienschaltung aus R und C zwischen Kollektor und Emitter. Diese Schwingneigung ist insbesondere dann kritisch, wenn die Verstärkerkette nicht reell abgeschlossen, sondern an Ein- und Ausgang mit Blindanteilen, wie z. B. Filtern abgeschlossen wird. Dann kann ich nur empfehlen, die zweite Stufe als Emitterstufe mit etwas höherem Kollektorstrom (IM-Festigkeit) aufzubauen, um die Gesamt-Rückwärtsisolation zu erhöhen.
    73, Uli, DK4SX

  • Hallo, Christian,


    Zitat

    1. Wie kann ich theoretisch die notwendige Basisvorspannung berechnen (praktisch für den BFG135a)? Gerade zu diesem Punkt finde ich leider im Web und in der Literatur so gut wie nichts ?


    Du könntest z.B. als Basisvorspannung 1/3 von Ub nehmen. Damit fällt über dem Transistor nur noch ca. 10V ab und die Verlustleistung wird nicht zu groß. Über den Emitterwiderstand stellst du dann den notwendigen Betriebsstrom ein.
    Die erste Stufe wird, für hohe Rauscharmut und je nach gewünschtem Inband IIP3, mit wenig Strom (z.B. ca. 5...15mA) betrieben. Die folgende Stufe sollte min. 3dB höheren IIP3 haben als der OIP3 (IIP3 + Pg) der vorhergehenden Stufe (Faustregel). Um dies sicherzustellen spendierst du der 2. Stufe z.B. den 3..4 fachen Strom.


    Die 10pF C's kannst du zwar im Layout vorsehen sind aber für den Anfang nicht notwendig. Diese bilden mit der Eingangswicklung eine Anpassglied (hier Aufwärtstransformator). Die Größe der Kapazität hängt von der Eingangswicklung bzw. von der äußeren Beschaltung ab und läßt sich, wenn überhaupt nötig, nur an einem Messplatz bestimmen.


    Zitat

    2. Der Verstärker hat 3 Wicklungen, deren Verhältnis entscheidend ist. Ich habe 2 Varianten gefunden: mit 3 unterschiedlichen Windungszahlen (z.B. 1-5-3) und mit 2 gleichen und der Rückkopplungswicklung. Welche Variante ist für meinen Zweck zu bevorzugen und wieso?


    Betrachte fürs Erste nur die Ein- und Ausgangswicklung ohne Anzapfung. Die Anzapfung ist ja nur da um auf 50W zu transformieren. Nachfolgend eine kleine Tabelle mit den notwendigen Kollektorlastwiderständen für eine 50W Eingangimpedanz sowie die zugehörige Leistungsverstärkung Pg:


    N (1 : xWdg) ..... RL .............. Pg
    1:3 ................ 110W ........ ca. 6dB
    1:4 ................ 160W ......... ca. 7dB
    1:5 ................ 210W ......... ca. 7,5dB
    1:6 ................ 260W ......... ca. 8dB
    1:7 ................ 300W ......... ca. 8,5dB
    1:8 ................ 360W ......... ca. 9dB
    1:9 ................ 400W ......... ca. 9,5dB
    1:10 .............. 460W ......... ca. 10dB
    1:11 .............. 510W ......... ca. 10,5dB
    1:12 .............. 570W ......... ca. 11dB
    1:15 .............. 720W ......... ca. 12dB


    Da die Eingangsimpedanz direkt von der Last abhängt würde sich z.B. die 1:8 Version (hier 1:5:3Wdg mit der 50W Anzapfung am Ausgang) hervorragend für einen praktischen Aufbau eignen. Man könnte zwei dieser Stufen nehmen und am Ausgang ein zusätzliches 3dB Dämpfungsglied vorsehen, das erhöht zusätzlich die etwas mickrige Rückwärtsisolation. Die 1:3 (1:1:2 Wdg) bzw. 1:15 Version (1:11:4Wdg) wäre aufgrund eines passenden "runden" Wicklungsverhältnisses selbstverständlich auch gut geeignet.


    Zitat

    3. Welcher Transistor ist für meine Zweck zu empfehlen (auch wenn ich den BFG135a schon liegen habe)?


    Norton Verstärker schwingen sehr gerne, wie alle Basisschaltungen auch. Da eine Ferritperle schlecht auf den Kollektoranschluss beim BFG135A passt kann man sich bei Selbsterregung z.B. mit einem R/C Glied zwischen Kollektor und Emitter behelfen, die genaue Dimensionierung hängt aber von der Schaltung und der Frequenz bei der die Stufe schwingt ab.

    vy 72/73, Reinhold.

    Einmal editiert, zuletzt von KubiK ()

  • Zitat

    Leider bin jetzt aber auch daraufgekommen, daß mir gerade der 1984 Jahrgang vom Ham Radio Magazin fehlt und damit das oben erwähnte --> Joe Reisert, W1JR: Ham Radio Magazine Columne “VHF/UHF World, 11/1984 nicht verfügbar ist. Hat diesen Artikel jemand?


    Email ist unterwegs. Wer den Artikel auch lesen möchte der kann das hier tun.

    vy 72/73, Reinhold.

  • Ich hab bei mir noch einen Artikel gefunden, darin wird auch auf die Tauglichkeit diverser Transistoren eingegangen.
    2m -Vorverstärker mit S/E-Umschaltung, Bernhard Kaehs, DL6MFI http://www.darc.de/uploads/media/2m_vv.pdf</a>
    Der OM nimmt für seinen Zweck als Transistor den NE85639 (2SC4093) in der Norton Schaltung.


    Ansonsten wird gerne der BFR96S vorgeschlagen. Um die Schwingneigung zu unterdrücken auf jeden Fall eine Ferritperle über den Kollektor einplanen und am besten mit einem Spektrum Analyzer kontrollieren.

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Da die ZF 45 MHz beträgt, empfiehlt sich auch ein MMIC:
    MGA 62563, verwendbar von 30 MHz bis 2 GHz..
    Die Rauschzahl ist ca. 1dB, gain ca. 20dB, OIP3 +32dBm...
    Bei richtigem Aufbau ist der MMIC unbedingt stabil.
    ( SMD, etwas fummelig zu verlöten)


    Siehe UKW-Berichte 3/2005.


    vy 73 de Bodo/DL2FCN

  • Hallo,
    das Thema scheint also doch interessant zu sein und wie immer vielen Dank für alle Beiträge!!


    Uli und auch Reinhold haben u.a. auf die Schwingneigung hingewiesen. Das könnte zu einem Problem werden, da ich eine Schwingung im GHz Bereich gar nicht feststellen kann. Was ich dabei auch nicht bedacht habe, bei den modernen SMD Transitorgehäusen kann ich ja keine Ferritperle mehr aufbringen wie z.B. beim bedrahteten 2N5109. Die Schaltung mit R/C über C-E kann ich wiederum nur dimensionieren wenn ich die Schwingungsfrequenz kenne. Andererseits kann ich mit SMD Bauteilen wesentlich kürzere Anschlüsse realisieren...
    Der gute alte 2N9105 hat halt eine NF von 3.5 dB gegenüber den neueren Transistoren mit Rauschzahl < 1-2 dB; außerdem ist beim 2. Verstärker der Kaskade mit ca. 45 mA Ic beim 2N5109 bereits ein mächtiges Kühlblech notwendig.


    DL4ZAO: Bei der Schaltung des genannten 2m Vorverstärkers ist mir aufgefallen, daß der Emitterwiderstand direkt am Emitter VOR der Rückkopplungswicklung auf Masse geht. Bei allen anderen mir bekannten Schaltungen ist das immer nach der Wicklung die direkt am Emitter liegt. Der Grund?


    @Bodo: Ja diese Überlegung mit dem MGA62563 als ZF Verstärker hatte ich auch schon aufgestellt! Den Artikel von Franco, I2FHW kenne ich. Was mich aber abgebracht hat ist die zu hohe Verstärkung! Für meinen RX brauche ich so um 13 dB. Ich möchte vor dem 2. Mischer keine höhere Verstärkung als nur die Verluste vom voherigen Zug auszugleichen.


    Jede weitere Anmerkung zum Thema Norton-Verstärker als erster ZF-Verstärker bei 45 MHz ist herzlich willkommen und nach den Zugriffszahlen zu schliessen auch für "die vielen Anderen im Hintergrund" interessant.


    73
    Christian

    73 de Chris, OE3HBW

  • DL4ZAO: Bei der Schaltung des genannten 2m Vorverstärkers ist mir aufgefallen, daß der Emitterwiderstand direkt am Emitter VOR der Rückkopplungswicklung auf Masse geht. Bei allen anderen mir bekannten Schaltungen ist das immer nach der Wicklung die direkt am Emitter liegt. Der Grund?

    ich denke nicht, dass es dafür einen besonderen Grund gibt. Der Emitterwiderstand ist ja lediglich zur Einstellung des Gleichstromarbeitspunktes erforderlich und daher in der Regel auch verdrosselt. Und da die Gegenkopplungswicklung beim Norton Verstärker in der erwähnten Schaltung nur eine Windung hat, macht es wenig aus, ob der Emitterwiderstand vor oder nach der einen Windung angebracht ist. Ich gehe davon aus, dass es bei der Schaltungsaulegung von DL6MF nur eine Frage des Layouts und der Stabilität ist, warum er die Emitterkombination so angeordnet hat.


    Grundsätzlich gilt ja für den Norton Verstärker: Unter der Voraussetzung, dass die Leerlaufverstärkung des Transistors im Frequenzbereich hoch genug ist, hängt der Verstärkungsfaktor allein vom Transformationsverhältnis des Gegenkopplungstrafos ab.


    Neben allen unbestrittenen Vorteilen dieser einfachen Schaltung sollte man allerdings auch einen Nachteil nicht unerwähnt lassen: die mangelnde Isolation zwischen Ein- und Ausgang.


    73, Fred

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Hi Christian,
    das RC-Glied zwischen Emitter und Kollektor ist mit etwa 5,6 pF und 4,7 Ohm bemessen. Wenn Du keinen Spektrumanalyzer zur Verfügung hast um eine Schwingneigung zu erkennen, würde ich von der Norton-Schaltung Abstand nehmen. Mit entsprechend hohem Strom und der klassischen Spannungsgegenkopplung (R,C in Serie zwischen Kollektor und Basis) lassen sich auch Emitterschaltungen intermodulationsfest und stabil mit kleiner Rauschzahl realisieren. Den MMIC kann man schon verwenden - zur Erhöhung der Stabilität und der Rückwärtsisolation könnte man am Ausgang ein Dämpfungglied mit etwa 6 dB einfügen. Das MMIC ist aber nur geeignet, wenn der Eingangs-IP von 12 dBm ausreicht.
    73, Uli, DK4SX

  • Hallo Christian,
    Liebe Bastelgemeinde,


    Anbei noch ein Datenblatt vom NE461M02 Transistor. Dieser Transistor (erhältlich bei Digi Key) ist sehr rauscharm und auch für höhere Ströme einsetzbar. Mit dem BFG135 hatte ich so meine Schwierigkeiten einen mehrstufigen Nortonverstärker Aufbau stabil hinzubekommen. Die Schaltung für den 70.2 MHz Verstärker findest du anbei. Alles (bis auf das Quarzfilter) ist in SMD aufgebaut und die Drosseln in den Kollektorleitungen sind notwendig. Ich habe dafür Ferritdrosseln (z.B. Würth Elektronik 74 -279216, RS 669-4125) verwendet. Zum Messen der Intermodulationsprodukte habe ich zwei Varianten aufgebaut, die sich nur durch die Gegenkopplungswicklung des Transformators unterscheiden. Variante 1 hatte 1 Windung und Variante 2 hatte 2 Windungen. Die Variante 1 hatte dann eine Leistungsverstärkung von ca. 8.5 dB bei einem OIP3 von ca. 37dBm bzw. einem IIP3 von ca. 28.5dBm. Die Variante 2 ergab eine Leistungsverstärkung von ca. 5.5dB und hatte einen OIP3 von ca. 38.5dBm bzw. einen IIP3 von 33dBm. Die abgebildete Schaltung funktioniert schon seit längerem ohne irgendwelche Stabilitätsprobleme.


    vy 73 de Klaus, OE2KHM aus Salzburg

  • Icom verwendet in den aktuelleren TRX (IC-7600, 7700, 7800) jeden Menge Nortonverstärker und setzt dafür auf allerlei vorbeugende "Beruhigungsmaßnahmen" für diese manchmal schwingfreudigen Stufen. Zu beobachten sind RC-Glieder von Emitter nach Masse, zwischen Emitter und Kollektor, Kollektorwiderstand (anstatt Ferritperle/Drossel), kleine Kapazität von Kollektor nach Masse, mit Widerstand überbrückte Eingangswicklung. Der Hersteller möchte wahrscheinlich für die Produktion, unter allen Umständen, Bauteiletoleranzen auffangen die womöglich zu unerwünschten Effekten führen würden, dies sagt aber nichts über die tatsächliche Stabilität der Verstärker ohne diese Maßnahmen aus.

    vy 72/73, Reinhold.

    Einmal editiert, zuletzt von KubiK ()

  • Hi,
    der Kollektorserienwiderstand ist ein probates Mittel um generell schwingfreudige Verstärkerstufen zu beruhigen. Das gilt für Basisischaltungen ebenso wie z. B. für Dual-Gate-Mosfets. Es muss unbedingt auf kürzeste Verbindung zwischen diesem Widerstand und dem Kollektor/Drain geachtet werden - das funktioniert mit SMD-Bauteilen sehr gut. Lediglich die Verstärkung der Stufe geht durch diese Maßnahme etwas zurück.
    Der Anti-Schwing-Kondensator am Emitter sollte nicht nach Masse, sondern unmittelbar gegen die Basis geschaltet werden, denn sonst liegt er in Serie mit dem Basis-Block-C. Liegt dieses ungünstig im Layout, wirkt er nicht oder schlecht und muss im Wert zu stark erhöht werden.
    73, Uli, DK4SX

  • Hallo!


    Durch die vielen verschiedenen Aspekte wird das Thema in Verbindung mit der vorgefundenen Literatur immer transparenter. Ein Nachbau irgendeiner runtergeladenen Schaltung würde das nie wettmachen können. Vielen Dank daher für alle Beiträge!


    Die ganz oben von mir im Thread angesprochene quadratische Gleichung ist inzwischen klar. Wenns jemand interessiert - Herleitung zu finden in:
    Lechner,Detlef:"Gegengekoppelte RF-Verstärker" in "Kurzwellenempfänger", 2. Auflage, 1985, Seiten 171-175


    Weitere Grundlagen in: Flor,Walter,OE1LO:"IM-feste Verstärker für den KW-Bereich", cq-DL, 10/1981, Seiten 472-476


    @Klaus: Danke auch für den Schaltplan deines IF Amps mit den NE461


    Ein "Mitarbeiter" im Hintergrund hat mich auf den BFG193 hingewiesen.


    Verschiedene Aspekte ev. auch hier: http://www.cliftonlaboratories…Z10040B%20Manual%2001.pdf


    Was das Patent von Herrn Norton anbelangt: Ich habe statt dem Norton-Patent im Web oft den Link auf ein Patent von Chris Trask gefunden (auch im QRP Shop). Das ist natürlich nicht das Original Norton Patent, sondern eine abgeänderte Schaltung mit 2. Transistor und weiteren Übertrager...
    Original gibt es u.a. hier: http://www.freepatentsonline.com/3891934.html, http://www.freepatentsonline.com/3891934.pdf


    Ist das Thema erschöpft oder hat noch jemand Praxisbericht, Schaltungsidee, Quellen etc. ?


    73
    Christian

    73 de Chris, OE3HBW

  • Ist das Thema erschöpft oder hat noch jemand Praxisbericht, Schaltungsidee, Quellen etc. ?

    Bei Werner Schnorrenberg, DC4KU findet man viel Interessantes über HF-Front Ends und deren Design, stöbern lohnt sich.
    http://www.mydarc.de/dc4ku/
    73, Fred

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Hallo Schaltungstechniker,


    wer den ZF-Verstärker von DC4KU ohne Schwingneigung und mit vollem Regelumfang aufgebaut hat, möge mir berichten, wie er das gemacht hat.
    Damit meine ich den mechanischen Aufbau.


    73 de Olaf, DL7VHF

  • Hallo


    Nach dem die Norton-Verstärker prinzipiell abgehandelt sind (oder hat noch jemand einen Beitrag?) ein etwas spezielleres Thema dazu:


    Ich überlege mir gerade wie der Übergang zum 2. Mischer aussehen muss. Zum Schutz dieses wäre z.B. ein AGC-gesteuerter PIN Dioden Abschwächer denkbar. Wie aber rette ich mir die erwarteten guten Daten des vorangehenden RX Zuges über den 2. Mischer (ich überlege hier einen "Image rejection mixer" einzubauen; ev. 2x AD831).
    Beim Literaturstudium bin ich auf den AGC-gesteuerten Norton-Verstärker von Prof. Rhode gestoßen (siehe Bild; Quelle: Rhode, cq-DL, 11/1992, Seite 674, Abb.11, vereinfacht). Der erscheint mir sehr interessant, ich habe aber Mühe ihn zu verstehen.
    Laut cq-DL Text erlaubt die Kaskode mit dem Differentialverstärker die Aufrechterhaltung einer konstanten Impedanz für den Norton-Verstärker auch währenden die AGC die Verstärkung variiert. Für mich besonders auffallend ist der 182 Ohm Widerstand parallel zum Übertrager. Im Text steht: "Der Widerstand parallel zu dem Übertrager ist verantwortlich für die Generierung der verlustfreien Rückkopplungsimpedanz bei einem Eingang von 50 Ohm".
    Ein weiteres auffallendes Detail der Schaltung ist die Stromversorgung und Signal- Auskopplung des Differenzialverstärkers, bestehend aus einem R=47.5 Ohm , einem C= 1.2nF und einem C=39pF sowie einer Induktivität mit 400nH.
    Beide Transistoren werden über eine AGC gesteuert.


    Meine Fragen:
    1. Was kann prinzipiell zum Einsatz eines geregelten ZF Verstärkers vor dem 2. Mischer gesagt werden?
    1. Kann mir jemand die Funktion des Verstärkers erklären (insbesondere die oben angesprochenen Schaltungsdetails)?
    1. Hat jemand eine derartigen oder ähnlichen geregelten ZF-Verstärker schon nach gebaut?


    Ich hoffe es findet jemand Zeit mir ein wenig auf die Sprünge zu helfen.


    vy 73 de Christian