KGD ohne Induktivität an "Hühnerleiter" ?

  • Hallo in die Runde,


    der KGD (kurz geratener Dipol) beinhaltet in der Originalversion am Speisepunkt zwei Induktivitäten --> die beiden Schenkel werden dadurch jeweils zu lambda/4 verlängert und es stellt sich ein niederohmiger Speisepunkt ein.


    Ich quäle mich gerade mit der Frage, ob man die zwei 1,50 m langen ALU-Rohre auch direkt mit einer symmetrischen Zweidrahtspeiseleitung einspeisen könnte, um das Ganze dann am Ende der Speiseleitung mit einem ZM-2 zu betreiben.
    Das dies geht ist mir klar, aber wie síeht es mit dem Wirkungsgrad im ZM-2 aus ?


    Ist die Version "Spulen am Speisepunkt und Einspeisung über Koax" generell verlustärmer als eine symmetrische Speisung mit "Hühnerleitung" und einem Z-Match am Ende ?


    Vy 73,
    Gerald (DL8NCP)

  • Gerald,
    aus meiner unbedarften Sichtweise heraus: theoretisch ja.
    Der KGD ist eine symmetrische Antenne, also sollte man ihn auch symmetrisch speisen können. Idealerweise hat Deine -vermutlich Eigenbau-2Drahtleitung (Berechnung dazu im Thread Hühnerleiter im Eigenbau) dann die gleiche Impedanz wie der KGD auf seiner Betriebsfrequenz im Speisepunkt, also ~25 Ohm. Ob sich eine derartige HL sinnvoll im Eigenbau machen läßt, kann ich jetzt so nicht sagen. Im Shack transformiert das ZM2 dann auf 50Ohm & stellt gleichzeitig die Unsymmetrie für den Senderausgang her. Wegen der Impedanzverhältnisse geht das sicher auch da mit einem Balun anstelle des ZM. Ich meine, in einem thread zum KGD; hier: KGD anpassen mal etwas zu einem Balun im Speisepunkt des KGD anstelle des empfohlenen, spannungsfesten Cs gelesen zu haben. Wo Du transformierst, hat wieder verschiedene Vor-& Nachteile. Ich glaube, Deine Idee steht & fällt mit der Machbarkeit der passenden HL
    hwt?
    Tom -. ... .

    72/73, Tom 4 . .-


    Das schöne an einheitlichen Standards ist, dass man so viele verschiedene zur Auswahl hat.

    3 Mal editiert, zuletzt von dm4ea ()

  • Hallo Gerald,


    wenn ich dich richtig verstanden habe, dann willst du einen kurzen Dipol ohne Spulen symmetrisch speisen und dann am TRX entsprechend anpassen. Diese Antennenform bezeichne ich als Doppel-Zepp, sie ist aber auch deutlich länger. Aber selbst wenn du den unrealistischen Fall eines kurzen Dipols der Länge eines KGD allerdings ohne (!) Verlängerungspulen betrachtest, so gilt doch folgendes:


    Verluste entstehen bevorzugt in allen induktiven Transformationsgliedern, auch in Verlängerungsspulen. Es ist daher sinnvoll, insgesamt möglichst wenig Spulen und Trafos (Balun) zwischen TRX und Antenne (inklusiv der Antenne selbst) zu verwenden.


    Der KGD hat im Idealfall zwei Ls und eine Koaxspeisung. Man braucht keinen Tuner und die Antenne ist ziemlich schmalbandig. Ausserhalb seiner Bandbreite könnte man auch den KGD mit einem Tuner noch etwas "knautschen", doch die Verluiste auf dem speisenden Koaxkabel werden schnell gross und damit der Wirkungsgrad noch schlechter. Man hätte dann auch schon drei Ls im System!


    Verwendet man einen kurzen Dipol der Länge eines KGD (aber ohne Verlängerungsspulen) und speist ihn symmetrisch, so braucht man auch mindestens zwei Ls. Eine für die Anpassung im Tuner und eine im Symmetrierglied. Dafür wäre diese Konstruktion aber breitbandiger als der zuerst genannte Fall. Die Verluste in einer sinnvollen symmetrischen Speiseleitung (Hühnerleitung) sind geringer als im Koaxkabel. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass der Wirkungsgrad etwas besser als im ersten Fall wäre.


    Allerdings bleibt der Wirkungsgrad lausig, weil die Antenne einfach sehr kurz ist. Dennoch dürfte er bei einen so kurzen Dipol immer noch besser sein, als er bei einer unsymmetrischen Antenne wäre, wie man sie üblicherweise für Mobilbetrieb verwendet. Generell kann man festhalten, dass symmetrische Systeme einfacher mit geringen Verlusten aufzubauen sind, als gleich lange/große unsmmetrische Systeme.

    73 de Tom - DC7GB

  • Hallo Gerald,
    so aus dem Bauch heraus und der Praxis mit Z-Match-Tunern würde ich folgendes sagen:
    die fehlende Induktivität der Spulen muß irgendwie in den KGD ohne Spule "hineintransformiert" werden, und das erfolgt im Prinzip über die Speiseleitung durch Blindkomponenten im Z-Match. Da bereits beim KGD normaler Bauart (analog Microvert und Co) großer Wert auf verlustarme Spulen gelegt wird, könnte ich mir vorstellen, daß das Ergebnis infolge zusätzlicher Verluste auf der Speiseleitung ungünstiger wird.
    So ein kurzer Dipol hat zwar einen geringen Strahlungswiderstand, aber meist einen Blindwiderstand bis in den kOhm-Bereich.
    Letztlich gilt: "Versuch macht klug", sollte ja ohne Riesenaufwand gehen.
    73 Reiner

  • Hallo zusammen,


    Danke für die vielen Antworten.


    Ja, Reiner, wie Du schon sagst "Versuch macht klug" und so werde ich es auch handhaben ... allerdings werde ich die ALU-Rohre jetzt nur 2x1m lang machen :)


    Ich habe eben in "Kurze Antennen" ( Gerd Janzen, Kap. 2.16.4, S.53) zum sehr kurzen Dipol/Monopol folgendes nachgelsen -- falls die Theorie noch jemand interessieren sollte:


    Der Wirkungsgrad des sehr kurzen Dipols (2x1m ALU-Rohr mit 25 mm Mindestdurchmesser; induktive Verlängerung am Speisepunkt) beträgt 90%.
    Dies bezieht sich aber nur auf den 2x1m Strahler, d.h. Verluste in den Induktivitäten am Speisepunkt sind dabei NICHT berücksichtigt.
    Der Gesamtwirkungsgrad des resonanten Antennensystems ergibt sich aus der Multiplikation aller in der Gesamtanordnung auftretenden Einzelwirkungsgrade.
    D.h. der Wirkungsgrad z.B. des KGD oder anderer ähnlicher sehr kurzen Antennen wird nicht maßgeblich vom Wirkungsgrad des Strahlers bestimmt (bei 2x1m ALUrohr mit 25 mm Durchmesser ist dieser ja 90%), sondern von den Verlusten in den Kompensations-/Anpassungselementen.
    Das ist für die alten Hasen hier sicher nichts neues, aber mich hat die Angabe von 90% bzgl. 2x1m ALU-Rohr erstaunt ...


    vy 73,
    Gerald

  • Hallo Gerald,


    ich muss dich leider etwas bremsen. Die Angabe 90% Wirkungsgrad für einen kurzen 2x 1m Dipol ist mehr als nur verwirrend. Sie ist unhaltbar! Zum einen ist das Bestimmen des Wirkungsgrades einer Antenne ein sehr komplexer, fehleranfälliger Messvorgang. Zum anderen bringt diese Angabe - selbst wenn sie stimmen würde - noch wenig, da du immer das ganze System einschließlich Kabel und Anpassglieder betrachten musst. Solche 90%-Angaben sind nichts weiter als Marketing-Instrumente ohne realen Nutzen.


    Der höchste Verlust tritt immer in den Anpassgliedern auf und der Wirkungsgrad geht bei Widerstandstransformationen grösser als etwa 1:4 sehr schnell < 50%. Insgesamt gebe ich sehr gut und richtig aufgebauten kurzen Antennen einschließlich Speiseleitung und Anpassung allerhöchstens einen Gesamtwirkungsgrad zwischen 25 und 30%. Meistens liegt er bei nur 10%. Aber selbst das wäre "nur" ein Verlust von etwa 1,5 S-Stufen und ist im Portabel- und/oder Mobilbetrieb noch durchaus akzeptabel.


    Beim KGD ist der Drahtduchmesser der Verlängerungssspulen notgedrungen nicht sehr gross (0,8 CuL). Die Verluste in ihr würden noch kleiner werden, wenn man hier optimieren könnte. Allerdings hat das auch seine Grenzen, denn irgendwann wird alles auch mechanisch wieder größer! Ich würde daher daran nichts ändern und ihn so nehmen wie er ist.


    Zumindest zum Senden auf KW verbessert jeder Meter Antennendraht den Gesamtwirkungsgrad, weil die erforderliche Transformation immer günstiger wird. Im Idealfall (ohne Transformation) bist du beim resonannten Dipol. Ein bischen schlauer wirst du vielleicht, wenn du dir das hier einmal durchliest. Im Empfangsbetrieb auf KW spielt die Antennenlänge nicht so eine grosse Rolle, da die Feldstärken meist ausreichend hoch sind.


    Zum Problem einer 25-Ohm Hühnerleiter gibt es noch anzumerken, dass die sehr unhandlich sein würde. Beispiel: Bei einem Drahtdurchmesser von 9mm (in Worten neun) und einem Leiterabstand von 10mm (in Worten zehn) hätte die Leitung in Luft einen Wellenwiderstand von 26 Ohm, wie man ihn für den KGD alternativ bräuchte (Andere Werte: Drahtdurchmesser 2mm, Abstand 2,2mm ergibt etwa 22 Ohm). So etwas aufzubauen ist sicher nicht ganz unproblematisch und vor allem viel zu unhandlich ;)

    73 de Tom - DC7GB

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