Geiz ist heil? oder wie lautet die Werbung? Meinem FT817 wollte ich etwas "Experimentalfunk für selbst denkende Funkamateure" gönnen (bei öffnen des Gerätes erlischt jegliche Garantie und das CE Zeichen sowieso; übernehme keine Haftung für eingeklemte Ohren, Rauchzeichen...usw).
Ehrlich gesagt, der wahre Beweggrund war, dass mir das Geld für ein IRC Filter gefehlt hat und ein "Collins" war mir zu doof. Also baute ich mir einen, nach einer Idee von DL5JYN (Bauanleitung von QRP4S) aus keramischen Filtern. All zu viel darf man davon nicht erwarten aber es funktioniert; bei mir seit nun drei Jahren! Tut gutes übrigens auch für PSK oder RTTY, was bei den viel zu schmalen, viel zu teueren Filtern nicht immer selbstverständlich ist.
Wegen der schlechten Güte (oder der guten Schlechte :P) der keramischen Resonatoren im Vergleich zu Quarze ist die Flankensteilheit nicht sehr rühmlich und die Dämpfung im Durchlassbereich beachtlich. Diese wächst natürlich mit der Anzahl der Zellen. (eine "Zelle" ist -um nicht von "Pole" zu reden- im Schaltplan eine wiederkehrende, beliebig oft kaskadierbare Anordnung von Keramik, parallel-C und Kopplungs-C; zeichnerisch mit einer Strichlinie umrandet).
Angst von so einer hohen Dämpfung im ZFBereich? Nun, bei mir stelle ich fest, dass es nur positive Auswirkungen hat: es rauscht nicht mehr so tolle im Kopfhörer und die AGC funktioniert endlich so, wie sie eigentlich funktionieren sollte!
Einziges Geheimnis: die Ein- und Ausgangstrafos. Die Becher der im Handel erhältlichen ZF-Filterspulen werden aufgemacht und für die Primärwicklung 10 Windungen möglichst über das kalte Ende der Originalspule gewickelt. Zwei der Anschlußbeinchen (die sowieso frei sind) werden zur Kontaktierung der Primärspule verwendet. Anschließend mit einem geeigneten Scraubenzieher "auf Maximum ziehen" (abwechselnd mit den Trimm-C's neben den Keramiken).
Die Trimmer können natürlich anschliessend ausgemessen und mit fest C's ersetzt werden. Bringt bestimmt noch etwas weniger Verlust (oder mehr Gewinn ) Ich war zu faul dafür. Die keramische Dinger haben auch eine erbärmliche Toleranz und streuen stark auch innerhalb einer Fertigungscharge. Daher sollten sie (wie Quarze) ausgemessen und selektiert werden, damit die Exemplare, die man einbaut, eng bei einander liegen. Übertreiben braucht man allerdings nicht!
Schwierig wird es sein, passende Kontakte für die original Anschlüsse aus dem FT zum Filter zu finden. Ich habe mir mit einer Pfostenleiste und ein Paar präparierte Jumper geholfen. Die Pinbelegung dafür kann man sich selber heraussuchen, im FunkAmateur nachblättern oder im Netz forschen. Bei Bedarf kann ich auch ein Bestückungsplan der Lochrasterplatine meines eigenen Filters zur Verfügung stellen, wenn ich sie noch finde.
Im Diagramm sieht man die Durchlasskurve des so erstellten Filters mit einer (solzeste, obere Kurve), zwei bzw. drei Keramik- "Zellen". Mit 3 Zellen (niedrigste Kurve) ist die Bandbreite annehmbar (Kreis-Marker stellt die -6dB Breite dar: bei 500Hz/div etwa 400Hz also). Auch die duchhlass-Dämpfung läßt sich mit 16dB nicht lumpen. Ursprünglich habe ich an qMultiplier oder zusätzliche ZF-Verstärker an dieser Stelle gedacht, aber wozu, wenn es auch so "schee macht". Hat jemand noch bessere Ideen, wir sind alle bereit, sie zu lesen. Aber denkt an den "Aussenwiderstand": ein keramisches Filter kostet unter einem €, eine Filterspule knapp drüber, Draht, Rasterlochplatine und eine Handvoll Kondensatoren gibt die Bastelkiste her. Edle IRC Filter dagegen...
(Um die Filterkurven mit einem 50Ohm Meßgerät aufnehmen zu können war eine entsprechende auf- und ab- Transformation notwendig. Diese sollte bei der Kalibration berücksichtigt werden).