Auf geheimer Frequenz - Amateurfunker machen sich nützlich (DLF 1970)

  • Jetzt diskutieren wir aber schon auf etwas seltsamen Niveau: In der Technik sind nun mal bestimmte Begriffe üblich, meistens historisch weiter vererbt, bis dann irgend eine DIN/VDE Norm zugeschlagen hat. Das wird dann genau so Korinthenkackerei wie bei regionalem Umgangsdeutsch versus "Norm-Sprech" versus "korrektem Deutsch". Möglicherweise muß dann noch gegendert werden, geschlechterspezifisch und frauenfreundlich usw.

    Eine M6-Mutter ist möglicherweise dann ein Straftatbestand, bei einem Sprengring rückt eine Sondereinheit der Polizei an, beim Zollstock der Zoll ??

    Der Funkamateur kam nach meiner Erinnerung erst so extrem in's Rollen, als CB-Funk aufkam. Da mußte halt ein Unterschied her. Den US "radio amateur" als Radio-Amateur übernehmen, ............ ??

    Um das Sprachdiskussions-Niveau mal etwas boshaft einzunorden, den ersten Witz, den unsere Tochter als Dritt-Klässler(*in) mit heim brachte:

    Im Cafe: "Herr Ober, in dem Kirschkuchen sind ja keine Kirschen !!" ---- "Ja und ?? Haben Sie schon mal einen Hundekuchen gesehen, wo Hunde drin sind ??"

    73 Peter ("nach Diktat verreist" :) oder im Netzjargon *duck* )

  • Gestatte mir die Frage:ist das wichtig?

    Die Anwendung der korrekten Terminologie ist immer wichtig. Wir unterscheiden z.B. in der Meteorologie Glatteis und Eisglätte. Für den Normalbürger identisch. Ich bin Meteorologe und Leite ein Kalibrierlabor. Letzteres ist Metrologie. Man glaubt gar nicht, wie viele das 'eo' unterschlagen.

  • Die Anwendung der korrekten Terminologie ist immer wichtig. Wir unterscheiden z.B. in der Meteorologie Glatteis und Eisglätte.

    Korrekte Fachteminologie mag für Meteorologen in ihrer Welt wichtig sein, dem normalen Bürger ist es schnuppe ob er wegen Eisglätte oder wegen Glatteis auf die Schnauze fällt. Das verhält es sich genauso wie beim Amateurfunker oder Funkamateur. Wenn die Wettersendungen in Rundfunk und Fernsehen durchgängig in der korrekten Metereologischen Terminologie verfasst wären und nicht allgemeinverständlich, würde niemand mehr einschalten.

    73, de Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Die Anwendung der korrekten Terminologie ist immer wichtig. Wir unterscheiden z.B. in der Meteorologie Glatteis und Eisglätte. Für den Normalbürger identisch. Ich bin Meteorologe und Leite ein Kalibrierlabor. Letzteres ist Metrologie. Man glaubt gar nicht, wie viele das 'eo' unterschlagen.

    Den Normalbürger interessiert der feine Unterschied nicht, wenn er darauf ausgerutscht ist und sich die Knochen gebrochen hat.

    Das richtige Wort zur richtigen Zeit ist sicher oft wichtig, aber man muss auch die Kirche im Dorf lassen. Wenn meine Kunden über Jahre den Unterschied von Kraft und Masse nicht wussten, war es notwendig, sie darüber aufzuklären, weil es in der Technischen Anwendung bei den eingesetzt Produkten deutliche Unterschiede machte. Und auch hier war ich nach Klärung nachsichtig, wenn sie hier und da falsche Ansagen machten. Bei Amateurfunker und Funkamateur tritt meiner Meinung nach eher der "Krawattenfunker" in den Vordergrund, der mangels Selbstbewusstsein sich hervortun muss.

    Gruß Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Den Normalbürger interessiert der feine Unterschied nicht, wenn er darauf ausgerutscht ist und sich die Knochen gebrochen hat..

    ... Unterschied von Kraft und Masse nicht wussten ...

    Doch, nämlich dann, wenn es zu einem Versicherungsfall kommt. Und Kraft und Masse nicht auseinanderhalten zu können ist ja wohl schwach. In der Regel kommt der Normalbürger nicht mit Gewicht(skraft) und Masse klar.


    73, Holger DL9HDA

  • Erinnert mich gerade wieder an ein Merkblatt in der damaligen Bundespost zur Wertsackverordnung:

    "Der Wertsack ist ein Beutel, der aufgrund seiner besonderen Verwendung im Postbeförderungsdienst nicht Wertbeutel, sondern Wertsack genannt wird, weil sein Inhalt aus mehreren Wertbeuteln besteht, die in den Wertsack nicht verbeutelt, sondern versackt werden. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die zur Bezeichnung des Wertsackes verwendete Wertbeutelfahne auch bei einem Wertsack mit Wertbeutelfahne bezeichnet wird und nicht mit Wertsackfahne, Wertsackbeutelfahne oder Wertbeutelsackfahne.

    Sollte es sich bei der Inhaltsfeststellung eines Wertsackes herausstellen, dass ein in einen Wertsack versackter Versackbeutel statt im Wertsack in einen der im Wertsack versackten Wertbeutel hätte versackt werden müssen, so ist die infrage kommende Versackstelle unverzüglich zu benachrichtigen. Nach seiner Entleerung wird der Wertsack wieder zu einem Beutel, und er ist auch bei der Beutelzählung nicht als Sack, sondern als Beutel zu zählen. Bei einem im Ladezettel mit dem Vermerk "Wertsack" eingetragenen Beutel handelt es sich jedoch nicht um einen Wertsack, sondern um einen Wertpaketsack, weil ein Wertsack im Ladezettel nicht als solcher bezeichnet wird, sondern lediglich durch den Vermerk "versackt" darauf hingewiesen wird, dass es sich bei dem versackten Wertbeutel um einen Wertsack und nicht um einen ausdrücklich mit "Wertsack" bezeichneten Wertpaketsack handelt. Verwechslungen sind insofern im Übrigen ausgeschlossen, als jeder Postangehörige weiß, dass ein mit Wertsack bezeichneter Beutel kein Wertsack, sondern ein Wertpaketsack ist."


    in diesem Sinne

    73 Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Für mich ist die Sachlage eindeutig: Dem gemeinen Bürger mögen in der Tat die Begriffe, Bezeichnungen, Definitionen völlig Schnuppe sein, wenn sie ihre Information über einen Sachverhalt transportieren können (Fahre mit dem Auto, bin auf die Schnauze gefallen). Angehörige einer bestimmten "Zunft" müssen aber zwingend die festgelegten Definitionen verwenden, sonst endet das im heillosen Chaos. Ich erwarte von jedem Ingenieur, Techniker, Meister, Mathematiker, Soldaten, etc.die Verwendung von korrekten Bezeichnungen, Definitionen etc. Ich sehe hier auch keinen Spielraum für Kompromisse.

    vy 73 de Dirk, DH4YM

  • Um von den Profi Zünften und ihren Fachtermini wieder zurückzufinden zum eigentlichen Thema dieses Threads: der Hinweis auf eine Reportage aus dem Archiv des Deutschlandradios aus dem Jahr 1970

    Auf geheimer Frequenz – Amateurfunker machen sich nützlich (danke für den Link, Stef.)

    M. E ist das eine unterhaltsam gemachter Radiobeitrag im Stil der damaligen Zeit, um Aspekte des Amateurfunks dem "normalen" Radiohörer nahezubringen. Und das ist finde ich gut gelungen und da muss man sich über korrekte Verwendung von Fach-Terminologie keinen Kopf machen. Der Bericht entstand nämlich Jahre vor der CB-Funk Zeit, wo ein Funkamateur noch Amateurfunker genannt werden durfte und sich noch niemand unter dem Begriff "gendern" etwas vorstellen konnte.

    73, de Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    Edited 2 times, last by DL4ZAO (December 14, 2024 at 12:14 PM).

  • Lieber Stefan,

    sehr schön, Vielen Dank für das nette Fundstück (wenn man von den kleinen Fauxpas wie "Amateurfunker" und dem ersten "5i" statt "hi" absieht ;)). Habe mich köstlich amüsiert.

    Thilo - dl7ame

    Thilo, genau. Und am Ende stolperte ich über mh bzw. ms statt 7. Heute würde wohl kein derartiger Beitrag, der mit gut recherchierten Fakten in Form eines Hörspiels mit nachgestellten Funksprüchen glänzt, produziert. Und auch nicht in der Länge.

    Schöner Beitrag, danke Stefan.

    73, Michael, DF2OK.
    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG GM ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~ QRZ.COM ~
    "Dat Sichtbore hebbt wi verloorn, aver dat Erinnern blifft jümmers in uns Harten." Das ist plattdeutsche Sprache.

    Edited 2 times, last by DF2OK (December 14, 2024 at 5:34 PM).

  • Bei Amateurfunker und Funkamateur tritt meiner Meinung nach eher der "Krawattenfunker" in den Vordergrund, der mangels Selbstbewusstsein sich hervortun muss.

    Hallo Stefan,

    da muß ich aber schärfstens protestieren. :) Zur Krawattenfunkers Zeiten war der Unterschied dem Krawattenfunker sowas von wurscht. Die Unterscheidung kam frühestens zur Zeit der T-Shirt- und Turnschuh-Generation, die den Krawattenfunker am OV-Abend mit Krawatte mißbilligend ansahen. Passierte manchmal, wenn man vom QRL direkt zum OV-Abend marschierte. Die Krawattenfunker sind ja nun an allem möglichen schuld, inkl. dem Klimawandel, aber dieser hochdekorierte Funkerlaubnisträger namens "Funkamateur" kam erst nach der Dinosaurierzeit in die Umgangssprache.

    :) 73 Peter

    DL4ZAO :thumbup: die Verordnung habe ich gerade gesichert und versackbeutelt, danke.

  • DL4ZAO auch von mir herzlichen Dank für die Aufklärung zum versackten Wertstoffbeutel mit seiner Fahne....

    vy 72/73 de Martin, DH4NWG

    hpe cuagn !!

    DARC DOK B12 | DL-QRP-AG #490 | FISTS #18187 | SKCC #12673 | GQRP #17504

  • Erst einmal Danke für den Hinweis auf die Sendung!


    Wie hieß es zu APO - Zeiten?

    Zitat:

    Der Frostschutz heißt Frostschutz - weil er vor dem Frost schützt

    Der Rostschutz heißt Rostschutz - weil er vor dem Rost schützt

    Der Entlassungsschutz heißt Entlassungsschutz - weil er vor der Entlassung schützt

    Der Verfasungsschutz heißt Verfassungsschutz - weil er vor der....

    Zitat Ende.


    Sprache ist leider nicht immer logisch...... sondern etwas "Gewachsenes"


    Viele Grüße - Armin

  • Sprache kann manchmal aber auch ganz nützlich sein. Etwas OT: Wir hatten im Ort durch die Wiedervereinigung an der nahen BAB den Lärmschutz "verloren" (war genehmigt und wurde wie überall zugunsten DL-Ost gestoppt). Dauerte 30 Jahre, bis das wieder klappte, auch nur notdürftig. An der Hauptbaustelle war Radio-Interview wegen noch offener Lücken. Als "dB-Rechner" hatte mich der Bürgermeister zum Life-Interview mit genommen. Als der "BAB-Chef" wieder mit seiner bisherigen dB-Rechnerei anfing und unsere zulässige Belastung nach und nach von Wohngebiet auf Industriegebiet hochrechnete, sind mir die Gäule durch gegangen. Bei der Rückfrage, was er denn gemessen hatte "Das wird nur errechnet. Das messen wir nicht" hat es gereicht.

    Mein Kommentar live in's Mikrofon "Der Lärmschutz schützt nur den Lärm, aber nicht den Bürger". Danach eierte er noch etwas herum, aber Thema dB war zu Ende.

    Am Abend rief mich ein Kollege an, hatte unterwegs im Radio meine Stimme erkannt und sich ordentlich amüsiert. Zur Erklärung: die TA Lärmschutz ist nur eine Verordnung (=Empfehlung/Richtwerte). Die kann jede Amtsstube nach örtlichen Bedingungen anpassen. Da kann man schnell mal im Industriegebiet wohnen ...... Die Akustiker filtern bei den dB etliches weg, bzw. bewerten niedriger - z.B. tiefe Töne die aber dafür weiter tragen. Spitzen werden geglättet - z.T. über 24Std. usw. Zudem rechnen die Akustiker 10dB als Verdopplung (gefühlte). Das die bei 6dB passiert (Pegelmessung) und damit sein "mit 5db nur ein bißchen mehr" bereits fast eine Verdopplung ist, hatte dem Herrn "BAB-Chef" vor meinem Spruch schon überhaupt nicht geschmeckt - aber geschluckt, nix erwidert.

    Alles genau so, wie wir bei EMV besch......... werden.

    73 Peter

    Edited once, last by DB6ZH (December 15, 2024 at 11:48 AM).