Leitungstransformator vs. 1:1-Balun

  • Hallo,


    gibt es einen praktischen Grund, wann man einen Leitungstransformator oder einen 1:1-Balun für die Anpassung symmetrisch auf unsymmetrisch einsetzt? (Bis auf die galvanische Entkopplung...)


    Viele Grüße
    Karl, DK4ARL

  • Zitat

    Original von DK4ARL
    Hallo,


    gibt es einen praktischen Grund, wann man einen Leitungstransformator oder einen 1:1-Balun für die Anpassung symmetrisch auf unsymmetrisch einsetzt? (Bis auf die galvanische Entkopplung...)


    Viele Grüße
    Karl, DK4ARL


    Hallo, Karl!


    JA - einen ganz einfachen, aber auch gravierenden:


    Leitungs-Trafo - Umwegleitung - funktioniert nur auf einer Frequenz wirklich exakt. Balun kann man breitbandig machen (Literatur dazu gibt's wie Sand westlich von Peking (und in der "Wüsten Gabi").


    73
    Hans

  • Zitat

    Original von dj4az
    ...
    Leitungs-Trafo - Umwegleitung - funktioniert nur auf einer Frequenz wirklich exakt.


    Hallo Hans,


    ich glaube, Du hast mich etwas missverstanden. Ich meine mit einem Leitungstransformator z.B. mehrere bifilare Windungen auf einem Ringkern, keine Umwegleitung!!!
    Quasi eine um einen Ringkern gewickelte Zweidrahtleitung... wie ein 1:1-Balun, den Du um 90 grad gedreht einbaust ... weißt Du, was ich meine?


    Gruß Karl, DK4ARL


  • Hi,


    Da bin ich ganz anderer Ansicht. Ein Leitungstrafo, der nicht als lambda/4-Transformationsleitung, sondern als Äquivalent zum klassischen Transformator arbeitet, ist nach meiner Erfahrung nicht nur breitbandiger, sondern auch leistungsverträglicher als ein typischer Spannungsbalun.


    73, Uli, DK4SX

    DL0AQB - Transfer Listserver <> Forum

  • Leistungstrafo bedeutet, dass in jedem Fall die gesamte Energie von Wechselstrom in ein Magnetfeld und wieder zurück in Wechselstrom umgewandelt werden muss.


    Balun bedeutet, dass überhaupt kein Magnetfeld entsteht, wenn Ein- und Ausgang an sich schon symmetrisch sind - egal, wie viel Leistung du hindurchpustest. Der Kern von einem Balun kriegt erst dann etwas zu tun, wenn das Balun tatsächlich Mantelwellen oder ähnliche Unsymmetrieen verhindert. Der Kern von einem Trafo schon dann, wenn er einfach nur Leistung duchreicht.


    Wenn ich zum Beispiel ein Dipol mit Koax speise, dann brauche ich eigentlich kein Balun, wenn nämlich das Koax schön senkrecht vom Dipol weg geht. Ich kann vorsichtshalber doch ein Balun einsetzen. Solange das Koax trotzdem senkrecht vom Dipol weg geht, tut das Balun nichts (schluckt wenig Leistung und hält viel Leistung aus).


    Vy 73


    Andreas


    P.S.: Hm. Es heisst "der Trafo" - aber heisst es eigentlich "der Balun" oder "das Balun"?


    ---
    Tage später: Du schreibst "Leitungstrafo", ich hatte "Leistungstrafo" gelesen... 8o

    Hansdampf auf vielen Gassen, mag das Bunte im Amateurfunk.
    Vergeudet zu viel Zeit im Fediverse.

    AfuBarcamp-Aktivist (das nächste ist Online am 31.01.2024 auf treff.darc.de).
    Halte schon mal gerne einen Weiterbildungsvortrag, das nächste Mal am 19.12.2023 über HF-Leitungen auf treff.darc.de.

    2 Mal editiert, zuletzt von dj3ei ()

  • Hallo "Wickelgenossen" ;)


    danke erstmal für Eure Anworten, aber jetzt sind wir schon von einem Leitungstransformator über eine Umwegleitung zu einem Leistungstansformator gekommen. ;)


    Andreas Hinweis ist mir einleuchtend! Aber ich glaube, was Du (Andreas) unter einem Balun verstehst, meine ich als Leitungstransformator und andersherum. (Eigentlich ist ja ein Balun auch ein Leitungstransformator - oder der Leitungstransformator ein Balun? ;-))


    Ich will es mal noch etwas genauer klären, also ich verstehe hier unter einem Balun ein HF-Transformator mit Eingangs- und Ausgangswicklung. Daher verstehe ich Andreas Ansatz gut, dass erstmal alle Energie über das Magnetfeld muss.


    Als Leitungstransformator (oder Common-Mode-Choke) verstehe ich die bifilar aufgewickelte Zweidrahtleitung, bei der also nur bei Unsymmetrien ein entsprechender Ausgleichsstrom fließt.


    Danke für den Hinweis!


    Viele Grüße Karl, DK4ARL

  • Hallo,


    beim klassischen Trafo geht die Leistung über den Kern, beim Leitungstransformator geht die Leistung über die Leitung. Der Transport der Leistung in der Leitung erfolgt in Form von Gegentaktströmen ("+I", "-I", gleicher Betrag, gegengesetzte Richtung), nicht Gleichtaktströmen. Die Gegentaktströme bewirken keine Abstrahlung und auch keine Magnetisierung eines Kerns, auf den die Leitung gewickelt ist. Das machen die Gleichtaktströme=Mantelströme. Mit diesem Modell läßt sich schon vieles erklären.
    Ich habe auf meiner website dazu einige Ausführungen gemacht.
    Einen 1:1 Balun braucht man, wenn man ein Koaxialkabel an eine symmetrische Antenne anschließen will. Ein Koaxialkabel ist ein Drei-Leiter-System.
    Zwischen Innenleiter und Innenseite der metallenen Umhüllung wird die Energie von Sender zur Antenne gebracht, dort finden wir die Gegentaktströme. Am Ende des Koaxialkabels finden die Gegentaktströme zwei Möglichkeiten sich zu verteilen: Dipolast links nimmt Strom "+I", Dipolast rechts und Koaxialkabel-Umhüllung Außenseite nimmt Strom "-I", wenn am rechten Dipolast die Umhüllung angeschlossen ist.
    Das Einzige, was diese ungünstige Verteilung verhindert, ist ein Strombalun, eingefügt in den Antennenspeisepunkt. Er läßt den Gegentaktstrom ungehindert durch, bremst aber den Gleichtaktstrom, so dass nur noch die Dipoläste am Stromfluss beteiligt sind.
    Ein hervorragender Kern ist der RK1 aus der DARC-Verlags-GmbH. Es handelt sich dabei um den Würth-Kern 74270097. Das Material bringt, wenn man 18 Windungen passender Leitung aufwickelt, von 1,8 MHz bis 50 MHz eine tolle Unterdrückung der Gleichtaktströme.
    Die Dämpfung des Gegentaktstromes ergibt sich einzig aus der Dämpfung der verwendeten Leitung, wenn RG58 verwendet wird, also mit Amateurmitteln kaum nachweisbar. Deshalb ärgere ich mich immer über Meinungen, dass Balune im Übertragungsweg eingeschleift merkliche Verluste bringen sollen.
    Ich habe lange über den Sinn des 1:1 voltage-baluns nachgedacht, er ist m.E.
    genau so nützlich, wie ein Heizer auf der E-Lok.
    Oder hat jemand schon einen nützlichen Verwendungszweck dafür gefunden?


    vy 73, Wolfgang, DG0SA

    DL0AQB - Transfer Listserver <> Forum

  • Zitat

    Original von DL0AQB
    Ich habe lange über den Sinn des 1:1 voltage-baluns nachgedacht, er ist m.E.
    genau so nützlich, wie ein Heizer auf der E-Lok.
    Oder hat jemand schon einen nützlichen Verwendungszweck dafür gefunden?


    Hallo Wolfgang,


    vielen herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort!
    Ich bin ja auch darüber gestolpert, nehme ich nun einen 1:1-Voltage-Balun oder den Leitungstransformator. Mit der entsprechenden Energiebetrachtung bevorzuge ich nun natürlich auch den Leitungstransformator ... wozu es dann den 1:1-Voltage-Balun gibt, erschließt sich mir auch nicht ... naja, ausser man will mit einer Veränderung des Übersetzungsverhältnis spielen...


    Vielen Dank nochmal.
    Gruß Karl, DK4ARL

  • So ein bischen hab' ich ja nun ueber die ..BalUne" gelernt, aber
    mich taet mal interessieren: woher "weisz die HF" IN einem Koaxkabel, dasz dieses nun ein xy-Balun ist und sich auf einem Ringkern befindet ?

    73
    Juergen
    nnnn

  • Zitat

    nach DL4KE
    woher "weiß die HF" IN einem Koaxkabel, dass dieses nun ein xy-Balun ist und sich auf einem Ringkern befindet?


    Die HF in einem Koaxkabel weiß das nicht.


    Wenn du ein Koaxkabel auf einen Ringkern wickelst, interessieren sich symmetrische Ströme dafür nicht. Wenn in der Seele derselbe Strom fließt wie im Mantel, aber genau andersherum, heben sich die beiden Magnetfelder gerade auf. Dann ist es egal, ob da ein Kern in der Nähe ist oder nicht.


    Wenn du aber nur in der Seele, oder nur im Mantel, Strom fließen hast, dann bilden sich die normalen Magnetfelder wie bei jedem anderen Leiter. Durch den Kern wirkt die ganze Geschichte dann als Drossel.


    Geht natürlich auch beides gleichzeitig: Gegentaktanteile werden durchgelassen, was nicht symmetrisch ist, gedrosselt. Und genau so funktioniert der "Koax auf einen Ringkern wickeln - Balun".


    Vy 73


    Andreas

    Hansdampf auf vielen Gassen, mag das Bunte im Amateurfunk.
    Vergeudet zu viel Zeit im Fediverse.

    AfuBarcamp-Aktivist (das nächste ist Online am 31.01.2024 auf treff.darc.de).
    Halte schon mal gerne einen Weiterbildungsvortrag, das nächste Mal am 19.12.2023 über HF-Leitungen auf treff.darc.de.

  • Zitat

    Original von DL4KE
    So ein bischen hab' ich ja nun ueber die ..BalUne" gelernt, aber
    mich taet mal interessieren: woher "weisz die HF" IN einem Koaxkabel, dasz dieses nun ein xy-Balun ist und sich auf einem Ringkern befindet ?


    Die 'HF' innerhalb des Koaxialkabels sieht den Balun nicht, da sich das Feld nach außen über den Strom auf dem Innenleiter und den Strom auf der Schirmung innen! aufhebt. Ein guter Schirmungsgrad vorausgesetzt.
    Vy 73 es gl, Lebrecht, DJ4CT

    DL0AQB - Transfer Listserver <> Forum

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    Hallo Andreas ,


    wie sieht der Einsatz eines 1:1 Baluns in der Praxis aus ?


    Meine Outdoor-Portabel Antenne betreibe ich als Vertikal-Dipol (20m) im Moment noch


    mit einem 1:1 Balun v.HARI (Bildergalerie : Bernd Dieter). Leider schaffe ich es in der Praxis nicht das Koaxkabel


    im rechten Winkel vom Einspeisepunkt wegzuleiten.


    Im allgemeinen sieht es so aus , daß ich zwischen Koaxkabel und unterer Dipolhälfte


    ca. 45 - 60 Grad abgespreizt bekomme . Nach so vielen Meinungen rätsle ich nun


    laufend darüber nach : dranlassen oder wegmachen . Das SWR war jedenfalls


    seither noch nie über 2:1 . Ich denke ich werde das nächste Mal einfach ohne


    Balun aufbauen (zusätzlich ja auch wieder Gewichtsersparnis).


    vy 73 - Bernd - DG2ST


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    Hallo zusammen ,


    hab gestern im Outdoorbetrieb den Balun weggelassen.


    Funktioniert problemlos ! Auf 17m konnte ich u.a. 3B8 Mauritius arbeiten .


    Der obere Strahler 5m und der untere Gegenpol jeweils 5m und 3,95m abgespreizt.


    Der IC 703 mit dem eingebauten ATU macht das spielend .


    Als Strahler Lautsprecherlitze 0,75 mm2 .


    vy 73 - Bernd Dieter - DG2ST


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