Funken unter der Hochspannungsleitung

  • Hallo zusammen,

    ich mache immer wieder etwas Portabelbetrieb und bin bei meinen Wanderungen in direktem Umfeld meines Heimat QTH auf einen sehr schönen Platz gestoßen, an dem ich meine Groundplane aufbauen kann. Doch leider führt unmittelbar darüber eine große 380 KV-Überlandleitung hinweg. Bevor ich jetzt mein ganzes Geraffel dahin trage, aufbaue und dann entnervt wieder abbaue, wollte ich al so grundsätzlich fragen, wie sich das denn so verhält? Was für einen Effekt wird die Leitung alleine auf mein Funksignal haben? Was wird die Hochspannung auslösen können?


    Die letzte Frage kann ich schon beantworten, diese kann durchaus lästige Geräusche bei Empfang erzeugen, die nicht wirklich Spaß machen. Und der Rest?


    Freue mich auf eure Einschätzungen, Erfahrungen.


    Gruß Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Moin Stefan,

    von der Leitung selbst geht bei trockenem Wetter üblicherweise keine Störung aus. Die Prüfvorschriften (z.B. IEC 60437) sorgen dafür dass die Funkstörspannung (Radio Interference Voltage, RIV) unter einem gewissen Pegel bleibt. Bei Morgentau oder Regen sieht das ganz anders aus. Dann erzeugen die hängenden Tropfen eine wunderschöne Koronaentladung, die als breitbandiges Prasseln gehört werden kann.

    Viel wichtiger (bei jedem Wetter) ist, dass Du Dich unter ein oder zwei Erdseile setzt. Auch wenn es optisch anders aussieht, stellst Du Dein QTH damit samt Antenne elektrisch gesehen in den Keller.

    Elektrisch hast Du unter der Hochspannungsleitung kaum ein Problem, solange Du mit der Antenne nicht zu nahe an die Leiterseile kommst und nicht zu lange parallele Antennendrähte ziehst (kapazitive bzw. induktive Kopplung).

    Ich würde Dir also zusammenfassend empfehlen, seitlich ordentlich Abstand zu halten.

    73 de Heiko, DL2VER

  • von der Leitung selbst geht bei trockenem Wetter üblicherweise keine Störung aus

    Die Realität ist leider nicht immer so befriedigend. Die IEC 60437 misst die Störpegel unter Laborbedingungen an trockenen und sauberen Isolatoren im Bereich 0,5 bis 2 MHz. In der Praxis verschmutzen die Isolatoren an einer HV-Leitung im Laufe der Zeit immer mehr. Durch Feinstaubauflagen in Kombination mit agressiven Luftbestandteilen, verursacht durch saure Hausbrand- Auto- und Industrieabgase bilden sich hartnäckige Beläge. Auch bei trockenem Wetter treten ab einer gewissen Luftfeuchte bei bei alternden Isolatoren schon Mikro-Coronaentladungen auf, die den Grundstörpegel in der Umgebung einer Hochspannungsleitng deutlich ansteigen lassen. Die Störgeräusche können so intensiv sein, dass auf den tieferen Bändern keine schwachen Stationen mehr aufgenommen werden können. Mit einem tragbaren Empfänger lässt sich oft ein verursachender Mast identifizieren. In diesem Falle sollte eine Stör-Meldung bei der Bundesnetzagentur mit Angabe der am Mast angeschlagenen Identifikationssnummer abgegeben werden. Die setzen sich mit dem Netzbetreiber in Verbindung. Im günstigen Fall wird bei der nächsten anstehenden Revision der Isolator getauscht. Bis dahin können Jahre vergehen.


    73, Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    5 Mal editiert, zuletzt von DL4ZAO ()

  • Hallo Heiko, hallo Günter,

    danke für eure Antworten. Also erübrigt sich ein Test, weil eben die Störungen überwiegen. Das Prasseln kenne ich, das habe ich auch schon 100 m neben der Bahnhochspannungsleitung erlebt. Und bezüglich meiner Frage ging es wirklich zentral unter der Leitung, weil dort eben so eine Wetterschutzhütte steht, in die ich mich setzen hätte können. Nu denn, ich war heute Morgen auf der Wiese auf freier Flur und hab von dort aus Betrieb gemacht. War gut.


    Falls sich noch was ergibt, gerne weiter das Thema füllen.


    Gruß Stefan

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  • Man baut auch einen kapazitiven Spannungsteiler auf, je nach Entfernung zu den Leitern und der dort anliegenden Spannung kann die Antenne ordentlich Spannung aufnehmen. Da ist vor einigen Jahren mal ein OM unseres OV beim Aufbauen ordentlich gesprungen.

    73 Reiner