Mantelwellensperre, oder was genau ist das?

  • Moin,

    aus einem Tuner hab ich das ausgebaut, siehe Bild.

    Ist das eine Mantelwellensperre?

    Das war direkt die Verbindung zur PL-Buchse. Der obere war an der Rollspule und das gelbe der Ausgang zum TRX.

    Warum wird nach einigen Windungen der Schirm auf den Innenleiter gelegt und der dann auf der anderen Seite kurzgeschlossen?

    Und was sind Lila Ringkerne für welche?

  • So wie es verschaltet ist, handelt es sich um einen 1 : 4 Impedanztrafo (Spannungsbalun). Ein Spannungsbalun erzwingt symmetrische Spannungen und ist als Mantelwellensperre ungeeignet. Als Mantelwellensperre wirkt nur ein Strombalun, der symmetrische Ströme erzwingt. Das Gebilde ließe sich durch einfaches Umlöten in einen 1:1 Stombalun aka Mantelwellensperre ändern.



    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Moin Jens,


    Amidon, Violett: Material 63; im Resonanzkreis: 15 - 25 MHz, als Breitbandübertrager: 50 - 500 MHz und als Drossel: 500 MHz bis 1GHz geeignet.


    73, Falco

  • Amidon, Violett: Material 63

    Da wär ich mir nicht so sicher. Lila Ringkerne gibt es viele.

    Wegen der erwähnten Nutzung in einem KW-Tuner würde ich eher auf Ferroxcube 4C65 Material tippen, das für KW Trafos häufig verwendet wurde. Das gibt es unlackiert, in violett und in weiß. Einen Ferrit nur an Hand der Farbe lässt sich allerdings schwer bestimmen.


    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    4 Mal editiert, zuletzt von DL4ZAO ()

  • Hallo Jens, hallo Günter,

    habe den Thread gerade gelesen und ja, Günters Anlage hätte ich auch geschickt :) : es sind mit Sicherheit 4C65-Ringkerne aus Ferroxcube (früher Valvo 4C6 mit ganz ähnlichen Daten) und den 1:4-Spannungsbalun sehe ich auch ;) !

    Gl es 73,
    Tom, DK1IS
    http://www.qrz.com/db/dk1is

  • Warum ist der Balun zwischen Tuner und TRX?

    "Normalerweise" ist der doch an der Antenne.

    73, Jens


    Und immer schön locker bleiben.

  • Man kann symmetrische Antennen ja auch von vornherein symmetrisch speisen, dann muss der Balun zwischen Tuner und Hühnerleiter, Zwirbeldraht oder sonstige symmetrische Speiseleitung.


    Es braucht ja nicht immer Koax sein... ;).


    Ich finde es übrigens klasse, dass Du Deine Neugier hier über Fragen befriedigst - auch wenn andere davon genervt sein dürften. Aber denen sei mal gesagt: DIeses Forum ist auch für diese Art von Fragen gedacht!

    72! de Uli


    Bedenke! Amateure bauten die Arche, Profis die Titanic...

  • Der Trafo wurde verwendet um die Anpassung an eine symmetrische Speiseleitung, eine Hühnerleiter leichter zu machen. Fast alle als T-Match ausgeführteten MFJ Tuner und auch andere Fabrikate haben einen 1 : " Spannungsbalun angebaut. Ob der sinnvoll ist oder nicht steht auf einem anderen Blatt und war schon Gegenstand von vielen Diskussionen hier im Forum (vor vielen Jahren). Ich persönlich halte eine externe Strombalun, der wirklich symmetriert an einer Hühnerleiter sinnvoller.



    73,


    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Man kann symmetrische Antennen ja auch von vornherein symmetrisch speisen, dann muss der Balun zwischen Tuner und Hühnerleiter, Zwirbeldraht oder sonstige symmetrische Speiseleitung.


    Es braucht ja nicht immer Koax sein... ;).


    Ich finde es übrigens klasse, dass Du Deine Neugier hier über Fragen befriedigst - auch wenn andere davon genervt sein dürften. Aber denen sei mal gesagt: DIeses Forum ist auch für diese Art von Fragen gedacht!

    Häh?

    Das ist doch Grundvorraussetzung, daß man hier fragt.^^ Wozu gibt es das Forum sonst?

    Sonst lernt man doch nichts.

    Und wen es nervt, der liest halt Bild statt hier ;P


    Ein L-Match ist doch aber nicht symmetrisch, und das ist dieser Tuner, ein L-Match.

    73, Jens


    Und immer schön locker bleiben.

  • Da wäre der Balun für undefinierte Impedanzen von Wolfgang, DG0SA(sk) genau das richtige.

    Benutze ich auch für den G90 beim Betrieb mit symetrischen Antennen.


    73, Berthold

  • Warum ist der Balun zwischen Tuner und TRX?

    "Normalerweise" ist der doch an der Antenne.

    Mit einer Mantelwellensperre zwischen TRX und Tuner wird der
    Tuner Hf mäßig hochgelegt. So kann man einen unsymmetrischen
    Tuner an einer Antenne mit Hühnerleiter betreiben.

    Machen übrigens die Kommerziellen wie R&S auch so.

    Vy 73, Roger

  • Mit einer Mantelwellensperre zwischen TRX und Tuner wird der
    Tuner Hf mäßig hochgelegt.

    Ob das aber der Weisheit letzter Schluss ist, sei dahingestellt. Der Tuner wird dadurch HF-mäßig "heiß" das bedeutet bei manuellen Tunern Handempfindlichkeit beim Abstimmen oder mal heiße Finger. Wenn es ein automatischer Tuner ist, muss zudem die Versorgungsleitung in gleicher Weise und gleicher Qualität mit einem Balun für HF-isoliert werden, sonst wird der Balun über die Versorgungsleitung umgangen. Es hat schon seinen praktischen Grund, warum die meisten unsymmetrischen Tunerhersteller es vorziehen, erst nach dem Tuner von unsymmetrisch auf symmetrisch zu wandeln, auch wenn das höhere Ansprüche an die Sperrimpedanz des Balun stellt.


    Ungeachtet dessen ist der vom TO gepostete 1:4 Impedanztrafo/Spannungbalun als Strom-Symmetrierglied bzw. Mantelwellensperre am Ausgang ziemlich unwirksam - obwohl manche "Kommerziellen" (MFJ, Palstar, etc) so was seit zig Jahren so produzieren. Sein Hauptzweck ist die Impedanztransformation. Als wirksame Mantelwellensperre bräuchte man zusätzlich einen 1:1 Strombalun. Und mit dieser Kombination wären wir beim bewährten Hybrid-Balun.


    Machen übrigens die Kommerziellen wie R&S auch so.

    Hast du da ein Beispiel für einen HF-mäßig hochgelegten Tuner?


    73, Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

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  • Damit ist auch klar, dass die Mantelwellensperre nur direkt an der Antenne ihren Zweck erfüllen kann.


    Zweifellos ist eine Symmetrierung direkt am Dipol sinnvoll. Die elektrischen Gesetzmäßigkeiten, warum eine Mantelwellensperre nur direkt an der Antenne ihren Zweck erfüllen kann, erschließt sich mir allerdings nicht. Ich bin der Ansicht, dass es in einem Stromkreis egal ist, an welcher Stelle man ihn unterbricht. Warum daher ein Balun oder eine Gleichtaktdrossel (etwas anderes ist eine Mantelwellensperre nicht) ausschließlich oben an der Antenne sperren sein soll, kann ich mir nicht erklären.


    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Hallo,

    Es gibt einen Bauvorschlag

    'A Balanced QRP- Transmatch' im ARRL-Handbuch 1989, da wird die Symmetrierung VOR dem Tuner gemacht.

    73 Heribert

  • Diese erhellende Art der Antwort gefällt mir, denn sie bringt alle weiter und man erkennt seine Unzulänglichkeit. Ich denk mal darüber nach. War bislang der Meinung auch Verschiebeströme fließen in einem Stromkreis. hab da bei Maxwell wahrscheinlich was falsch verstanden.


    73, Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Hallo Günther - und auch andere Mitdiskutierende


    Ich verstehe deine Gedanken zur Herleitung, dass es "bei Unterbrechung eines Stromkreises doch egal sein muss, an welcher Stelle er unterbrochen wird" .... das ist so bei Gleichstrom auch unumstößlich richtig ...... ABER: wir haben eben keinen Gleichstrom, sondern eine besonders hochfrequente Form von Wechselstrom, bei welcher wir schon mit den Leitungslängen in die Dimension der Wellenlängen kommen - und da sind die Verhältnisse anders. Diese Tatsache steckt auch hinter Dieters Beiträgen.


    Vielleicht versteht man die Verhältnisse am Beispiel des auch bei DG0SA (sk) beschriebenen vertikalen Halbwellendipols..... https://www.dg0sa.de/vertikal.htm

    der "untere Ast ist dabei als 2-Draht-Leitung ausgeführt, der obere nur als einzelner Draht. Und am unteren Ende des Dipols sitzt dann im Außenleiter eine Drossel, welche später noch zu einem Sperrkreis ergänzt wurde. Damit leitet die untere Zweidrahtleitung die HF in die Mitte des Dipols und speist dort "oberen und unteren Ast". Es ist also ein echter mittengespeister Dipol. Damit dieser am unteren Ende als Dipol begrenzt wird, sitzt dort eben der Sperrkreis/potter. Damit dürfte klar sein, dass es eben nicht egal ist, an welcher Stelle der sitzt. Sonst würde ja der Außenleiter des zuführenden Koax-Kabels eine Fortsetzung bedeuten und zum strahlenden Bestandteil der Antenne werden. Damit der Dipol richtig als mittengespeister lambda halbe Dipol funktioniert muss die Sperre genau da sitzen, wo sie sitzt.


    Also ist es doch etwas anderes, ob eine "Sperre" am Einspeisepunkt der Antenne, an einer anderen Stelle im Kabel, oder gar erst direkt in Sendernähe am Einspeisepunkt des Koaxkabels sitzt.


    Ich persönlich bin im Übrigen der Meinung, dass sich Hochfrequenz in "Profigeräten" in keinster Weise anders verhält als in Amateurgeräten. Unterschied besteht natürlich in den Anforderungen an Stör- und Betriebssicherheit. Eine durch eine "vorgeschaltete Symmetrierung einer Transmatch (ARRL-Beispiel) verursachte Störstrahlung von z.B.10% der QRP-mäßigen 5 Watt spielen im freien Umfeld und vielleicht sogar im häuslichen Umfeld keine große Rolle. Unsauber bleiben sie trotzdem. Bei einer kommerziellen Station....z.B. betrieben auf einem Flughafen zusammen mit vielen anderen Kommunikationsgeräten und einer Ausgangsleistung von vielleicht 400 Watt ist das dann schon eine andere Hausnummer......genau wie im Amateurfunk bei einer solchen Leistung auch......

    vy 72/73 de Martin, DH4NWG


    hpe cuagn !!


    DARC DOK B12 | DL-QRP-AG #490 | FISTS #18187 | SKCC #12673 | GQRP #17504

  • Hallo Günther - und auch andere Mitdiskutierende

    Vielleicht versteht man die Verhältnisse am Beispiel des auch bei DG0SA (sk) beschriebenen vertikalen Halbwellendipols..... https://www.dg0sa.de/vertikal.htm

    Für mich sieht das aus wie eine J-Pole bzw. Zeppelinantenne.

    Parallelleitung zum Anpassen/Transformieren und dann der Strahler, nur halt mit Ringkern statt gamma match.


    Aber, hey, interessante Disskussion. Mal sehen was bei rumkommt.

    73, Jens


    Und immer schön locker bleiben.

  • Vielen Dank Martin für deine sachliche Einlassung.


    Also ist es doch etwas anderes, ob eine "Sperre" am Einspeisepunkt der Antenne, an einer anderen Stelle im Kabel, oder gar erst direkt in Sendernähe am Einspeisepunkt des Koaxkabels sitzt.

    Mantelwellenströme fließen - durch Unsymmetrie verursacht - z. B. als kapazitiver Verschiebestrom von einem Dipolast über den äußeren Leiter des Kabelmantels (oder bei der Paralleldrahtleitung als Gleichtaktstrom auf beiden Adern) zurück zum TX und weiter zu Erde. Das ist der geschlossene Mantel-Stromkreis. Und der wird durch eine Gleichtaktdrossel/Mantelwellensperre/Strombalun -unterbrochen. Der Gegentakt-Energiefluss im Inneren des Koaxialkabels oder auf der Paralleldrahtleitung bleibt von der Gleichtaktdrossel unbeeinflusst. Das ist der Sinn der Maßnahme: Gleichtaktströmen einen Widerstand entgegensetzen, Gegentaktströme unbehindert passieren lassen.

    Auf was DG0SA zu Recht hinweist, ist dass eine Gleichtaktdrossel/Mantelwellensperre mit gegebener Sperrimpedanz im niederohmigen Strombauch einer Leitung eine bessere Sperrwirkung entfaltet als im hochohmigen Spannungsbauch der Mantelwelle. Nehmen wir aber zur Vereinfachung mal den Fall an, die Leitung wäre sehr kurz im Verhältnis zur Wellenlänge (z.B..160m Wellenlänge, Leitungslänge 15m) so dass man von quasistationären Verhältnissen ohne ausgebildete Strom- und Spannungsmaxima ausgehen kann. Spätestens in dem Fall sollte es egal sein, an welcher Stelle die Gleichtaktdrossel im Mantelstromkreis eingefügt wird.



    73, Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    Einmal editiert, zuletzt von DL4ZAO ()