Verlängerungsspule mit und ohne Anzapfung

  • Hallo zusammen,

    ich hatte gestern ein interessantes Gespräch mit einem OV-Kollegen über ein Antennensystem und dessen Modifikation. Dabei geht es um die Whip-Antenne von David, Dl1DN, die er in seinen Videos auf Youtub beschreibt. Ich habe dieses Prinzip für 40m mit 2,5m Teleskop und für 20m mit 1,5m Teleskop nachgebaut und in QSO getestet. Die Spule am Fußpunkt wird über eine Anzapfung gespeist, bei der ich per Stecknadel genau den Punkt für bestes SWR gesucht habe. Gegengewicht ist die Hand am Funkgerät (Xiegu X6100). Es wird kein weiterer Draht als Gegengewicht angebracht und ist auch nicht vorgesehen, wurde auch beim Abgleich nur mit der Hand realisiert.


    Jetzt hat der befreundete OM mir erzählt, er hätte ebenfalls genau diese Antennen gebaut, jedoch zum vergleich die selben Teleskope nur mit einer Verlängerungsspule getestet. Er hat also auf diese Anzapfung verzichtet. Seine Gegenstation waren OM und Kiwi-SDR. Dabei hatte er beobachtet, dass die Spulen mit Anzapfung deutlich schlechter abgeschnitten haben als die Spulen ohne Anzapfung. Auch hier war nur die Hand am Funkgerät das Gegengewicht, es hätte sich sogar im Versuch gezeigt, dass zusätzliche Drähte an Masse negative Auswirkungen gehabt hätten.


    Kann sich jemand dieses Verhalten erklären? Ich hätte jetzt beschworen, dass die Lösung mit Anzapfung die bessere Variante ist, weil eben auf minimales SWR abgeglichen wurde.


    Ich freue mich auf eure Überlegungen.

    Gruß Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Es sieht so aus, als ob hier auch keiner eine spontane Antwort hat.

    Gruß Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Hallo,

    die Informationen reichen für eine Beurteilung aus der Ferne nicht aus. Fakt ist, daß die stark verkürzten vertikalen Strahler zusammen mit ihrer Kapazität und einer Spule eine Serienresonanz bekommen.
    Der Fußpunktwird dabei sehr klein und muss auf 50 Ohm transformiert werden. Bei der Spule unten geschieht das mit der Anzapfung, das ist so ok. Bei der Spule ohne Anzapfung ist der Fußpunktwiderstand viel zu klein und es herrscht extreme Fehlanpassung. Der Bericht des OV-Kollegen ist also fraglich. Ohne die fehlenden Parameter zu kennen, bleibt es spekulativ.
    Eine ganz andere Sache ist die vernünftige Speisung einer solchen Anordnung. Om und Funkgerät sind bei qrp-Leistungen als verlustbehaftetes Gegengewicht schon verwendbar. Besser wäre ein leitende Fläche oder zumindest Radials. Dann dürfte die ganze Abstimmung nicht mehr passen. Das könnte übrigens auch ein Grund für die Beobachtungen sein.

    73
    Andreas

    dl5cn

  • Hallo Andreas,

    danke für deinen Beitrag. Teil eins ist auch meine Meinung, dass die Anpassung über die Anzapfung durchaus sinnvoll ist, Teil 3 mit dem zusätzlichen Radial ect ist eine gute Erklärung.

    Teil 2, die Aussage des OM ist nach meiner Einschätzung schon wahrheitsmäßig richtig, er ist diesbezüglich sehr genau unterwegs und hat das Ergebnis mit Kiwi-SDR-Stationen geprüft. Aber genau das ist auch der Punkt gewesen, warum ich hier die Frage gestellt habe. Mein Verständnis über verkürzte Antennen ist duch seine Beobachtung in Frage gestellt worden.


    Zumindest in so fern beruhigend, wenn hier nicht gleich eine Vielezahl von Bestätigungen eingehen, dass seine Beobachtung richtig sei! :)

    Ich denke, ich muss ihn nochmal dazu überreden, mit mir einen Test vor Ort durchzuführen, um gleich einen Vergleich zu haben und ob seine Beobachtung reproduzierbar ist.

    Gruß

    Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Moin moin,


    ein Schnellschuss:


    Bei üblichen Mobilantennen wird versucht, die zu kurze, kapazitiv wirkende Antenne mit einer Verlängerungsspule in (niederohmige) Serien-Resonanz zu bringen, indem der kapazitive Blindriderstand durch den induktiven Blindwiderstand der Spule kompensiert wird. Dann bleiben die ohmschen Verluste der Spule und der recht geringe Strahlungswiderstand übrig. Benötigt wird ein gutes Gegengewicht in Form des Fahrzeugs.


    Ich vermute, dass bei der geschilderten tragbaren Teleskop-Antenne die Spulen-Induktivität so gross ist, dass sie nicht mit dem Teleskop einen Serien-Resonanzkreis bildet, sondern eine Parallelresonanz (der Teleskop-Strahler bildet neben der Wicklungskapazität den Kondensator des Parallel-Resonanzkreises). Da das "Gebilde" hochohmig ist, muss der Senderausgang über den Spulen-Anzapf niederohmig angepasst werden.


    Das "Gebilde" braucht dann auch kein niederohmiges Gegengewicht, die "OM-Handkapazität" reicht.


    Ohne Anzapf und Schaltung als herkömmliche Verlängerungsspule ist der ganze "Krempel" völlig fehlangepasst.


    Ist aber nicht zu Ende gedacht....

    HW?


    73,

    Ralf

  • Hallo,

    es mag auch sein, dass die Verlustwiderstände der Spule (oft sind es ja eher Schmunzelspülchen) und des "organischen" Gegengewichtes zu Fußpunktimpedanzen führen, die sogar größer als 50 Ohm sind.
    Ich würde so etwas mit Hilfe eines nanoVNAs in wenigen Minuten ausmessen. Antennen sind kein Mysterium.

    73, Mario

  • Hallo Mario,

    einen NanoVNA hab ich da, abr wie willst du das mit der Masse halbwegs simulieren? Ich habe im X6100 auch eine SWR-Scanfunktion drin, die sagt zumindest, dass das SWR unter 2 ist.

    Der VNA reagiert auf alles möglich so empfindlich, dass ich mir nicht wirklich sicher bin, was ich glauben soll.

    Oder hättest du eine Idee, wie man das angehen könnte?


    @ Ralf: danke für deinen Gedankenansatz. Darüber nachdenken lohnt auch!

    Gruß Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Hallo Stefan,
    der nanoVNA zeigt das an, was er misst. Und da geht natürlich die Berührung der Masseflächen mit ein.
    Es geht doch hier darum, die Impedanz der Antenne am Einspeisepunkt zu ermitteln.

    Eine denkbare Versuchsanordnung könnte so aussehen:
    - nanoVNA provisorisch am Funkgerät befestigen (Kabelbinder?)
    - Masseverbindung nanoVNA-Funkgerät herstellen
    - Antenne an nanoVNA anschließen (mechanisch so stabilisieren, dass keine HF-Beeinflussung gegeben ist, also an Angelschnur aufhängen o. ä.)
    - Impedanzverlauf um die Arbeitsfrequenz herum beobachten, Minimum suchen
    - Impedanzwert für die Arbeitsfrequenz ablesen (Real- und Imaginärteil)
    - Ggf. Spule etc. verändern, um in die Nähe von 50 Ohm Realteil zu kommen

    Im Grunde genommen benötigt man zwei Einstellmöglichkeiten, da ja der Imaginärteil zu minimieren ist und der Realteil nahe 50 Ohm sein soll.
    Durch "Fummelei" kann man Glück haben, diese Bedingungen zu erfüllen. Das SWR wird von beiden Werten beeinflusst.
    Zu den von deinem Freund beobachteten Effekten kann ich nichts sagen. Das muss kein Widerspruch sein. Aber ich würde einer eigenen Messung (!) den Vorzug geben.

    vy 73, Mario