Goedenavond Geert,
Einfach einen Tayloe-Mischer benutzen? Der hat einen besseren Dynamikbereich und man kann ein billiges MUX-IC (FET-Schalter) verwenden. Damit hat man auch kein Boutique-IC mehr, das irgendwann abgekuendigt wird.
https://www.norcalqrp.org/files/Tayloe_mixer_x3a.pdf
Beruflich versuche ich Consumer-ICs zu meiden, wegen potenzieller langfristiger Lieferprobleme.
73, Joerg
Moin Geert,
ich habe mir vor Jahren schon zur Sicherheit einen kleinen Vorrat angelegt im DIL-Gehäuse zugelegt.
Infolinks:
QRPLabs@groups.io | Replacement for NE612?
SA612AD Product Information|NXP
Wobei die Antwort von Hans Summers schon passt.
Und - ist die SMD-Version noch erhältlich? Wenn ja, dann gibts doch Lösungen.
Moin Joerg,
Einfach einen Tayloe-Mischer benutzen?
Beruflich versuche ich Consumer-ICs zu meiden, wegen potenzieller langfristiger Lieferprobleme.
das Problem ist ja, dass die NE/SA612 überall in Bastelbüchern und Schaltungen verwendet wurden und wenn man da etwa nachbauen möchte und jetzt nicht gerade die Ahnung von Elektronik hat oder gerade einsteigt, ist es schon blöde. Dieses Consumer-IC gab es aber nun wirklich Jahrzehnte (vergleichbar mit dem NE555 und wie viele Bastler sind damit eingestiegen?), steht aber auch sehr lange auf EOL. Ich habe das wie Michael gemacht und das ist schon wieder lange her. Peter, DK7IH hat in einer Schaltung einen Dual-Gate MOSFET verwendet, wohl den 40673, den es IMHO auch lange nicht mehr gibt.
Du kennst ja meine Schaltung für die H-Bridge bei dem Modellbahnprojekt, die ich mit MOSFET realisiert habe, denn mit den üblichen Treibern L298, L6203 usw. ist das ja ähnlich. Nur viele Schaltungen im Netz basieren darauf und es ist ein Unterschied, ob man ein Gerät bastelt (auch aus Büchern, dem Netz oder so) oder für ein Produkt das Design für Jahre oder Jahrzehnte macht.
Eine direkte Replacement-Schaltung hast Du auch nicht parat oder?
Box73 hat noch NE612 in DIP und SMD: https://www.box73.de/index.php?cPath=82_84_279
73, Tom
Moin Tom,
Eine direkte Replacement-Schaltung hast Du auch nicht parat oder?
Das muesste man entwickeln. Besser ist es dann aber, das ganze Design umzustellen.
Chips wie NE612 haben einfach keinen Markt mehr. Heute ist alles hoeher integriert, Synthesizer und alles mit drin. Oder gleich SDR.
73, Joerg
Die NE/ SA 602/612 waren nie typische Consumer ICs, sondern zählen zu den Industriestandard Bauelementen. Wie auch der Timer NE555 oder der Audio OPV NE5532 stammen sie von Signetics, einem Fairchild Spin Off aus Sunnyvale, und wurden in den 1960er Jahren für den wachsenden Markt von drahtlosen Telefonen entwickelt. Signetics wurde 1975 von Phillips übernommen, deren Halbleitersparte heute NXP heißt. Es ist also ein Standardbauelement, das fast 60 Jahre - im Halbleitergeschäft eine Ewigkeit - im Markt überdauert hat und im Laufe seiner Lebenszeit ständig verbessert wurde. Bedauerlich, dass NXP jetzt den Stecker gezogen hat; offensichtlich erreicht man mit kurzlebigen Automotive IC größere Märkte mit mehr Profit.
Der vielseitig einzusetzende Schaltkreis enthält auf dem Chip einen doppelt symmetrischen Gilbert Cell Mischer, den Oszillator mit Pufferstufe und einen Spannungsregler. Die Bausteine sind billig, bewährt und aktuelle Versionen arbeiten bis weit über 500 MHz. Man findet sie zum Beispiel heute noch im NanoVNA, wo sie bis 900 MHz malträtiert, auch weit außerhalb ihrer Spezifikation Erstaunliches leisten. Diese günstigen und universell verwendbaren Bausteine wurden daher auch in unzähligen Amateurfunk-Bastelprojekten als Mischer, Oszillator, Konverter oder Signalgenerator bis UHF eingesetzt. Von daher greift der Ratschlag, "sie doch mit einem Tayloe Schaltmischer zu ersetzen" zu kurz. Mit diesem Baustein verschwindet ein Stück Halbleiter-Industriegeschichte.
Joe Carr, K4IPV hat dem NE602 schon 1992 in seinen Büchern ein Denkmal gesetzt:
von NA5N Interessantes zur Geschichte des NE602/612:
73
Günter
Moin Guenter,
Die NE/ SA 602/612 waren nie typische Consumer ICs
Doch, schon. Ich habe sie z.B. in Funk-Garagentoroeffnern gesehen und das sind Consumer-Produkte mit zig Millionen an Stueckzahlen (kann man im Baumarkt kaufen). Wie auch die von Dir erwaehnten Drahtlos-Telefone aus der Zeit des Pleistozaens. Dito in Baby-Uberwachungsgeraeten. Der Fortschritt in diesen Maerkten geschieht langsam, was vermutlich der Grund war, dass der NE612 so lange lieferbar geblieben ist. Doch inzwischen migrierte das alles zu hoeher integrierten Loesungen. Diesem Trend faellt vieles an ICs zum Opfer. Die Erbsenzaehler sehen sich den Jahresumsatz an und zuecken irgendwann den Rotstift.
73, Joerg
Hallo Selbstbauer,
ja, der '612' ist ein Klassiker. Aber man las auch oft: Er hat deutliche Grenzen in der Großsignalfestigkeit.
Nutzen wir die Abkündigung als Motivation zu Besserem.
Was gibts da als Nachfolger? Preis wäre die eine Sache. Aber so ein Teil kauft man nicht täglich. SMD . . . ?
73
Hans-Jürgen
Was gibts da als Nachfolger?
Es gibt viele Einsatzzwecke für den NE612 wo die Großsignalfestigkeit keine oder nur eine untergeordete Rolle spielt. Es war ein low-cost und kein hi-end Mischerbaustein der zudem nicht nur in Empfängerfrontends verwendet wird. Ein Nachfolger des NE612 wurde von NXP nicht genannt. In aller Regel haben die chinesischen Halbleiterversender die Restposten von obsoleten IC aufgekauft und vertickern die zu entsprechenden Preisen auf den Online Plattformen. Bei großer Nachfrage sind im Reich der Mitte vielleicht bald mehr oder weniger gut gelungene Clones auf dem Markt, mit etwas Glück erreichen sie sogar die Daten des Originals. Aber das ist wishful thinking - kann sein - kann auch nicht sein.
Für die zahllosen nachbausicheren Bauprojekte, die auf dem NE612 basieren gibt es - bittere Wahrheit - keinen Plug-and-Play Ersatz. Zumal das Design dieses Schaltkreises bestechend einfach, vielseitig und billig war - eine Gilbert Zelle bis >500 MHz, den Oszillator eingebaut und das alles im DIP8 Gehäuse für wenig Geld. Darum gibt es ja so viele Bauvorschläge in der AFU-Welt, die diesen universell verwendbaren Baustein einsetzen.
Anderes gilt für Neuentwicklungen, da gibt es Alternativen. Aber die sind komplexer als dieser simple DIP 8 Baustein, wenig bastlerfreundlich und mit einem anderem Preisschild versehen. Für ein konventionelles analoges Frontend zum Beispiel den großsignalfesten AD831. Oder für SHF dem HFA3101 Gilbert Cell Mixer zum gehobenen Preis. Für individuelle, einfache Bastellösungen gäbe es noch den MC1496 oder den SO42P als Restposten. Die erreichen allerding nicht annähernd den Frequenzumfang des NE612 und erfordern zudem einen externen Oszillator.
Kurzum, der NE612 hatte auf Grunde seiner kompakten Einfachheit und dem großen Frequenzumfang Alleinstellungsmerkmale.
73
Günter
