Der krampfhafte Versuch die Morsetelegrafie als etwas besonderes in der heutigen Zeit und im Amateurfunk darzustellen, spiegelt den Verlauf dieses Themas wieder.
Hi Dirk,
das ist doch schon viel besser geworden 2016 hat in der AGCW-Info 2/2026 auf Seite 4 wörtlich gestanden: "Amateurfunk ohne CW ist CB-Funk". Ich bin FROH, dass das wohl inzwischen nicht mehr offizielle Meinung der AGCW ist (werde aber trotzdem nicht wieder eintreten).
CW ist eine(!) Betriebsart, um unser Hobby auszuüben, nicht mehr, aber auch nicht weniger...
Alles hat aber seine Zeit und CW ist eine Nische neben RTTY und Hellschreiber.
Morsen ist eine Nische, klar.
Nischen sind gut, um sich zu verstecken, aber wir sollten vielleicht die Realität mal ansehen: CW ist - was die Verwendung von Betriebsarten im Amateurfunk angeht, Nummer 2 nach FT8, einer Betriebsart, die je nach Woche zwischen 75 und 80 Prozent der Verbindungen laut clublog macht, also mit großen Abstand dominant ist. Die Zahlen der jeweils letzten Woche könnt ihr unter https://clublog.org/dxreport.html einsehen. Es ist Nummer 2 und die Anzahl der QSOs ist um Faktor 12 größer als RTTY. Also CW in eine Nische zu drängen, die gar keine Nische ist, damit tust CW keinen Gefallen.
Joe Taylor, K1JT, der FT8 entwickelt hat, hat m.E. ein sehr interessantes Statement bereits 2017, dem "Erscheinungsjahr von FT8" abgegeben:
Mode Usage Evaluation: 2017 was “the Year When Digital Modes Changed Forever”
(Übersetzt mit deepl.com und von mir verschlimmbessert:)
Im vergangenen Herbst äußerte sich Taylor überrascht über die "rasante Zunahme" der Nutzung von FT8 auf HF. Taylor betrachtete FT8 jedoch nicht als "game-changer", sondern erklärte gegenüber der ARRL, dass er eine Trennlinie zwischen solchen digitalen Betriebsarten und traditionelleren Betriebsarten sieht. Seiner Meinung nach sind SSB und CW "Allzweck-Betriebsarten", die für Ragchewing, DXing, Contesting, Notrufe oder was auch immer geeignet sind.
"FT8 und die anderen Modi in WSJT-X sind Spezialmodi", so Taylor. "Sie wurden entwickelt, um zuverlässige, fehlerfreie Kontakte mit sehr schwachen Signalen herzustellen - insbesondere mit Signalen, die für die herkömmlichen Modi zu schwach sind oder sogar zu schwach, um sie zu hören".
Taylor wies darauf hin, dass die Informationen, die in den meisten FT8- und ähnlichen digitalen Betriebsarten ausgetauscht werden, nicht viel mehr als das absolute Minimum für einen gültigen Kontakt darstellen. Zusätzlich zu Rufzeichen und Rapporten tauschen die Stationen ihren Locator und eine Empfangsbestätigung aus.
(Zitat Ende)
FT8 hat sich von einem Spezial-Modus zu DEM alles dominierenden Modus entwickelt und wird in ganz vielen Fällen verwendet, obwohl CW und SSB eine persönlichere Kommunikation ermöglichen würden (sit dem Sonnenfleckenminimum 2019 geht es aufwärts etc.) und FT8 gar nicht "nötig" wäre.
Statt "Wie könnte man die CW-Bereiche beleben?" finde ich die Frage spannender:
Was ist die Ursache, dass HAMs damit zufrieden sind, grundlos(!?) auf Betriebsarten zu verzichten, die ihnen eine Kommunikation von Mensch zu Mensch (SSB, CW etc.) ermöglichen würden und ihrem PC beim QSO-Fahren zuschauen (oder gar ihr Hobby von einem FT8-Robot ausführen lassen)? Wollen wir gar nicht mehr miteinander kommunizieren? Vielleicht ist es einfach nur bequemer, aber ist Bequemlichkeit bei einem Hobby das, was uns erstrebenswert ist? Es heißt ja FreizeitBESCHÄFTIGUNG...
Ist nicht CW-spefizisch, sondern betrifft eigentlich alle Betriebsarten, bei denen HAMs den Umfang des Informationsaustausches selber bestimmen können.
73!
Peter DL3NAA