Aufbau eines Versatower BP-60 SX

  • Liebe Funkfreunde, ich möchte Euch meine Erfahrungen beim Aufbau des Stahlgittermasten Versatower BP-60 SX mitteilen, den ich mit Hilfe von etlichen Hams abgebaut und zu mir transportiert hatte.


    Aufbaunotizen:

    Dieses Projekt habe ich seeeehr lange vor mir herschieben müssen. Einerseits ist die Errichtung des Mastes mit einem erheblichen organisatorischen Aufwand verbunden, andererseits ein so großes Vorhaben, daß ich mir lieber alles dreimal überlegte, um nachher keine böse Überraschung zu erleben - denn da kann man, wenn der Beton einmal im Fundament abgebunden hat, nichts mehr nachbessern!


    Was man zu allererst braucht, ist eine Baugenehmigung. Der Vorbesitzer meines Mastes, dessen Witwe mir eine umfangreiche Dokumentation überreichen konnte, hatte lt. seinen Unterlagen offenbar erhebliche Schwierigkeiten damit, in seiner Siedlung eine solche zu bekommen. Er musste, nachdem er einmal gescheitert war, zur Presse gehen und in einem 2. Anlauf die Einverständniserklärungen seiner unmittelbaren Nachbarn vorlegen!

    Bei mir war das leicht getan: ich hatte ohnehin eine genehmigungspflichtige Baumaßnahme am Haus und gab meinem Bauplaner einfach die mir mitgelieferte, über 100 seitige, Typenstatik (wenn man die nicht hat: der Herr Fichtlscherer senior von Firma Hofi hat mir sehr freundlich mit Informationen und gefaxten Bauzeichnungen geholfen) des Mastes mit dazu. Die beinhaltete alle Unterlagen die er brauchte, um den Mast mit in den Antrag zu integrieren. Und das wurde nach einer kurzen Rückfrage vom Bauamt, ob ich auch senden wolle und welche Leistung ich verwenden wolle, ohne Weiteres genehmigt. Selbst der Denkmalschutz hatte keine Bedenken, weil der Mast ja vom Haus getrennt ist und ihn daher wohl nichts anginge - da hatte ich mit mehr Gegenwind gerechnet.

    Einzige Auflage: eine Selbsterklärung bei der BnetzAgentur ist abzugeben. Das aber war mir ohnehin bekannt.


    Hier ein paar Hinweise und Erfahrungen, die Euch bei eigenen Projekten nützlich sein können:

    Zum Standort. Nicht zu weit weg vom Haus, um die Leitungen kurz zu halten, aber auch nicht zu nah, um Beeinflussung durch Gebäudeteile zu minimieren. Einen Platz suchen, der auch die Kipprichtung und -weite mit berücksichtigt. Am gekippten Ende muss eine ausladende Antenne angebaut werden und ohne anzustoßen beim Hochkurbeln des Mastes in die Senkrechte kommen!


    Fundament:

    Die Idee, das Fundament selbst mit der Hacke auszuheben, hat mir mein Nachbar ausgeredet und als vorm Haus gebaut wurde, konnte ich die Kollegen mit einem selbst gebackenen Kuchen überreden, mir mit dem Bagger die Grube zu machen. Ich habe dann einen Rüttler ausgeliehen und den Boden der Grube, so weit es mir möglich war, verdichtet, um späteren Senkungen vorzubeugen.

    Die Maße des Fundaments sind im Begleitmaterial des Mastes zu finden. Es gibt in den sonst sehr guten und nützlichen "Aufbauhinweisen" der FA Fritzel eine veraltete Zeichnung für das Fundament , die lediglich vier unten umgebogene Gewindestäbe in einem Betonklotz von 220x180x100 cm zeigt.

    Offenbar wurde die besagte "Typenstatik" später noch einmal nachgerechnet und da hat der Statiker ein aufwendigeres Fundament gezeichnet: Nun hat der Beton eine Bewehrung aus einer Baustahlmatte die als Quader mit offenen Seiten ausgeführt ist.

    Die Baustahlmatte ist dort eine Q221, der Beton ein B25. Beide Bezeichnungen sind heute veraltet. Für mich hat eine Fachfirma gleich anhand der Zeichnung die Matte gebaut, und eine Q257 verwendet. Diese Firma "BAK" in Kamenz (ca. 50 Km von mir entfernt) hat das so billig gemacht, daß ich im nächstgelegenen Baustoffmarkt schon für die blanke Matte mehr gezahlt hätte! Allerdings musste ich mir den wackligen Baukörper dann erst einmal dort abholen, was auch nicht ganz einfach war.

    Um Beton zu sparen habe ich nun meine Grube, die etwas größer als benötigt war, eingeschalt. Beim nächsten Mal würde ich lieber eine genau passende Grube ohne Schalung verwenden, denn die Schalung ist hinterher nicht mehr leicht zu entfernen. Außerdem war sie so instabil, daß das Gewicht des Betons sie verformt hat und ich doch einen halben qm zu viel drin versenken musste (Kostenfrage!). Da der Baustahl nicht unmittelbar auf der Erde liegen darf, sondern wegen des Korrosionsschutzes ganz vom Beton umschlossen sein muss, legte ich (unorthodox) unten ein paar kleine Betonteile als Unterlage ein. Die Bauindustrie verwendet dafür spezielle Abstandshalter – besser man besorgt sich diese!


    Als nächstes mussten die Gewindestäbe in den Baustahlquader eingebunden werden. Diese hatte ich zuvor unten zusammenschweißen lassen, damit sie fest verankert sind und sich beim Befüllen des Fundaments unten nicht aus ihrer Position lösen: nichts wäre fataler, als daß am Ende der Mastfuß nicht auf die 4 herausstehenden Gewindestücke passt! Um dem vorzubeugen habe ich mir eine Schablone aus vier miteinander verstrebten Holzbrettern gebastelt, die, von unten am gekippten Mastfuß angelegt, genau diese Löcher nachbildete. Hierbei kann man gar nicht genau genug sein. Diese Teil muss absolut exakt und unverformbar sein, denn es gewährleistet die Passform der Gewindestücke.

    Oben wurden die Gewindestäbe mit Draht an der Matte festigt. Gegen die Unterseite des Quaders habe ich sie mit ein paar extra zurechtgebogenen Moniereisen abgestützt.

    Nun hob ich mit einem Helfer die geformte Matte in die vorbereitete Grube. Die Schablone zum sicheren Abstandshalten, quasi als Platzhalter für den Mastfuß, obenauf gesteckt und überm Niveau des späteren Betons fixiert. Die Kappen auf die Schrauben aufstecken, damit das Gewinde nicht verschmutzt wird.

    Gleich bei der Projektierung sollte man mit an den Blitzschutz denken! Meine Fachfirma hatte mir ohnehin den Blitzschutz fürs ganz Haus neu gemacht und bei der Gelegenheit gleich einen Tiefenerder in die Fundamentgrube eingebaut. Den habe ich nun im Fundament mit den Gewindestäben verbunden und zusätzlich eine Leitung aus dem Beton nach außen geführt, um den Erder auch überirdisch an den Mastfuß und weitere Objekte anzuklemmen.


    Der Beton wurde von einer Fachfirma geliefert, die einen „C25/30 in F3 pumpfähig mit 16er Körnung“ einsetzte. Fest erst nach 28 Tagen!!!

    Der Kollege hat den Beton sehr vorsichtig in die Grube gelassen, so daß meine Armierung nicht verschoben oder verformt wurde. Die Schalung beulte wie gesagt nach außen etwas aus, obwohl ich natürlich zuvor Erde dagegen geschippt hatte, aber die konnte ich in dem schmalen Zwischenraum zur Grube eben nicht mehr verdichten. Schwamm drüber.

    Als er weg war, musste ich den Beton noch mit dem extra ausgeliehenen Flaschenrüttler verdichten. Der muss durch die Löcher in der Matte passen (also keinen zu großen ausleihen!) und wird nun in den frischen Beton hinabgelassen. Dort rüttelt er bis oben Blasen aufsteigen, dann kann man ihn 20-30 cm weiter erneut eintauchen. So habe ich das ganze Fundament verdichtet und anschließend oben glatt gezogen. Bereits am späten Nachmittag war der Beton so hart, daß er sich mit dem Finger nicht mehr ohne Weiteres eindrücken ließ.

    Beton zum Trocknen lose gegen Sonneneinstrahlung abdecken, um Risse zu verhindern. Manche sagen auch: tagelang immer wieder mit Wasser begießen!


    1 Monat später: Wie hebt man nun ohne Kran den Mastfuß auf die Schrauben? Ich habe wieder mit den bewährten Holzrollen gearbeitet, um ihn zur richtigen Stelle zu bekommen, ihn dann mit einem Flaschenzug an einer großen Stehleiter direkt über den Bolzen angehoben, darunter die Hölzer weggezogen und auf die Schrauben gesenkt. Ausdrücklich nicht zur Nachahmung empfohlen, weil viel zu unsicher! 3 kräftige Helfer waren nötig.

    Dann habe ich eine kleine Schalung um dem Fuss herum gebaut und den Vergussbeton, der das Fundament mit dem Mastfuss „verkleben“ soll, unter den auf den Schrauben positionierten Mastfuß fließen lassen. Mit den Ergebnis, daß er nicht überall hin floss und ich später Hohlräume hatte. Offenbar hätte ich den Betonboden unmittelbar vorm Gießen noch einmal nass machen müssen, meiner war schon wieder trocken und saugfähig und hat das Fließen behindert. Also musste ich alles wieder abbauen, ein Bett aus ein paar Schippen feinkörnigem Beton aufbauen und den Mastfuss abermals in seine Position hieven.


    Der eigentliche Aufbau des Mastes erfolgt dann analog dem Abbau in umgekehrter Reihenfolge und ist im Begleitheft gut beschrieben. Auch hierbei sind 2-3 kräftige Helfer nötig. Ein paar Fotos mögen meine Ausführungen bebildern!

    Die beste Lösung ist es natürlich, sich das Ganze von Fachleuten projektieren und ausführen zu lassen. Das ist letztenendes auch eine Sicherheits- und haftungsfrage! Ich habe einen anderen Weg gewählt und einiges selbst geplant und ausgeführt, um Kosten zu sparen und weil ich die Erfahrungen machen wollte. Das kostete aber viel Zeit und Nerven.


    Kosten:

    Baustahlmatte: 75€

    Transport derselben: 50€

    Gewindestäbe: 20€

    dieselben zusammenschweißen lassen: 27€

    Ausleihe Virbrationsstampfer: 27€

    Ausleihe Flaschenrüttler: 29€

    Beton incl. Anlieferung: 590€

    gesamt: 810€


    Arbeitsstunden:

    ca. 20 Stunden Planung,

    ca. 20 Stunden für Grube, Schalung, Betonarbeiten, Aufbau



    72 - Andreas, Dm3aa