Lötfett *Frage an die Chemiker*

  • Hallo, ich benutze Lötfett ja fast nie, nur in sehr hartnäckigen Fällen, z.B oxydierter, dicker, alter Kupferlitzen.

    Meine Frage: was macht das Fett dann an der Lötstelle, daß diese jetzt doch auf einmal Lötzinn mag?

    73 de Wolfgang

  • In stino Lötfett ist Säure, die ätzt. Nix für Elektronik, sondern für Bleche.


    Peter

    Mit Her(t)z gegen Hass und Hetze. Amateurfunk ist Völkerverständigung weltweit und zu hause.

    http://www.dk4bf.de

  • Hallo Wolfgang,

    Hallo, ich benutze Lötfett ja fast nie, nur in sehr hartnäckigen Fällen, z.B oxydierter, dicker, alter Kupferlitzen.

    Meine Frage: was macht das Fett dann an der Lötstelle, daß diese jetzt doch auf einmal Lötzinn mag?

    73 de Wolfgang

    wie Peter schon geschrieben hat, ist Lötfett nichts für Elektronik-Baugruppen. Die Reste der Säure bekommst Du nie ganz weg. Und dann nagt die Säure fleißig über die Zeit hinweg an Bauteilanschlüssen und Lötaugen. Das Zeug kannst Du für die Dachrinne nehmen, wo Regen dauernd den Säurefilm weiter verdünnt.


    73/72 de Ingo, DK3RED - Don't forget: the fun is the power!

  • Lötfett bei Hartlot das mit einem Brenner erhitzt wird und bei elektronischen Sachen nur Weichlot.

    73´s Jürgen , ALT-512 SDR 10 Wtts, mittlerweile 50m endgespeist an der Luft + TS-790E für VHF/UHF mit Indoor X-30 und

    4-Ele LPDA. Moxon für 6m/4m ebenfalls Indoor .... Xiegu G90 mit Eremit 18 AH LiFePO4 und 12m Spidermast für outdoor.

    Member Log4OM Alpha- & Betatest Team

  • Lötfett bei Hartlot das mit einem Brenner erhitzt wird und bei elektronischen Sachen nur Weichlot.

    Huh? Hartlot d.h. Messinglot oder Messinglot mit Silber - dazu werden die Werkstücke erwärmt bis zur Hellrotglut und als Flussmittel nimmt man Borax. Da hat Lötfett absolut nichts zu suchen. Oder was ist hier mit Hartlot gemeint?
    Ansonsten 58% Zinn 42% Blei für die Dachrinne aus verzinktem Blech und dazu Lötfett - wie hier schon mehrmals erwähnt weil Säure nötig ist.
    Für Kupfer niemals Säure ...
    Senf geht nicht als Flussmittel auch wenn ich meinen hier dazu geben musste :-/
    73
    Eike ZP6CGE

    73 de Eike KY4PZ / ZP5CGE

    Wat de een sien Uhl is de anner sien Nachtigal
    Auf Englisch: Live and let live
    Und wenn's garnicht anders geht: "Einfach gaanich injuriern!" sagt der Hamburger

  • Hallo,


    und wie schaut es mit den Fluxmitteln für die SMD Lötung aus? Angeblich mit Alkohol zu entfernen.


    73 de Egon

  • und wie schaut es mit den Fluxmitteln für die SMD Lötung aus? Angeblich mit Alkohol zu entfernen

    Ja, am besten mit Isopropanol (Isopropylalkohol, 2-Propanol). Den kann man dann auch gleich zur Händedesinfektion verwenden.


    Viel nützliche Info über Hart- und Weich-Löten allgemein und die Eigenschaften und Einsatzgebiete der verschiedenen Flussmittel und Lote zum Nachlesen:

    Felder Lötfibel - richtig Löten (pdf)


    73

    Günnter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Moin,


    die alte und daher meist weniger bekannte Lösung unserer Vorväter für mehr konventionelle Probleme: Kolophoniumpulver in Spiritus (oder sauber in Form von Ethanol) auflösen. Das "gesunde" Lötwasser. :)

    73 Michael, DF2OK.

    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~

    "Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist."

  • Hi!

    Es gibt "säurefreie" Hilfsmittel. Ich benutze das im QRL (Modellbahn Elektronik) funktioniert gut, hat auch langzeitmäßig >20 Jahre keine Schäden verursacht. Was da Chemisch passiert habe ich auch nicht herausgefunden. Das ist Elektronik Flux, das es bei allen Elektronikhändlern gibt. Verpackungsform von Töpfen, Dosen, Spritzen bis Sprays alles was man sich vorstellen kann.


    Was man sehr schnell, bemerkt ist daß die klassischen Löthilfsmittel auch sehr gut wirken um zu schönen Lötstellen zu kommen aber ebenso verlässlich nach einiger Zeit die Funktion der Elektronik so sehr beschädigen, daß sogar Reparaturen nicht mehr möglich sind. Die Säuren zerfressen das Material und es gibt mit den daraus entstandenen Verbindungen weitere Probleme. Insbesondere wenn man Luftfreuchtigkeit >50% hat und das hat man in Räumen in denen man sich längere Zeit aufhalten will/kann/muß. Meistens läuft da die Chemie in Richtung Salzsäure. Die Dachdecker benutzen das pur. Oft wird das Lötfett, Löthonig odglm bezeichnet. Die Säure entsteht durch das Erhitzen durch chemische Prozesse. Da gibts auch oft andere Säuren als HCl. Das Zeugs sollte nirgends eingesetzt werden wo man die damit einhergehenden Schäden nicht akzeptieren kann. Es gibt aber Dinge die man ohne diesen Säuren nicht Weichlöten kann wie zum Beispiel Eisen.


    Offen für mich ist noch immer wie das Eingangs erwähnte Flux funktioniert. Ich nehme an auch der UP hätte an der Antwort Interesse.

    -AH-

  • Kolophoniumpulver in Spiritus

    Geht gut, hinterlässt aber braune pappige Rückstände.


    Für Elektronik Lötungen gibt es mittlerweile moderne halogen- und korronsionsfeie no-clean Flussmittel, die kaum Rückstände hinterlassen.


    Flusmittel sind klassifizert in der Norm DIN8511 neu ISO 9454-1

    Für empfindliche Elektronik nimmt man am besten no-clean Flussmittel der Kategorien F-SW 32 bis 34


    • F-SW 31: Wirktemperatur 200 °C bis 400 °C, Basis ist natürliches oder modifiziertes Harz (Kolophonium) ohne Zusätze. Flussmittelreste können auf der Lötstelle verbleiben. Anwendung in der Elektronik als Flussmittelseele in den Lötdraht eingearbeitet.
    • F-SW 32: Wirktemperatur 200 °C bis 300 °C, Basis wie F-SW 31, aber mit organischen, halogenfreien Aktivierungszusätzen. Anwendung als „Seele“ in Lötdraht eingearbeitet. oder als Gemisch aus Lot und Flussmittel in der Elektronik.
    • F-SW 33: Auf Basis synthetischer Harze mit organischen, halogenfreien Aktivierungszusätzen. Anwendung wie F-SW 32.
    • F-SW 34: Basis sind organische, halogenfreie Säuren und natürliches Harz (Kolophonium) ohne Amine, Diamine oder Harnstoff. Anwendung als Flüssigkeit oder als „Seele“ in den Lötdraht eingearbeitet in der Elektronik, Miniaturtechnik (SMD), Leiterplatten.

    mehr Info zum Nachlesen:

    Flussmittel zum Löten wiki


    und hier:

    Welches Flussmittel ist das richtige für mich?



    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    3 Mal editiert, zuletzt von DL4ZAO ()

  • Hallo Lötfreunde,


    was mir bei der Aufzählung von Flußmitteln zum Weichlöten fehlt, ist Harnstoff. Diesen gibt es in Apotheken und hat eine äussere Form von länglichen Kristallen. Diesen verwende ich, um Stahl weichzulöten. Nach dem Erkalten mit einer Messingbürste die Lötstelle reinigen.

    Für Kupferfolie oder Kupferdrähte natürlich Colophonium oder Löthonig.


    72 & 73

    de Jürgen, DF3OL

  • Hallo an alle Antwortenden,


    Danke für die vielen ANtworten. Es läßt sich herauslesen, daß die neuen Flußmittel spez. für SMD tatsächlich per Alökohol abgewaschen werden können und Langzeitschäden nicht entstehen.

    Wir haben ja seinerzeit unsere Chassie gelötet, indem wir vorher Zinkschnitzel in verdünnter Salzsäure aufgelöst haben. Es entstand das sogg. "Lötwasser". :)

    Kollophonium in Alkohol war das Standardmittel um die selbstgestrickten Leiterplatten vor Korrosion zu schützen. Die Zeit und der Fortschritt bleiben nicht stehen.

    Herrlich anzusehen, wenn sich der SMD-IC, dank dieser Lötpaste, von selbst zentriert, wenn man mit Heißluft lötet. :)

    73, de Egon

  • Hallo Heribert,

    Ist der Löthonig, wie es ihn bei Reichelt gibt, ok ? https://images.app.goo.gl/eks6t13ovt8DG4D87

    solange da "säurefrei" vermerkt ist, sollte es gehen. Ich habe mir deshalb auch mal das Datenblatt bei Reichelt durchgelesen. Von Säure ist da nichts zu lesen, nur: "In dieser Zusammensetzung ist das Flussmittel noch unbedenklicher als reines Kolophonium." Wie das gehen soll, ist mir aber nicht klar.


    73/72 de Ingo, DK3RED - Don't forget: the fun is the power!

  • Ich habe mir deshalb auch mal das Datenblatt bei Reichelt durchgelesen. Von Säure ist da nichts zu lesen, nur: "In dieser Zusammensetzung ist das Flussmittel noch unbedenklicher als reines Kolophonium." Wie das gehen soll, ist mir aber nicht klar.

    Auch die modernen no-clean Elektronik Flussmittel sind oft auf der Basis von natürlichem oder synthetischem Harz (Resin), das die Oberflächenspannung des geschmolzenen Lotes herabsetzt. Nur sind diese Harze so behandelt, dass sie keine oder nur geringe Rückstände hinterlassen. Die Entwicklung auf dem Gebiet der Löttechnik ist nicht stehengeblieben.


    Der Hauptbestandteil des oben genannte Löthonigs ist laut Sicherheitsdatenblatt ganz klassisch Kolophonium, gelöst in Alkohol und Glycerin. Fast schon Bio.


    vy 73, Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • synthetischem Harz (Resin), das die Oberflächenspannung des geschmolzenen Lotes herabsetzt.

    Günter, das ist endlich die Lösung, die Aufklärung zu meiner ursprünglich gestellten ersten Frage. :) :D :P :!:

    Tnx

    73 de Wolfgang