Amateurfunk aus Sicht eines CCC Mitgliedes... <seufz>

  • Zitat

    Ein gewisser "phantom" (Mister äh bzw. ähm) erzählt was über unser Hobby. :thumbdown: Hört sich so an, als hätte er eine Amateurfunkgenehmigung.

    Knapp 42 Minuten. Kann man grade so ertragen.


    Der junge Mann hätte vielleicht mit den Funkamateuren des CCC Kontakt aufnehmen sollen. Gibt sogar einen OV im DARC. Wobei - wenn ich mir die Website so ansehe, sind die vielleicht auch nicht mehr auf dem neuesten Stand.

    Der Vortragende ist kein Mitglied im CCC wie der Titel des Thread es vermuten lässt. Die wenigsten im Umfeld des CCC aktiven Menschen sind übrigens auch im CCC oder einer deren "Erfas" (Ortsverbände) Mitglieder. Der Verein bzw. das Umfeld besitzt eine vollkommen andere Struktur als der DARC. Die Veranstaltung (rc3) wurde zwar vom CCC gehosted, jedoch darf sich jeder interessierte Mensch melden und ein Vortragsthema seiner Wahl einreichen. Die Vorträge stellen natürlich in keiner Weise die Standpunkte des CCC da. (das wurde hier natürlich nicht behauptet, trotzdem ist diese Information sicher nicht schlecht.)


    Und ja, der Vortragende (ich kenne ihn seit ein paar Jahren) ist im Besitz einer Amateurfunkgenehmigung und ist ein sehr aktives und vor allem überdurchschnittlich engagiertes Mitglied im DARC.


    Die vielen "Ähms" haben mich auch etwas gestört, aber ich Konzentriere mich bei einem Vortrag lieber auf den Inhalt. Jedoch hat sicherlich kaum einer der Leute hier bereits einen Vortrag online vor einer so großen Anzahl von Zuschauern (sowohl live im Stream als auch nachträglich auf YouTube/media.ccc.de) gehalten. Natürlich ist man da bei seinem ersten Mal aufgeregt, zumal die Zahl der Zuschauer eines Vortrages auf dem Chaos Communication Congress sich immer weit über 2000 bewegt. Ich finde dieses kleine Detail kann man unter diesen Umständen einfach mal außer acht lassen. ;)


    73, Janek

  • Moin Janek,

    aber ich Konzentriere mich bei einem Vortrag lieber auf den Inhalt.

    das geht nur wirklich gut, wenn er halbwegs sauber vorgetragen wird. Ab einem gewissen Punkt setzt bei mir sog. Fremdschämen ein. Hier auch. Ich weiss zwar nicht, wie heute in der Schule Referate vorbereitet, gehalten und vor allem bewertet werden. Aber hier sind echte Defizite zu spüren. Hier lenkt die Art und Weise des Vortrages, gepaart mit einer mangelnden Strukturierung derart vom Inhalt ab, dass ich im Grunde als Fazit (das auch fehlt) gar nicht weiss, was ich nun machen soll wenn ich es denn sollte.

    Natürlich ist man da bei seinem ersten Mal aufgeregt,

    Sicher. Nachvollziehbar. Aber eine gute alte und bekannte Regel besagt, wichtige Vorträge erstmal sich selbst laut vorzutragen, Mit Aufzeichnung, die man sich dann anschaut. Danach ist die Familie dran und Freunde. Gerade wenn man vor sooo vielen Leuten vorträgt. Zudem noch im Internet, dass bekanntlich nichts vergisst. :)

    Ich finde dieses kleine Detail kann man unter diesen Umständen einfach mal außer acht lassen.

    Sicher. Wenn sich das nicht wie ein roter Faden durch seinen Vortrag ziehen würde... Für jedes "Ähm" einen Euro und ich könnte mit Frau und Kind gut essen gehen. :rolleyes: Okay, später, derzeit gehts nicht.


    Nee, Jannek. Wenn das MAL vorkommt. Aber hier? Das ist kein kleines Detail, das ist (s)ein großes Problem!


    Für einen sauberen Vortrag brauchts keine rhetorischen Finessen, sondern eine klare und vor allem selbstsichere Ausdrucksweise. Was habe ich zum Schreiben von Berichten gelernt? Jeder Satz eine Aussage.

    Anders als hier im Forum, wo ich mal locker vom Hocker und aus dem Handgelenk auch mal nicht so gramatisch saubere Sätze schreibe, würde ich bei wichtigen Fachartikeln schon vorschreiben und mehrfach kontrollieren lassen. Und von anderen Gegenlesen lassen.


    Bei vielen neuen Vortragenden gibts eine kurze Anfangszeit, bei der die Nervosität im Vordergrund steht. Ist sich der Vortragende seines Themas absolut sicher und vertritt den Inhalt auch, so wird derjenige erfahrungsgemäß nach einer Warmwerdephase lockerer und freier. Ist hier nicht zu sehen.


    Es gibt auch bei ungeübten Vortragenden welche, die mehr Selbstsicherheit ausstrahlen. Hier fehlte mir auch das. Der Gebrauch von Füllwörtern wie dem "Ähm" sind mit ein Zeichen dafür. Eine Sicherheit strahlt er bei weitem nicht aus. Vielleicht sind viele Teile von dem, was er dort sagt, sogar im tiefsten Inneren nicht ganz seine Meinung. Die Unsicherheiten zeigen das. Ich würde mich so jedenfalls nicht präsentieren. :)


    Unabhängig davon, dass ein junger Mensch durchaus schon in der Lage sein kann, sich vor anderen Menschen in klaren einfachen Sätzen zu artikulieren, fehlt hier unabhängig davon eine gewisse Vortragsstrukur. Gerade bei so einem weitläufigem Publikum.


    Ich stelle mir den Mann gerade in einer anderen, vermutlich viel entscheidenderen Situation vor als so ein 08-15 YT-Video, was eh bald vergessen ist, vor: Einem Vorstellungsgespräch vor entscheidenden Entscheidern.


    Da zumindest ich in meinem Leben immer mit Menschen, also Kundenkontate ohne Ende zu tun habe, würde er bei mir zumindest eine freundliche aber bestimmte Absage bekommen. Natürlich mit Rückmeldung. Sowas - also sicheres Auftreten - kann man erlernen. Heute ist das WWW voll mit guten Hilfen.


    Ich habe im Leben schon viele Vorträge erleben dürfen und auch einige grottenschlechte ertragen müssen. Es waren einige sehr gute dabei, von denen ich mir das eine oder andere für meine Vorträge abgeschaut habe. Heutzutage ist das WWW und gerade YouTúbe voll mit Hinweisen dazu, wie man sowas geschickt durchführt.


    Der junge Mann hat mit Sicherheit (wie übrigens jeder Mensch) seine Fähigkeiten und Stärken, da bin ich mir ganz sicher. Nun denn. Genug von mir zur Art und Weise des Vortrages.

    Die Vorträge stellen natürlich in keiner Weise die Standpunkte des CCC da. (das wurde hier natürlich nicht behauptet, trotzdem ist diese Information sicher nicht schlecht.)

    Ja, die Info fehlte, danke dafür.

    ist im Besitz einer Amateurfunkgenehmigung und ist ein sehr aktives und vor allem überdurchschnittlich engagiertes Mitglied im DARC.

    Jetzt frage ich mich ernsthaft - allein den Konsens dieses Threads betrachtend - was in der Bewusstseinsbildung des jungen Mannes zum Thema AFU schiefgelaufen sein mag ... :/

    73 Michael, DF2OK.

    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~

    "Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist."

    7 Mal editiert, zuletzt von DF2OK ()

  • Zitat

    Und ja, der Vortragende (ich kenne ihn seit ein paar Jahren) ist im Besitz einer Amateurfunkgenehmigung und ist ein sehr aktives und vor allem überdurchschnittlich engagiertes Mitglied im DARC.

    Mich hat weniger die Form des Vortrags gestört, eher die fehlende Gliederung nach Schwerpunkten und eine etwas engstirnige bzw. einseitige Betrachtung. Für so einen allgemeinen Vortrag zur Suche nach neuen Interessengebieten im Amateurfunk fange ich nicht mit "falschen Sozialgruppen" an und spiele "klassischen Amateurfunk" (Motto "Althergebrachtes") gegen aktuelle Technik aus. Es ist das alte Problem mit Wertungen, auch wenn sie subtil gemacht werden. Ich würde neue Gebiete herausstellen, aber ohne Vergleiche mit bestehenden, großenteils auch historisch gewachsenen Interessengebieten machen. Er mag ja aktiv und engagiert auf seinen Gebieten sein, aber es gibt genug andere.


    Ich möchte nur ungern pauschalieren, aber es geht mir zuviel in Richtung alt gegen neu. Ich kenne inzwischen einige Youngster, die wieder anfangen mit Begeisterung alte Röhren-Schaltungen zu bauen. Dann das Theater um CW: jede Menge Neulinge steigen bei CW ein. Das Digital eine Domäne der Jungen ist, halte ich für ein Gerücht. Ich kenne noch genug Alte, die µProc verlötet und programmiert haben aus der RTTY Zeit in den 70ern und die Finger nicht von Mini-IT-Technik lassen können. Ich bin im Ausgleich zum IT-QRL Röhrenfreak geblieben, was aber nicht heißt, daß bei mir am PC (aus Recycling-Teilen) kein SDR hängt (zusätzlich zum Röhren-Collins :) ).


    Natürlich auch dazu eine Anekdote: habe Y-COM-Kabel gebraucht (GPS-Maus, APRS-TNC, Laptop). Kleines PC-Geschäft, junge Blondine mustert mich, bei den weißen Haaren angefangen recht ausgiebig, sehr selbstbewußt:"das geht nicht, da geht immer nur ein Gerät". Retoure, gut aufgelegt und freundlich: "Brauche ich für einen Hypothenusen-Quadrat-Modulator, da geht das". Ergebnis war ein roter Kopf und "da muß ich den Chef holen". Der kam, etwas gefachsimpelt, hatte leider keins, müßte gebaut werden. Als die Dame außer Sichtweite war, habe ich ihm das Eingangsgespräch wieder gegeben, aber mit der Bitte nichts zu der Dame zu sagen, es hätte mir Spaß gemacht. Er hat sich super amüsiert und das auch versprochen.


    Solche Dönekens fallen mir natürlich immer wieder ein, wenn Youngster mir unbedingt erklären wollen, wie die Welt heute tickt. Ich höre schon gerne zu, aber ab und an juckt es mich schon, wenn gemeint wird, daß Alte nur noch vor sich hin pennen und nichts mehr mit kriegen.


    aber jetzt GN 73 Peter

  • Für jedes "Ähm" einen Euro

    Also sowas haben auch ganz andere, in dem sehr guten Kanal "Funkwelle" kommt auch gefühlt in jedem zweiten Satz ein "quasi" vor und das ist nicht live vorgetragen. Sich an sowas abzuarbeiten ist etwas albern.


    Ansonsten bestätigt die Diskussion hier aber auch sehr schön einige in dem Video angesprochenen Vorurteile hi.

    73 de Haiko DF9HC

  • Also sowas haben auch ganz andere, in dem sehr guten Kanal "Funkwelle" kommt auch gefühlt in jedem zweiten Satz ein "quasi" vor und das ist nicht live vorgetragen. Sich an sowas abzuarbeiten ist etwas albern.

    Moin Haiko,


    das sollte auch durchaus humorig und überspitzt 'rüberkommen. Albern? Ja und nein. Haiko, dass was der junge Mann inhaltlich 'rüberbringt, hat wesentlich mehr Diskussionspotential, gar keine Frage.


    Warum bin ich jetzt auf die "ähm" ausführlicher eingestiegen? Weil ich den massiven Gebraucht davon im Gegensatz zu Janek nicht ausser acht lassen kann und möchte. Als jemand, der es gewohnt ist, live vor einer Menge von Menschen zu sprechen und sie zudem noch auszubilden (= ein Ziel zu erreichen), ist meine Aufmerksamkeit bei Vorträgen natürlich anders gewichtet.


    Wenn so ein Füllwort gelegentlich vorkommt, halte ich das für absolut unproblematisch, auch keine Frage. Es ist allgemein bekannt, dass derlei Worte wie "quasi", "ähm", "nicht wahr" und Co. dazu dienen, kurze Sprechpausen oder Verlegenheit zu überbrücken. Bei der Menge in (nicht nur) diesem Film hier eindeutig letzteres, Verlegenheit. Ab einer gewissen Menge fällt das wirklich jedem auf. Spätestens dann liegt der Fokus nicht mehr beim Inhalt des Vortrages, sondern es wird auf das nächste Auftreten von "ähm", "quasi" und Co. gewartet. Der Vortragende hat sein Publikum verloren.


    Der massive Gebrauch dieser Wörter (das wollte ich mit der "Euro-Bemerkung" humorvoll ausdrücken) ist für mich ein negatives Kriterium. Damit zeigt die Sprecherin / der Sprecher (Sender), dass ihm das Gegenüber (Empfänger) kommunikativ halbwegs egal ist. So wie geschmiertes Morsen plus massenweiser Irrungen. Dem Gegenüber gegenüber ab einer gewissen Menge schlichtweg eine Zumutung.


    Gleichwohl ist es durchaus mutig, sich zu präsentieren. Seine Idee von Veränderungen im AFU sind sicher ein Ansatz zum nachlassenden Interesse. VIelleicht ist sein nächster Vortrag anders.


    In diesem Sinn - munter bleiben.

    73 Michael, DF2OK.

    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~

    "Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist."

    16 Mal editiert, zuletzt von DF2OK ()

  • seit meinem letzten Erlebnis in einem PC-Shop kaufe ich nur noch Online ein.

    Ui, so schlimm, Tom?


    Wir haben hier zumindest ein gutes Geschäft, wo ich mich gut beraten lassen kann und natürlich auch einkaufe.

    73 Michael, DF2OK.

    ~ AFU seit 1975 ~ DARC ~ G-QRP-Club ~ DL-QRP-AG ~ AGCW ~ FISTS ~ QRPARCI ~ SKCC ~

    "Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist."

  • PC-Shops kann man schon ganz lange vergessen; diejenigen, die was drauf hatten, war meist die Wochenplatzjungen, die anderen sassen meist nur da und haben ihre Zeit mit Gamen rumgebracht. Wohl auch deswegen ist dieses Geschäftsmodell hier bei uns schon lange den Bach runter getrieben; wenn man schnell ne HDD braucht, ist man auf die Schrottverteiler à la Mediamarkt angewiesen, aber ein Netzteil z.B. ist ein Ding der Unmöglichkeit, dort zu kriegen.

    Wenn man also ausfallsicher ausgerüstet sein soll, tut man heute gut daran, selbst die notwendigsten Dinge vorrätig zu halten

    vy 73 de Pascal in JN37ml

  • Vielleicht hilft es ja dem JuhTuber, sich als Publikum ein Festzelt voller Leute mit Tomaten und Eiern vorzustellen. :D Da gibt man sich janz anderes Mühe, wenn der Mißerfolg nicht nur mit "dislikes" abzulesen ist.

    In der schönsten Hitze des vergangen Jahres verabschiedeten sich hier Kühler und dann auch Prozessor. JE-computer ist weg, K&M hatte die Tür zugeklebt und so geriet ich in einen "Gamer"-Laden. Dem jugendlichen Berater hätte ich zwar gern einen Haarschnitt spendiert .. . . aber Ahnung von Kühlsystemen hatte er!

    dont judge the book by the cover...

  • Um noch mal auf den eigentlichen Punkt des Videos zurück zukommen: Geräte sind nicht "hackbar". Das ist etwas dass mich auch ärgert. Heutige Transceiver sind ja praktisch über Software gesteuert. Die Hersteller verdienen an den Geräten, nicht an der Software. Viele haben Unzulänglichkeiten bei der Bedienung (speziell hat man FT-891 viele Punkte die sich gerne anders lesen würde und selbst bei nagelneuen FT-DX10 gibt es Kritik an Menüs und Bedienkonzepten). Was würde jetzt dagegen sprechen wenn Hersteller den Sourcecode ihrer Firmware (zumindest teilweise) veröffentlichen oder ein SDK oder Schnittstellen anbieten würde mit dem man die Bedienung (Menüs, Tastenbelegungen etc.) anpassen könnte? Die könnten mehr Geräte verkaufen und die Nutzer wären zufriedener. Gerade Funkamateure sind ja nicht Nutzer von Konsumelektronik und hätten Interesse und Know-how für entsprechende Anpassungen.

    73 de Haiko DF9HC

  • Als Hersteller würde ich meine Firmwares auch nicht open Source machen. In den Fall wäre allem tun Tür und Tor

    geöffnet. Zudem gäbe es vermutlich einen Haufen Leute die solche Firmware ändern und es würden etliche

    Versionen kursieren bei denen niemand Garantieren kann dass das ganze auch ordnungsgemäss läuft. Ein

    Hersteller muss ja zum einen Garantie gewähren und zum anderen die Konformität erklären. Bei open Source

    gäbe es solche Geräte aber sicher nurnoch ohne Herstellergarantie.


    ;);)

    73´s Jürgen , ALT-512 SDR 10 Wtts, mittlerweile 50m endgespeist an der Luft + TS-790E für VHF/UHF mit Indoor X-30 und

    4-Ele LPDA. Moxon für 6m/4m ebenfalls Indoor .... Xiegu G90 mit Eremit 18 AH LiFePO4 und 12m Spidermast für outdoor.

    Member Log4OM Alpha- & Betatest Team

  • Für einen Hersteller ist es immer verifizierbar, ob die Software auf seinem Gerät auch von ihm stammt, selbst wenn er den Sourcecode freigibt; etliche IT-Hersteller, z.B. Dlink veröffentlichen in der Regel den Sourcecode ihrer Router und Switches und bieten dennoch die übliche Gewährleistung und Garantie.

    Wenn ein Hersteller seine Software selbst aufbaut, kann ihn niemand zwingen, den Sourcecode dazu zu veröffentlichen; das hat primär mit dem Stichwort Intellectual Property zu tun; und wie wir von zahlreichen Beispielen, auch gerade aus der Afuwelt wissen, gibt es genug Leute, die dann Clones der jeweiligen Geräte auf den Markt werfen, um selbst etwas vom Effort des ursprünglichen Entwicklers abzuschöpfen.


    Wer gerne quelloffene Geräte haben will, muss halt auch den Ellenbogenschmalz aufbringen, diese selbst zu entwickeln und aufzubauen; die Technik dazu gibt es ja, auch verhältnismässig preisgünstig.


    Von dem her gesehen, ist die mangelnde 'Hackbarkeit' ein lächerliches Argument. Das wäre genau so, wie wenn er sich hinstellt und von Microsoft verlangen würde, den Sourcecode für Windows zu veröffentlichen.

    Niemand ist gezwungen, Windows einzusetzen, es gibt sehr gute Alternativen; genau so ist es auch im Afu. Niemand muss Geräte von der Stange kaufen; aber sich dann hinstellen und deren Defizite zu beklagen, ist reichlich unglaubwürdig und zeugt nur davon, dass man selbst nicht bereit ist, eigene Wege zu gehen.

    vy 73 de Pascal in JN37ml

  • Jetzt muß ich mal etwas Historie aus der Tasche ziehen: im Mainframe-Bereich der 60/70er wurde dem Kunden auf Wunsch auch der Source-Code ausgehändigt. Ich habe in den 70er S/W Spezies unterrichtet und genügend "hacking" erlebt und gemacht (hieß damals "Zappen", später auch "Patchen"). Mit dem Aufkommen selbstständiger S/W Unternehmen wurde man nicht mehr so großzügig, weil oft die Zuordnung von Problemen schwierig wurde und zunehmend Patent-Streitigkeiten (heute plus Lizenzrechte) aufkamen. Durch Gerichte wurde festgelegt, daß nur noch Schnittstellen veröffentlicht werden müssen.


    Etwa Ende der 70er, Anfang 80er kamen die ersten frei programmierbaren (und bezahlbaren) Chips heraus. Im RTTY-Bereich und Packetbereich wurde jede Menge mit EPROMs u.ä. programmiert und gehackt. Maschinencode, µCode und Assembler dürfte einigen hier noch im Erinnerung sein. Mit weiterer Miniaturisierung wurde immer mehr Coding und auch H/W-Funktion in die Chips verlagert. Inzwischen ist es so, daß Teile der Funktionen, insbesondere der unmittelbar H/W-abhängigen, nicht mehr austauschbar eingebrannt wurden (da muß notfalls der Chip gewechselt werden). Ich habe im TNC1 und PK232 oft genug EPROMs getauscht, neue S/W brennen lassen (hatte selbst keinen "Brenner" und in Eigenbau- bzw. Recycling-PCs BIOS-updates gefahren. Der austauschbare Teil der "Firmware" (das programmierte Geraffel) hat andererseits immer noch H/W-Bezug, der bis zur Zerstörung bei Programmfehlern führen kann.


    Das gibt unterm Strich mit den ganzen Lizenz-, Patent- und sonstigen Rechten sowie der Haftung eine ziemliche Einschränkung bei Reengineering und/oder Eigenlösungen. Daß sollte ein Youngster inzwischen eigentlich auch wissen, wenn es sich ausreichend mit dem Thema beschäftigt und nicht nur träumt. Es gibt in der Fachwelt auch den Spruch "Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein". Letztlich müssen einige Leute damit ihren Lebensunterhalt verdienen.


    73 Peter

  • Sowohl freie wie auch opensource Software funktionieren heute sehr gut. Sie hat ihre eigenen Geschäftsmodelle, die auch einen Lebensunterhalt ermöglichen. Das eine schliesst das andere nicht aus; ich hab selbst über viele Jahre damit meinen Lebensunterhalt bestritten


    gerade von den Youngstern aus der IT-Welt würde ich aber wie gesagt doch etwas mehr Sachverstand erwarten. Dass die Hersteller keine Software offenlegen, versteht sich von selbst; das kann man bedauern aber nicht ändern. Wenn man es anders will, muss man sich eben selbst reinwerfen und sowohl H/W wie auch S/W entwickeln - die Möglichkeiten dazu hat heute jeder, der bereit ist, sich mit der Materie auseinanderzusetzen. Und wer zu faul ist, soll es laassen, sich aber dann auch nicht beschweren.


    überdies gibt es immer wieder Hacks für alle möglichen Geräte; so können heute praktisch alle modernen Scopes und andere Messgeräte in ihrem Funktionsumfang durch Hacks erweitert werden; es gibt also sehr wohl Ansätze in diese Richtung, aber auch da gilt: jemand muss sich hinsetzen und das, was ihm vorschwebt, umsetzen.


    Dieses Gejammere immer wieder, sich über den Status quo zu beklagen, statt selbst die Dinge in die Hand zu nehmen, gehen mir jedenfalls ordentlich auf den Keks.

    vy 73 de Pascal in JN37ml

  • Moin,

    Für einen Hersteller ist es immer verifizierbar, ob die Software auf seinem Gerät auch von ihm stammt, selbst wenn er den Sourcecode freigibt; etliche IT-Hersteller, z.B. Dlink veröffentlichen in der Regel den Sourcecode ihrer Router und Switches und bieten dennoch die übliche Gewährleistung und Garantie.

    Es blieb ihnen auch nichts anders übrig, ebenso wie einem ganzen Stapel andere Hersteller von Netzwerkgeräten, die meinten, sie könnten Entwicklungskosten sparen, wenn sie einfach den Linux-Kernel auf ihre Geräte bringen, der von Haus aus alles mitbringt, was man für solche Geräte benötigt.


    https://www.pro-linux.de/news/…-besteht-vor-gericht.html


    Die Netzwerkgeräte basieren zu geschätzten 90% alle auf Linux oder BSD. Auch die freien Sourcen der so beliebten Produkte von AVM stehen zur Verfügung.


    Auch Apple veröffentlicht die Quelltexte, von allen Bestandteilen, die auf OSS basieren. IBM arbeitet direkt an Open Source Projekten mit und Microsoft hat auch einen ganzen Stapel Open Source Projekte, inkl. dem Linux-Subsystem unter Windows 10, was man mit einem Klick starten kann. Btw: Schon mal in einer Console unter Windows 10 "ssh" eingegeben? Auch Open Source. .NET ist nun auch OpenSource und da auch die neuen Windows Versionen massiv auf .NET beruhen, ist somit auch ein ganzer Teil der Grundfunktionen eines Windows Systems bereits salopp als OSS zu bezeichnen ;-). Google hat sowieso von Haus aus viele OSS Projekte. Oracle liefert mit mysql auch Open Source und das eigene Betriebssystem ist ein Linux Derivat.


    Schaltet man alle Systeme aus, die Open Source verwenden, ist als erstes das gesamte Internet tot, danach dann die halbe Industrie, deren Datenbankserver mit Oracle laufen.


    Aber auch viele Amateurfunksoftware verwendet Open Source. HamOffice nutzt die SQLite Datenbank, Log4OM SQLite oder mysql. Ohne diese OSS Produkte müssten die Entwickler einige Jahre mehr in ihre Software investieren. Die Zeit der Closed Source Produkte geht zu Ende, die Hersteller legen sich mittlerweile immer mehr auf Dienstleistungskonzepte fest. Nicht jeder, gerade in der Industrie, kann selbst alles installieren, pflegen und warten, die benötigen dafür Dienstleister. Ich könnte hier jetzt so einige hundert Programme aufzählen, mit denen Hersteller professioneller Angebote arbeiten und die alle Open Source Software sind.


    Die meisten Hersteller die keine Quelltexte liefern, haben doch nur Angst, das findige Leute ihre ganzen Bugs finden und sie sich dann nicht herausreden können! :P


    73, Tom

  • danke für die Präzisierung Tom; ich wollte jetzt hier nicht noch die GPL zum Thema machen, deswegen hab ich das aussen vor gelassen


    gewiss ist das Konzept der closed source ein Auslaufmodell, allerdings haben wir immer noch das Problem von Firmware, also hardwarenaher Code; das sehen wir immer dann, wenn wieder massenweise irgendwelche IoT-Geräte für DDOS-Zwecke missbraucht werden. Diese Programme werden auch weiterhin meist irgendwelche proprietäre/closed source Entwicklungen bleiben, die dann meist nach dem Verkauf nie mehr gepatched werden, aber trotzdem weiter in Betrieb bleiben und dann zum Sicherheitsproblem werden.


    Das wird auch für Afu-Transceiver zunehmend ein Thema werden, da dort immer mehr direkte Netzwerkanbindung möglich ist.

    Wer schaut da ggf. in 10-15 Jahren noch drauf, wenn sich herausstellen sollte, dass z.B. der verwendete TCP/IP-Stack nen Bug hat?

    Dieses Szenario gab es neulich gerade.

    vy 73 de Pascal in JN37ml