Frage zu LM386 mit Bass Boost

  • Hallo,
    im Datenblatt vom LM386 (z.B. http://www.national.com/ds/LM/LM386.pdf) ist ein Beispiel einer Zusatzschaltung (RC-Kombination zwischen Pin 1 und 5) angegeben, wie man die Bässe anheben kann.
    Im angegebenen Beispiel liegt das Maximum der Anhebung bei ca. 100 Hz.
    Was ich nicht verstehe ist, warum die Verstärkung zwischen 20 und 100 Hz ansteigt ?
    Erwartet hätte ich, daß in diesem Bereich die Verstärkung leicht abfällt.
    Kann man diese Schaltung benutzen, um 600Hz anzuheben ? Gibts hierfür schon eine Dimensionierung ?
    Zum besseren Verständnis hab ich 3 Bilder angefügt.


    Vielen Dank

  • Hallo Uli,


    gehe mal auf dieses PDF-File von LA3ZA. Dort steht praktisch schon deine Lösung mit Dimensionierung für 500 Hz.


    Allerdings mag ich persönlich den LM386 nicht, weil er bei mir immer zum Schwingen neigt. Mein persönlicher Lieblings-NF-Verstärker ist der uralte TBA820M, den ich unter http://www.janson-soft.de/amateurfunk/tba820m/tba820m.htm vorgestellt habe.

    vy 73 de Volker SM5ZBS

    3 Mal editiert, zuletzt von SM5ZBS ()

  • Von: DJ1ZB


    Betrifft LM386 Bass Boost:


    Die gleiche Schaltung ist schon im National Audio Handbook von 1976 drin.


    Das RC-Glied 33nF/10kOhm liegt parallel zum inneren Gegenkopplungswiderstand von 15 kOhm zwischen den Pins 5 und 1. In dem Buch ist auch eine Kurve des Frequenzgangs drin. Ab 20 Hz steigt die Asugangsspannung an, hat dann bei 100 Hz ihr Maximum und fällt dann bis
    1 kHz wieder ab, danach bleibt die Verstärkung gleich.


    Die Funktion der Schaltung verstehe ich so, daß die NF-Ausgangsspannung zunächst wegen des Ausgang-Koppelkondensators im Verhältnis zur Last ansteigt, aber ab 100 Hz greift die zusätzliche frequenzabhängige Gegenkopplung 10 kOhm/33nF, bis dann bei 1 kHz die Ausgangsspannung wieder so klein ist wie bei 20 Hz.


    Die gezeigte Gegenkopplung bewirkt also keinen "boost" im eigentlichen Sinne, sondern das Wieder-Absinken der Verstärkung, nachdem der Ausgangs-Koppelkondensator seine eigenliche Rolle als "Booster" ausgespielt hat, weil sein Blindwiderstand nun für alle höheren Frequenzen genügend klein geworden ist.


    Der Titel des Kapitels im Buch heißt auch "Bass Boost Circuit"; also die Schaltung als Ganzes tut's, nicht die Gegenkopplung alleine!


    Insofern ist der Titel unter der Schaltung "Amplifier with Bass Boost" irreführend.


    Darauf muß man natürlich kommen.


    OK?


    73 Ha-Jo, DJ1ZB

    DL0AQB - Transfer Listserver <> Forum

  • Hallo Uli,


    Mit welchem Programm hast Du denn die schöne Kurve gezeichnet?


    Ich hatte gerade mit EveryCircuit das RC-Glied ( R= 10k c =10 nF) des Solf NF Verstaerkers am Lm386 simuliert, aber die Ableserei war ein Graus.


    Grund: Bei Wegfall der Gegenkopplung könnte die Verständlichkeit bei SSB steigen. So die Überlegung eines Suchenden, der noch nicht weiss.


    73 de Hajo

  • Moin Hajo,

    Mit welchem Programm hast Du denn die schöne Kurve gezeichnet?

    Die ist zwar aus dem Datenblatt von TI. Aber solche Dinge lassen sich mit Spice machen.


    Für Windows & Linux (mit wine) LTSpice: http://www.linear.com/designtools/software/
    Für Linux (auch auf Spice basierend) : http://qucs.sourceforge.net/


    Siehe auch die hier schon genannte Seite von LA3ZA, die Kurven dort stammen aus der
    Ausgabe einer anderen Spice Variante:


    http://la3za.blogspot.de/2014/…th-spice-and-qrp-ers.html


    Wichtig ist die Kompabilität mit Spice, weil man dann auf Tausende von Modellen für die Bauteile zugreifen kann.


    73, Tom

  • Hallo,


    Ich hatte nur die Kurven gesehen, aber da ich wine nervig finde, werde ich morgen qucs mal aufsetzen. Die Libraries für Debian habe ich fast alle.


    Wat et allet gibt: Klasse und Dank


    73 de Hajo

  • Wat et allet gibt: Klasse und Dank

    Oh, mit LTSpice kann man noch mehr machen, nicht nur die Kurve darstellen, sondern sich das auch anhören, direkte Ausgabe in Audio-Files. Hier hatte ich das mal mit dem LM386 gemacht: http://www.dl7bj.org/morsekeyer/


    Das Ergebnis, dann in Hardware mit Mikrocontroller und mit Smartphone aufgezeichnet hört sich so an:
    http://www.dl7bj.org/morsekeyer-mal-wieder/


    Ich habe das aber noch nie mit qucs probiert.


    LTSpice ist zwar eine Version von Linear Technology, überwiegend für Schaltnetzteile gemacht, aber wenn man die Spice-Modelle der Bauteile hat, kann man damit jegliche Analog-Elektronik simulieren. Daher hat sich LTSpice als Standard etabliert mit einer riesigen Community (Gruppe bei Yahoo). In den letzten Heften vom Funkamateur ist ein Tutorial enthalten. Im aktuellen und vorherigen Heft ein Tutorial zu QucsStudio, die kommerzielle Windows Variante.


    Spice ist übrigens uralt: http://de.wikipedia.org/wiki/SPICE_(Software)


    73, Tom

  • @Raimund
    Auch wenn es nicht für mich gedacht war, hat die Seite meine indirekte Frage mit der letzten Formel beantwortet:
    Die im Solf NF- Teil verbaute Rückkopplung mit R=10 kOhm und C= 10 NF "boostet" die Frequenz 636 Hz = der Mithoerton und die zentrale Frequenz für den Abgleich.


    Jetzt muss ich mir noch ueberlegen, welche Auswirkungen dies für SSB und digitale Betriebsarten in SSB hat.


    Auf jeden Fall hat der Entwickler mitgedacht.


    @Tom
    Den Simulator spiele ich trotzdem noch auf.


    73 de Hajo

  • @Tom
    Die Installation von Qucs unter Debian lief problemlos. Ein paar Pfade musste ich noch anpassen, da ich als root unterwegs war. Bauteile gibt es massenhaft, aber natürlich nicht die, die ich wollte LM386 statt dessen LM 3886. Will sagen, die Lernkurve wird nicht unbetraechtlich sein.


    Nochmals Dank fuer den Hinweis.


    Nachtrag: Beim Program Geda gab es den gesuchten IC.


    72 de Hajo

    Einmal editiert, zuletzt von dl1sdz ()

  • Moin,

    Nochmals Dank fuer den Hinweis.
    Nachtrag: Beim Program Geda gab es den gesuchten IC.

    Wie schon geschrieben, ich habe mich mit Qucs noch nicht sehr beschäftigt. Ich habe mal eben geschaut, was QucsStudio genau ist, da im "Funkamateur" gerade die Artikelreihe läuft: http://dd6um.darc.de/QucsStudio/faq_de.html Die Windows Version scheint umfangreicher zu sein und schneller entwickelt zu werden.


    Aber wie gesagt, ich bevorzuge (LT)Spice, weil ich es auch mal auf der Technikerschule (noch unter DOS) gelernt habe. Das ist ewig her und ich hatte auch ewig nichts gemacht bis ich neulich diese Schaltung mit dem LM386 erstellt hatte, aber die Quellen für Modelle, Literatur, Tutorials usw. sind umfangreich und man findet sich schnell zurecht. Mit Qucs habe ich so meine Probleme, wie mit KiCad oder Geda auch. Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier und ich habe seit über 15 Jahren Eagle in einer Dual-Lizenz für Windows und Linux.


    LTSpice IV läuft unter wine auf meinem Notebook mit Ubuntu 14.04 LTS absolut problemlos. Selbst die Audiofiles aus der Schaltung werden als Wave-Files erzeugt. Dazu genügt wine, wie es bei Debian-Systemen dabei ist, ohne jegliche Zusatzinstallationen, ohne .NET und solch unsinnigen Kram.


    Ich hänge mal das Modell für den LM386 für Spice mit an, einmal als Sym, einmal als Subcircuit. Im Download-Paket von Linear Technology ist der nicht enthalten. Wer dann möchte, kann die Kurven von LA3ZA nachvollziehen. Am einfachsten einfach die Datei LM386.zip im Ordner LTSpiceIV/lib/sym nach der Installation von LTSpice entpacken.


    73, Tom

  • @Tom


    Dass hast Du jetzt davon: jetzt tue ich mir noch Wein in den Rechner und wenn der nicht will muss mein Notfall-Fensterrechner dran glauben.


    Dank und ich werde wie immer berichten.


    73 de Hajo

  • @Hajo,
    am besten du isst vorher ein Stück Pflaumenkuchen. Das beruhigt ungemein. :thumbup:


    juergen
    Ich muss morgen erst noch Quark kaufen, aber dann ...


    Spice habe ich jetzt auf einem Fensterrechner installiert, aber jetzt warte ich lieber auf den Pflaumenkuchen ...
    72 de Hajo

  • In der Baumappe des BCR (Stand: 25.11.2006) auf Seite 49 findet sich ebenfalls eine kluge Schaltung um bei ca. 640Hz die Frequenz anzuheben.
    Nun ist der LM386 aber auch dafür bekannt, dass er einen Rauschteppich produziert. Hat hier im Thread jemand das auch schon festgestellt?
    Gerne wird auf den NE5534 verwiesen. (vergl. z.B. YU1LM - "Renaissance of HF DC (Direct Conversation) receivers", S. 25, unten, Text, S. 26 oben, Schaltbild. Hat hier im Thread damit jemand schon Erfahrungen gesammelt die er hier vorstellen möchte?
    72 de Raimund, DL1EGR

    Erstaunlich, was 5 Bauteile "anrichten" können.

    Einmal editiert, zuletzt von DL1EGR ()

  • Moin,


    Raimund, der NE5534 ist ein OP-Verstärker. Mit dem wird man kaum die Leistung für eine ansprechende Lautstärke an einem niederohmigen Lautsprecher erreichen können. Der NE5534 ist aber bekannt für seine Qualität und wurde früher sehr viel in den Schaltungen zu NF-Vorstufen und Mischpulten in z.B. der ELRAD verwendet.


    In dem von Dir verlinkten Artikel wird für die NF-Verstärkung auf den TDA2003/SM2211 verwiesen.


    PS: Kleine Ergänzung, Raimund hat mich auf etwas aufmerksam gemacht, was ich übersehen hatte:


    Die Schaltung auf Seite 26 hat hinter dem NE5534 eine kleine Endstufe mit Transistoren. Das ist eine nette Lösung, ich denke sicher besser als der LM386. Auch der dort aufgeführte OP027 wird häufig in hochwertigen NF-Stufen verwendet. Wenn ich mich recht entsinne, aus meinen Bastelzeiten für die "Lärmerzeugung", hat der gar noch bessere Daten, als der NE5534.


    73, Tom