Freunde, es geht weiter.
Nach einiger Zeit - auch der Beruf fordert seinen Tribut - habe ich den Bausatz wieder rausgeholt. Bisher was es ja noch relativ einfach - gewissermaßen das Aufwärmen. Aber jetzt schien es doch schon etwas herausfordernder zu werden - besonders, als ich die Prüfanleitung gelesen habe. Egal, die ersten beiden Stufen liefen sofort - auch wenn das gebrochene Kopfhörerkabel mir den Schweiß auf die Stirn trieb, dann sollte auch die BG 3 zu schaffen sein.
Die Bestückung war kein großes Problem - meine Lötstation war auf 400 Grad eingestellt und meine Lötkolbenspitze war zwar nicht superfein, doch fein, und nahm im Laufe der Zeit etwas an Dicke zu, aber selbst die Beinchen der IC-Fassung ließen sich ohne Problem mit wenig Lot einlöten. Und dann kam das erste Auslöten - ein Tantal Elko war falsch. Also habe ich es zuerst mit Entlötlitze versucht. Vergiß es! Ich brutzelte auf dem Lötauge rum, aber nichts ging in die Litze rein. Eher habe ich die Litze auf das Lötauge geklebt. Ich halte nichts davon. Besser geht es mit der Entlötpumpe. Man muß nur schnell sein. Das war dann auch erfolgreich, aber das Lötauge sah nicht mehr so gut aus. Egal, es war noch durchkontaktiert und kein Schluß mit Nebenleitern. Den Tantal Cap hab ich dann auch wieder durch einen Ersatzkondensator vom heimischen Dealer in Kairo bekommen. Wer Kairo kennt...wenn Ihr am Midan Tahrir steht, geht die Talaat Harb runter und die dritte Querstraße rechts. Die haben fast alles da. Ich vermißte auch einen 27 Ohm Widerstand - der war irgendwie weg. Das kann jedoch auch an meiner Ordnung auf dem Basteltisch liegen. Hier verweise ich wieder auf die diversen Vorschläge zum vorherigen Sortieren, Prüfen und Beschriften, die in den diversen Threads immer wieder auftauchen - stimmt alles. Ist aber nichts für Ungeduldige wie mich - was jedoch zu Rückschlagen führt, wenn der Basteltisch eben nicht aufgeräumt ist und die Suche los geht. Zwei Abblockkondensatoren 100 nF konnte ich partout nicht identifizieren im Bausatzbeutel. Nach dem Ausschlußprinzip habe ich dann zwar zwei wahrscheinlich passende gefunden, aber die Beschriftung war so klein, daß selbst meine Lupe kapitulierte. Ich war lieber vorsichtig und ging wieder zum Dealer, der mich von vollem Mund begrüßte und zum Essen einlud. Ich machte ihm klar, daß ich zwei X7R Abblockkondensatoren von 100 nF haben wollte. Versuch das mal auf Arabisch zu erklären! Egal, er gab mir zwei kissenförmige, die keine Elkos waren und die geforderten Werte hatte. Die paßten zwar nicht ganz von der Größe (auch der nachgekaufte 27 Ohm Widerstand war deutich größer), aber ich habe sie doch eingesetzt.
Dann kamen die Quarze. Was stand im Handbuch......"Q1 bis Q4 befinden sich in einer extra Tüte. Diese 4 dürfen auf keinen Fall mit den anderen 4 MHz Quarzen durcheinander gebracht werden. Der Grund: um ein gutes, steilflankiges und schmales Quazfilter bauen zu können, müssen die benutzen Quarze gepaart sein. Die vier Filter-Quarze in der extra Tüte wurden bei QRPproject einzeln eingemessen und gehören zusammen." Mmh....bei mir gab es nur eine Tüte und da waren 6 Quarze drin. Kurze Rückfrage bei QRPpeter und schnell kam die Antwort, daß QRPproject ALLE Quarze paart. Na, das ist ja noch besser! Und im neuen Handbuch wird das geändert. Also kein Problem. Der Tip mit dem Drunterlegen eines Widerstandsbeinchens unter den Quarzen vor dem Einlöten ist super. Es braucht noch nicht einmal so ein dickes zu sein, wie ich es verwendet habe. Noch etwas, ich habe in meiner Junk-Box keinen Widerstand gefunden, dessen Bein lang genug war, um alle vier Quarze zu verbinden und dann noch ins Masseloch reichte. Da muß schon etwas Draht her. Aber wie hieß es beim Bund: "Mit Rödeldraht geht alles." Naja, hier sollte es schon dünnerer sein. Nehmt einen wirklich heißen Lötkolben mit genug Reserven zum Auflöten des Drahtes auf die Quarze um den Masseschluß zu sichern. Meiner war wirklich an der Grenze und mir zitterten die Hände, weil ich die Quarze nicht verbruzzeln wollte und trotzdem ein saubere Lötstelle auf den Quarzen produzieren wollte und nicht nur eine kalte Klebstelle.
So, dann war also der Test dran. Die umfangreiche Testanleitung ist wirklich spitze.
Sichttest - ok
Widerstandstest - ok
Check ob IC2 richtig rum im Sockel - auch ok
Rauchwolkentest - ok
Funktionstest.........mmh....
Kopfhörer auf, mit diversen Krokoklemmen Poti und Spannungsquelle anklemmen (ich nehme 13,8 V statt 12 V - ich war zu faul, einen Spannungsteiler zu nutzen. Mit einem Vorwiderstand limitiere ich den Strom auf ca. 100 mA. Geht ja auch alles, da mit dem Spannungsreglern die interne Spannung schon schön definiert runtergeregelt wird, aber das hat seine Grenzen!). Ach ja, ich schließe erst nur einen Pol an, schalte das Netzteil an und dann den Masseanschluß. Ich habe Angst vor Spitzen. Das ist zwar ein alter Hut, aber vielleicht ein kleiner Tip für Anfänger wie mich. Und dann mit langer Büroklammer an MP 5 getippt. Ohne Tippen sauberes Rauschen, mit Tippen an MP5 lautes Brummen. Kein KW Grumpelrumpf wie in der Prüfanleitung beschrieben. Aber einmal....ganz leise...vielleicht etwas gehört. Aber sonst nicht. Sollte es das gewesen sein? Frustriert alles abgeklemmt und eingepackt.
Am nächsten Wochenende wieder Funktionstest nach umfangreichen Sichttest. Diesmal die dicke Büroklammer an die Antenne angeklemmt und dann getippt - von wegen ein Stücken Draht! Nichts.....kein Grumpelrumpf. Mit Peter kommuniziert, der mich vertröstet hat. KW Grumpelrumpf vielleicht nur im HF überladenen Europa? Nun gut, der Funktionstest hat ja noch einen zweiten Teil. Ich speiste ein Rauschen in MP6 ein und überprüfte den Durchgang über die Software Spectrum Lab, die als Freeware im I-Net erhältlich ist. Ich halte sie für komfortabler als GRAM und auch besser beschrieben.
Ach ja, bevor ich das Ergebnis schildere, hier noch ein Tip. "Wer liest, ist besser informiert." Stimmt, schaut am besten bevor Ihr die BG aufbaut in die Prüfanleitung. Hier wurden drei Möglichkeiten vorgestellt, wie man den Funktionstest durchführen kann:
- Mit einem durchstimmbaren Sender und Dummy Load (Sender ging nicht auf 4,915 MHz)
- Mit einem Testoszillator für 4,9 MHz. (Den muß man erst mal aufbauen).
- Mit einem Rauschgenerator (Muß man auch erst aufbauen).
Ich weiß nicht, wie es Euch geht. Aber wenn eine BG steht, will ich prüfen und nicht erst noch das Prüfgerät zusammenbasteln. Dafür fehlt mir die Geduld. Also habe ich mir noch vor dem Spatz Bausatz den Rauschgenerator von QRPproject gekauft. Der ist leicht aufzubauen. Und dann habe ich ihn an mein Second Hand Scope angeschlossen und gesehen, daß ein schönes breitbandiges Rauschen produziert wird. Ich konnte also sofort loslegen.
Das Spektrum findet Ihr hier:
Na also, klappt ja doch. Mit Stolz und doch noch leichter Unsicherheit habe ich die Spektren nochmals Peter geschickt, der mir in übertragenden Sinne auf die Schulter klopfte und mir bestätigte, das ich erfolgreich war. Na also!
Peter, hab vielen Dank für die Hilfe für so 'nen Anfänger wie mich. Wenn Dich alle so in Anspruch nehmen wie ich, mußt Du kaum Zeit für Anderes haben.
Mit so einem Erfolgserlebnis wage ich mich an DDS VFO und DAS ist dann die wirkliche Herausforderung. Übrigens, bevor das im Handbuch beschrieben wird, wird erst einmal wieder ein praktisches Kapitel zur Bauteilidentifizierung und -beschriftung und zur Ringkernbewicklung eingeschoben. Das lockert auf und macht nach einer erfolgreichen Baugruppe Spaß, zu lesen und sich in die Formeln der Spulen zu vertiefen. Ist schon gut gemacht das Handbuch. Alle Hochachtung!
So, das war es für diese Woche. Jetzt ist erst mal wieder für zwei Wochen Pause. Ich muß nach Vietnam und danach geht es weiter. Bis dahin habe ich mir die "Massefessel" für das Handgelenk und die Elektrostatikschutzmatte aus Deutschland mitbringen lassen - denn die brauche ich für den Aufbau des DDS VFO.
72 de Gisel, SU9GD, DJ2AVB