Hallo Stefan,
nun habe ich mich doch noch vor die Tastatur gesetzt, um Dir (und mir) den Weg zum automatisierten Z-Match zu erleichtern.
> ... Aus Stromverbrauchsgründen macht es wahrscheinlich Sinn,
> bistabile Relais zu nehmen, das wirft dann aberwieder Probleme in der
> Zustandserkennung auf. ...
da gibt es eigentlich keine Probleme. Wenn Du an eines dieser Relais eine Spannung anlegst, schaltet es von der einen stabilen in die andere stabile Richtung um. Stabil heißt dabei, dass Du die Spannung nach dem Umschaltvorgang wieder entfernen kannst, ohne das sich am Schaltzustand des Relais etwas ändert. Willst Du nun, dass das Relais wieder zurückschaltet, legst Du einfach die gleiche Spannung in umgekehrter Richtung an. Manche Relais haben auch eine zweite Wicklung über die man dies erreichen kann. Die ist aber für uns nicht nötig und es reicht die Verwendung einer Wicklung.
Bevor ich Dir die Durchschaltung von einem Controller erläutere, noch schnell zu den Kondensatoren. Die sind nämlich nur dann erforderlich, wenn Du eine Dauerspannung anlegst und nicht willst, dass auch nach dem Umschalten noch Strom fließt. Beim Anlegen der Dauerspannung fließt durch das Aufladen des Kondensators kurz ein Strom, der das Relais zum Umschalten bewegt. Danach fließt kein Strom mehr. Der Kondensator kann so klein bemessen werden, dass das Relais gerade mit Sicherheit anzieht. Mehr ist nicht erforderlich. Zum erneuten Schalten des Relais polst Du die Spannung einfach um. Es gibt wieder einen kurzen Stromfluss und danach ist wieder Ruhe.
Auf den ersten Blick scheint es somit unmöglich, die Relais an einen Controller anzuschalten, denn seine Ausgänge können nur eine Spannung abgeben oder auf Masse liegen. Doch zum Umschalten der Relais benötige ich ja zwei unterschiedlich gepolte Spannungen. Doch es geht und Du kannst Dir sogar die Kondensatoren sparen. Und zwar so: An jedem Ausgang des Controllers hängt ein Relais. Damit ein Strom durch das Relais fließen kann, sind noch die zweiten Anschlüsse zu beschalten. Und hier kommt der Trick. Zuerst dachte ich, diese Anschlüsse müssten an Masse gehen. Müssen sie aber nicht, dürfen sie sogar nicht. Statt dessen werden alle restlichen Relaisanschlüsse verbunden. Das Ganze sieht dass als ASCII-Grafik ungefähr so aus:
+-----Relais1---A1
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+-----Relais2---A2
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+-----Relais3---A3
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+-----Relais4---A4
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+-----Relais5---A5
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+-----Relais6---A6
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+-----Relais7---A7
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+-----Relais8---A8
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+-----Relais9---A9
Hinweis: A1 bis A9 sollen die Controllerausgänge, - und | die Verbindungen und + die Verbindungspunkte sein.
So eine Schaltung nutzen auch die Leute von Elecraft in ihren Transceivern. Und ich bin nicht drauf gekommen, wie es funktionieren soll. Wolfgang zeigte dann die Lösung auf. Dazu mal ein Gedankenexperiment. Lege die Ausgänge A1 bis A8 an Masse und den Ausgang A9 an Spannung. Was passiert mit den Relais? Richtig! Relais 1 bis Relais 8 liegen parallel (geringer Widerstand), sodass über ihnen nur eine geringe Spannung abfällt und sie nicht anziehen. Fast die gesamte Spannung fällt über Relais 9 ab, dass nun promt seine Arbeit verrichtet. Nachdem es umgeschaltet hat (dafür braucht man nur eine gewissen Zeit zu warten), schaltet man den Ausgang A9 auch auf Masse. Nun fließt auch kein Strom mehr, da ja alle Controllerausgänge auf gleichem Potenzial liegen.
Um nun beispielsweise das Relais 9 wieder zurückzuschalten, geht man so vor. In dem noch vorliegenden Schaltzustand haben wir das Relais 9 durch Spannung am Controllerausgang A9 gebracht. Wir müssen daher die Spannung jetzt irgendwie umpolen, sodass für einen kurzen Augenblick Masse an A9 und Spannung an den anderen Ausgängen liegt. Du wirst bestimmt schon erkannt haben, was zu tun ist. Alle Controllerausgänge werden gleichzeitig (!) auf Spannung geschaltet (vorher lagen sie ja alle an Masse). Dadurch ändert sich noch nichts am Schaltzustand eines der Relais, den durch das gleiche Potenzial an den Ausgängen kann ja kein Strom durch die Relais fließen. Doch legt man nun den Ausgang A9 auf Masse, tritt der gleiche Fall wie der schon beschriebene ein - nur mit umgekehrten Vorzeichen. Ist das Relais umgeschaltet, legt man alle Ausgänge wieder auf gleiches Potenzial, z.B. Masse. Dann fließt wieder kein Strom mehr.
Na mitbekommen, dass Du überhaupt keine Kondensatoren brauchst? Das, was vorher die Kondensatoren durch ihre Entlade- und Aufladezeiten bewirkt haben, macht jetzt der Controller durch die Ausgabe kurzer Impulse an seinen Ausgängen.
Nun fragst Du Dich bestimmt, wie man erkennen soll, in welchem Zustand sich den eines der Relais befindet. Das muss man nicht erkennen. Dafür bräuchte man ja einen extra Kontakt - und den wollen wir doch lieber zum Umschalten der Kondensatoren im Z-Match nutzen. Es geht einfacher. Nach dem Einschalten des Z-Match wird sozusagen eine Initialisierung abgearbeitet, bei der alle Relais der Reihe nach in einen der beiden stabilen Zustände geschaltet werden. In welchen ist egal. Das Verfahren dafür kennst Du ja nun schon. Wichtig ist es jedoch, sich in einem Register zu merken, in welchen Zustand das Relais gesetzt wurde. Der gespeicherte Wert ist einfach nach jedem Umschalten zu ändern. Dann spart man sich die Kontrolle des Schaltzustandes.
Und das wäre es auch schon. Wie schon im Posting vorher geschrieben, stammen viele der hier gezeigten Überlegungen von Wolfgang. Ohne seine Hilfe wäre mir die Ansteuerung bistabiler Relais durch einen Controller immer noch ein Rätsel.
72/73 de Ingo, DK3RED - Don't forget: the fun is the power!
PS. Da die ASCII-Grafik nicht so dargestellt wurde, wie ich es wollte, habe ich jetzt mal die Controllerausgänge nach rechts gelegt, sodass die gemeinsame Leitung links liegt.