Hallo Thorsten
Jetzt gebe ich als "Betroffener" auch mal meinen Senf dazu.
Ich wohne als Mieter mitten im Haus und habe einen Balkon nach hinten raus... da geht es über eine kleine Freifläche und Garagen nach ca 20m in einen bewachsenen, 100m hohen Hang, mit Büschen und Bäumen. Der Hof ist umzingelt von Häusern, die unser Haus deutlich überragen. Also keine tolle Aufbaufläche und gefühlt über 50 Leute sehen meinen Antennendraht.
Alle theoretischen Gedankenspielen habe ich zuerst immer die Praxis vorangestellt. Die Rechenmodelle sind mit schnuppe, da ich die Verhältnisse vor Ort (Metall in der Nähe, unterschiedliche Distanzen zum Boden hin, Draht endet in Büschen im Hang,... ) sowieso nicht abbilden kann. Sondern ich habe mir überlegt, wie möchte ich bauen und was kann ich machen.
Aus praktischen Gründen kam bei mir nur eine Einspeisung am Ende des Drahtes in Frage. Ein Koaxkabel oder eine Hühnerleiter irgendwie in die Mitte oder auch außermittig in den Antennendraht war nicht machbar. Ich wollte die "Erscheinung" so klein wie möglich halten.
Damit bleiben 3 Antennentypen: Eine waagerechte Schleife, eine angepasste Endfed oder ein Draht, der nirgendwo in Resonanz ist - sich aber mit einem Tuner überall abstimmen lässt.
Recht schnelle war klar, dass ich möglichst viele Bänder haben wollte... und damit war auch klar, ich brauche einen automatischen Tuner am Fußpunkt der Antenne.
Die Schleife wäre mein Favorit gewesen... da habe ich lange überlegt, wie ich möglichst viel Draht in die Luft bekomme. Bei mir gibt es zwar keinen WAF aber einen Vermieter und Mitmieter, die das alles irgendwie dulden müssen. Damit es nicht zu viel wird, habe ich mich letztendlich doch "nur" für einen einzelnen Draht entschieden. Ich muss gestehen, ich habe nicht gefragt, sondern einfach mal gemacht... und bis heute kam glücklicherweise keine Reklamation.
Aber auch hier hilft vielleicht die "Salamitaktik". Angefangen habe ich mit einem 16,5m Draht (Random Wire) vom Balkon weg. Als Tuner habe ich den LDG RT-100 eingesetzt. Der bekommt seine Speisung über das Koaxkabel. Ich habe es mit 1:9 Unun versucht und ohne .... und habe den Unun mittlerweile weggelassen. Nach 2 Jahren unfallfreien Funkens habe ich einen neuen Endpunkt für den Draht gefunden und habe jetzt knapp 22m in der Luft... eine wirkliche Verbesserung der Antennenleistung habe ich nicht feststellen können... aber es lässt sich auf 80m (aber das Band nutze ich eigentlich kaum) besser abstimmen.
Der Antennendraht wird mit einer Zugentlastung gehalten. Diese ist auch eine Sollbruchstelle, falls mal ein Baum umfällt oder ein großer Ast runterkommt. Der Antennendraht selbst hat kurz vor dem Tuner eine Powerpolesteckerverbindung und steckt mit einem Bananenstecker in der Antennenbuchse des Tuners. Also würde ein umstürzender Baum den Antennendraht mitnehmen... aber das Halteseil reißt und der Powerpolestecker rutscht raus... und es reißt mir nicht den Tuner ab.
Als Gegengewicht habe ich einen Draht zu Balkongeländer und Dachrinne... (Ich habe auch schon erfolglos einen Extradraht versucht) Und nach dem Tuner gibt es sofort eine Mantelwellensperre bevor die 10m Koaxkabel das Gerät erreichen.
Natürlich fängt das Antennen-Gebilde alle möglichen Störungen aus der Nachbarschaft ein. Aber das ist uhrzeit- und tagesabhänging und erstaunlicherweise weniger als ich befürchtet habe. Die einzige von mir produzierte Störung die mir bekannt ist, hat unser Geschirrspüler. Der ist keine 5 m von der Antenne entfernt ...er schaltet sich bei 100 Watt CW auf 40m ein (startet aber nicht) .... wenn er "läuft", hat er keine Probleme - Da die Antenne so offensichtlich ist, hätte man mich wohl schon angesprochen, wenn ich bei Nachbarn etwas "bewegt" hätte.
Meine "Erfolgsformel" heißt übrigens - CW - . Ich bin kein Freund von digitalen Betriebsarten.
ALSO: Überlegen - wie bekommt man bei den gegebenen Rahmenbedingungen möglichst viel Draht so hoch wie möglich (und weit weg vom Haus wie möglich) in die Luft. Einfach machen! - Viel Spaß beim Bauen und viel Erfolg.
73 Armin