Ich war von 1991 bis zu meiner Pensionierung vor ca 1,5 Jahren in BW in der Branche aktiv. Ich war Begehungsteamleiter eines Abschnittes in Südbaden und habe den Digitalfunk von Anfang an mit geplant. Ab 2009 bis zur Inbetriebnahme 2012 haben wir die Basisstationen usw. aufgebaut. Es gibt genug Redundanzen. Bisher gab es meines Wissens nach noch keinen Ausfall, egal welcher Art. Sollte eine Basisstation tatsächlich ausfallen wäre ggf der GAN2 Standard (HFG in Gürteltrageweise) nicht mehr zu halten. Über die Gateways (in jedem Streifenwagen vorhanden) der MRT (alt: Mobilfunkgeräte) wäre trotzdem alles versorgt. Die vorhaltende Stelle BW hat Repeater und per Hubschrauber zuführbare Basisstationen... ich halte das System nach wie vor für sehr gut.
Noch vor der Inbetriebnahme habe ich ca 500 Kollegen direkt beschult (Präsensschulung) , die zuvor eine aufwändige Onlineschulungen mit Prüfung durchlaufen mussten. Parallel wurden Multiplikatoren geschult. Da sollte jeder das System kennen und mit den Geräten spielen können.
Das Problem der Blaulichtorganisatinen neben der Polizei (in BW) ist, dass z.B. bei der Feuerwehr jeder Kreisbrandmeister ein kleiner König ist. Es gibt keinerlei Einheitlichkeit. 50 % der Ausstattung für die Feuerwehren kommt vom Bund. Den Rest kaufen die Brandmeister nach eigenem Gutdünken. Hier reden wir nicht von Länderhoheit - sondern von Landkreishoheit! Das muss dann eben nicht unbedingt die gleiche Technik in jedem Landkreis sein.
Die Landesfeuerschule Bruchsal war zu meiner Zeit nicht in der Lage konzeptionell zu arbeiten und personell total unterbesetzt. Außerdem fehlt es absolut an Fachkenntnis (Baubegleitung der Funkinstallationen und Antennenanlagen in Feuerwehrhäusern, Standortbescheinigungen, BSI Beantragungen,.......) Bis zu meiner Pensionierung gab es dort noch keine Idee für eine Rufgruppen- / bzw Kommunikationsstruktur. Die Ämter für Brand und Katastrophenschutz in den jeweiligen Landratsämtern waren überhaupt nicht auf der Höhe (Obwohl sie im Katastrophenfall vorgesetzte Stelle z.B. auch der Polizei wären).
Der THW wurde mit Auflösung der Bundeswehr kaputtgespart. Von anderen Organistionen wie z.B. DLRG und Bergwacht, will ich erst gar nicht reden... ob die überhaupt einer auf dem Schirm hat?
Die Kosten des Aufbaus des Digitalfunks hätten u.a. durch den Verkauf der Frequenzen ab 2016 im 2m und 4m Band gemildert werden. (Die Geräte der Polizei wurden 2013 eingesammelt) Ich nehme mal an, dass der Analogfunk bei der Feuerwehr zumindest im ländlichen Raum immer noch aktiv ist. Mittlerweile steht der Digitalfunk 2.0 vor der Tür und die Feuerwehren haben den Hintern immer noch nicht hoch gekriegt. Interessanterweise liegt es diesmal nicht am Geld. Die Brandversicherung (Gebäudeversicherung) würde zumindest in BW einen Großteil zahlen und hatte entsprechende Rücklagen gebildet.
Auch spezielle Anwendungen laufen täglich - z.B: Bildübertragung (z.B. vom Hubschrauber oder Kollegen vor Ort) über Funk auf den Videoserver ...und das kann landesweit von jedem Berechtigten in Echtzeit auf den PC / Laptop geholt werden. (Verkehr, Vermisste, Verfolgte,...)
Aber wie gesagt - bei all meinem Wissen handelt es sich um die Verhältnisse in Baden Württemberg bis vor ca einem Jahr. Meines Wissens arbeitet man derzeit an erhöhtem Datentransfer und verdichtet das Netz.
Es liegt also nicht am Digitalfunk.... sondern an den Blaulichtorganisationen, die sich diesen nicht zu eigen machen. So Schade! ... denn die Kapazität wäre da - es wurde für sie mitgeplant.