Lbr Volker,
hiermit möchte ich deine bisherigen Berichte kommentieren:
Daß Du die Schaltung kapieren willst ist ok.
Die Röhren sind dem Ohmmeter nach in Ordnung, ok.
Der alte 4uF-Kondensator war schadhaft und wurde durch einen 16uF-Elko ersetzt, ok.
OK auch der Bericht über die bereits von Vorgängern ausgetauschten Kondensatoren. Hinter den 50k- und 100k-Widerständen muß man im Falle von Elkos aufpassen, dass sie nicht zu viel Reststrom ziehen, sonst könnte die Spannung an ihnen zusammenbrechen.
Man muß allerdings auch daran denken, dass alte Röhren ein schlechtes Vakuum haben können! Da aber eine Gleichrichterdiode auch nicht besser geht, kann man das für die RGN354 wohl ausschließen.
Aus deinem Bild nicht ersichtlich ist, ob beim Austauschen der Siebkondensatoren vielleicht ungünstige Massepunkte gewählt wurden. Den Minusanschluß des 4 oder 16uF Elkos sowie die Abblockung vom Schirmgitter und der Sekundärwicklung des NF-Trafos würde ich auf die Mitte des Entbrummers legen (Massepunkt der Endröhre), oder dort in die Nähe; den Minuspol der Abblockung des 50kOhm-Widerstandes auf die Kathode der Audionröhre.
Die starken Brumm-Masseströme vom Netzteil dürfen halt nicht in den Bereich des Audions verschleift werden. Das ist das Prinzip. Eine entsprechend aufgelöste gedruckte Schaltung vermeidet heute solche Probleme; früher brauchte man (auch bei qualitativ guten NF- oder Video-Verstärkern) dazu einen Verdrahtungssplan!
Deine Annahme über die ALC der Schaltung ist falsch. Das Gitter der Audionröhre geht über den Spulensatz an Masse, ihre Kathode liegt ebenfalls an Masse, und daher ist die Gittervorspannung des Audions Null Volt, wie es sein soll, und ist damit also unabhängig von der Gittervorspannung der Lautsprecherröhre. Die Gittervorspannung der Lautsprecherröhre entsteht natürlich nur dann, wenn auch Anodenstrom fließt. Das ist normalerweise aber der Fall.
Was Du mit dem Brummen durch Erhöhen des 4uF bezweckst, wird aus deinem Satz nicht deutlich. Den erwähnen 16uF-Elko kannst Du dort schon lassen, das sollte eigentlich reichen.
Über den Zustand des Heizkreises (Entbrummer auf Mitte oder nicht) hast Du noch nicht berichtet (nur, dass der Brumm auch bei Gleichstromheizung gleich stark ist). Nach der Betrachtung deines Bildes vom Gerätechassis kann ich allerdings sagen, daß der Draht-Entbrummer-Widerstand quer über die Drähte der Heizspannung deutlich zu sehen ist und auch nicht in der Symmetrie-Einstellung zu verändern ist. Dazu erübrigt sich also ein Bericht. Die anderen Bauteile sind optisch schwieriger zu identifizieren´.
Du hast auch die Beobachtung nicht weiter verfolgt, dass beim Kurzschließen der Sekundärwicklung des NF-Trafos das Brummen etwas weniger wird. Auf irgendeinem Wege sammelt der Trafo also doch einen Brumm ein.
Kannst Du bestätigen, dass die Montage des Netztrafos und des NF-Trafos im Gerät aller Wahrscheinlichkeit nach noch original ist? Denn bei zu geringem Abstand und ungünstiger Lage der Trafoachsen zueinander könnte der Netztrafo auf den NF-Trafo koppeln und den Brumm induzieren. Sonst kann es nur ein verbrummter Strom im Anodenkreis des Audions sein. Dieser könnte auch ohne Audionröhre durch einen defekten 50pF-Kondensator von der Anode des Audions nach Masse zustande kommen.
Zwar ist bei dieser Schaltung auch das Audion so geschaltet, dass sogar der HF-Spulensatz, wenn er nicht original montiert ist, Brumm vom Netztrafo auffangen und verstärken kann (läge der Gitterableiter direkt an Masse, wäre das nicht der Fall, da der 100pf-Kondensator für die 50 Hz als Hochpaßsperre wirkt). Aber dieser Brumm kann ja erst hörbar werden, wenn die Audionröhre warm geworden ist. Dies dürfte also nicht die Ursache des Problems sein. Die Audionröhre könnte man bei der Brummsuche auch herausziehen und diesen Grund damit generell ausschließen.
Die Kondensatoren 50pF von der Anode des Audions nach Masse und 150pF parallel zur Sekundärwicklung des NF-Trafos sind erforderlich, damit die beim Rückkoppeln entstehende HF nicht die Lausprecherröhre zustopft (dieses Problem gibt es auch bei Transistor-Audions). Bei extrem starker Rückkopplung würde zudem die Lautsprecherröhre Gitterstrom ziehen und sich über den 2MOhm-Widerstand in ihrem Gitterkreis zuregeln.
Wenn der 50pF-Kondensator von der Anode der Audionröhre nach Masse einen Feinschluß hat, dann könnte auch auf diesem Weg ein verbrummter Strom vom 50kOhm-Widerstand über die Primärwicklung des NF-Trafos nach Masse fließen (abhängig von der Güte der Vorsiebung am 50kOhm-Widerstand), und die Lautsprecherröhre würde diesen Brumm verstärken.
Dies wären so meine Gedanken zum gegenwärtigen Stand der Fehlersuche. Inwieweit Du dich an den Brumm gewöhnen kannst, mußt Du natürlich entscheiden.
HW?
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