ZitatOriginal von DL3BUS
[...]
Bild4_Ecke.jpg: zeigt die zwei Dipole, die sich an den Enden nahe kommen und in einem Winkel von 90° zueinander verlaufen
Ergebnis: eine starke Kopplung, bei der der Strom auf dem strahlungsgekoppelten Dipol ca. 50% der Erregerstroms auf dem gespeisten Dipol beträgt[..]
Hallo Ralf,
gehen wir mal von 50% Stromunterschied aus. Das wäre ein Koppelfaktor von -6dB. 25% der Leistung würde dann von der Hühnerleiter abgestrahlt.
Zunächst mal ist eine Simulation keine Erklärung. Damit testet man ja nur was das Modell des Simulators her gibt. Das stimmt sicher nicht ganz mit der Realität überein, aber der Fehler ist wahrscheinlich zu vernachlässigen. Ob aber diese Aussage stimmt, das kann ich nicht endgültig klären. Ich möchte nur Vorsicht empfehlen und kein blindes Vertrauen darin setzen. Ich habe versucht es anschaulich zu erklären und war mir immer bewusst, dass ich dabei Fehler machen muss. Wen das stört (ich meine jetzt nicht dich), der soll nachrechnen. Verstanden hat er das dann aber auch nicht besser.
Zurück zur Simulation. Vielleicht kannst du wirklich mal die Höhe des Stromes etwas genauer bestimmen. Die -6dB Koppelfaktor nehme ich mal so lange als Maximalwert an. Die Hühnerleiter einer endgespeisten Antenne wird aber in fast allen Fällen in einem grösseren Winkel als 90 Grad vom Antennendraht weg gehen. Eigentlich ist das ein Bogen, aber nehmen wir doch mal 100 oder 110 Grad an. Vielleicht kannst du das auch mal simulieren. Das hat schon einen Einfluss auf den Koppelfaktor und dann kommen wir bestimmt in Bereiche grösser als -10dB. So viel fehlt da doch gar nicht mehr.
Meine beiden Abschätzungen von -58dB und -20dB einige Tage zurück, waren Annahmen, deren Grundlage ich mit angegeben hatte. Der hohe Wert von -58dB widerspricht dem was dein Bild1 sagt auch gar nicht. Deine Simulation bestätigt meine Schätzung. Allerdings geht die Diskussion ja um die Endspeisung und nicht um die Mittenspeisung.
Die -20dB als meine zweite Näherung für den Allgemeinbetrieb sind ein Erfahrungswert für Koppeldämpfungen von parallel liegendem RG58U (ist besser als 40dB, zur Not kann ich eine Messkurve hier ablegen) plus einen Zuschlag. Diese Schätzung wird durch Erfahrungswerte für Dämpfungen zwischen verschiedenen Polarisationsebenen gestützt. Beide Werte sind also nicht völlig aus der Luft gegriffen.
Ich halte mal fest, dass es jetzt darum geht, ob Dein Simulatorwert von -6dB oder mein Schätzwert für Endspeisung von -20dB näher an der Realität sind. Wir sind uns also nur noch nicht ganz in der Höhe einig. Ob der Koppelfaktor dann -10dB oder -19,6523dB sind, ist mir im Prinzip egal. Und dass die Hühnerleiter strahlt, hatte ich nie bezweifelt. Ich hatte nur bezweifelt, dass dieser Anteil entscheidend ist. Man kann meiner Meinung nach nicht wirklich behaupten, dass die Antenne dadurch 3/4 Lambda lang ist. Das ist eine ziemliche Verwaschung dessen was da wirklich passiert.
ZitatIch überlege die ganze Zeit, wieso Du denkst, daß eine Antenne, die nachweislich Leistung in den Raum abstrahlt, leistungslos (ohne Stromfluß) erregt werden könnte.
Das habe ich nie gesagt. Ich habe immer davon gesprochen, dass die Lambda/2-Antenne eben nicht unendlich hochohmig ist, sondern bei Endspeisung ein ganz kleiner Strom in sie hinein fliesst. Ich sprach von Strahlungswiderständen im kOhm Bereich. Wir sind uns hier also einig!
In meinem vorletzten Beitrag hatte ich sogar von der dadurch zusätzlich auftretenden leichten Unsymmetrie am Speisepunkt gesprochen, der neben der Kopplung auch noch was zur Eigenstrahlung der Hühnerleiter beiträgt. Bei dieser Vereinfachung habe ich sogar einen "grossen Fehler" gemacht: Ich habe nämlich einfach so getan, als ob sich beide Effekte gleichphasig addieren. Es ist ganz unwahrscheinlich, wenn das zufällig so wäre. Aber die paar dB Einfluss, die es am Gesamtergebnis ändern würde, "schenkte ich mir" in der weiteren Betrachtung. Es macht einfach keinen Sinn sich um Koppelfaktoren von -10dB oder -13dB (eine Annahme) zu streiten.
Beispiel: +3dB (+100%) mehr Geld zu haben kann eine Menge sein. Ob man aber bei gleicher Ausgangslage -10dB (-10%) oder -13dB (-20%) Abzüge hat macht in absuten Werten wesentlich weniger aus
ZitatWie sieht es aus, kannst Du Dich meiner Auffassung anschließen, bevor wir zur strahlenden (oder nicht strahlenden) Speiseleitung kommen?
Wir nähern uns. Mach doch bitte mal die oben angegeben Simulation.
ZitatOriginal von DL6MBI
Mal eine Frage zur Loop: warum ändert sich das Magnetfeld abhängig vom Ort auf der gegen die Wellenlänge kleinen, abgestimmten Leiterschleife, wenn doch die Stromverteilung entlang des Leiters in erster Näherung konform ist (auch im Kondensator fließt ja ein hoher Strom) ?
Hallo Rolf,
schöne Frage! Im Kondensator fliesst ein Strom, der um 180 Grad entgegengesetzt zu dem Maximalstrom auf der linken Seite der Loop (in meiner Skizze) ist. Die beiden Ströme heben sich am anderen Ende der Loop (rechts) ausserhalb des Kondensators auf. In ihm gibt es örtliche Stromdichten (tut mir leid, es wird etwas schwierig). Die Verschiebestromdichte ist in der Mitte zwischen den Kondensatorplatten im Dielektrikum da am grössten, wo man am weitesten vom Rand der Kondensatorplatten entfernt ist. Da ist auch die elektrische Feldstärke am grössten.
Die Stromverteilung auf der Loop ist ebenso wie die Spannungsverteilung nicht homogen, sondern in erster Näherung sinusförmig. Am Rand beim Kondensator gibt es kleine Abweichungen, die aber nichts zum Verständnis beitragen. Wenn die Loop immer kleiner wird, kann man beide Verteilungen linear annähern. Mathematisch nähert man also: sin(x)=x (Vorsicht beim Ausprobieren mit dem Taschenrechner. Das gilt für Bogenmass eher als für Grad). Die Grösse des Stromes ist also bei kleinen Loops angenähert nur vom Abstand auf der Loop zum Loop-Kondensator anhängig.
Der Verlauf der Spannungsverteilung ist einfacher einzusehen, weil am linken Ende der Loop ja prakisch Kurzschluss ist. Da kann keine Spannung mehr sein. Am rechten Ende ist die Loop "offen". Hier ist die Spannung am grössten. Strom- und Spannungsverteilung sind um 90 Grad gegeneinander phasenverschoben. Bei kleinen Loops merkt man von der eigentlich sinusförmigen Verteilung nichts mehr.
Das ist bei einer Loop alles etwas schwieriger vorstellbar, als bei einem gestreckten Draht. Man kann sich behelfen, wenn man die Loop in Gedanken "gerade biegt" und der Kondensator dadurch einen grösseren Plattenabstand bekommt. Im Extremfall ist man dann wieder bei einer Lambda/2-Drahtantenne. Bei diesem Gedankenexperiment muss man eigentlich die Kapazität vergrössern, wenn man die ehemalige Drahtlänge der jetzt gestreckten Loop nicht verändert, um weiterhin bei gleicher Frequenz Resonanz zu haben. Der 90 Grad Unterschied bleibt aber auch ausserhalb der Resonanz immer erhalten.
ZitatOriginal von DL6UQ
[...]Ich schlage daher vor, dass wir unter der Rubrik "Antennentheorie" eine Reihe von Threads eröffnen, um uns zu dem speziellen Thema über die Theorie und die praktischen Belange Gedanken zu machen.
[...]
Steinigt mich dafür, aber ich habe das Gefühl, dass wir uns diesem Thema nur schrittweise nähern können![...]
Hallo Alexander,
ein neuer Thread ist die richtige Idee und ich werde dich nur dann "steinigen" (resp. den neuen Thread ignorieren), wenn es dort nicht mehr anschaulich zu geht. Mathematik erklärt nichts. Sie beschreibt Modelle, die man zuvor durch Beobachtung der realen Welt entwickelt hat. Ein Modell muss man daher auch so verstehen können. Leider wird die Umkehrung als Fehler immer wieder gemacht.
Nachtrag:
Nach einer 1/4-Stunde Nachdenken ist mir aber noch was besseres eingefallen. Warum können wir kein DL-QRP-AG-Wiki aufmachen? Das hätte nämlich den Vorteil, dass man alle Information kompakt an einer Stelle hätte und jeder was dran ändern kann. Ein Thread komplett durchzulesen ist sehr zeitaufwendig und man liest zwischendurch auch vieles, was sich später dann relativiert oder überholt hat.
73 de Tom - DC7GB