....es ist ja sehr schön, wenn SDR-Technologie in die breite Diskussion und vielleicht auch Anwendung kommt.
Das ist lange überfällig. Aber bitte etwas weniger emotional und ein bisschen realistischer.
Inzwischen dürfte sich herum gesprochen haben, dass Konzepte auf der Basis eines Mischvorgangs
in die Audioebene nicht der Weisheit letzter Schluß sind. Vor allem bei Signalen in Oszillatornähe haben
manche Empfänger so Ihre Probleme. Vom vorhandenen Spiegelfrequenzempfang mal ganz abgesehen.
Diesen gibt es nämlich auch beim Senden. Und eine Abstrahlung des Oszillators ist auch gegeben.
Entstanden ist das alles, weil (damals) AD-Wandler auf Soundkarten preiswert vorhanden waren.
Vor dem Entwickler des mcHF-Bausatzes ziehe ich trotzdem ob dieser reifen Leistung meinen Hut.
Toller Bausatz, guter Einsatz von SMD, bestechende Größe und saubere Platinen.
Und eine dazu passende Software. Es verwundert nicht, wenn ganze OVs sich in dieses
Bastelabenteuer stürzen und dabei viel Spass haben. Gut so.
Ich möchte trotzdem keinen. Warum ?
Weil ich von Beginn an, sobald verfügbar, direktsampelnde HPSDR-Technologie benutzt habe.
Und der inzwischen dank der Arbeit von Pavel Demin HPSDR-kompatible Red Pitaya Sampler hat doch
offensichtlich deshalb in kürzester Zeit so viele Freunde gefunden, weil es auch ein direktsampelndes,
noch dazu preiswertes Gerät, nutzbar mit einer außerordentlich leistungsfähigen Software, ist.
Die es noch dazu gratis gibt. Das ist keineswegs selbstverständlich.
Auch wenn dem Wandler gegenüber anderen Konzepten 2 Bit fehlen, ist der RP durchaus brauchbar.
Zum Glück werden die stark emotionsgeladenen Berichte zu dem IC7300 nunmehr etwas sachlicher und korrekter.
Kritisch scheint mir der von DF9IC beobachtete Rauschsockel beim Sender zu sein.
Da besteht wohl tatsächlich Bedarf zur Nachbesserung.
Eine AD-Wandlerkennlinie ist irgendwann zu Ende. Bei der weit verbreiteten HPSDR_Platine "HERMES"
sind das in der gewählten Schaltung ca- -15 dBm. Wenn diese Werte an großen Antennen erreicht werden,
hilft nur Selektion oder ein Abschwächer. Aber, ist das was Neues oder Überraschendes ?
Die im Zusammenhang mit dem IC7300 geäußerte Beobachtung, der RX ist ja bei -10dBm übersteuert,
verwundert (mich) nicht. Leute, geht's noch ? -10 dBm entsprechen S9 +63 db ! Braucht das wer ?
Wie man der Literatur entnehmen kann, haben AD-Wandler im Eingang eines Empfängers eher ihre Probleme bei
kleinen Signalen. Daher kennt PowerSDR eine Funktion Dithering. In Verbindung mit dem AD-Wandler wird
künstlich Rauschen erzeugt, damit der Wandler was zu tun hat. Der Rauschsockel steigt dabei natürlich an, was
für praktische Kurzwellenbelange aber ohne Bedeutung ist.
Wenn man sich mal mit der grundsätzlichen Funktion der Signalverabreitung in einem SDR befasst, wird klar,
dass der arg strapazierte Begriff Latenz maßgeblich von der Laufzeit in den gewählten Filtern bestimmt wird.
Hierbei gibt es entweder steile Flanken oder geringe Laufzeit. Beides zusammen geht nicht.
Wiederum PowerSDR bietet eine Einstellung diesbezüglich. In der Grundeinstellung beträgt die Verzögerung
ca. 150 ms, siehe Bild. Mit den Filtern kann man dann spielen.
Latenz ist also keine Frage des Misch- oder Samplekonzeptes sondern wird wesentlich von den gewählten
(programmierten) Filtern und deren Güte bestimmt. Laufzeiten im Bereich etlicher Dutzend Millisekunden
sind leider einer der immer noch vorhandenen Nachteile digitaler Signalverarbeitung.
Demgegenüber stehen aber Funktionen und Eigenschaften , die sich in Hardware nicht realisieren lassen.
Alle aufzuzählen, geht hier nicht, ich denke nur an eine exakte Pegelmessung im Empfänger,
beginnend beim Rauschsockel bis eben S9+63. Derartig lineare Anzeigen lassen sich analog nicht bauen.
Es gibt einen Sender, der sich durch eine extreme Linearität auszeichnet. usw. usw...
Wer einmal den von einem DA-Wandler erzeugte Zweiton gesehen hat, dessen Ehrgeiz zum Bau linearer
Verstärker wird (hoffentlich geweckt).
Ich zeige immer wieder gern den DDS-Zweiton, empfangen von einer Hermes-Platine. Und ein Sendesignal von
der Platine Hermes auf 10m mit 300mW.
Auch wenn es dem Einen oder Anderen (noch) nicht gefällt, digitale Signalverarbeitung ist die Zukunft.
Spannende Sache...ach ja, Äpfel schmecken doch anders als Birnen....
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Andreas