Zweidrahtleitungsführung

  • Hallo miteinander,


    bei der Verlegung meiner Zweidrahtleitung stand ich vor dem Problem die Leitung in der Nähe der Balkonbrüstung mit Kupferauflage zu führen. Es war vorher klar, dass dauerhafte Befestigungen mittels Bohrungen in der Wand ausgeschlossen waren. Hinzu kommt, dass ich den Aufbau vielleicht auch wieder umbauen möchte. Es sollte Material zur Anwendung kommen, dass sich in meinem Fundus befand.


    Da waren:
    1m Vierkantleiste Holz 20mmx10mm
    6mm Alurundstange
    M6 VA Muttern
    Kabelbinder


    Da die Kupferauflage über das Mauerwerk ragt, kam mir die Idee mittels Haken dort die Leisten zu befestigen. Zu diesem Zweck versah ich die Leisten mit je einer Bohrung und einem Langloch. Danach lackierte ich die Leisten zweimal. Die Alustange wurde passend abgelängt und danach im Schraubstock zu einem U mit einem überlangen Schenkel gebogen. Auf diesen Schenkel schnitt ich dann 6mm Aussengewinde. Die Haken sollte keinen direkten Kontakt zum Kupfer bekommen- also kam dort auf ganzer Länge mit Ausnahme des Gewindes Schrumpfschlauch darüber. Wenn alles vorbereitet ist, kann man die Haken an den Leisten vormontieren und an gewünschter Stelle an der Kupferabdeckung positionieren. Um den Einfluss der Abdeckung auf die 2 Drahtleitung zu minimieren, muss sie möglichst weit von dieser geführt werden. Bei mir sind das momentan ca. 18cm (Abstand der Leitungen der 2 Drahtleitung beträgt 50mm).


    Ich konnte bisher keine negativen Effekte durch diese Art der Befestigung ausmachen. Das Provisorium hat die letzten beiden Winter gut überstanden. Einzig ein nachlackieren war nötig- eine Arbeit die mir so gar nicht lag..HI


    vy 73
    Andy
    DK3JI

  • Hallo,


    wenn ich sehe, welchen Aufwand manche mit der Verlegung von Hühnerleiter machen, möchte ich mich gleich mit einer Zusatzfrage dranhängen:


    Ich habe im Spitzboden einen Dipol (2x ca. 12m), den ich als Mehrbandantenne/Doublet nutzen möchte. Ursprünglich wollte ich dort einen Automatiktuner installieren, da der Zugang aber so schwer und umständlich ist, will ich dort nur "passive" Teile montieren. Die Lösung wäre also Hühnerleiter bis runter ins Shack.


    Das einzige, was ich aber durch den Kabelkanal noch durchbringen könnte, wäre die 300Ohm-Leitung von DX-Wire. Dabei liegt sie parallel zu anderen Koaxleitungen, ein paar Meter auch neben Telefon- und LAN-Kabel. Frage an die Praktiker: Kann das gut gehen? Oder lieber doch nach ein paar Metern Zweidrahtleitung mit einem Balun auf Koax übergehen? Zweidraht von der Antenne bis zum Shack wäre mir aber lieber.
    Ich bitte um ein paar Tips aus der Praxis. Danke!


    73 Marcus

  • Lbr Marcus,


    bevor ich mir für dich eine Antwort zurech lege, hätte ich noch einige Fragen:


    Wie lang ist der Kabelweg von der symmetrischen Antenne bis ins Shack?


    Wie groß ist der Abstand zu den anderen Leitungen, wie Koax, Telefon und Lan?


    HW?

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • Hallo Ha-Jo,


    die Kabellänge ist ungefähr 15-20 Meter. Der Abstand zu den anderen Leitungen tendiert zu Null. Die Telefon- und LAN-Kabel laufen aber nur ein paar Meter parallel, die Koaxleitungen auf der ganzen Strecke.


    Wie du aus der Frage entnehmen kannst, habe ich noch keine praktischen Erfahrungen mit Zweidrahtleitung. Hier im Forum habe ich von Leuten gelesen, die sie einfach unter den Teppich oder sonstwohin legen, andere treiben viel Aufwand, um die Hühnerleiter schön auf Abstand zu allem anderen zu halten. Leistungstechnisch habe ich nicht mehr als max. 10-20W vor. Da es sich in schwer zugänglichen Räumlichkeiten nicht so gut experimentiert wie auf dem Labortisch oder der grünen Wiese, wäre ich für Tips von Erfahrenen dankbar. :P


    Gruss
    Marcus

  • Lbr Marcus,


    unter diesen Bedingungen würde ich folgendes versuchen:


    Von der Antenne bis zum Beginn des Kabelkanals 300-Ohm-Zweidrahtleitung. Direkt vor dem Eingang des Kabelkanals einen Balun, nach meinen Erfahrungen den von mir in cq-DL Heft 4/5/2009 angegebenen Hybridbalun, eine Kombination aus Spannungs- und Strombalun (der Strombalun geht auf die symmetrische Leitung und der Spannungsbalun auf das Koaxkabel). Im Kabelkanal dann bis zum asymmetrischen Tuner im Shack ein 75-Ohm-Koaxkabel, weil es weniger Kapazität hat als ein 50-Ohm-Kabel und diese Kabelstrecke zwangsläufig mit höherem SWR gefahren wird.


    Ich benutze bei mir die gleiche Installation; allerdings beträgt bei mir die Länge des 75-Ohm-Koaxkabels nur etwa 5...6 Meter.


    OK?

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • Hallo Markus,


    was auch gut funktioniert ist: Dort, wo das Kabel den Dachboden verlässt, einen wasserdichten Übergang von HL auf 2 x RG 213 (nur jeweils die Seelen). Von dort mit den RG213 ins Shack zum symetrischen Tuner. An beiden RG213 Enden die Abschirmungen zusammen löten und im Shack auf Erde legen. Ist allerdings etwas teurer (weil 2 x 20m RG 213). Habe es bei mir so aufgebaut, RG213 geht im Schutzrohr durch die Erde, im Nachbarrohr sind 230V AC Leitungen, aber mit geringer Belastung. Funktioniert prima.

    Tschüss von Michael, DL6ABB


    DOK: H73


    DL-QRP-AG #: 420
    G-QRP #: 11472
    AGCW #: 2994
    RTC #: 264

  • Vor einigen Jahren hatten wir in unserem OV-Heim versuchsweise ca. 30m wireman in einem Kabelkanal von der Station bis zum Dipol geführt. Das hat überhaupt nicht funktioniert, so dass wir schließlich mit Koax aufs Dach gefahren sind bis zum Automatiktuner und von dort mit einer frei hängenden symmetrischen Speiseleitung zur Antenne.
    73 Wolfgang

  • Lbr Michael,


    diese Technik, zwei Koaxkabel als symmetrische Leitung zu verwenden, habe ich auch mal probiert, aber ebenfalls mit 75-Ohm-Fernseh-Kabeln. Denn eine solche symmetrische Leitung wird ja ebenfalls mit merklichem Stehwellenverhältnis betrieben, so daß die 50 Ohm nicht zwingend sind und das 75-Ohm-Kabel sich wegen der kleineren Kapazität doch leichter tut. Wichtig ist wirklich die Verbindung der Schirme beider Kabel an beiden Enden und die Erdung nur im Shack. In den USA gibt es ja noch ein RG133A mit einem Wellenwiderstand von 95 Ohm, das wäre meines Erachtens für diese Betriebsart noch günstiger, weil es noch weniger Kapazität hat, aber mit 4000 V fast die gleiche Spannungsfestigkeit wie das RG213 mit 5000 V. Die dünneren 95-Ohm-Kabel und alle Schaumkabel haben dagegen nur 750 V Spannungsfestigkeit.


    Da ich ein asymmetrisches Anpaßgerät verwende und dahinter meinen Hybridbalun, dessen Symmetrie ich geprüft habe, brauche ich nur ein einziges kapazitätsarmes und ausreichend spannungsfestes HF-Kabel von 75 Ohm; meines ist noch von Bürklin.


    OK?

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • Hallo Ha-Jo,


    Danke für die Antwort! Ich habe den Artikel in der cq-dl 2009 mal überflogen, werde ihn noch gründlich studieren. Klingt interessant. 2x RG213 bekomme ich nicht mehr durch den Kanal, 1x 75 Ohm könnte gehen. Das wären bei mir ungefähr 5m Zweidraht und ca. 10-15m Koax bis ins Shack.


    Du schreibst oben explizit 300-Ohm-Zweidrahtleitung. Ist die in dem Fall am besten geignet? Denn wenns nicht durch den Kanal muß, könnte ich auch 450-Ohm nehmen. ?


    73
    Marcus

  • Lbr Marcus,


    nein, mit der 300-Ohm-Leitung hast Du angefangen. Bei der symmetrischen Leitung ist egal, welchen Wellenwiderstand sie hat; es könnte auch die von dir jetzt genannte 450-Ohm-Leitung oder eine Hühnerleiter mit Spreizern sein.


    Das 10...15 m lange 75-Ohm-Kabel müssen wir halt hinnehmen, wenn der Zuleitungsweg so lang ist.


    Sollte das wirklich zuviel Dämpfung haben, dann müßte oben dort, wo die Zweidrahtleitung endet, doch hinter dem Balun ein fernbedienbares, asymmetrisches Anpaßgerät stehen, oder halt ein fernbedienbares symmetrisches Anpaßgerät, das den Balun entbehrlich macht. Dann wäre natürlich auf dem Weg ins Shack auch ein 50-Ohm-Kabel besser. Aber ich würde erst mal mit dem Anpaßgerät im Shack und den schon besprochenen Kabeln anfangen.


    OK?

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • Hallo Marcus, hallo HaJo und Antennenbauer,


    danke für die Ausführungen!!


    Vielleicht zur Vervollständigung: In meinem Keller, an den Enden der RG213 ist dann ein symmetrischer, fernbedienter Antennentuner eingesetzt. Ich habe ihn selbst gebaut, nach dem Konzept von DL3LAC. Die Bedienung erfolgt aus meinem Shack im 1. OG. Das Steuergerät hat einen ATmega und speichert die pro Band nötigen L/C-Kombinationen. Das Verbindungskabel zwischen Steuergerät und Tuner ist ein 24 x 0,14. Denn es dient nur der Steuerung (kleiner Strom) und wird am Tuner mit einem separaten Netzteil und "Treibern" auf die höheren Relaisströme umgesetzt. Allerdings kann ich nur von 80m bis etwa 17m abstimmen. Das ist aber sicher ein Aufbauproblem und nicht unbedingt Sytem bedingt.


    Das ist aber ein echtes, länger währendes Bastelprojekt. Aber vielleicht findest Du ja Gefallen daran, soetwas zu bauen. Und -- so oft muss ich an den Tuner nicht dran. Er hängt an einer Kelleswand und läuft prima.

    Tschüss von Michael, DL6ABB


    DOK: H73


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  • Lbr Ha-Jo u.a.,


    vielen Dank für eure Anregungen. Ha-Jos Hybridbalun eröffnet mir neue Möglichkeiten. Da bis zur Umsetzung noch etwas Zeit vergeht, werde ich in Ruhe alles gut durchplanen und bei Bedarf hier noch mal nachfragen.


    Als Fazit ziehe ich: Zweidrahtleitung über diese Strecke parallel zu anderen Leitungen ist wohl nicht so optimal, mit Hybridbalun und danach Koax (75 Ohm oder mehr) ins Shack ist besser, ich habe dann auch den Tuner im direkten Zugriff. Für die 75-Ohm-TV/Sat-Kabel gibt es ja auch hochwertigere, es muss nicht das billigste aus dem Baumarkt sein.


    73
    Marcus

  • Lbr Michael,


    Ich habe Verständnis dafür, daß Marcus seinen Tuner im Shack bedienen kann. Ich mache es genauso. Zudem reizt mich die Digitaltechnik mit all ihren Möglichkeiten gar nicht, zumal ich von ihr nichts verstehe und mich mit 78 Jahren damit auch nicht mehr belasten möchte, wenn es über einen El-Bug hinausgeht. Aber die Möglichkeiten der Analogtechnik schöpfe ich gerne aus, auch die Möglichkeiten einer guten Symmetrierung von Leitungen hinter einem asymmetrischen Anpaßgerät.


    Lbr Marcus,


    ok, dann bin ich mal gespannt, wie Du mit dem Thema weiter kommst. 75-Ohm-Kabel mit hoher Spannungsfestigkeit sind ja die älteren RG11 oder 11A oder 12A oder das neuere RG216. Nur die ebenfalls angebotenen "foam" cables, also Kabel mit Schaumdielektrikum, sollte man trotz geringerer Verluste (die bei 50-Ohm-Betrieb wohl ein Vorteil sind) NICHT verwenden, wenn man es wie in diesem Fall mit stehenden Wellen betreiben muß! Schaum bedeutet immer Lufteinschlüsse und damit die Möglichkeit von inneren Überschlägen! Deren Spannungsfestigkeit wird auch mit nur mit ca 700 V angegeben.


    Sollte bei dem 75-Ohm-Koax auf irgendeinem Band keine Anpassung möglich sein, dann hilft u. U. eine Verlängerung des Kabels im Shack über das örtlich bedingte Minimum hinaus! Ich hatte mal so einen Fall auf dem DARC-Server, wo ein OM eine G5RV über ein 18 m langes 50-Ohm-Koax speisen mußte. Bei 18 m plus 3,80 m konnten dann doch alle Bänder von 40 - 10 m angepaßt werden.


    Viel Erfolg also.

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • Hallo Marcus, hallo HaJo und alle Antennenbauer,


    natürlich wollte ich die von mir eingesetzte Variante nicht als das Mass der Dinge darstellen!! Ich wollte eher auf die evtl. im Stillen aufgetretene Frage antworten: "Was macht der denn mit 2 RG213 im Keller???". Natürlich ist meine Variante ein grosses Stück "Spielerei" und der gerade, einfachere Weg ist der, den Du, HaJo, aufzeigst. Es gibt eben viele Wege zum Ziel.

    Tschüss von Michael, DL6ABB


    DOK: H73


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