Ich hatte mich kurzfristig entschlossen, meine Planungen zur Aktivierung des Gebietes in die Tat umzusetzen. Dieser sehr sonnige und angenehme Tag lud erst einmal zu einem Besuch eines Cafés ein. Auf dem Weg zum Gebiet kehrten wir im Schloßcafé Göhrde ein. Ja, das hatte was. Im Ambiente der späten 60er Jahre genossen wir Milchkaffee sowie ein paar Stücke Kuchen. Nach netten Gesprächen sind wir weiter Richtung Hitzacker/Wussegel. Dieses Mal nicht auf die durch das Café sowie Stintessen bekannten Elbterrassen. Wir bogen vorher ab. Von der Elbuferstraße aus bot sich uns ein herrliches Bild!
Auf der Deichstraße durften wir nicht halten, so habe ich leider keine Fotos von den vollkommen überfluteten Elbauen schiessen können. Einfach herrlich, die Sonne stand nicht mehr im Zenit, das gibt längere Schatten und mehr Räumlichkeit. Die Herbstfärbung war schön anzusehen und das Wasser hatte bei dem Sonnenwinkel eine blaue Farbe. Reiher suchten in aller Seelenruhe nach Nahrung, überall Wildgänse. Ich bog von Deich ab und erreichte meinen Zielpunkt. Herrlich frei, viel Platz für alles und hinter dem frisch gepflügten Acker mit der in der Sonne glänzenden schweren Scholle ruhten sich eine Kolonie von Gänsen aus. Ein Geschnatter, sehr angenehm. Die warme Sonne schien immer noch, als meine Frau es sich auf dem Regie-Klappstuhl gemütlich machte. Strickzeug, Buch, Kaffee, Kekse - nun konnte der "Alte" funken. Was die Idylle störte, war ein Trecker, der mit monotonem Dieselklang und seiner Egge dem schweren Ackerboden zu Leibe rückte. Gut, der war etwas weg, doch die Maschine störte das ansonsten sehr friedliche natürliche Sound-Ensemble.
Der Aufbau klappte und ich begann auf 20m zu rufen. Dieses Wochenende gab es wohl 12 Conteste aller Art, somit war das Band nicht leer. Auf dem Screeshot der Clusterspots ist zu sehen, das die CW-WFF-QRG 14.044 Mhz gut belegt war. Also suchte ich mir einen anderen Platz und legte los.Doch, es ging. Kein riesiges Pile-Up, aber gut zu tun. Als das Rufzeichen 4K9W durch die Kopfhörer an mein Trommelfell drang, hatte ich so ein Bauchgefühl: Haste irgendwie schon mal irgendwo "mit zu tun gehabt". Daheim gebe ich jedes Call nochmal bei QRZ.COM ein, um die Namen und andere Daten im Log nachzutragen. So fand ich Vladimir und den dazugehörigen Blog. Na klar, wie hatten die QSL-Karte auf unserer großen QSL-Kartenausstellung zum Jahreswechsel mit ausgestellt. Sein Schicksal hatte sogar unsere Lokalpresse in den Bericht mit aufgenommen.
Nachdem auf 20m nicht mehr so viel los war, habe ich die Upper & Outer für den Betrieb auf 30m umgebaut. 30m war ebenfalls voll. Meine CQ-Rufe verhallten ungehört. Aber Rolf, DF2OU hatte heute schon das Gebiet auf 30m aktiviert, so waren die Sammler gut bedient worden. Vor Sonnenuntergang wollte ich es dann doch mal auf 40m versuchen. Bei den anderen "Expeditionen" habe ich darauf verzichtet. Der hohe Grundwasserstand an der Elbe kann ja auch helfen. Mein steckbarer Drahtdipol wurde in die Höhe gehoben, abgespannt als Inv-V. Junge, Junge, ist das 40m-Band voll. Vor allem aber: ruhig! Daheim ist soviel Elektromüll in der Luft, dass das auf den tiefen Bändern nicht mehr schön ist. Aber in der freien Natur? Superklasse. Hier gelangen mir dann noch 6 QSO. 23 Verbindungen sind es insgesamt geworden, 1x DX. Wie immer mit Sierra mit rund 5 Watt HF, Palm-Keyer.
Nun, die Sonne war schon hinterm Horizont verschwunden, als ich alles abgebaut hatte. Genau in diesem Moment war auch der Trecker fertig und fuhr weg. Herrliche Ruhe! Bis auf die quackelnden Gänse und einen traurig jaulenden Hund im Nachbarort war es still. Im Laufe des Nachmittags zogen viele Gänse gen Westen, war überhaupt sehr schön. So fuhren wir los. Der weitere Wegverlauf sollte lt. Topo-Karte geteert sein. Vorbei am Mittelwellensender Pisselberg, der damals auf 630 Khz und anderen Frequenzen als Füllsender an der Grenze aktiv war. Heute sind dort nur BOS - Sachen aktiv. Naja, die Straße wurde zu einem an sich guten Feldweg... Doch nach einigen hundert Metern Fahrt knallte es kurz aber prägnant vorne. Ups, kurz aufgesetzt?! Gelegentlich kommt das mal vor, aber nie so heftig. Gut, ich war wieder auf dem Teerweg, direkt vor dem Sendergebäude 'Pisselberg'. Technischer Halt. Mit meiner kleinen Taschenlampe leuchtete ich unter den Motorraum. Uff, langsam im 2-Sekundentakt tropft das Öl heraus. Nagut, vielleicht reicht das bis daheim. Also erst einmal meinen Vater, DJ9HZ, informiert. Falls ich einen Abschlepper nötig habe. Ferner hat er schon die Schüssel zum Unterstellen in der Garage parat. Daheim angekommen kontrollierten wir den Ölstand: Leer. Die Warnanlage des PKW hatte noch nicht gepiept, Glück gehabt.
Diese Aktivierung wird einen höheren Kostenaufwand je QSO aufweisen als die anderen. Mal sehen, was mir die Werkstatt mitteilt. Jedenfalls bin ich froh, dass die 50km nach Hause noch fahrbar waren. Damit war ein schöner und zugleich abwechslungsreicher Tag verlebt worden.
