Vorabdruck des Editorials unseres QRP-Report (z.Zt in der Druckerei)
Es wird Zeit für den nächsten Schritt!
Der Anfang
„Life is to short for QRP – das Leben ist zu kurz für QRP“. Ob damaliger Vorstand des DARC oder Power-Dauer-Redner auf 80 m, es gab mehr als genug Funkamateure, die sich in solchen Sprüchen gefielen, ohne je unsere Motivation zu verstehen, als wir 1997 zum ersten Mal breit an die Öffentlichkeit traten. Dabei haben wir von Anfang an genau erklärt, worum es uns geht:
1. Der Verflachung des Funkdienstes Amateurfunk durch Wiederbelebung des Selbstbaus entgegenzutreten, ohne dabei aus den Augen zu verlieren, dass die Mehrheit von uns trotz aller gesetzlichen Ansprüche für die Prüfung nichts weiter sind, als „gehobene Laien“. Dazu die vorhandenen Ressourcen bündeln, um den interessierten Funkamateuren Werkzeuge und Materialien an die Hand zu geben, ohne Gefahr für Leib und Leben erfolgreich Selbstbau im Amateurfunk zu betreiben.
2. Den technisch innovativen wie auch den sportlichen Charakter unseres Hobby in den Vordergrund zu rücken, indem wir statt „Mit Power durch die QRM-Mauer“ den Weg zu besserer Ausrüstung und höherwertigen Fähigkeiten aufzeigen. Die eigenen Fähigkeiten entwickeln, statt zu klotzen, Wissen statt Kraft, Betriebstechnik statt Ellenbogen, mit weniger mehr erreichen.
Alles Motive, die ursprünglich den Amateurfunk ausmachten, weshalb unser Leitmotiv „Der Amateurfunk wird wieder wahr, wenn Amateurfunk wird, wie er war“ bis heute Gültigkeit hat.
Die Gegenwart
Heute, 13 Jahre später, gibt es nur noch wenige, die nicht mit Hochachtung von den Aktivitäten der DL-QRP-AG reden. Viele ursprünglich von uns initiierte Veranstaltungen wie Illinger Tagung, QRP an der See usw. sind inzwischen zu dauerhaften Selbstläufern geworden, die mit großer Kontinuität auf eigenen Füßen stehen. Vorträge über QRP und Selbstbau sind immer besonders gut besucht und der QRP-Report hat es schon auf mehr als 50 Ausgaben gebracht.
Die im Rahmen der AG entwickelten Bausätze, inzwischen immer mit aufwändigen Baumappen ausgestattet, haben vielen Hundert Funkamateuren oft zum ersten Mal den alten Traum vom selbst gebauten Funkgerät erfüllt.
Unser QRP-Forum im Internet ist als eine der effektivsten Diskussionsplattformen für Amateurfunk anerkannt und QRP-Conteste wie auch die
vor zwei Jahren eingeführte Montags-Fuchsjagd auf dem 80-m-Band erfreuen sich steigender Beliebtheit. Outdoor-Aktiviäten wie SOTA und GMA haben sich als unmittelbare Verwandte der QRP-Aktivitäten fest etabliert. Die Wiederbelebung des Amateurfunks als anspruchsvolles Hobby, wie wir ihn verstehen, ist im vollen Gange und von den letzten Homepages mit dem Spruch „Live ist to short for QRP“, die ich im Internet gefunden
habe, wird eine von einem Funkamateur betrieben, der inzwischen ein chinesisches QRP-Gerät anbietet.
Die Zukunft
Bei allen Erfolgen, eines haben wir übersehen: Unsere Aktivitäten haben zwar bewirkt, dass sich sehr viele Funkamateure auf ihre eigentlichen Vorstellungen ihres Hobbys zurückbesonnen haben, es fehlt aber oft an der Infrastruktur. Was meine ich damit? Anfänger und Quereinsteiger sind
sich beim Bau eines Funkgeräts oder auch eines Zubehörs auch bei noch so aufwändiger Baumappe oft unsicher, haben Fragen, wissen nicht weiter. Vor noch gar nicht so langer Zeit hätte der betroffene Funkamateur sein Problemkind in die Tasche gesteckt und beim nächsten OV-Abend auf den Tisch gelegt, um das Problem mit den anwesenden Freunden zu diskutieren und auch zu lösen. Das funktioniert heute nur noch höchst selten, da der DARC und seine Ortsverbände eine andere Entwicklung genommen haben. Nicht von ungefähr beklagt der DARC, dass die Kompetenz im Amateurfunk heute nicht mehr beim DARC liegt, sondern in Interessengruppen und Arbeitsgemeinschaften wie DL-QRP-AG, AGAF, AMSAT usw. Der DARC hat trotz dieses Wissens keinerlei Anstrengungen unternommen, diese Kompetenz in irgendeiner Form zurückzugewinnen, im Gegenteil, die Versuche von Mitgliedern, der QRP-AG die Kompetenz z.B. durch Gründung eines OV Selbstbau zurück in den DARC zu tragen, wurden mit anwaltlicher Hilfe zurückgewiesen.
Viele unserer aktiven Bastler besuchen inzwischen den OV nicht mehr, da die Aktivitäten dort nicht mehr ihrer Interessenlage entsprechen. Die Folge davon ist dann, dass Neu- oder Quereinsteiger berichten, dass sie beim OV-Abend niemand antreffen, der noch selbst baut, und die anderen sie eher auslachen, als ihnen zu helfen. Was bleibt dem „Neuen“ dann anderes übrig, als sich im Internet an das QRP-Forum oder aber den Support des Bausatzlieferanten zu wenden?
Und hier muss die DL-QRP-AG den nächsten Schritt tun, ihre Aktivitäten ausweiten. Das Forum ist gut und wichtig, kann aber den persönlichen
„Auge in Auge“-Kontakt nicht ersetzen und die drei bis vier deutschen Supporter sind durch die massiv gestiegene Anzahl selbst bauender Funkamateure hoffnungslos überlastet/überfordert. Wenn die AG es nicht geschafft hat, innerhalb des DARC die Strukturen genügend
zu beeinflussen, so muss sie außerhalb eine eigene aufbauen. Nein, keinen eigenen Klub, dazu fahren wir seit 13 Jahren viel zu gut ohne Vereinsmeierei.
Wir brauchen ein gut organisiertes Paten-System. Die DL-QRP-AG hat genug Mitglieder, um ein deutschlandweit funktionierendes Netz von Paten aufbauen zu können. Steht dieses Netz, dann weiß jeder bastelnde Funkamateur, an wen er sich wenden kann, wo er einen Menschen trifft, der bereit ist, sich das Bastel-Problem anzusehen, es zu diskutieren, bei der Beseitigung zu helfen. Aus meiner Support-Erfahrung heraus kann ich sagen, dass die meisten Anfängerprobleme sich schon durch ein Gespräch lösen lassen. Oft findet der Anfänger selbst die Lösung, wenn er nur mit jemandem darüber redet. Die meisten Probleme im Selbstbau resultieren aus der Unsicherheit des Anfängers. Der Pate braucht also in den meisten Fällen gar nicht selbst der große Spezialist zu sein, es reicht, wenn er über ein wenig mehr Erfahrung verfügt und dadurch schon einen Teil der
Anfängerängste überwunden hat.
Der zweite Schritt der DL-QRP-AG
Um dieses Netzwerk zu errichten, bauen wir eine Datenbank auf, in der alle Paten eingetragen sind. Auf diese Datenbank soll jeder Hilfe
Suchende direkt zugreifen können. Wer keinen direkten Internet-Zugang hat, bekommt seinen Paten per Schneckenpost oder Telefon auf Anfrage durch mich vermittelt. Bevor es aber so weit ist, muss diese Datenbank aufgebaut werden, und das muss schnell geschehen, ehe der schöne Aufschwung des klassischen Amateurfunks wieder zusammenbricht. Das klappt nie, denkt der Leser? Das haben 1997 schon alle Unken gerufen und lagen damit falsch, siehe den Anfang dieses Editorials. Das klappt, wir müssen es nur tun, dann wird der zweite Schritt der DL-QRP-AG genau so erfolgreich sein wie der erste. Unser Internet-Chef Jürgen, DL1JGS, hat die Datenbank auf dem Server eingerichtet. Erforderliche Daten
sind: Rufzeichen, Ansprechmöglichkeit per E-Mail und/oder Telefon, Postleitzahl, damit man einen möglichst nahe wohnenden Paten finden kann. Wer möchte, kann in ein extra Textfeld besondere Vorlieben, Fähigkeiten, Messmöglichkeiten, Erfahrungen usw. eintragen – nötig ist das aber nicht. Zur Unterstützung aller Paten, aber auch aller Anfänger und Quereinsteiger sind wir dabei, eine sogenannte Wissensdatenbank aufzubauen. Darin sollen zu allen aktuellen Bausätzen möglichst viele Daten eingetragen werden. Diese Wissensdatenbank soll bekannte Fehlermöglichkeiten zeigen, Lösungsstrategien aufzeigen und Sollwerte für die wichtigen Baustufen enthalten. Für manche Funktionsgruppen sind „Fehlersuchbäume“ denkbar, auch daran arbeiten wir bereits.
Ich gebe zu, dass dieses Projekt mehr Anforderungen an uns stellt als der damalige Aufbau der DL-QRP-AG. Ich gebe auch zu, dass dieser
zweite Schritt schon lange überfällig ist, dass wir schon vor Jahren damit hätten anfangen sollen. Alles „wenn“ und „aber“ und „hätten“ bringt uns aber nicht weiter. Stellen wir uns gemeinsam der Herausforderung, packen wirs an. Wie schon die DL-QRP-AG wird uns allen dieser Schritt viel Freude machen, den Spaß an unserem Hobby vergrößern. Ich baue auf Euch! Tragt Euch in die Paten-Liste ein. Wenn Ihr keinen Internet-Zugang habt, dann schickt mir Eure Bereitschaft und die nötigen Daten per Postkarte oder Brief –Jürgen, DL1JGS übernimmt dann den Eintrag in die Datenbank. Es geht sofort los, heute, nicht morgen oder übermorgen. Die Datenbank findet Ihr im Internet unter http://www.dl-qrp-ag.de/, Schaltfläche „Hilfe beim Selbstbau“
72/3 vom QRPeter DL2FI
PS:
Wenn wir es schaffen, bis zur HAM Radio 500 Paten in die Liste zu bekommen, wird QRPproject auf der HAM Radio unter den Paten 3 Stück Spatz Transceiver mit Band nach Wahl verlosen. Die Gewinner brauchenn natürlich nicht selbst anwesend zu sein, der Spatz fliegt ihnen dann zu