Kondensatoren auswählen - NPO oder Scheibenkondensatoren?

  • Hallo,
    beim Basteln im Kurzwellenbereich stellt man sich oft die Frage, aus welchem Material die Kondensatoren bestehen sollten.
    Konkrete Frage:
    Wann sollte man Vielschichtkondensatoren aus NPO-Material wählen und wann Keramik-Scheibenkondensatoren? Die Spannungsfestigkeit soll bei den Überlegungen keine Rolle spielen.


    Beispielkondensatoren von Reichelt: (natürlich sind auch andere Händler möglich)
    NPO-2,5 100P http://www.reichelt.de/?ACTION…ca869dfec27bfdaed7e158f0c
    KERKO 100P http://www.reichelt.de/?ACTION…ca869dfec27bfdaed7e158f0c
    KERKO-500 100P http://www.reichelt.de/?;ACTIO…ca869dfec27bfdaed7e158f0c


    Spielt hier nur der Preis eine Rolle oder auch das Material?
    Grüße Jörn

  • Hallo Jörn,


    bei mir hängt das von den unterschiedlichen Anforderungen ab.
    Bei VFO, BFO sollte man sehr darauf achten - L hat ja meist psitiven Tk, Cs wählt man danach aus - man kann auch eine Temperaturkompensation aufwendig durchführen (geteilte Cs), war ja in der Röhrentechnik üblich :D :D :D
    Bei LC-ZF-Filtern sehe ich das nicht so kritisch, aber da verwende ich auch gerne Styroflex.
    Bei Koppel-Cs ist es sicher unkritisch und bei Abblock-Cs kommts nur auf den HF-Kurzschluss an.

    72/73
    Con


    DM5AA - DOK V11 - JO64SC
    DL-QRP-AG#297 - G-QRP#7939 - AGCW#1957
    MosquitaTurm - Norcal + Sierra - RG ONE - viele Baustellen

    Lizenz seit 1964: DM3RMA - DM5AA - DT5AA - DM2CUA - Y23UA - DL3KUA - und seit 1998 wieder DM5AA

  • Zum Temperaturkompensieren:


    NP0 oder Scheibenkondensatoren ist übrigens keine Alternative!


    Das eine ist ein TK, das andere eine Kondensatorbauform (von vielen).


    Welche Bauform der Kondensator hat, hängt in der Regel von der Kapazität ab, die der Kondensator haben soll.


    Beim Temperaturkompensieren benutzt man meist einen recht kleinen Kondensator mit relativ hohem TK, wie N750.


    OK?

    Ha-Jo, DJ1ZB

  • Ich muss zugeben, dass mir erst jetzt klar geworden ist, dass ich Äpfel mit Birnen verglichen habe ;(
    Bei den oben aufgeführten Scheibenkondensatoren (beide Sorten) fehlt jegliche Materialangabe (oder ich habe sie nicht finden können). Die beim genannten Händler angehängten Datenblätter geben keine Auskunft über die tatsächlich verkauften Materialien.


    Aus euren Ausführungen schließe ich, dass ich in Zukunft meine bedrahteten Kondensatoren auch nach dem Material einkaufen und sortieren muss :( Bei SMD-Cs wird sowieso immer das Material angegeben.


    Vermutlich sollte man als Universial-Cs bis 1nF das Material NPO/CGO und im Bereich 1nF bis 47nF das Material X7R wählen. Oder? (Folienkondensatoren habe ich hierbei ausgeklammert)


    Das in Schwingkreisen gegenläufige Kennlinien zur Temperkompensation verwendet werden, ist für mich sehr interessant und neu.


    Grüße Jörn

  • Hallo Jörn,


    =) - die eigentlich verpatzte Frage ist mir garnicht aufgefallen, ich hatte es schon richtig als Frage nach den unterschiedlichen Materialien verstanden. Aber Hajo hat es ja zu Recht aufgeklärt.


    Heutzutage gibt es ja fast nur noch Scheibenkondensatoren (Vielschicht oder auch mit weniger Schichten). Dabei werden die keramischen Scheibenkondensatoren in zwei Klassen eingeteilt:


    Klasse 1 (NDK-Typen):
    niedrige Dielektrizitätskonstante,
    linearer TK
    kleine C-Werte, aber geringe Fertigungstoleranzen
    Das sind die Typen für unseren HF-Einsatz, mit NP0 hat man dann fast keine Temperaturabhängigkeit. Es gibt sie meines Wissens nach von P100 bis N750.


    Klasse 2 (HDK-Typen):
    hohe Dielektrizitätskonstante
    nichtlinearer TK
    hohe Kapazitätswerte, sehr große fertigungstoleranzen,
    Alterserscheinungen (Kapazitätsverlust)
    Das sind unsere üblichen Abblock-Cs, zu nix weiter geeignet :D


    Wie die Kennzeichnung des TK-Wertes erfolgt, ist mir nicht bekannt, da müsste man wohl mal in der entsprechenden DIN nachschauen.


    Früher war es einfacher, da gab es noch die keramischen Rohrkondensatoren und unsere TGL (=DDR-DIN =)) legte fest:
    Kapazitätswert aufgedruckt
    Kennzeichnung der Spannungsfestigkeit durch einen Kleinbuchstaben
    Kennzeichnung des TK-Wertes durch einen Farbpunkt

    72/73
    Con


    DM5AA - DOK V11 - JO64SC
    DL-QRP-AG#297 - G-QRP#7939 - AGCW#1957
    MosquitaTurm - Norcal + Sierra - RG ONE - viele Baustellen

    Lizenz seit 1964: DM3RMA - DM5AA - DT5AA - DM2CUA - Y23UA - DL3KUA - und seit 1998 wieder DM5AA


  • Beinahe richtig. 1000pF bis 1800pF sind in Schwingkreisen als Parallel C im Bereich 80m und 160m durchaus häufig anzutreffen. In diesem Fall darf kei XR7 eingesetzt werden, da sie für schlechter Güte des Kreises sorgen. Ich habe schon gemessen, dass ich mit NP0 Kondensatoren in einem gegeben Kreis 1,5Vpp hatte und im gleichen Kreis mit XR7 nur noch 100mVpp
    Wir benutzen be allen Stellen, bei denen es auf hohe Güte ankommt COG/NP0 Material völlig unabhängig, ob das eine temperaturempfindliche Stelle ist oder nicht. In diesem Fall geht es uns nur um das Materia hoher Gütel, und da ist COG/NP0 richtig. Styroflex oder Glimmer kann man auch nehmen, die sind aber schlechter zu bekommen bzw. deutlich teurer. Bei niederen Frequenzen setzen wir aus dem gleichen Grund dann WIMA Wickelkondensatoren ein. Bei HF eher nicht, das sie eine sehr große Bauform haben was dann wieder Koppelprobleme bewirkt, außerdem sind die eingeführten zusätzlichen Indutivitäten nicht zu vernachlässigen.


    Vorsicht mit den runden, braunen Scheibenkondensatoren, die sind höufig aus dem 2000er Material, das hat eine ganz miese Güte. Diese Runden darf man nur nehmen, wein sie eindeutig als NP0/COG spezifiziert sind.
    COG/NP0 aus neuester Fertigung sind optisch nicht mehr ohne weiteres von XR7 zu unterscheiden.Bei Murata sind sie ebenfalls ockerfarben und haben die typische Kissenform, EPCOS stellt sie meistens in blau her. Es kommt hier 100% darauf an, ob man dem Händler vertrauen kann oder nicht. Achtet auf das Kleingedruckte und nicht immer ist COG/NP0 drin wen es auf der Rechnung drauf steht X(


    Das eine Bild zeigt einen 47pF NP0 und das andere einen 100nF X7R Kondensator.