AM Synchrondemodulator ?

  • Hallo!


    Zur Zeit versuche ich ein weiteres Modul meines HGCR2009 RX zu erarbeiten, nämlich einen AM Synchron-Demodulator.


    Die im Internet zugänglichen Schaltungen (z.B. vom ARRL mit den NE602 und NE604 ) sind für mich verständlich. Noch nicht erschlossen habe ich mir jedoch die Funktion des AOR AR-7030 Synchrondetektors. Insbesondere der Sinn des 20.29 KHz VCO ist mir noch nicht klar.
    Andererseits ist aber gerade dieser AR-7030 AMsync Detektor angeblich sehr gut.


    Ist der AR-7030 in der Praxis tatsächlich so gut?


    Wenn ja, dann werde ich versuchen ihn zu verstehen und nachzubauen (statt dem MC3357 ev. mit SA614 etc.).


    Oder ist ein anderer AMsync Detektor empfehlenswerter?


    Wer kann mir dazu Hinweise geben? Für reine OMs wird meine Frage wahrscheinlich uninteressant sein, aber ich hoffe auf die Zunft der SWL.



    Beste Grüße
    Christian

    73 de Chris, OE3HBW

    2 Mal editiert, zuletzt von chirt ()

  • Hallo Christian,
    denke als erstes an eine AFC eines UKW-Radios, wo die Mittenfrequenz über den Phasendiskriminator nach gestimmt wird. Für einen synchronen AM-Empfang brauchen auch einen Phasendiskriminator, um eine Regelung zu einem der Oszillatoren zurück zu führen, damit der Träger auf Schwebungsnull gezogen werden kann. Dann benutzen wir das breitere AM-Filter und einen Produktdetektor für den Empfang. Durch die Auswahl des Seitenbandquarzes kann man sich dann das hoffentlich sauberere Seitenband aussuchen.


    Gruß
    Gerhard

    Vy 72/73 de Gerhard

    4 Mal editiert, zuletzt von DC4LO ()

  • Zitat

    Original von chirt
    , aber ich hoffe auf die Zunft der SWL.



    Beste Grüße
    Christian


    Hallo Christian,


    ja was waren das noch für Zeiten Radio Schweden auf Mittelwelle mit deutschem Programm, RFI Radio France Intern., Radio Bagdad, Radio Tirana, HCJB Ecuador uva.


    Deine Frage,
    richtig gut ist der Synchron-Demodulator aus dem Sony IC2001D wobei das D nicht für Digital oder DL sondern für den Syncrond. steht. Das Gerät gilt nach wie vor als die Spitze der tragbaren Weltempfänger und wird noch zu guten Preisen gehandelt, trotz seines Alters.


    73 de uwe df7bl

    Uwe df7bl


    Wenn Du meinst etwas geht nicht, dann störe nicht die, die es gerade machen.

  • Hallo Christian,


    Synchrondetektoren sind ein interessantes Thema. Soll es denn was seitenbandselektives werden (à la Sony) oder tut's auch ein DSB-Detektor?


    Die ARRL-Schaltung sieht eigentlich ganz OK aus, erinnert mich an die diversen AM-Stereo-ICs von Motorola (für AM-Stereo braucht man eigentlich genau das gleiche, und so steckt auch z.B. im IC-R75 ein MC13022 für den Sync). Ich würde allerdings vorzugsweise der PLL ein richtiges Lag-Lead-Filter (evtl. auch aktiv) anstatt des simplen RC-Tiefpasses verpassen, wie es nebenbei auch der AR7030 hat (Sync Filter). Zur Berechnung kann ich dir bei Bedarf mein Tabellenblatt (OpenDocument-Format aus OOo-Calc) für PLLs 2. Ordnung geben, wobei man dafür mal die "klassische" Theorie zu selbigen gesehen haben sollte. Kann vorwärts und rückwärts rechnen.


    Den Schaltplan zum AR7030 habe ich mir heute erst besorgt (mods.dk), weshalb ich da noch nicht so ganz durchblicke. Aber ja, in der Praxis arbeitet dessen Synchrondetektor ziemlich gut mit sehr niedrigen Verzerrungen, und spätestens bei manueller Einstellung auf schmale Bandbreite rastet er eigentlich immer ein (einzig dieses oft zu hörende leise Pfeifen im Hintergrund ist gerade bei sonst gutem Signal etwas nervig). Wobei die Konstruktion auch ganz schön ausgefuchst ist - elektronisch umschaltbare Loopfilter-Zeitkonstanten, und der DDS hängt da auch noch mit drin. (Ob man das mal eben nachbaut...?) Der gute Mr. Thorpe ist zweifellos ein begnadeter Konstrukteur.
    Immerhin habe ich jetzt eine Idee, warum ich bei der NF den Bereich untenrum immer etwas vermißt habe und überhaupt den Klang etwas mäßig fand - der Koppel-C hinter dem Produktdetektor kommt mir 'n bißchen klein vor (und ist mit etwas Pech ein keramisches Exemplar der übleren Sorte, hier sollte man es mal mit Folie versuchen), und die Pufferschaltung für KH- und Line-Out kommt mir in Sachen Audio-Engineering doch äußerst suspekt vor (4fach-Gammel-Opamp der historisch wertvollen µA741-Klasse, sehr hochohmige Rückkopplung, etwas kleine Ausgangs-Koppelelkos, und was wohl diese virtuelle Masse soll?).


    Interessant ist, daß so gern der 602/612 als Produktdetektor verwendet wird. Offenbar sind die eingehenden ZF-Signalpegel recht moderat, denn viel kann der ja nicht ab - dafür hat er nützlicherweise Verstärkung. Ach ja, sieh dir mal Philips-Appnote AN1981 an. (Da fällt mir ein, offenbar sind sehr viele dieser heute noch verbreiteten Philips-ICs - darunter auch 555, 5534 + 5532 und eben 602/612 - seinerzeit auf dem Mist von Signetics gewachsen.)


    Ja... der gute alte ICF-2001D/2010. Der verwendete seinerzeit einen AM-Stereo-IC von Sony, CX857, später dann auch von Grundig in den Satelliten 500 und 700 verbaut. Zu dem läßt sich kaum mehr als ein Blockschaltbild auftreiben, was aber auch schon ganz interessant ist. Das Prinzip ist ja eigentlich auch nicht sooo kompliziert, IQ-Mischer und PLL mit vorgeschaltetem Limiter und VCO bei der 8fachen Trägerfrequenz (das macht die 90°-Phasenschieberei um einiges einfacher) mit einem gezogenen keramischen Resonator. Mit externer Verrechnung war dann AM-Stereo möglich (der eigentliche Zweck der Veranstaltung), oder mit Phasenschieberei auch USB/LSB-Trennung.


    Zum CXA1376 (Sonys Sync-AM-IC der 2. Generation) habe ich übrigens auch mal was gefunden, in einer Sammlung von IEEE-Dokumenten in der ICF-2010-Group. Gibt's einzeln für Yahoo-Groupies hier (Abonnieren der Gruppe 7600GR erforderlich). Ist sogar mal richtig ausführlich.


    What fun.


    Stephan

  • Hallo


    Danke für die Hinweise!


    Ich glaube, ich muss noch ein wenig genauer erläutern was ich eigentlich benötige..
    Mit diversen Schaltungen von Synchrondetektoren bin ich durchaus eingedeckt. Hier eine unvollständige Aufzählung (ev. kann das jemand brauchen):


    Hershberger, Dave, W9GR: Build a synchronous detector for AM Radio, Popular Electronics, 4, 1982
    Gruber, Mike, WA1SVF: Synchronous detection of AM signals, QEX, 9, 1992, pp 9-16
    Vermasvuori, Jukka, OH2GF: A synchronous detector for AM transmissions, QST, 7, 1993, pp 28-33
    Prather, Scott D., KB9Y: A unique approach to AM synchronous detection, Communications Quaterly, Fall, 1994, pp 13-25
    Anderson, Peter T., KC1HR: A simple synchronous AM dempdulator and complete schematics for the DDC-Based receiver, QEX, 9, 19xx
    McNulty, Peter C., WA1SOV: Synchronous detection of DSB and ISB signals, 5, 1999;
    http://webpages.charter.net/wa1sov/technical/sync_det.html (korrigiert; Danke Stephan für Hinweis!)
    Lankford, Dallas: AMSD-2, 12, 2004; http://www.kongsfjord.no/


    Dazu noch die Schaltpläne der meisten "Premium"-RX verschiedener Hersteller (aber auch vom AR-7030 und Satellit 700).


    Bevor ich mich aber an die Arbeit mache und einen AMS Detector zumindest zum Teil nachbaue, würde ich gerne wissen welches Design sich in der Praxis bewährt hat. Mir fehlt hier die praktische Erfahrung!
    Vom AR-7030 habe ich gelesen, daß der AMS-Detector recht gut sein soll. Wahrscheinlich ist da viel subjektiver Höreindruck dabei, aber so Sachen wie "Nicht einrasten" oder "Pfeifen" usw. sind doch recht klare negative Eindrücke.
    Ich möchte auch auf jeden Fall das Seitenband auswählen können.
    Auch wenn ich im Moment den AR-7030 AMSD noch nicht durchschaue, sehe ich das als keinen Hindernisgrund ist nur eine Zeitfrage ;)


    Derzeit sieht es bei meinem Eigenbau HGCR2009 RX so aus, daß ich nach einem 2 x AD603 ZF Verstärker mit 455 kHz rauskomme und in einen Produktdetektor mit dem AD831 und einem BFO mit dem Si570 gehe. Nun würde ich gerne einen AMS Detector dazubauen. Die eventuelle Komplexität (PLL, Phasenschieber etc.) schreckt mich bei dieser Frequenz aber nicht ab.


    Mit speziellen ICs (AM-Stereo etc.) möchte ich nicht arbeiten, da sie ja sowieso kaum aufzutreiben sind (die Bestandteile des AR-7030 AMSD sind alle z.B. ohne Probleme erhältlich).


    Kann also jemand einen AM Synchrondemodulator empfehlen?
    Hat jemand so ein Teil erfolgreich aufgebaut und praktisch erprobt?


    Antworten eilen nicht, den dieses Thema ist sowieso ein Vorgriff. Derzeit programmiere ich gerade ein Menüsystem für die komplette Steuerung des HGCR2009, experimentiere mit Mixern, Roofingfilter usw. Der RX ist also noch nicht im Fertigwerden. Das Ganze ist modular aufgebaut und dauert schon seit Anfang 2008. Der Weg ist das Ziel :D


    Beste Grüße
    Christian

    73 de Chris, OE3HBW

    3 Mal editiert, zuletzt von chirt ()

  • Hallo Chris,


    den Grundig Satellit 700 hatte ich mal. Ein tolles Radio, aber abgestossen habe ich ihn wegen seines überall gelobten Synchrondemodulator. Eingerastet ist er, nur auf welchem Seitenband war aus meiner Sicht purer Zufall, ihn auf das andere Seitenband zu bewegen war mühsam und instabil. Vielleicht war ich auch nur zu doof ihn zu bedienen... :D


    Ganz anders das Bild beim Sony SW77. Wieselflink rastet er ein, zeigt sauber an auf welchem Seitenband, ein kurzer Tastendruck - schon hat er dieses gewechselt. Kurz: Es macht einfach Spaß. Genauso macht es der kleine Sony SW100, enorm was diese Zigarettenschachtelgroße Kiste bringt. Auch hier der SyncDem spitze. Drum habe ich beide Geräte behalten, der SW100 begleitet mich seit vielen Jahren zuverlässig auf Reisen. Also Sony kanns....


    Vielleicht hilft dir das ein bißchen weiter.


    Gruß, Marcus

  • Also, sowohl der ICF-SW77 als auch der ICF-SW100 basieren auf dem CXA1376 bzw. CX1376A (der A funktioniert wohl besser bei kleineren Spannungen). Der ICF-SW7600G bzw. ICF-SW7600GR ebenso. Je größer der Einrastbereich, desto weniger stabil! (Beim 7600G mit seinen 1-kHz-Schritten und Einrastbereich von gut +/-1,5 kHz fand ich den Sync noch nie so extrem nützlich, da er im Zweifelsfall schlicht ausrastet, der im guten alten ICF-2001D mit 100-Hz-Schritten und entsprechend deutlich kleinerem Einrastbereich ließ sich dagegen nur schwer abschütteln, auch wenn das Signal schon im Rauschen verschwand. Ähnliches auch beim AR7030.) Wenn man das etwas entkoppeln will, auf jeden Fall ein aktives Loop-Filter vorsehen (PI-Glied).


    Der Sync bzw. Produktdetektor im AR7030 ist nicht seitenbandselektiv, das wird alles mit den ZF-Filtern bei entsprechender Verschiebung der LOs gemacht (IF-Shift / PBT). Will man es - wie beim CXA1376 - seitenbandselektiv haben, kommt man nicht um einen I/Q-Mischer und zusätzliche Phasenschieberei herum (Topologie - ich frage mich, wieso die bei Sony sich eigentlich die Mühe mit dem Basisband-Phasenschieber gemacht haben, auf ZF-Ebene wäre das erheblich einfacher). Da würde es sich heutzutage anbieten, das mit 'nem DSP zu machen (Hilbert-Trafo).


    Funktionierender Link zum Detektor von WA1SOV (eigentlich nur I/Q-Output, wie CX857): http://webpages.charter.net/wa1sov/technical/sync_det.html
    Noch ein Grundlagenartikel: http://www.arrl.org/tis/info/pdf/9209qex009.pdf

  • Hallo Stephan, hallo Markus!


    Danke für Eure Berichte! So wie es aussieht hat Sony die Nase vorne.
    Werde mir daher ansehen wie der AMS Detektor mit den AM-Stereo-ICs gelöst wurde (Eventuell kann die Funktion auch ohne der Stereo ICs mit anderen ICs umgesetzt werden).


    Es stellt sich für mich auch die Frage ob ich nicht den Einseitenband-Empfang mit Trägeranhebung (Exalted Carrier Single Sideband bzw. ECSS) in Erwägung ziehen sollte. Eingebaut z.B. im NRD-535 (siehe Bild).
    Wer hat Praxiserfahrung damit ?


    Beste Grüße
    Christian

  • Die NRD-535-ECSS-Schaltung sieht mir grundsätzlich sehr ähnlich zu einem "normalen" seitenbandselektiven Synchrondetektor aus - der TA7061 ist wohl ein Limiter, ein 4046er dient als PLL, deren Output dann +45° und -45° geshiftet auf zwei Mischer SN16913P geht, die parallel dazu das Eingangssignal bekommen. Daran anschließend nach TP-Filterung eine Pufferstufe mit Feinjustage für das Verhältnis, dann ein furchtbar komplex aussehendes Allpaß-Netzwerk für Phasenschieberei, dann Addierer.


    Kurz und gut: Abgesehen von +/-45° statt 0° und 90° bei der LO-Phasenverschiebung recht ähnlich etwa dem CXA1376-Innenleben, nur halt aufwendiger. Das ganze hieß bei JRC dann ECSS.


    Du siehst: Das Grundprinzip ist eigentlich immer das gleiche. Der Teufel steckt aber wie immer im Detail - zum Bleistift sollte unsere liebe PLL bei Nichteinrasten idealerweise trotzdem eine Frequenz in der Nähe der normalerweise zu erwartenden Trägerfrequenz generieren. (Wer schon mit den Biestern gearbeitet hat, der weiß, daß sie für gewöhnlich am unteren oder oberen Ende des VCO-Abstimmbereichs landen.) Auch das PLL-Loopfilter will natürlich sorgfältig dimensioniert sein. Und natürlich darf später der VCO nicht in den Limiter reinspucken...