Zweiwegtrafo missbrauchen ?

  • Liebes Forum,


    ich habe noch so einen alten Neuman N102U "RöhrenTrafo" für Zweiweggleichrichtung, also 2 x 310 V (140 mA) mit Mittenanzapfung.
    Frage: Wenn ich zwischen die "Außenenden" also an die 620 V eine "moderne" Graetzbrücke hänge, könnte ich doch ganz einfach die doppelte Hochspannung erzeugen (meine Idee: für eine kleine Röhren-PA).
    Aber für welchen Strom bzw. für welche Leistung?


    Erstmal würde man meinen: Nur für den halben Strom, also 70 mA, denn der Trafo ist ja nur für eine "Hochspannungsleistung" von ca. 40 W ausgelegt. In der Zweiwegschaltung hat ja immer abwechselnd eine Halbwicklung "Pause". Und die Kerngröße lässt nur eine bestimte Leistung zu. Kann man nicht einfach verdoppeln


    Aber: Die Drahtstärke ist ja nunmal für 140 mA ausgelegt. O.k.: Es würde die doppelte ohmsche Verlustwäre auftreten, vielleicht ist das dann ein Problem (?).
    Zur Kerngröße: Schuberts Radiobastelbuch gibt im Tabellenanhang für einen Kern "M102b" ene Nennleistung von 120 VA an. Und das tät ja nun wirklich auch für 620 V, 140 mA noch reichen. Auch dann noch, wenn man nochmal ca. 25 Watt für die 6,3V Heizwicklungen dazu nimmt.


    Wer kann zweckdienliche Hinweise machen?


    72 1/2 (wegen der 120 Watt...)
    Michael DL7UGN

  • Hallo,


    wenn das Leistungsvermögen des Kernes nicht überschritten wird, sollte es eigentlich gehen, unter der Voraussetzung, daß sich der Trafo thermisch nicht zu stark aufheizt. Soll heißen, bei Dauerbetrieb Vorsicht, bei intermittierenden Betrieb (z.B. CW-Sender) kein großes Problem. Hängt sicher auch davon ab, mit welchen "Reserven" der Trafo dimensioniert wurde.
    73 Reiner

  • Hallo Michael,
    wenn die Wechselstrom-Nennleistung des Trafos 125 VA beträgt, dann kannst Du, bei der Graetzschaltung, ca. 100 W Gleichstrom-Leistung entnehmen.
    Rechnen läßt sich das Ganze fogendermaßen:


    P_Wechsel = P_Gleich * 1.23


    nach Formelumstellung: 125 W / 1,23 = 101,6 W


    Der Faktor 1,23 gilt für die Graetzschaltung. Für andere Gleichrichterschaltungen gelten andere Werte.


    Warum dieser Faktor? Die "vereinfachte" Antwort lautet: Die Spannung hinter dem Gleichrichter ist nicht sinusförmig und enthält somit Oberwellen, welche durch den Ladeelko kurzgeschlossen werden. Der "Rest" ist dann die Gleichstrom-Leistung.


    72 1/4 (wegen der jetzt 100 Watt...)


    Norbert, DK6NF

    Einmal editiert, zuletzt von DK6NF ()

  • Hallo Michael,
    in aktuellen Verzeichnissen sind für M102a 135VA angegeben, bei M102b 195VA.
    Die Werte beziehen sich auf Dynamobl.IV und Dauerbelastung.


    Bei intermittierendem CW-Betrieb und längeren Sendepausen kann dem Trafo schon mehr zugemutet werden.


    Die Höhe der gleichgerichteten Spannung ist ein anderes Thema. Bei einer Sekundärspannung von 600V eff lädt sich der Ladekondensator der Siebkette auf den Scheitelwert, also rd.850V auf. Bei Belastung sinkt zwar die Spannung, dürfte dann immer noch bei etwa 750V liegen. D.h., du bekommst eine höhere Anodenspannung. Die Sperrspannung der Diodenstrecken müssen in der Sperrphase mindestens die doppelte Spitzenspannung aushalten. Aus Sicherheitsgründen ist natürlich ein höherer Wert erforderlich.


    Noch ein Vorteil: An der Mittenanzapfung der Zweiwegwicklung steht die halbe gleichgerichtete Spannung zur Verfügung, die durch eine separate Siebkette geglättet werden kann.


    Jetzt aber 73
    Hans

  • Dankeschön Leute, für die Infos!
    Ich habe heute mal drei 220V/25W Glühbirnen in Reihe an die 620 Volt-Wicklung (gemessen: 650 V) geschaltet. Einige Minuten 75-Watt Dauerstrich auf diese Weise lassen den Trafo nicht im geringsten warm werden.


    Das sollte dann also genügen.


    73
    DL7UGN

  • hallo


    benutzt man heute andere gleichrichter als vor 20jahren?
    ich hab das mal so gelernt und auch so oft nachgemessen das ich das heute als gegeben hinnehme.


    Ugleich=Uwechsel*1.41

    mit kondensator. ohne ist´s ja nur pulsierend und nicht gleich.
    dieser sollte auch so groß sein, das bei dem erwarteten stromfluß die gespeicherte energie bis zur nächsten halbwelle reicht.


    der sinus trifft uns immer wieder.


    weil, bei der messung der wechselspannung mit dmm messe ich den rms, mit dem oszilloskop kann ich die spitzenspannung Us sehen, diese ist sqr2. ein greatz klappt nur die negativen halbwellen hoch, macht erst mal 100hz. nach dem kondensator deswegen Ugleich=Us


    auch haben unsere dioden damals noch keine oberwellen bei einer simplen gleichrichtung erzeugt. allerdings kann man es genau nehmen und die 0,6-0.7v flußspannung abziehen. bei 650v allerdings albern.




    73



    ps. ohne ins datenblatt zu sehen, das hat hier schon jemand getan, ja der m102a war um 100-120w, 102b hatte ein fast doppelt so dickes paket und war für 180-200w.
    allerdings solltest du bei einem metallgehäuse alles gut festschrauben und versteifen. das magnetfeld läß dieses sonst gerne brummen. etwas zugluft wäre auch gut.

    alle menschen sind gleich,
    jedenfalls mir =)

    Einmal editiert, zuletzt von wellenreiter ()

  • Hallo,


    ohne viel Gerede und Theorie: Natürlich funktioniert das. Vor 25 Jahren hab ich das gemacht und zwar genau mit einem N102U und auch mit einem N85U :D


    Schönen 3.Advent

    72/73
    Con


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