Grossignalverhalten (IP3) der Mischröhre ECH81 gesucht

  • Hallo zusammen,


    ich habe ein altes Rundfunkradio aus den 50er Jahren mit einer für die damalige Zeit üblichen Röhrenbestückung. Unter http://www.janson-soft.de/braun555ukw/braun555ukw.htm findet man weitere Infos und das Schaltbild.



    Nun habe ich einen 50 m langen Draht direkt an den Antenneneingang gelegt und als Erde die Zentralheizung genommen. Das ging wunderbar. Der Empfang auf Lang- bis Kurzwelle war überwältigend und nur etwas schlechter als mit meinem Yaesu FT-747GX. Ein normales Transistorradio der Konsumerelektronik wäre doch bei dieser Summenspannung der Antenne völlig überfordert. Deshalb frage ich mich, mit welcher Großsignalfestigkeit man bei solchen Empfängern mit einer ECH81 in der Mischstufe rechnen kann. Dabei wird die ECH81 in diesem Punkt in der Literatur kritisiert. Vielleicht ist mein altes Radio nur etwas taub?


    vy 73 Volker SM5ZBS

    vy 73 de Volker SM5ZBS

  • Hallo Volker,


    tja, kennt wohl keiner den IP3 einer E(C)H81...
    Mich hätte das auch mal interessiert, zumal zu den Glanzzeiten der Röhren mehr die Empfindlichkeit und weniger die Großsignalfestigkeit im Fokus standen.
    Frisch mit Lizenz versehen startete ich 1965 an der Klubstation mit einem KST (AQST)-RX, der hatte zwei abgestimmte HF-Vorstufen (!), welche Tube im Mixer war, weiß ich nicht mehr. Antenne war damals eine "DL7AB" (siehe Rothammel). An stärkere Großsignalprobleme kann ich mich aber nicht erinnern. Damals waren die Bänder voller, aber sauberer. Nicht soviel Datenmüll und Störnebel, dafür massenhaft kommerzielle und militärische CW und RTTY-Signale. Aus der Zeit stammt auch mein (sicherlich subjektiver) Eindruck, dass die alten analogen Röhren-RXe erheblich sauberer und "eigengeräuschfreier" arbeiten, einfach ein angenehmeres Audio liefern. Als ich kürzlich im Urlaub in OZ zu nachmitter-nächtlicher Stunde mit dem BCR über das völlig leere 30m-Band drehte, wurde ich an die früheren Zeiten am Röhren-RX erinnert. Das BCR liefert auch einen ähnlichen Sound, wenn ZF/AGC richtig abgeglichen und eingestellt sind.


    Naja, die Röhren sind ja nicht wegen ihrer schlechten Eigenschaften verschwunden, sondern wegen der erheblich billigeren und einfacheren Halbleitertechnologie.
    Wenn mal ein wenig Luft zwischen meinen vielen Projekten ist, mache ich noch mal was QRP-mäßiges komplett mit Röhren.


    Glaube nicht, dass dein schönes altes Radio besonders taub ist! Habe in den 60er-Jahren mit einem ähnlichen Radio (ECH11, EBF11, ECL11) und einem draufgestellten "BFO" bei 468 kHz für CW tolle Empfangsergebnisse auf den Amateurbändern gehabt und das auch in AM!

    72/73
    Con


    DM5AA - DOK V11 - JO64SC
    DL-QRP-AG#297 - G-QRP#7939 - AGCW#1957
    MosquitaTurm - Norcal + Sierra - RG ONE - viele Baustellen

    Lizenz seit 1964: DM3RMA - DM5AA - DT5AA - DM2CUA - Y23UA - DL3KUA - und seit 1998 wieder DM5AA

  • [quote]Original von DM5AA
    Hallo Volker,



    Naja, die Röhren sind ja nicht wegen ihrer schlechten Eigenschaften verschwunden, sondern wegen der erheblich billigeren und einfacheren Halbleitertechnologie.
    Wenn mal ein wenig Luft zwischen meinen vielen Projekten ist, mache ich noch mal was QRP-mäßiges komplett mit Röhren.


    Hallo Röhrenfans,


    Eure Beiträge habe ich mehr durch Zufall hier gefunden, als ich über das schöne Bild von Volkers Radio gestolpert bin, sehr schön erhalten kann man da nur sagen.
    Ich bin eben dabei eine ganze qpr-stn mit Röhren aufzubauen (RX fertig). Das alles befindet sich im Forum unter Röhren-Nostalgie. Ein Kleinsuper Bj.1949 gab den Anstoß dazu.


    Das Thema IP3 möchte ich nicht auch noch dranhängen, sonst wird es zu lang.
    Möchte mich aber revanchieren mit einem Foto meines Grundig 4004UKW, ein echtes Schätzchen Bj.1951, mit echtem UKW-Teil, HF-Vorstufe, Ratiodetektor.
    AM-Bereiche: 2xMW (aufgeteilt) und 3KW-Bänder. Rö-Bestückung: UCF12, UF15, UCH11, UF15, UAA11, UM11, UBC41, UL41. Abgestimmt mittels 7-fach Drehko, seinerzeit ein Flaggschiff der Rundfunkbranche. Im user bringe ich ein Bid mit besserer Auflösung.
    73 de Hans

  • Hallo Volker,


    obwohl sehr interessant, aber so wie Du die Frage gestellt hast, kann man sie eigentlich nicht stellen :rolleyes:


    Welchen IP Du mit einem Bauteil erreichst, hängt doch in erster Linie von der Art der verwendeten Schaltung ab. Multiplikative Mischer oder Additive Mischer, aber auch die Wahl der Arbeitspunkte und der verwendeten Pegel. Verwende ich die Röhre als Gegentaktmischer, sieht das Ergebnis wieder ganz anders aus. Letztendlich auch die Art der "Randbeschaltung". Bei Röhrengeräten sind einst hauptsächlich abgestimmte Schwingkreise vor und nach dem Mischer verwendet worden. Die Breitbandmischerei ist doch erst durch die Diodenringmischer und den Einsatz von IC's in Mode gekommen.
    Auch die verwendeten passiven Bauteile, hauptsächlich Induktivitäten (gerade mit irgendwelchen Kernen) können zum IM-Verhalten beitragen. Bekanntermaßen natürlich auch Kapazitätsdioden und Bandschaltdioden.


    Vermutlich erreichst Du mit dieser Röhre schon von hause recht ordentliche Kreutzmodulationseigenschaften, da der nutzbare Kennlinienbereich recht groß ist.


    Im Anhang habe ich Dir (und allen Interessierten) einige Auszüge aus einem recht betagten,aber sehr fundierten Buch aus meiner Jugendzeit beigefügt. Es handelt sich um das Buch:
    "Kurzwellenempfänger", geschrieben von Detlef Lechner, DM2ATD, erschienen 1975 im Militärverlag der DDR. Anzumerken ist, daß die zweite Auflage (1985) auf Röhren nicht mehr eingeht.:(


    Viel Spaß bei der Lektüre, eventuell hilft es Dir weiter.=)


    73 de Dietmar, DL2BZE

  • Zitat

    Original von DL2BZE


    Im Anhang habe ich Dir (und allen Interessierten) einige Auszüge aus einem recht betagten,aber sehr fundierten Buch aus meiner Jugendzeit beigefügt. Es handelt sich um das Buch:
    "Kurzwellenempfänger", geschrieben von Detlef Lechner, DM2ATD, erschienen 1975 im Militärverlag der DDR. Anzumerken ist, daß die zweite Auflage (1985) auf Röhren nicht mehr eingeht.:(


    Danke Dietmar für den Tipp, habe gleich das Buch gegriffen und Kenntnisse aufgefrischt. Dasz die zweite Auflage nicht mehr auf Röhren eingeht, wundert mich garnicht. Das war damals die Zeit, wo die Röhren ins Abseits gerieten. War so Ende 70er, da ergatterte ich die ersten A244, KP303 und KP350, Röhren waren out und wenn man dann noch ein MF-200 auftreiben konnte, stand einem die Welt offen. Zu der Zeit verschwanden viele meiner Röhren und Röhrenbauteile in der Mülltonne, wofür ich mir heute noch die Haare raufen könnte.


    Ein ungemein praktisches Buch zu Röhren ist übrigens Springsteins "Einführung in die Kurzwellen- und Ultrakurzwellen-Empfängerpraxis" von 1953 aus dem Fachbuchverlag Leipzig. Aber Großsignalverhalten ist darin natürlich kein Thema, Kreuzmodulation wird "leicht"gestreift.


    Dietmar, ansonsten hast du natürlich völlig recht mit deinen Bemerkungen zum "IP3 der ECH81". Man sollte also vielleicht so formulieren: hat schon mal jemand ein betagtes Röhrengerät einer Großsignalfestigkeitsprüfung nach heutigem Standard unterzogen und wie ist das Ergebnis?

    72/73
    Con


    DM5AA - DOK V11 - JO64SC
    DL-QRP-AG#297 - G-QRP#7939 - AGCW#1957
    MosquitaTurm - Norcal + Sierra - RG ONE - viele Baustellen

    Lizenz seit 1964: DM3RMA - DM5AA - DT5AA - DM2CUA - Y23UA - DL3KUA - und seit 1998 wieder DM5AA

  • Hallo Volker, Dietmar, Con,


    ganz richtig, was Dietmar meint, die äußere Beschaltung hinsichtlich der Selektionseigenschaften sind sehr bedeutend. In der Röhrenära waren die HF- und Mischstufen noch abgestimmt, was natürlich nicht heißen soll, daß es damals keine Intermodulationsprobleme gab.


    Das Ende der Röhrenentwicklung war die sog. beam-deflection-Röhre 7360, meines Wissens hat Drake davon Gebrauch gemacht.
    Hier wurden Empfangs- und Oszillatorsignal unsymm. zugeführt der Ausgang zur ZF war hier bereits symmetrisch.


    Eine weitere interessante Literaturquelle ist das Telefunken-Laborbuch Bd.1 (blau). Es enthält genaue Angaben zur Parametrierung multiplikativer Mischstufen mit der ECH81. Vielleicht hat einer von Euch Zugriff, mein Exemplar ist derzeit ausgelagert.


    72(3)
    Hans, DJ8NB