• Hallo,


    ich habe es gewagt - nach langer Abstinenz habe ich mir mal ein größeres Projekt vorgenommen - den Spatz II. Und das kam so.....


    Lizensiert wurde ich Mitte der 70er mit alter C-Lizenz, nachdem ich vorher von älteren HAMs mit dem Amateurfunkfieber angesteckt wurde. Im Jugendzeltlager der Stadt Braunschweig hat ein OM immer eine Neigungsgruppe Amateurfunk angeboten und Fuchsjagd, Morsen und Zuhören haben mich dann doch gepackt. Gebastelt habe ich dann auch etwas - einen 0-V-1 in Röhrenbauweise, der eigentlich nie so richtig funktioniert hat, aber mir wunderbare Kurzschlußblitze geboten hat. Von einem befreundeten OM habe ich dann noch ein altes Taxifunkgerät bekommen, wofür im "Steinberg-Brief" (kennt den noch jemand?) eine Umbauanleitung stand. Aber so richtig funktioniert hat das alles nicht. Ich hatte keinen älteren OM, der mir mal helfen konnte. Und dann kam der Bund und auch andere Interessen. Ich habe mich dann eher auf die Betriebstechnik verlegt und nur ganz kleine Bausätze vorgenommen. Mein Gerät der Wahl war ein IC202 mit 3 W. Den konnte ich auch als Wehrpflichtiger nach Zustimmung des S2 in der Kaserne verwenden, da der S2 auch Amateurfunkter war.


    Später kam weiteres dazu und dann habe ich mich an RTTY gewagt mit einer alten LO 15, was mir leichten Ärger einbrachte aufgrund des Höllenlärms in einer Mietwohnung. Basteln beschränkte sich hier auf die Reparatur des Interfaces - mitten im QSO! Das sollte man besser nicht machen. Der Versuch, während des QSO einen Eingriff im netzbetriebenen Interface zu wagen, führte dazu, daß mir die Ellbogen auf dem Rücken zusammenschlugen und ich einen schönen Brandfleck am Finger hatte. Wobei ich noch viel Glück hatte!


    Später hatte ich mich an einen 70 cm Transverterbausatz aus den UKW-Berichten gewagt, wobei ich beim Einlöten des Endstufentransistors diesen verbraten hatte. Ich war tief frustriert und warf die Platine in die Ecke.


    So, das war es mit dem Basteln. Dann kam das Studium der Biologie und andere Interessen und irgendwann verschwand alles im Schrank.


    Rund 20 Jahre Pause.


    Dann kam der Filius und fragte, was das eigentlich für seltsame Kisten im Keller wären. Also ausgepackt und nochmals eingeschaltet und irgendwie war der alte Zauber wieder da. Also wieder in den Club eingetreten. Aber Basteln war weiterhin auf Sparflamme, wenn man mal von Anlöten von Steckern an Antennenkabeln absah.


    Nach diversen beruflichen Ortsveränderungen bin ich dann hier in Kairo gelandet und habe einen wirklich bastelenden OM endeckt, SU9AM, der hauptsächlich auf Flohmärkten alte Geräte erstand und daraus alle möglichen Sender und Empfänger bastelte. Er hat mir dann auch eine gute Lektüre empfohlen - "Crystel sets to Sideband" von Frank W. Harris, K0IYE. Das gibt es hier: http://www.tech-systems-labs.com/books/CRYSTAL-RADIO.pdf


    Super! Es ist ein Genuß, das zu lesen. Vor allem das Lernen aus den eigenen Fehlern. Kann ich nur empfehlen.


    Jim, SU9AM hat mir dann auch geholfen, meinen alten SST 40 auf Vordermann zu bringen mit der tatkräftigen Hilfe der OM hier auf dem Forum. Übrigens Forum, das war der auslösende Moment, mal wieder den Lötkolben heraus zu holen. Das Niveau ist ja deutlich höher als anderen Foren. Und Wiedereinsteiger wie ich werden nicht runtergeputzt, sondern es wird ihnen wirklich tatkräftig geholfen. Also Dank Euch allen!


    Als die Familie dann ankündigte, mal wieder den Sommerurlaub in DL zu verbringen und mich 2 Monate hier im QRL allein zu lassen, habe ich mir ein Projekt vorgenommen. Irgendwie muß man ja die Wochenenden rumkriegen. Unter der Woche arbeitete ich als Unternehmensberater für die EU in Mehalla El Kubra und am Wochenende mutierte ich zum lötenden HAM. Aber welchen Bausatz? Mmmmhh... einfach sollte er sein, CW und nur das 20m Band, aber auch anspruchsvoll. Nicht nur ein VXO wie der SST und die von mir zusammengestoppelte Rockmite. Also habe ich mich an QRPpeter und Nik gewandt. Peter hat mich vom Spatz überzeugt und Nik hat dafür gesorgt, daß der Bausatz pünktlich in BS war, als ich kurz mal in DL war. Ich konnte ihn mitnehmen und das war drin:


    Spatz II für 20 m Bausatz
    DDS-2 VFO für Steckmodul 24 (UNiDDS)
    DDS-2 Steckmodul für UniDDS 1-10 MHz (24 MHz clock)
    K1-Gehäuse ohne Bohrungen
    Der aufgebaute und getestete SWR Micro Messkopf PWR/SWR
    Die Baugruppe DDSII war aufgebaut und geprüft.


    Ich hatte einen wahnsinnigen Bammel vor SMD Bauteilen. Der einzige SMD Chip im Rockmite war auch das einzige Problem im Rockmite Bausatz. Es hat etwas gedauert, die kalte Lötstelle an einem Bein zu finden. Also für mich gilt - Hände weg von SMD (wenn es geht.)


    Ja und dann ging es letztes Wochenende los mit dem Aufbau. Vorgenommen habe ich mir - 1 Baugruppe für jedes Wochenende. Mal sehen, ob es was wird. Morgen schreibe ich über den Aufbau der ersten Baugruppe.


    So, stay tuned.....


    72 de Gisel, SU9GD, DJ2AVB

    Einmal editiert, zuletzt von SU9GD ()

  • Moin Gisel,
    vielen Dank für Deinen interessanten Bericht, freue mich schon auf die Fortsetzung und drücke Dir die Daumen.
    Meine Anfänge liegen nun auch schon rund 45 Jahre zurück. Allerdings bastelte ich nichts, sondern zerlegte
    auf rabiate Art und Weise alte Radios, war dann ganz enttäuscht, das da nichts Dolles drin war, hi.
    Erst ca 10 Jahre später baute ich meinen ersten Heathkit ein VHF-SWR-Meter zusammen, leider nicht mehr vorhanden.
    Seitdem schwöre ich auf Bausätze, hi.

    Vy 72 de Bruno, DL7UN

  • Moin Bruno,


    hab vielen Dank für die aufmunternden Worte. Morgen geht es weiter. Ich habe gerade gesehen, daß ich einen Fehler im Text korregieren mußte - SMD natürlich, nicht SMA. Da hatte ich wohl einen "Brain Lock".


    Also, morgen geht es weiter. Vorab nur eins - Modul 1 steht und spielt! Aber dazu morgen mehr.


    Jetzt treffe ich mich erst einmal mit einem alten Kumpel zum Bier am Ufer des Nils. Das ist ja auch eine Alternative zum heißen Lötkolben ;)


    72 de Gisel, SU9GD, DJ2AVB

  • Hallo Gisel,


    danke für den Litraturhinweis auf "Crystel sets to Sideband". Das ist ja ein prima Buch, auch für "Nichtexperten" gut zu verstehen und regt zu eigenen Experimenten an.
    Viel Erfolg beim Bau deines Spatz.


    73 de Frank

  • Zitat

    Original von DL1JET
    Hallo Gisel,


    danke für den Litraturhinweis auf "Crystel sets to Sideband". Das ist ja ein prima Buch, auch für "Nichtexperten" gut zu verstehen und regt zu eigenen Experimenten an.
    Viel Erfolg beim Bau deines Spatz.


    73 de Frank



    Hallo Frank,


    freut mich, daß es Dir auch gefällt. Mir gefiel, daß der Verfasser im Detail erzählt, warum er welche Bauelemente verwendete. Und auch, warum er manches einfach nicht verstand und was er dann tat. Das ist eben nicht für den Ingenieur geschrieben, sondern für solche Anfänger wie mich.


    73 de Gisel

  • Hallo,


    nach langer Einleitung geht es jetzt wirklich los.


    1. Wochenende - Ziel: Erstellen der Baugruppe 1 - Spannungsstabilisierung, Taststufe


    Endlich konnte ich hier in Kairo das Paket von QRPproject aufmachen. Innen fand ich diverse Tüten mit Bauteilen sowie das ungebohrte Gehäuse. Die frequenzspezifischen Bauelemente, die Bauelemente für UNIDDS und das Steckmodul für den UNIDDS sowie der SWR Mikro Messkopf (schon aufgebaut und getestet) waren alle sauber in getrennten Tüten verstaut. In einer großen Tüte fand ich dann die Bauelemente und sämtliche mechanischen Kleinteile für den "Grundbausatz". Und damit sollte es losgehen.


    Zuvor hatte ich jedoch meinen alten 30 W Lötkolben gegen eine geregelte Lötstation ausgetauscht - mit einem 80 W Lötkolben, den ich bei 400 Grad betreibe. Und wer schon mal versucht hat, ein Beinchen aus einem Massepunkt auszulöten, weiß, wovon ich spreche. Das passierte mir bisher nur einmal beim Spatz (na, ich bin ja noch nicht weit), aber selbst mit dem großen Lötkolben, war es nicht so einfach, das Lot soweit flüssig zu bekommen, daß es durch die Adhäsionskraft der Entlötlitze aufgesaugt wurde. Am Ende half die Pumpe.


    Was immer propagiert wurde - zuerst einmal alle Teile auf Vollzähligkeit zu überprüfen und schön ordentlich zu sortieren - habe ich nicht gemacht. Dazu war ich zu ungeduldig. Ich habe für die erste Baugruppe jedes einzelne Element zusammengesucht und die Widerstände nachgemessen. Die X7R Kondensatoren haben z.T. eine derartige kleine Schrift, daß ich die Augen selbst mit Lupe ziemlich zusammenkneifen mußte, ging aber.


    Das Handbuch ist weit mehr, als der Titel vermuten läßt. Natürlich findet man darin die schön strukturierte, in Baugruppen aufgeteilte Baunanleitung, aber eben noch viel mehr - eine Erklärung der Schaltung und - für Anfänger und Wiedereinsteiger wie mich sehr wichtig - Tips zu der Auswahl der Bauelemente und zur Bezeichnung und dazu noch eine detaillierte Einweisung zum Basteln überhaupt. Also gut für Anfänger geeignet.


    Es gab dann doch noch so manche "dumme" Frage von mir, aber Nik konnte alle innerhalb von weniger als 12 h beantworten. Danke Nik!


    Die Bauanweisung für die Baugruppen ist gut bebildert - nicht nur die Aufsicht auf die Platine, sondern auch einzelne Bauelemente waren separat bebildert beschrieben - und DAS half mir insbesondere weiter.


    Die Baugruppe konnte dann nach dem mühseligen Suchen nach den einzelnen Bauelementen (vielleicht hatten die OMs doch Recht, die ein vorheriges Sortieren empfahlen ;) ) schnell bestückt werden und verlötet werden. Einige Lötpunkte waren selbst für meine feine Spitze doch ziemlich eng zusammen. Aber alles ging, obwohl mir der Schweiß ziemlich in die Augen lief. Und das lag weniger an den Temperaturen - die 40 Grad hier in Kairo hat meine röhrende Klimaanlage geschafft, sondern eher an der Aufregung.


    Die große Verpolungsschutzdiode war nicht die, die in der Beschreibung aufgeführt wurde. Aber Nik konnte mich schnell davon überzeugen, daß auch die andere den Zweck erfüllen wurde. Was fehlte war ein 1 uF Kondensator, dafür gab es einen anderen zuviel. Macht nichts, so etwas passiert. Also erst einmal die Junkbox durchwühlt und wie so häufig gab es gerade den Wert nicht. Aber ich habe in Kairo einen Händler gefunden, der beinahe alle erdenklichen Bauteile hat - und das zu einem Spottpreis. Also war das kein Problem. Gut war, daß der Einbau jedes Elements in der Beschreibung abgehakt werden konnte. Dazu gab es eine Checkliste.


    Tja und dann kam der große Moment - die Prüfung. Hier zeichnet sich der Bausatz deutlich aus. Statt der großen Abschlußprüfung am Ende, deren Scheitern mir in der Vergangenheit häufig das Basteln verleidet hatte - gibt es hier eine Prüfbeschreibung für jede einzelne Stufe - Schritt für Schritt erklärt. Die Spannungen an den Meßpunkten lagen alle im Toleranzbereich.


    Geschafft! Die erste Baugruppe steht. Und das Selbstvertrauen ist beachtlich gewachsen.


    Hier findet Ihr Abbilder von Vor- und Rückseite. Hoffentlich könnt Ihr was erkennen.


    Ich freue mich auf das nächste Wochenende, wenn Baugruppe 2 - NF Vor- und Endstufe dran kommen.


    72 de Gisel, SU9GD, DJ2AVB

  • Hallo Spatzenfreunde!


    Baugruppe 2 bot keine besonderen basteltechnische Herausforderungen. Die wenigen Teile konnten schnell eingelötet werden. Wichtig ist, den IC wie im Handbuch erwähnt, etwas zu "rollen", um die Beinchen entsprechen im rechten Winkel zu bringen.


    Die Herausforderung war die Bauteilprüfung:


    Sichttest - ok
    Rauchtest - ok
    Brummtest - nichts !!! Nur ein ganz, ganz leises Brummen beim Antippen des Mittelpins des Lautstärke-Poties und beim Antippen des MP4 konnte ich nichts hören. Ganz leise konnte man "Allhah u akbar" hören - also hiesigen Rundfunk. Aber das sollte das laute Brummen sein, das im Handbuchtesteil beschrieben wurde?


    Auch ein nochmaliger Sichttest brachte keine Fehler! Verzweifelt qrPeter angemailt, der auch prompt mit möglichen weitren Testpunkten und Hinweisen half. Aber nichts half.


    Der erste große Frust kam - und das nach Baugruppe 2! Sollte ich alles verlernt haben?


    Ich fuhr dann wieder über die Woche ins QRL und "skpyte" ab und zu nach DL. Ärgerlich war ein Wackelkontakt im Headset. Immer wieder war der Ton nur ganz leise zu hören. MOMENT MAL!!!! Das ist doch auch das Headset, das ich für den Test der BG2 verwendet habe. Sollte das ständige Überrollen mit dem Stuhl zum Wackelkontakt geführt haben und dieser am Nichtbestehen des Tests verantwortlich sein?


    Ich wartete das Wochenende ab, kaufte ein billigen Kopfhörer, der nur für den Spatz gedacht war und führte den Brummtest erneut durch. Ein nervtötendes, lautes Brummen war zu hören, sowohl beim Antippen des Mittelpins als auch - leiser - beim Antippen des weiteren Meßpunkts.


    Na, also, doch Test bestanden!


    Und die Moral von der Geschicht'.....man kann gar nicht so dumm denken, wie's so kommen kann. Die Fehlersuche sollte nicht am Bausatz aufhören.


    Nächstens geht es weiter mit BG3.


    72 de Gisel, SU9GD, DJ2AVB

    Einmal editiert, zuletzt von SU9GD ()

  • Zitat

    Original von SU9GD
    Und die Moral von der Geschicht'.....man kann gar nicht so dumm denken, wie's so kommen kann. Die Fehlersuche sollte nicht am Bausatz aufhören.


    Hallo Gisel,
    vielleicht gibt Dir folgendes Trost (hihi):
    Bei der Reparatur eines Fernsehers habe ich mal "sauber ausgemessen", daß ich den Netzstecker nicht in die Steckdose gesteckt hatte. :D


    73 de Norbert, DK6NF

  • Hallo Norbert,


    stimmt - das tröstet mich, daß es auch Erfahrenden passiert. Mal sehen, was mich noch erwartet....


    Schönen Tag noch!


    72 de Gisel, Su9GD, DJ2AVB

  • Freunde, es geht weiter.


    Nach einiger Zeit - auch der Beruf fordert seinen Tribut - habe ich den Bausatz wieder rausgeholt. Bisher was es ja noch relativ einfach - gewissermaßen das Aufwärmen. Aber jetzt schien es doch schon etwas herausfordernder zu werden - besonders, als ich die Prüfanleitung gelesen habe. Egal, die ersten beiden Stufen liefen sofort - auch wenn das gebrochene Kopfhörerkabel mir den Schweiß auf die Stirn trieb, dann sollte auch die BG 3 zu schaffen sein.


    Die Bestückung war kein großes Problem - meine Lötstation war auf 400 Grad eingestellt und meine Lötkolbenspitze war zwar nicht superfein, doch fein, und nahm im Laufe der Zeit etwas an Dicke zu, aber selbst die Beinchen der IC-Fassung ließen sich ohne Problem mit wenig Lot einlöten. Und dann kam das erste Auslöten - ein Tantal Elko war falsch. Also habe ich es zuerst mit Entlötlitze versucht. Vergiß es! Ich brutzelte auf dem Lötauge rum, aber nichts ging in die Litze rein. Eher habe ich die Litze auf das Lötauge geklebt. Ich halte nichts davon. Besser geht es mit der Entlötpumpe. Man muß nur schnell sein. Das war dann auch erfolgreich, aber das Lötauge sah nicht mehr so gut aus. Egal, es war noch durchkontaktiert und kein Schluß mit Nebenleitern. Den Tantal Cap hab ich dann auch wieder durch einen Ersatzkondensator vom heimischen Dealer in Kairo bekommen. Wer Kairo kennt...wenn Ihr am Midan Tahrir steht, geht die Talaat Harb runter und die dritte Querstraße rechts. Die haben fast alles da. Ich vermißte auch einen 27 Ohm Widerstand - der war irgendwie weg. Das kann jedoch auch an meiner Ordnung auf dem Basteltisch liegen. Hier verweise ich wieder auf die diversen Vorschläge zum vorherigen Sortieren, Prüfen und Beschriften, die in den diversen Threads immer wieder auftauchen - stimmt alles. Ist aber nichts für Ungeduldige wie mich - was jedoch zu Rückschlagen führt, wenn der Basteltisch eben nicht aufgeräumt ist und die Suche los geht. Zwei Abblockkondensatoren 100 nF konnte ich partout nicht identifizieren im Bausatzbeutel. Nach dem Ausschlußprinzip habe ich dann zwar zwei wahrscheinlich passende gefunden, aber die Beschriftung war so klein, daß selbst meine Lupe kapitulierte. Ich war lieber vorsichtig und ging wieder zum Dealer, der mich von vollem Mund begrüßte und zum Essen einlud. Ich machte ihm klar, daß ich zwei X7R Abblockkondensatoren von 100 nF haben wollte. Versuch das mal auf Arabisch zu erklären! Egal, er gab mir zwei kissenförmige, die keine Elkos waren und die geforderten Werte hatte. Die paßten zwar nicht ganz von der Größe (auch der nachgekaufte 27 Ohm Widerstand war deutich größer), aber ich habe sie doch eingesetzt.


    Dann kamen die Quarze. Was stand im Handbuch......"Q1 bis Q4 befinden sich in einer extra Tüte. Diese 4 dürfen auf keinen Fall mit den anderen 4 MHz Quarzen durcheinander gebracht werden. Der Grund: um ein gutes, steilflankiges und schmales Quazfilter bauen zu können, müssen die benutzen Quarze gepaart sein. Die vier Filter-Quarze in der extra Tüte wurden bei QRPproject einzeln eingemessen und gehören zusammen." Mmh....bei mir gab es nur eine Tüte und da waren 6 Quarze drin. Kurze Rückfrage bei QRPpeter und schnell kam die Antwort, daß QRPproject ALLE Quarze paart. Na, das ist ja noch besser! Und im neuen Handbuch wird das geändert. Also kein Problem. Der Tip mit dem Drunterlegen eines Widerstandsbeinchens unter den Quarzen vor dem Einlöten ist super. Es braucht noch nicht einmal so ein dickes zu sein, wie ich es verwendet habe. Noch etwas, ich habe in meiner Junk-Box keinen Widerstand gefunden, dessen Bein lang genug war, um alle vier Quarze zu verbinden und dann noch ins Masseloch reichte. Da muß schon etwas Draht her. Aber wie hieß es beim Bund: "Mit Rödeldraht geht alles." Naja, hier sollte es schon dünnerer sein. Nehmt einen wirklich heißen Lötkolben mit genug Reserven zum Auflöten des Drahtes auf die Quarze um den Masseschluß zu sichern. Meiner war wirklich an der Grenze und mir zitterten die Hände, weil ich die Quarze nicht verbruzzeln wollte und trotzdem ein saubere Lötstelle auf den Quarzen produzieren wollte und nicht nur eine kalte Klebstelle.


    So, dann war also der Test dran. Die umfangreiche Testanleitung ist wirklich spitze.


    Sichttest - ok
    Widerstandstest - ok
    Check ob IC2 richtig rum im Sockel - auch ok
    Rauchwolkentest - ok


    Funktionstest.........mmh....


    Kopfhörer auf, mit diversen Krokoklemmen Poti und Spannungsquelle anklemmen (ich nehme 13,8 V statt 12 V - ich war zu faul, einen Spannungsteiler zu nutzen. Mit einem Vorwiderstand limitiere ich den Strom auf ca. 100 mA. Geht ja auch alles, da mit dem Spannungsreglern die interne Spannung schon schön definiert runtergeregelt wird, aber das hat seine Grenzen!). Ach ja, ich schließe erst nur einen Pol an, schalte das Netzteil an und dann den Masseanschluß. Ich habe Angst vor Spitzen. Das ist zwar ein alter Hut, aber vielleicht ein kleiner Tip für Anfänger wie mich. Und dann mit langer Büroklammer an MP 5 getippt. Ohne Tippen sauberes Rauschen, mit Tippen an MP5 lautes Brummen. Kein KW Grumpelrumpf wie in der Prüfanleitung beschrieben. Aber einmal....ganz leise...vielleicht etwas gehört. Aber sonst nicht. Sollte es das gewesen sein? Frustriert alles abgeklemmt und eingepackt.


    Am nächsten Wochenende wieder Funktionstest nach umfangreichen Sichttest. Diesmal die dicke Büroklammer an die Antenne angeklemmt und dann getippt - von wegen ein Stücken Draht! Nichts.....kein Grumpelrumpf. Mit Peter kommuniziert, der mich vertröstet hat. KW Grumpelrumpf vielleicht nur im HF überladenen Europa? Nun gut, der Funktionstest hat ja noch einen zweiten Teil. Ich speiste ein Rauschen in MP6 ein und überprüfte den Durchgang über die Software Spectrum Lab, die als Freeware im I-Net erhältlich ist. Ich halte sie für komfortabler als GRAM und auch besser beschrieben.


    Ach ja, bevor ich das Ergebnis schildere, hier noch ein Tip. "Wer liest, ist besser informiert." Stimmt, schaut am besten bevor Ihr die BG aufbaut in die Prüfanleitung. Hier wurden drei Möglichkeiten vorgestellt, wie man den Funktionstest durchführen kann:
    - Mit einem durchstimmbaren Sender und Dummy Load (Sender ging nicht auf 4,915 MHz)
    - Mit einem Testoszillator für 4,9 MHz. (Den muß man erst mal aufbauen).
    - Mit einem Rauschgenerator (Muß man auch erst aufbauen).


    Ich weiß nicht, wie es Euch geht. Aber wenn eine BG steht, will ich prüfen und nicht erst noch das Prüfgerät zusammenbasteln. Dafür fehlt mir die Geduld. Also habe ich mir noch vor dem Spatz Bausatz den Rauschgenerator von QRPproject gekauft. Der ist leicht aufzubauen. Und dann habe ich ihn an mein Second Hand Scope angeschlossen und gesehen, daß ein schönes breitbandiges Rauschen produziert wird. Ich konnte also sofort loslegen.


    Das Spektrum findet Ihr hier:



    Na also, klappt ja doch. Mit Stolz und doch noch leichter Unsicherheit habe ich die Spektren nochmals Peter geschickt, der mir in übertragenden Sinne auf die Schulter klopfte und mir bestätigte, das ich erfolgreich war. Na also!


    Peter, hab vielen Dank für die Hilfe für so 'nen Anfänger wie mich. Wenn Dich alle so in Anspruch nehmen wie ich, mußt Du kaum Zeit für Anderes haben.


    Mit so einem Erfolgserlebnis wage ich mich an DDS VFO und DAS ist dann die wirkliche Herausforderung. Übrigens, bevor das im Handbuch beschrieben wird, wird erst einmal wieder ein praktisches Kapitel zur Bauteilidentifizierung und -beschriftung und zur Ringkernbewicklung eingeschoben. Das lockert auf und macht nach einer erfolgreichen Baugruppe Spaß, zu lesen und sich in die Formeln der Spulen zu vertiefen. Ist schon gut gemacht das Handbuch. Alle Hochachtung!


    So, das war es für diese Woche. Jetzt ist erst mal wieder für zwei Wochen Pause. Ich muß nach Vietnam und danach geht es weiter. Bis dahin habe ich mir die "Massefessel" für das Handgelenk und die Elektrostatikschutzmatte aus Deutschland mitbringen lassen - denn die brauche ich für den Aufbau des DDS VFO.


    72 de Gisel, SU9GD, DJ2AVB

  • Hallo Freunde,


    ich bin seit einer Woche wieder zurück aus Vietnam und hatte mich in den letzten zwei Tagen an den Aufbau der Uni DDS Baugruppe gewagt. Der DDS Aufsatz wurde schon fertig aufgebaut bezogen. Also vorsichtig den Beutel aufgemacht und erst einmal die Beschreibung rausgeholt. Die Ankündigung von elektrostatischen Sensibilitäten hat mich ja schon etwas nervös gemacht und prompt habe ich erst einmal ein entsprechendes ESD Armband aus Braunschweig geordert, was ja meine Familie mitbrachte. Aber keine entsprechende Matte. Und als ich die Uni DDS Bausatz Beschreibug las, die wie alle Beschreibungen von QRPproject ausführlich aufgebaut und mit Checklisten versehen war, da tropfte mir schon etwas Angstschweiß von der Stirn (oder waren es doch nur die 32 Grad, die wir noch Ende September in Kairo haben?). Egal, der Blutdruck stieg - offensichtlich muß man alle möglichen Maßnahmen gegen Elektrostatik unternehmen.


    Also wurde die Lötstation geerdet, mich selbst mit dem Armband versehen und die Füße wenig bewegt und jedesmal ein geerdetes Metallgehäuse aus dem Shack berührt bevor ich an der Tüte rumfingert. Dann habe ich jedoch gesehen, daß die meisten Teile bis auf 4 doch eher unsensibel waren. Also habe ich erst einmal frisch alle Widerstände, Kondensatoren, den Keramkschwinger und Stecker eingelöstet - alles ohne elektrostatische Vorsichtsmaßnahmen. Nur habe ich mich gehütet, irgendwelche "Sensibelchen" anzufassen. Alles kein Problem - nur das die Kondensatoren manchmal etwas rausrutschen, als ich die Platine umdrehte um die abgebogenen Beinchen zu verlöten. Überhaupt Platine - ich hatte das Gefühl, daß die Hauptplatine irgendwie lötfreundlicher war. Egal - es klappte alles und ......halt......C7 10 nF sieht wirklich schlecht aus ..... der steht ja richtig auf zwei längeren Beinchen und das sieht schlecht aus. Ist nicht HF gemäß und überhaupt. Alle anderen sind dicht auf der Platine nur dieser steht hoch. Da verkrampft sich ja das Perfektionistenherz. Das wollte ich doch noch mal schnell korregieren. Falsch, ganz falsch. Da hätte ich mal nichts machen sollen, denn von da ab schlug Murphy's Gesetz voll durch.


    Ich wollte beide Lötstellen erhitzen und die Beine durchdrücken. Mehr war ja nicht zu tun. Effekt: Mit einem Bein ging es, das andere war wie angeschmiedet an der Platine - nichts zu machen. Also knipste ich ein Bein dicht über der Platine ab....war ja lang genug. Na, beim anderen wollte ich das selbe machen, jedoch wurde die Zange durch nebenstehende Bauteile behindert und schnipp - das Bein wurde dicht AM Bauteil durchtrennt - und das war jetzt zu kurz. Und in der Bastelkiste war natürlich kein baugleicher Kondensator zu finden. Also mußte ein 10 nF Folienkondensator her. Was anderes hatte ich nicht. Paßt natürlich nicht zwischen die eng gepackten Vielschichtkondensatoren auf der Platine ud das sieht richtig schlecht aus - und natürlich waren jetzt die Beine länger. Es sah richtig schlecht aus. Egal, schnell die Lötaugen freiputzen und den neuen Kondesator eingesetzt und weiter geht es......so dachte ich. Natürlich funktionierte die Lötlitze nicht. Liegt es an mir oder an der Radio Shack Litze - ich weiß es nicht. Aber damit hole ich mir nur heiße Finger und die Kapillarwirkung setzt nicht ein. Aber die Pumpe saugte dann ein Loch sauber. Kein Problem. Nur das andere klappte nicht. Und was dann folgte, waren lange Minuten des Fluchens, Absaugens und Ziehens. Nichts half. Das abgeschnittene Beinchen schien an der Platine festgeschmiedet zu sein. Es war wie verhext. Meine Frau zog am Bein, ich heizte die Lötstelle richtig auf - nichts ging. Die Familie zog sich dann diskret zurück, während ich unter lauten Schimpfen auf Kondensatoren und auf mich selbst auf der Lötsite und der Bestückungsseite (sollte man nicht tun, ich weiß) rumbriet, um das Ding rauszubekommen. Nichts ging. Und die Platine sah durch die Rumbraterei an der Stelle mittlerweile aus wie Sau. Um den neuen Kondensator einzusetzen, mußte dieses Auge frei sein. Aber wie gesagt....es ging einfach nicht. Was nun? Ich hatte etwas Glück - es war das Masseloch. Also habe ich aus Verzweiflung ein weiteres Loch gebohrt, rund herum den Lack bis auf die CU-Beschichtung vorsichtig etwas abgekratzt und den Kondensator eingelötet. Das sah richtig schlecht aus, aber es war das einzigste, was ich noch machen konnte. Und bei der Aufregung tropfte mir der Schweiß auf die Unterlage, aber glücklicherweise nicht auf die Konstruktion.


    Jetzt ging es jedoch los mit den vier sensiblen Bauelementen. Also alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen (bis auf fehlende Matte) und beherzt die Transistoren und den kleinen IC eingelötet. Was sonst so schnell ging, kostete heute lange Sekunden. Ich war mir sicher, daß ich die Teile in den thermischen Tod geschickt hatte.


    Na, ich will es kurz machen. Das nächste und letzte, was falsch lief, war der Zusammenbau der Hauptplatine und des Displays. Klar, die Stecker waren alle wie gefordert eingebaut. Nur beim Zusammenschrauben, gingen nur die Enden in die weiblichen Gegenstücke und die Hauptplatine wölbte sich verdächtig. Klar, das war es jetzt, so mußte es ja kommen. Vergeblich wurde rumgedrückt, um die Mitte irgendwie reinzudrücken. Vor Frust setzte ich am Ende die Elektronikflachzange an und schon flutschten auch die mittleren Stecker ein und die Platine "entwölbte" sich.


    Das war es dann.....ich habe andere Frusterlebnisse nicht beschrieben, wie z.B. ein Familienmitglied mitten bei der Arbeit über das Massekabel gestolpert ist und damit die Vorsichtsmaßnahmen wieder zunichte machte oder wie mir beim Löten die Lötspitze aus dem Kolben fiel und über die Platine ruschte und anderes mehr. Am Ende war ich nicht stolz auf meine Arbeit. Der Bausatz war gut konstruiert, alle Teile waren vorhanden, die Anleitung war spitze, zum Glück hatte ich die eigentliche DDS Einheit fertig aufgebaut gekauft, aber mit dem mistigen Kondensator fing alles an daneben zu laufen.


    Ich wollte mir bestätigen, daß es nicht geklappt hat und habe deshalb Drehgeber und Spannung angeschlossen. Natürlich war nichts zu sehen im Display. War doch klar bei den Problemen, die ich mir selbst gemacht habe. Dann kann doch nichts gehen. Ich war schon nicht mehr zu frusten. Doch halt, was stand im Handbuch? Das Kontrast Poti soll mal gedreht werden und.....es war nicht zu fassen.....eine Reihe von Nullen und ein blinkendes Cursorfeld tauchten auf. Sollte es....ich wagte kaum zu hoffen... Also nochmals ausschalten, etwas warten und Einschalten und ich konnte DL-QRP-AG lesen und die erste Initialisierung erleben. Unfaßbar, das Ding läuft!! Also Frau und Kinder umarmt und alle zum China-Mann ausgeführt. Das mußte gefeiert werden.


    In Zukunft vertraue ich auf den weisen Spruch meiner Tochter - gewissermaßen die Anti-Murphy Weisheit: "Nur wenn vieles schiefgeht, ist der Erfolg gesichert."


    Nächstens mehr an dieser Stelle mit Baugruppe 4.

    Einmal editiert, zuletzt von SU9GD ()

  • Hallo Gisel,
    beim Entfernen des Lots ist es oft sinnvoll zuerst etwas neues Lot aufzubringen, bevor man das Alte absaugt. Dadurch wird neues Flußmittel aufgebracht und die Lötstelle läßt sich besser "durchheizen". Außerdem kann z. B. eine Spritzenkanüle (nimmt schlecht Lot an) o. ä. helfen die Bohrung freizubekommen.


    73 de Norbert, DK6NF

  • Hallo Norbert,


    hab Dank für den Tip! In der Tat, daran habe ich nicht gedacht. Das hätte mir viel Ärger erspart!


    72 de Gisel, SU9GD, DJ2AVB

  • Hallo, Giselher,


    Zitat

    Natürlich funktionierte die Lötlitze nicht. Liegt es an mir oder an der Radio Shack Litze - ich weiß es nicht. Aber damit hole ich mir nur heiße Finger und die Kapillarwirkung setzt nicht ein.


    Du kannst mal folgendes ausprobieren:


    Besorg' Dir beim nächsten Musikfachhandel ein paar Krümel Kolophonium. Geiger und andere Seiteninstrumentspieler brauchen das Zeug, um ihre Bögen haftender zu machen. Als Funkamateur genügen Dir einige Krümel, ein halber Teelöffel oder so.


    Ein leeres Fläschchen für Augentropfen o.ä. besorgen, mit ein paar ccm Brennspiritus füllen und das Kolophonium darin auflösen. Die Entlötlitze von der Rolle abwickeln und auf einem Teller oder Tablett ausbreiten. Mit der Kolophoniumlösung beträufeln. Anschließend den Alkohol an der Luft wegtrocknen lassen.


    Die ganze Prozedur am Besten draußen, weil es etwas riecht, die Kolophoniumlösung übel-klebrige Flecken hinterlassen kann und auch wegen der Feuergefahr durch den Brennspiritusdampf.


    Die entstehende Kolophoniumschicht verbessert die Wirkung der Litze enorm!


    Vy 73, und viel Glück weiterhin!


    Andreas

    Hansdampf auf vielen Gassen, mag das Bunte im Amateurfunk.
    Vergeudet zu viel Zeit im Fediverse.

    AfuBarcamp-Aktivist (das nächste ist Online am 31.01.2024 auf treff.darc.de).
    Halte schon mal gerne einen Weiterbildungsvortrag, das nächste Mal am 19.12.2023 über HF-Leitungen auf treff.darc.de.

  • Hallo Andreas,


    hab vielen Dank für den Tip. Das werde ich mal ausprobieren. Das Harz muß es ja sicherlich hier in Kairo irgendwo geben.


    72 aus dem sonnigen Kairo!


    Gisel, SU9GD, DJ2AVB