Für mehr Technologie-Realismus

  • Hallo Hajo,

    aus der Mediathek downloaded und vor der Gartenarbeit noch angesehen. Der Beitrag ist super. Der IBM-Rechner bei 21.00 min ist ein /370-Mainframe Modell, dessen Serie Anfang der 70er heraus kamen. Ein kleiner Exkurs:


    Die damaligen Simulationen und Rechenarbeiten liefen noch im kByte - Bereich und erheblich langsamer. Als Beispiel: für einen (Groß-)Bankenbetrieb von 30sec brauchte man ein System für sich alleine über ~8-10 Stunden. Dazu wurde auch nur ein Filialbetrieb bis ins letzte Detail simuliert (Buchungsablauf inkl. CPU- und HD-Zugriffszeiten etc.) und entsprechend vervielfacht. Es ist bis heute noch ein Laufzeitproblem, damals kamen Speicherprobleme noch dazu, daß mit jeder zusätzlichen Verknüpfung sich die Laufzeiten (und Hauptspeicherumfang) vervielfachen. Es muß daher in Teilbereichen "hybrid" gearbeitet werden, d.h. keine Simulation einzelner Detail-Ereignisse, sondern Ersatz durch Gleichungen und (stochastischer) Verteilungen. Damit steht und fällt eine Simulation oft mit den einzelnen Thesen, die "hybrid" eingesetzt bzw. angenommen werden. Also weniger Rechenfehler in den Details als solches, sondern Thesen über Verknüpfungen (Abhängigkeiten) sind über den Zeitablauf wesentlich entscheidender als einzelne Zahlenwerte.


    Das Problem CO2 ist weniger die Menge und auch nur begrenzt die Erzeugung, sondern die Prozesse bzw. Zusammenhänge mit der Temperatur. Dabei gibt es Henne-Ei Probleme: erwärmen sich die Meere zuerst und geben CO2 ab, oder kommt zuerst CO2+ und dann steigt die Wassertemperatur. Es geht mir bei der Betrachtung nicht darum, daß jedes mehr an CO2 schädlich ist und alles beschleunigt - das ist für mich auch klar. Die Frage könnte evtl. die Vergangenheit beantworten. Was war eigentlich anders zur Dino-Zeit, wo verglichen zu heute Temperatur und CO2 wesentlich weiter auseinander klafften. Es gibt auch dazu neue Studien - aber ...... bin noch am sammeln.


    BTW: Die Öl-Firmen Studien liefen in den 70ern (lt. TV Bericht) parallel zu Club of Rome und auch den Diskussionen zur neuen Eiszeit (Plateau 1940-70). Letzteres war natürlich ein gefundenes Fressen gegen die ersten Erwärmungs-Warnungen. Der Club of Rome hat damals vermutlich deshalb CO2 auch "nur" als Umweltproblem (Luftverschmutzung) eingesetzt. Ganz nebenbei: auf einem Seminar in den 70ern zu Optimierungs-Problemen per Linear Programming hat ein Kollege die Verbrauchsoptimierung einer Ölfirma vorgestellt. Seitdem wundere ich mich nicht mehr, wenn Ostern das Benzin teurer wird :) . Wir hatten als Seminar-Aufgabe die Optimierung von Hundefutter, wobei er sich anbot, sein Betreuungsprojekt vor zu stellen. Ich hatte statt Hundefutter meinen geplante Antennenmasten auf dem Hausdach optimiert (Biegemomente, Windlasten, Statik mit Abspannung und Abstände) und mußte das dann aber ebenfalls vortragen. Mein Ergebnis: bereits gekaufte Rohre liegen heute noch im Keller, dafür habe ich habe ~10 Jahre später ~140km/h abgewettert - bei dem in unmittelbarer Nähe ein kompletter Hopfengarten flach gelegt wurde und in der Nachbarschaft die Dachdecker unterwegs waren.


    So, genug Roman, der Garten ruft .... Nochmals Danke, der Film hat einige Erinnerungen wieder hochkommen lassen. ("Besch........." wurde schon immer, auch ohne Internet.)

    73 Peter

  • Moin Peter,

    Zukunft: Daß die Skigebiete pleite gehen werden, bringt die Menschheit sicher nicht um. Ernährung/Lebensmittelanbau beim derzeitigen Flächenfraß und dann noch den Rest mit PV zupflastern ...... wird eh' nicht mehr reichen. Vielleicht gibt es bald eine Gen-Technik, die Ernährung per elektrischen Strom erlaubt (CO2- und Abfall-frei). Dann sind alle glücklich.

    als erstes wird sich der Lebensraum arg verkleinern, was dann automatisch zu Kriegen führen wird. Wie bereits festgestellt wurde, der Planet wird es überleben, die Natur auch, einige Arten werden aussterben, neue Arten entstehen. Wer weiß, ob wir in den 4.5 Milliarden Jahren überhaupt die erste Spezies sind, die es technologisch so weit gebracht hat und wenn die Menschheit nicht mehr existiert, beginnt die Show wieder vorn. Endings are just beginnings.

    Was war eigentlich anders zur Dino-Zeit, wo verglichen zu heute Temperatur und CO2 wesentlich weiter auseinander klafften. Es gibt auch dazu neue Studien - aber ...... bin noch am sammeln.

    das ist doch einfach, es gab den Homo Sapiens nicht, der sich darüber Gedanken macht, warum er aussterben wird ;)


    Die wahrscheinlichste Ursache für das Aussterben der Dinosaurier liegt in einem Meteroiteneinschlag, mit einer großen Hitzewelle und folgende Kältewelle und große Mengen an SO2 und SO3. Es ist einmal passiert und es wird wieder passieren, so fängt der Film "Armageddon" an. Theoretisch könnte es uns jeden Tag treffen.


    73, Tom

  • Hallo,


    bei diesem Thread hat mich gestört, dass auch bei den Gutmeinenden am Ende des Tages eine Art Fatalismus als Konsens zurückblieb. Ich versuchte Hinweise zu geben, um das Unausweichliche einordnen zu können.


    Im Voltaires Satire "Candide ou l'optimisme" wird nach den Endzeiterfahrungen (Erdbeben von Lissabon (1755), ... ) versucht, einen gezielten Optimismus gegen die Vertreibung aus dem Paradies zu setzen.


    Dies kann nicht gelingen und es bleibt der Rückgriff auf die Besinnung auf die eigene Schaffenskraft.


    Zitat

    "In dieser lobenswerten Absicht vereinigte sich die ganze kleine Gesellschaft, ein jeder begann seine Gaben zu nutzen, und das kleine Gütchen brachte viel ein. Kunigunde war zwar recht häßlich, aber sie wurde eine ausgezeichnete Zuckerbäckerin. Paquette stickte, und die Alte nahm die Wäsche unter ihre Obhut. Selbst der Bruder Giroflée erwies sich als nützlich, er war ein vortrefflicher Tischler und wurde sogar ein braver Mensch, und Pangloß sagte bisweilen zu Candid: »In dieser besten aller möglichen Welten sind alle Ereignisse miteinander verkettet, denn wären Sie nicht wegen Ihrer Liebe zu Fräulein Kunigunde mit wuchtigen Fußtritten in den Hintern aus einem schönen Schlosse verjagt worden und nicht in die Hände der Inquisitoren geraten, hätten Sie nicht Amerika zu Fuß durchwandert und dem Baron einen tüchtigen Degenstich versetzt, ja, hätten Sie nicht alle Ihre Hammel aus dem guten Lande Eldorado eingebüßt, so würden Sie hier nicht eingemachte Zedratrinde und Pistazien essen.« »Vollkommen richtig,« erwiderte Candid, »aber wir müssen unseren Garten bestellen.«

    aus: Candid oder der Optimismus


    Das war es von meiner Seite (vorerst) zum Thema


    Hajo