Von der Schaltung zum Layout zur Platine - was ist Stand der Technik?

  • Hallo Forum, hallo Welt,


    ich möchte gern eine kleinere Schaltung nachbauen, nichtkommerzielles Projekt, der Schaltplan ist vorhanden, aber keine Platinendaten/-vorlagen. Daher möchte ich das Layout selbst machen: Voraussichtlich doppelseitige Platine, 2 ICs, ein bisschen TTH, evtl. ein bisschen SMD, ein externes LCD-Modul, ein paar Pfostenstecker, ein Teensy/Arduino huckepack, I/O, wobei ich noch schauen muss, welche Bauteile es ggf. nur noch in SMD-Bauform gibt. Die Platinen möchte ich fertigen lassen.


    Welche Software würde ich für die Entflechtung nutzen (Eagle?), Windows oder Linux, gern free, oder bis ~300Euro? Brauche ich hier noch Weiteres? Autodesk hat ja Eagle gekauft und möchte mir das als Abo mit Fusion360 verkaufen.


    Welche Dienstleister könnt Ihr für die Platinenfertigung empfehlen, Kleinserien, verzinnt, beschriftet und mit Lötstopplack?


    vy73

    Thilo

  • Hallo Thilo,


    ich nutze fast immer Sprint-Layout von Abacom zum Erstellen von Leiterplatten. Es hat gegenüber anderen Programmen den Vorteil, dass man sich nicht großartig einarbeiten muss. Nachteil ist, dass man aus der Schaltung nicht das Layout erstellen (routen) kann. Das erstellte Layout lässt sich als spl6-Datei oder als Satz von Gerber-Dateien exportieren. Einige Platinenhersteller können direkt mit spl6-Dateien umgehen, fast alle jedoch mit Gerber.


    Eine Demo-Version zum Reinschnuppern steht zur Verfügung. Sie kann alles, was die Vollversion kann, außer Drucken und Exportieren.


    73/72 de Ingo, DK3RED - Don't forget: the fun is the power!

    Einmal editiert, zuletzt von DK3RED ()

  • Moin Thilo,


    KiCad wäre das Mittel der Wahl. Vor allem hast Du dort in der Library auch diverse Arduino Module und musst diese nicht selbst machen, sehr viel auch im Netz zu finden. Als Dienstleister kann ich aisler.net empfehlen, günstig, schnell und Fertigung in Europa. Dort kann man direkt KiCad Projekte hochladen und visuell im Browser alles prüfen. Aisler gehört zur Katek Gruppe, die wiederrum zu Kathrein gehören, nur so am Rande, denn Kathrein dürfte ein Begriff sein.


    Die neue KiCad 7.0 ist echt der Hammer, mit der 3D Ansicht lassen sich die Positionen von Buchsen usw. super kontrollieren.


    KiCad EDA
    A Cross Platform and Open Source Electronics Design Automation Suite
    www.kicad.org


    KiCad ist Open Source und kostenlos für Windows, Linux und Mac OS.


    73, Tom

  • Thilo,

    Kicad 7 & JLCPCB.


    Tom, danke für den Hinweis auf Kicad7 neulich, benutze KiCad auf dem MAC, einwandfrei. Und ja, Kicad7 schlägt Kicad6, z.B. beim Move Befehl.


    Ich mache grad einige fehlende SOLF Platinen nach (VCO, Preselector, Tiefpass). Das geht problemlos - und ich kann die original Layouts im PCB-Editor unterlegen zur präzisen Platzierung der Bauteile und vor allem der Stecker.


    73


    Gerd DF9TS

  • Moin Gerd,

    Und ja, Kicad7 schlägt Kicad6, z.B. beim Move Befehl.

    das ist echt genial, ganze Blöcke markieren und verschieben, Netze, Wires usw. gehen mit und legen sich auch meist wieder sauber hin. Im Blog kann man das bei der animierten Grafik schön sehen. Seit vorgestern gibt es die 7.0.1 mit Bugfixes. Es wird ständig weiter entwickelt und Bugfixes kommen recht zügig.


    73, Tom

  • Ingo, Tom, Martin, Gerd,


    Vielen Dank für die Startpunkte, werde ich mal anschauen.


    Bin via Mikrocontroller.net noch auf Target 3001 gestoßen, any comments?


    vy73

    Thilo

  • Sehr gutes Programm. Wird ständig updated. Free Version ist auf 240 Pins begrenzt. Wer Digitalschaltungen macht kommt damit schnell an die Grenze. Ansonsten intuitiver und einfacher zu bedienen als Kicad. Und ganz wichtig: Back annotation ist in Kicad nicht so komfortabel. In Target sind Änderungen im Schaltbild in Echtzeit auch im Platinenlayout. Bei Kicad waren historisch bedingt, Schaltbild Editor und Layouteditor getrennt. Kleine Änderungen oder Korrekturen im Schaltbildeditor erforderten ein komplett neues Einlesen der Netlist ins Layout Programm, um dort wirksam zu werden. Das fällt bei Target weg. Schaltbild und Platinenlayout sind direkt miteinander verknüpft.


    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Bin via Mikrocontroller.net noch auf Target 3001 gestoßen, any comments?

    Preis, Laufzeitbeschränkung und die Einschränkungen bzgl. max. Anzahl der Pins/Pads, die mit der jeweiligen Version daher kommen.

    Gerade bei der max. Anzahl Pins/Pads stösst man schnell an die Grenzen oder bei nicht häufiger Benutzung mit einer Laufzeitbeschränkung

    bei den nicht kommerziell verwendbaren Varianten. Da muss man schon sehr genau die Nutzungsbedingungen studieren, um nicht mitten

    im Projekt auf die Nase zu fallen.

    Bis letztes Jahr hatte ich alles mit meiner alten Eagle 4.16r Professional gemacht und habe mich dann näher mit KiCad beschäftigt.

    Seit dem CERN bei der KiCad Entwicklung mitmischt, ist die Entwicklung regelrecht explodiert. Von hierarchischen Schaltplänen, Board,

    3D, Einbindung von Autorouter (nutze ich nicht, der manuelle Router ist gut), SPICE, Import von Eagle Projekten und kommerzielle

    Nutzung bis zu großen Community im Netz und den vielen Tutorial Videos bei Youtube finde ich KiCad einfach rundherum super. Dann

    noch solche Kleinigkeiten wie Themes, das mag zwar vielen nicht wichtig sein, aber ich mag lieber etwas dunklere Ansichten. Die Projekte

    sind übrigens kein propritäres Dateiformat, alles Textdateien, die man auch durchaus mit einem Texteditor anpassen kann. Dazu gibt es

    einige Python-Scripts (hat KiCad auch eingebaut) um massenhafte Änderungen durchzuführen, ohne einen Mausarm zu bekommen.


    Nach anfänglicher Skepsis von Eagle kommend bin ich mittlerweile einfach nur begeistert, merkt man wohl auch ;)


    Dazu noch Freecad zur Erstellung von 3D Modellen, hatte ich gestern Abend Tutorials zu geschaut, weil ich kein 3D-Modell für eine

    Amphenol RJ12 6P6C Buchse finden konnte. Das scheint ziemlich simpel zu sein.


    73, Tom

  • Mein Favorit: EasyEda / JLCPCB

    ->Link.

    Läuft online.

    Habe schon mehrere Layouts damit gemacht. Man muss nicht bei JLCPCB bestellen, die Gerber Daten stehen zur Verfügung.

    73 Heribert

  • Moin,

    Kleine Änderungen oder Korrekturen im Schaltbildeditor erforderten ein komplett neues Einlesen der Netlist ins Layout Programm, um dort wirksam zu werden.

    Ja, ist sehr aufwändig. Einmal F8 drücken ;) Forward- und Backward Annotation ist bei KiCad ein etwas anders Konzept, als bei Eagle und Target. Hat man sich aber schnell dran gewöhnt.


    73, Tom

  • mit einer Laufzeitbeschränkung

    bei den nicht kommerziell verwendbaren Varianten

    Target 3001 ist nicht Laufzeitbeschränkt. Jede Version ist als "Discover" Version frei, begrenzt auf 2 Layer und max 250 Pins, ansonsten mit vollem Funktionsumfang inklusive Updates und mail-Support - und man spricht deutsch. Für kleine analog oder HF-Projekte absolut ausreichend. Wer große Schaltungen mit vielbeinigen ICs machen möchte, kann KiCad nehmen. Einfach durchzuführende Back Annotation ist erst in der neuesten KiCad Version in vernünftiger Form implementiert. Davor war das ein unausgegorener Krampf.


    EasyEda kommt aus China und ist recht neu, aber mir seinem Open Source Projet sharing Konzept recht vielversprechend. Das Programm hat Potential. Am besten geeignet ist m. E. immer das Layout-Programm, das man gewöhnt ist und das man beherrscht. Wer nur ab und zu mal was macht, sollte auf eine flache Lernkurve achten.


    Target3001


    Easy Eda


    Vergleich diverser EDA Programme


    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    6 Mal editiert, zuletzt von DL4ZAO ()

  • Moin,

    Target 3001 ist nicht Laufzeitbeschränkt.

    Siehe Screenshot, die kleine ² im Screenshot. Thilo hatte etwas von 2 ICs und Teensy/Arduino Modul geschrieben, da sind selbst die 400 Pins der Light Version schnell weg und die beiden nächsten nicht kommerziellen Versionen sind lt. WebSite laufzeitbeschränkt und wenn man nicht gerade in der Ausbildung ist, käme bei > 400 Pins nur die Campus Version in Frage, pro Jahr knappe 300€. Bei meinem aktuellen Projekt hat nur der ATmega2560 bereits 100 Pins und das ist nun wirklich kein besonderer Controller und keine große Schaltung. Viele Projekte verwenden ARM Controller, auch im AFu, ST32 oder Teensy, da schmelzen die Pins nur so dahin. Das muss man halt vorab genau prüfen, laut Murphy fehlt am Ende genau ein Pin ;)


    Back Annotation ist erst seit der letzten KiCad Version in vernünftiger Form implementiert. Davor war das ein unausgegorener Krampf.

    Seit der 6er Version, seit runden 2 Jahren. Siehe auch den Thread hier, wo ich am Anfang des Umstiegs von Eagle genau das gefragt hatte. Wenn ich mich recht entsinne, war es bei Orcad/PADS Anfang der 90er Jahre auch nur über Netlists möglich. Mit Eagle war man dann schnell verwöhnt. Eagle und Target haben das quasi identisch implementiert. KiCad macht es eher in Richtung des Altium Designers, halt unterschiedliche Philosophien. Aber auch nach 32 Jahren mit Eagle kann ich dem Drücken einer Funktionstaste bei KiCad leben ;)


    73, Tom