VFO Encoder-Achse schwergaengig

  • Viele moderne Geraete haben leider optische Encoder mit einem einzelnen Gleitlager, wo eigentlich zwei Kugellager oder wenigstens eines hingehoert haette. In meinem Fall (IC-7100) ist es ein Encoder von Copal. Als ich den zwecks anderer Reparatur mal zerlegen musste, schwante mir beim Anblick dieses "Lagers" nichts gutes und so kam es denn auch. Nach knapp zwei Jahren intensiven Kurbelns dreht sich der VFO-Knopf zwar noch leicht, aber wenn man mit der Fingermulde von 7h nach 6h drehen will, sitzt er voll fest. Es ist natuerlich anzunehmen, dass sich das verschlimmern wird.


    Es ist irgendein schwarzes Fett drin, was sich wohl verbraucht oder verduennisiert hat. Eine Totalzerlegung ist viel Arbeit und nicht ohne Risiko. Ich wuerde lieber die Feststellbremse und die Ratsche rauswerfen, sodass ich ab und zu etwas reintraeufeln kann, nur sind die Scheiben innen sowie die Lichtschranken aus Plastik. Welchen duennfluessigen Schmierstoff koennte man nehmen, der Kunststoff nicht angreift? Silikonoel? Ballistol?


    73, Joerg

    Einmal editiert, zuletzt von AJ6QL ()

  • Hallo Jörg,


    das selbe Problem hatte ich mit meinem Xiegu G90, bei dem die Achse des Encoders am VFO-Knopf fest saß.


    Es ist anzunehmen, dass der Austausch eines größeren VFO-Knopfs mit der zusätzlichen Druckfunktion dafür verantwortlich war, wenn der Druck nicht mittig erfolgte.


    Ich wollte das Bedienteil schon öffnen, da entschied ich mich zunächst für einen Versuch.


    Ich sprühte ein wenig Balistol an die Achse und wartete 2 Minuten bis das dünne Kriechöl an der Problemzone angekommen ist.


    Dann setzte ich einen halben Tropfen Motoröl hinterher und war von der spontanen Wirkung überrascht.


    Seit dem funktioniert der Encoder wie am ersten Tag.


    Viel Erfolg wünscht


    Dieter DL2LE

  • Vielen Dank, Dieter. Zum Glueck hatte ich bei der Auswanderung ein Flaeschchen Ballistol mitgenommen. Auch wenn es eher fuer die Pflege des Ballermanns gedacht ist. Das wird nun zum Einsatz kommen, denn es soll ja kein Plastik angreifen (wenn das Ballistol eines Tages innen im Encoder ankommt). Motoroel kann bei einigen Plastikarten wie PVC oder Polycarbonate unguenstig sein, doch das hat eh kaum eine Chance, in diesen duennen Spalt einzudringen.


    https://www.ecllube.com/resources-for-engineers/tutorials/ECL_Tips%20on%20Lubricating%20Plastics.pdf


    Frueher hatten wir fuer die VFO-Getriebe immer das Puelleken Ballistol auf dem Stationstisch bereitstehen. Musste man nur aufpassen, dass es nicht runterfaellt, weil es Glas ist.


    Den VFO Knopf hatte ich nicht getauscht. Er hat ab Werk (Icom) eine Fingermulde zum schnellen Kurbeln.


    73, Joerg

  • Dieter, Ballistol hat auf jeden Fall deutlich Besserung gebracht. Seltsamerweise steht auf dem Beipackzettel "ausser Eisen und Stahl" (und die Achse sieht nach Stahl aus), aber auf der Packung steht das Gegenteil. Ist ja schliesslich ein Waffenoel. Ich habe gleich den NRD-515 Encoder mitgeoelt, da dieser RX nun wieder als QSK-Empfaenger an die Arbeit muss und dessen Encoder-Achse bereits etwas schlackert.


    73, Joerg

  • Hallo Jörg,


    vorausgesetzt, dass dein Fall in der Ursache mit meinem Fall identisch ist, erkläre ich dazu ergänzend.


    Das Balistol soll lediglich der Vorbote für die erforderliche, eigentliche Ölung sein, weil es schneller kriecht.


    Mein Tropfen W30 Motoröl würde ohne Balistol nur länger brauchen, bis es an der richtigen Stelle angekommen ist.


    Das mittel-viscose W-30 Öl ist das eigentliche Schmiermittel. Mit Balistol alleine würde der Fall nach kurzer Zeit wieder auftreten.


    Dein geschilderter Zweifel oder die Sorge hinsichtlich des Verwendungszwecks in dem Fall ist unbegründet.


    Beide Mittel verursachen bei entsprechender mini-Dosierung keine Folgeschäden.


    Mit "Deutlich besser" solltest du dich nicht zufrieden geben und tropf das W30 oder W50 Öl hinterher!


    Nur dann kannst du den ganzen Erfolg ernten und darüber berichten.


    55, 73 Dieter DL2LE

  • Mit "Deutlich besser" solltest du dich nicht zufrieden geben und tropf das W30 oder W50 Öl hinterher!

    Melde gehorsamst, Aktion durchgefuehrt! :)


    Chevron SAE 10W-30 hatte ich in der Garage. Wobei ich schon etwas aufpassen muss, denn innen sind filigrane Lichtschranken mit winzigen offenen (!) Fenstern und man kann die Bonddraehte sehen. Dazu haben sie die Lichtschranken auch noch unten montiert. Da wo Oel und Fett hinlaeuft, vor einigen Monaten alles mit Fett zugekleistert war und nichts mehr richtig funktionierte. Beim VFO-Encoder des IC-7100 haben die Ingenieure sowohl von Copal als auch von Icom mehrfach gepatzt. Das haette nicht passieren duerfen oder sollte zumindest waehrend des Design Reviews auffallen.


    73, Joerg

  • Und alle 10.000 QSO den Ölwechsel nicht vergessen, Hi.

    Gute Idee mit dem Motoröl. Eigentlich einleuchtend, denn moderne synthetische Öle sind hochentwickelte Schmierstoffe. Mit einem Liter ist wohl der Lebenszeitbedarf an Schmiermittel für die Funkwerkstatt abgedeckt.


    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Hi,

    Nähmaschinenöl, früher allgegenwärtig, scheint wohl vollkommen in kollektive Vergessenheit geraten zu sein.

    73

    Jörg

  • Das gibt es noch, heißt jetzt aber "Feinmechaniköl" . Ist aber dünnflüssiger als W30 Motoröl

    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Das " Feinmechanikeröl " benutze ich bei den schwer gängigen Achsen . Lasse einen Tropfen davon in den Spalt zwischen Achse und Lager,...

    und dann viel viel drehen damit das Öl langsam wirken kann. Nur wenn das alte Fett schwarz oder verdreckt ist , kommt neues Fett rein.


    73 de

    Manfred , dl3arw

  • Für feinmechanische Antriebe wurde in meiner Lehrzeit Knochenöl verwendet. Das gibt es heutzutage synthetisch.
    Vermischen von Schmierstoffen

    73 de Eike KY4PZ / ZP5CGE

    Wat de een sien Uhl is de anner sien Nachtigal
    Auf Englisch: Live and let live
    Und wenn's garnicht anders geht: "Einfach gaanich injuriern!" sagt der Hamburger

  • Gute Idee mit dem Motoröl. Eigentlich einleuchtend, denn moderne synthetische Öle sind hochentwickelte Schmierstoffe.

    Unsere Autos sind ueber 25 Jahre alt, weshalb unser Oel nichtsynthetisch ist. Ist aber immer schwieriger zu beschaffen. Das habe ich bei der Encoder-Achse benutzt.

    Mit einem Liter ist wohl der Lebenszeitbedarf an Schmiermittel für die Funkwerkstatt abgedeckt.

    Locker. Die kleine Flasche Ballistol aus den 80ern ist immer noch halbvoll, obwohl ich das fuer das VFO-Getriebe meines HW-100 sowie fuer Geraete andere OMs damals staendig benutzt habe.


    Ich kann nicht verstehen, warum selbst bei Geraeten der Edelklasse (z.B. denen von JRC) keine Kugellager in den Encodern verwendet wurden, und werden. Mehr als einen Euro kosten die doch nicht. Einigen OMs ist ein Umbau auf Kugellager gelungen, es ist aber haarig und meist braucht man eine Drehbank dazu.


    73, Joerg

  • Falls Ihr als Zweithobby Modellbau mit Schwerpunkt Autos, besser noch Crawler habt, dann hält ein Sprühfläschchen Balistol gerade mal ein halbes Jahr und der Liter "Nähmaschinenöl" sowie die 100ml Dose Getriebefett ist nach 5 Jahren oder so auch leer.

    Kleiner Tipp: Wenn das Öl lange Zeit steht vor Gebrauch bitte ordentlich schütteln, bei mir hat sich das irgendwie entmischt und war nach regem Schütteln wieder homogen.


    Gruß

    Stefan

    Strengt euch an! Der Tag versaut sich nicht von alleine! :D

  • Uhh, ein Öl das sich entmischt ist für Elektronik Langzeitaneendung ungeeignet. Das ist auch ein Nachteil von Ballistol, es hat alkalische Additive, die es mit Wasser abwaschbar machen. Darum ist es zum Reinigen oder gängig machen gut, aber zum Schmieren suboptimal.


    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

  • Ich würde so weit möglich weder fetten noch ölen - jedenfalls keine Potis und C-Achsen. Das Problem ist einfach der eingefangene Staub und möglicher Abrieb. Das backt mit Öl oder Fett nach Jahren gnadenlos fest. Sind jedenfalls Erfahrungen aus der Dampfradiozeit und mit alten Röhren-Funkgeräten. Das "schwarze" bei alten Öl-/Fett-Stellen ist Abrieb oder Staub, aber nicht unbedingt verändertes Fett.


    Wenn überhaupt - muß regelmäßig geputzt und nachgearbeitet werden, außer die Sachen sind gut gekapselt. Wichtig ist, daß "harzfrei" garantiert ist - bei dünnem Öl (gibt es immer noch in Baumärkten) und Fett (da gibt es Spezial-Geschäfte). Ich nutze ab und an immer noch eine Tube Fett (aber nicht bei .. siehe oben ...) aus meiner QRL-Zeit der 60er für die Lochkarten-Maschinen. (Falls ein IBM-Rentner-Kollege mit liest - IBM Nr. 24 - da fehlt bis heute nix :) ).


    Ballistol - super zur Reinigung, aber sonst nix.


    73 Peter

  • Nachteil von Ballistol, es hat alkalische Additive, die es mit Wasser abwaschbar machen.

    In mein Shack regnet es aber noch nicht rein :)

    Ich würde so weit möglich weder fetten noch ölen - jedenfalls keine Potis und C-Achsen

    Dann haetten etliche meiner Dampfradios keinen Nutzwert mehr gehabt. Eine Komplettzerlegung mit herausgezogener Achse waere bei denen zerstoerungsfrei kaum moeglich gewesen. Frueher wurden Potis und Drehschalter oft verklebt, verpresst oder die Bodenplatte wurde am Rand einfach mit einem Punzen "vermengt".

    Das "schwarze" bei alten Öl-/Fett-Stellen ist Abrieb oder Staub, aber nicht unbedingt verändertes Fett.

    Beim Nidec/Copal des IC-7100 war das Fett an der Achse ab Werk schwarz, so wie es mein Liqui-Moly Fett frueher auch war. Innen hatten sie weisses Silikonfett weit ueberdosiert, was zusammen mit Entwicklungsfehlern rasch zum Ausfall des Encoder fuehrte. Das war eine eklige Reparatur, hat mich viel Zeit gekostet.


    73, Joerg

  • Das ist auch ein Nachteil von Ballistol, es hat alkalische Additive, die es mit Wasser abwaschbar machen.



    In mein Shack regnet es aber noch nicht rein :)

    Spass beiseite. Kupfer und Messing in elektronischen Schaltungen können von den alkalischen Additiven im Ballistol angegriffen werden. Darum ist Ballistol zwar als Kriechöl zum Reinigen von Kontakten oder zum Lösen verharzter Altfette sehr gut geeignet, sollte aber für die Langzeitschmierung an Kupfer oder Messingbauteilen nach der Reinigung entfernt und durch ein säure und alkalifreies Schmiermittel oder Feinmechaniköl ersetzt werden.


    Ballistol Wiki: Ballistol und Messing


    73

    Günter

    "For every complex problem there is an answer that is clear, simple, and wrong" (H.L. Mencken)

    4 Mal editiert, zuletzt von DL4ZAO ()

  • sollte aber für die Langzeitschmierung an Kupfer oder Messingbauteilen nach der Reinigung entfernt und durch ein säure und alkalifreies Schmiermittel oder Feinmechaniköl ersetzt werden.

    Hmm, jetzt ist es zu spaet. Das Ballistol plus ein Tropfen W-30 Motoroel ist in den Achsraum des Encoders gekrochen und einiges davon vermutlich unten wieder heraus, weiter auf die kleine Leiterplatte, welche ein Ingenieur im Anfall geistiger Umnachtung unten drangesetzt hat. Egal, ohne solche oder aehnliche Massnahmen waere der Encoder alsbald festgefressen und unbrauchbar geworden. Jedesmal die Vollzerlege waere echt zuviel Aufwand, hatte ich einmal machen muessen und das kostet Stunden.


    73, Joerg

  • Ich werf mal noch von OKS die Fettsorten 470 und 1110, die es auch in Tuben mit 10 oder 80ml gibt, in den Ring.


    Das 470 ist das bei Mechanikern beliebte "Weissfett", haftet gut und greift keine Kunststoffe an. Bei mir im QRL werden damit z.B. Dichtungen montiert und auch Schrauben gegen Fressen gesichert.


    Das Silikonfett 1110 ist sogar lebensmittelzugelassen und wird u.a. zur Wartung bei Kaffeemaschinen eingesetzt.


    Jörg,auch wenn das jetzt für dich zu spät ist, vielleicht hilft diese Info ja anderen OMs, die mit schwergängigen Lagern und Achsen kämpfen.

    72! de Uli


    Bedenke! Amateure bauten die Arche, Profis die Titanic...

  • Dann haetten etliche meiner Dampfradios keinen Nutzwert mehr gehabt. Eine Komplettzerlegung mit herausgezogener Achse waere bei denen zerstoerungsfrei kaum moeglich gewesen. Frueher wurden Potis und Drehschalter oft verklebt, verpresst oder die Bodenplatte wurde am Rand einfach mit einem Punzen "vermengt".

    Auch wenn ich mich wiederhole: Ich habe genügend alte Radios auf dem Tisch gehabt, die lediglich verstaubt und ungefettet sehr beweglich waren. Potis und Drehkos, deren Achsen nie gefettet wurden, saßen auch nicht fest. Wenn man einmal mit fetten/ölen angefangen hat, kommt man aus der Schleife nicht mehr heraus und muß regelmäßig reinigen und nachfetten/-ölen. Außer man zerlegt es komplett, macht alles fettfrei und hat seine Ruhe. Es war lediglich bei "Küchenradios" oft der Fall, daß überall ein Schmierfilm vorhanden war. Dann hat man entfettet und nicht nachgefettet.


    Ich habe mich auf Röhrenradios der 50er/60er Jahre eingestellt, evtl. auch älter, und die ganze Ölerei ........... Es war auch zur damaligen Lochkartenzeit (QRL) bei den Maschinen äußerst verpönt, in der Feinmechanik mit Fett und Öl zu arbeiten, insbesondere an offenen und staubanfälligen Stellen. Es gab definierte "Schmierstellen" (i.d.R. im Antriebsbereich, und die mußten regelmäßig "inspiziert" werden) und alles andere war tabu. Das sind Poti- und C-Achsen für mich bis heute noch - mit bester Erfahrung.


    73 Peter