Resonant - oder doch nicht?

  • Liebe Funkfreunde,


    erst einmal, was ich NICHT will: Bitte keine Grundsatzdiskussion über den GENERELLEN Wirkungsgrad von Antennen, die am Eingang mit einem 50 Ohm Widerstand bedämpft sind!


    Was mich dagegen schon interessiert: Der "Rothammel" schreibt für derartige Antennen, dass sie außerhalb ihrer Resonanzfrequenz zwar auch ein sehr gutes SWR aufweisen, ihr Wirkungsgrad dort aber doch deutlich absinkt.


    Dieser Meinung widerspricht aber offensichtlich die Fa. Maxx-com, die selbst bedämpfte Antennen herstellt und in ihrer Theory of Operation http://www.maxx-com.com/TheoryofOperation.html ausdrücklich nicht-resonante Strahlerlängen empfiehlt...


    So what?


    73, Alfred, OE5AKM

  • Hallo Alfred,


    > The MAXX-COM Matcher, a grounded, non-resonant device, works best with a non-resonant radiator. ... (The MAXX-COM unit will still match with less than 1.5:1 VSWR, but efficiency is reduced.)


    Es geht wohl darum, daß der MAXX-COM Matcher (Antennenkoppler) am besten mit nichtresonaten Antennen arbeitet, daher soll man resonante Antennen entsprechend verlängern.
    Andererseits sagt MAXX-COM ganz klar, daß der Wirkungsgrad bei nicht resonanten Antennen sinkt.


    Meines Erachtens ist das KEINE Antenne für einen Funkamateur sondern eher für kommerzielle Anwender mit ständig wechselnden Arbeitsfrequenzen. MAXX-COM erwähnt die Installation auf einem Segelschiff. Die Marinefrequenzen sind übers Spektrum verteilt und liegen nicht harmonisch zueinander wie die (alten) Amateurbänder.


    > You may be interested to know that MAXX-COM is built to be a fully hardened device. We believe the Commercial Model MAXX-COM will pass a one megaton nuclear EMP (electromagnetic pulse) test 5.5 million volts for 1.5 microseconds). That explains why many users of MAXX-COM Matchers have told us about direct and indirect lightning hits that destroyed everything in line except the MAXX-COM.


    Auch die Aussage, daß die Antenne EMP-fest sei, ist für den Funkamateur nicht relevant, seine Station ist danach sowieso Schrott und der OM überlebt nur mit viel Glück.


    Mein Fazit zu dieser Antenne: Wenn genügend Sendeeistung zur Verfügung steht und man auf beliebigen Frequenzen "nur irgendwie raus" will, ist das wohl eine Möglichkeit, jedoch keineswegs für den Funkamateur und schon garnicht im QRP-Betrieb.
    Wie gesagt, meine Meinung YMMV.


    73
    Heinz DH2FA, KM5VT

    Heinz DH2FA, KM5VT

  • Vielen Dank - der Unterschied zwischen "bessere Anpassung" und "besserer Wirkungsgrad" war mir entgangen!


    Der Rest ist klar...


    73, Alfred, OE5AKM

  • Von: DJ1ZB


    Diese Empfehlung von Maxx-com könnte eine Augenwischerei sein für diejenigen, die vor allem aufs SWR schauen:


    Wenn die Antenne nicht resonant ist, soll das wohl heißen, daß sie hochohmiger ist als 50 Ohm (eine Lambda-Halbe-Antenne ist ja auch resonant, hat aber gut 1000 Ohm).


    Also unter der Annahme, daß nichtresonante Antennen hochohmiger sind als 50 Ohm, wäre das SWR dann immer relativ gut (und der Wirkungsgrad schlecht, weil die hochohmigen Antennen vergleichsweise wenig Strom ziehen), während resonante niederohmige Antennen sich parallel zu dem eingebauten 50-Ohm-Widerstand schalten und das SWR dann schlechter ist, während der Wirkungsgrad der Gesamtantenne eigentlich besser wäre, eben weil die resonante Antenne mehr Strom zieht.


    HW?


    Nebenbei bemerkt (hat mit dem Antennenwirkungsgrad wenig zu tun):
    Nach meiner Kenntnis sind die Marinefrequenzen oder Seefunkbänder 4-6-8-12-16-22 MHz) doch harmonisch zueinander, bis auf das später hinzugekommene 22-MHz-Band. Sie wurden zu einer Zeit festgelegt, als Frequenzvervielfachung noch weit verbreitet war. Alle Arbeitsfrequenzen der Schiffssender waren für die einzelnen Bänder harmonisch zueinander, auf der Basis von 2-MHz-Frequenzen. Aus rein praktischen Gründen, weil die Schiffssender für CW oft nur zwei Stufen hatten (z. B der Lorenz S540 aus den fünfziger Jahren ein ECO-PA, siehe http://www.seefunknetz.de), wurden z. B. Quarze für 4, 6 und 8 MHz vorgesehen und auf 12 und 16 MHz verdoppelt. Die Vervierfachung auf 16 von 4 aus wäre mit zwei Stufen schwerer machbar und hätte u. U. Nebenwellenprobleme mit sich gebracht. 22 MHz enthielt der S540 ohnehin nicht (ich hatte mal einen auf einem Schiff), weil man das, was man vielleicht auf 22 MHz hätte machen können, einige Stunden später sicherer auf 16 oder 12 MHz hätte absetzen können. Es mag sein, daß man später von den streng harmonisch liegenden Arbeitsfrequenzen abgekommen ist, als die neueren Sender alle Synthesizer hatten.


    73 Ha-Jo, DJ1ZB

    DL0AQB - Transfer Listserver <> Forum

  • Lieber Alfred,


    während meines Studiums hatte ich nur ein Zimmer im Stadtzentrum von München mit 2x3m Grundfläche und bei Funkbetrieb erhebliche Probleme mit einem geeignetem HF-Gegengewicht für meinen 10m langen versteckten Draht aus dem Zimmerfenster.
    Sämtliche Gegengewichtsversuche mittels Drähten, Alufolien und Mantelwellensperren blieben erfolglos und streuende HF machte Sendebetrieb mit 100 W unmöglich...


    Als Notlösung verwendete ich dann einen 1:4 Transformator mit parallelem 220 Ohm-Schluckwiderstand und dem Antennendraht am Trafoausgang.
    Neben der Platzersparnis für den Tuner bei gleichzeitigem europaweitem Allbandbetrieb in SSB verursachte ich keine Störungen in meinen Gerätschaften und in der Umgebung mehr.


    Mit 10 W führte ich anschließend Vergleichsmessungen mit mehreren Stationen in DL auf 80m durch, die einen Verlust durch diese Zwangsanpassung von etwa 6dB gegenüber konventionellem Tuner ergaben.


    Fazit: es ist eigentlich Schwachsinn, soviel mühsam erzeugte HF wieder in einem Widerstand zu verheizen, aber es geht und hilft unter bestimmten Umständen doch qrv zu werden. Für QRP unter 10W Ausgangsleistung ist eine solche Notlösung sicher völlig ungeeignet...



    vy 73,


    Harald

  • Herzlichen Dank für die Zuschriften und Tipps! Habe inzwischen selbst folgende Konfiguration auf KW ausprobiert: Abschlusswiderstand 50 Ohm, 5 W, 20 m Draht (aus Platzmangel 5 x abgewinkelt und teilweise in der Nähe von Blechflächen). Ergebnis: Perfektes SWR von 3,5 bis 50 MHz aber kein einziges QSO!


    73, Alfred OE5AKM

  • Hallo Alfred,
    wenn ich Dich richtig verstehe, hast Du folgendes gemacht:
    Innenleiter Koax über 50 Ohm mit Außenleiter Koax verbunden. An Innenleiter Koax 20m Draht angeschlossen.


    Ist das so ??

  • Zitat

    Original von DF5SF
    Hallo Alfred,
    wenn ich Dich richtig verstehe, hast Du folgendes gemacht:
    Innenleiter Koax über 50 Ohm mit Außenleiter Koax verbunden. An Innenleiter Koax 20m Draht angeschlossen.


    Exakt! Es war natürlich ein induktionsarmer Widerstand!


    Der "Rothammel" empfiehlt dafür minimal 5 bis 15 m Draht... Empfang war mit meiner Drahtlänge nicht berauschend aber durchaus brauchbar.


    73, Alfred, OE5AKM

  • Ich will jetzt kein Spielvcerderber sein aber das Ergebnis war eigentlich klar - warum?
    Der Ohmsche Realteil des Gebildes bildete im Wesentlichen der 50Ohm Widerstand. Das R der Antenne wir hochohmig sein. Beide sind Wirkwiderstände die aus deinem Sender kommende Energie, absorbieren. Nun kommt noch das Xj der 20m langen Drahtkonstruktion hinzu. Im besten Fall ist Xj=0 und dann könnte was gehen wenn die Leitung hoch genug ist und steil strahlt. Passiert das nicht, ist es eine schelchte Dummyload. Die Antenne wird durch den hohen Wirkwiderstand keine Leistung absorbieren. Wenn Du das R der Antenne(20m Draht) kennst, kannste sogar das Verteilungsverhältnis zwischen Draht und Widerstand ausrechnen. Das SWR sagt zunächst nur aus dass die Antenne sehr hochohmig sein muss denn sonst würde sich das SWR verschlechtern denn das R der Antenne wirkt ja parallel zum Widerstand und verkleinert diesen auf einen Wert von weniger als 50Ohm. Das Experiment kannste auch simulieren. Schnapp Dir mal MMANA,4NEC2 oder MININEC. Da kannste sehr schön sehen wie die Verhältnisse aussehen. Kostet ausser Zeit nichts und liefert recht brauchbare Ergebnisse.
    vy 73 de Gerd

  • Es war mir schon klar, dass mit dieser Anordnung nicht viel zu holen sein würde; dass allerdings gar nichts ging, hat mich dann doch überrascht! (Habe vergleichsweise mit einer angehängten Dummyload ohne Draht sogar einmal unbeabsichtigt ein nahe gelegenes Relais geöffnet, hi!)


    73, Alfred, OE5AKM

  • Das Problem ist die geringe Energie die noch an den unabgestimmten Strahler kommt , der noch dazu einen wahrscheinlich unednlich hohes R hat und damit zunächst keine Last darstellt, was bedeutet das nichts absorbiert sondern reflektiert wird. Auf den UKW-Bändern sind die Verhältnisse nicht so einfach zu erklären und zu beschreiben denn der komplexe Widerstand ist "wirklich komplex". Da ist schon ein Stück Zuleitung eine Antenne - wenn auch eine schlechte.


    Ich stehe vor einem ähnlichen Problem. Ich möchte gern eine Drahtantenne bauen die mir den Betrieb auch möglichst vielen KW Bändern ermöglicht ohne gleich zur Dummyload zu werden.
    vy 73 de Gerd

  • Zitat

    Original von DD4DA
    Ich stehe vor einem ähnlichen Problem. Ich möchte gern eine Drahtantenne bauen die mir den Betrieb auch möglichst vielen KW Bändern ermöglicht ohne gleich zur Dummyload zu werden.
    vy 73 de Gerd


    Und ohne ATU! Das wäre was ganz Feines...


    73, Alfred OE5AKM